STÄDTE
PAM PHYLI E N S
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PAMPHYLI ENS
UND
PISIDIENS
UNTER MITWIRKUNG VON
G. NIEMANN und E. PETERSEN
HERAUSGEGEBEN VON
KARL GRAFEN LANCKORONSKI
I. BAND
PAMPHYLIEN
MIT 2 KARTEN UNI> 2 PLANEN IN FARBENDRUCK. 31 KUPFERTAKELN UND 114 ABBILDUNGEN IM TEXTE
PRAG WIEN LEIPZIG
F. TEMPSKy F. TEMPSKY G. frettag
1890
ALLE RECHTE VORBEHALTEN
m
2.5D
^.
DEM ANDENKEN
DES UNVERGESSLICHEN FREUNDES UND
BEGEISTERTEN BEWUNDERERS DER ANTIKE
DES FREIHE^RN ALEXANDER VON WARSBERG
IN TREUER ERINNERUNG
DER HERAUSGEBER.
Adalin: Seeanflicht.
Einleitung.
I.
as Werk, welches wir hiemit dem Publicum darbieten, ist das Resul-
tat mehrerer wissenschaftlicher Reisen nach Pamphylien und Pisidien.
Angeregt durch die Expedition nach Lykien im Jahre 1882 unter Benn-
dorfs Führung, für deren Zustandekommen ich mitgewirkt hatte, gieng
ich im Herbste jenes Jahres zum ersten Male nach dem südwestlichen
B| Kleinasien. In Gesellschaft einiger Gelehrten und Künstler, darunter des
Med. Dr. von Luschan und des Malers Bara, verlebte ich zunächst einige Wochen auf der
Insel Rhodos, die mit allerlei Kreuz- und Ouerzügen und kleineren wissenschaftlichen Arbeiten
ausgefüllt wurden. Ende October schifften wir uns auf einem der englischen Dampfer, die
den Verkehr mit der Südküste Kleinasiens vermitteln, ein und landeten in Adalia. Die Fahrt
und das Stadtbild bei der Ankunft übertrafen meine Erwartungen, und ein längerer Aufent-
halt in Adalia verstärkte nur diesen Eindruck. Pline Reihe Excursionen nach den verschie-
denen nur wenige Stunden entfernten Ruinenstätten der pamphylischen Ebene Hessen mich
mit Staunen erkennen, welche Fülle wichtiger antiker Bauwerke, meist der späteren Kaiser-
zeit angehörig, die noch gar nicht oder nicht gehörig beschrieben waren, hier im Umkreise
— II —
weniger Meilen sich vorfinden. Fast noch mehr aber hatte es die herriiche Landschaft mir an-
g-ethan, die von keiner mir bekannten Gegend übertroffen, nur von der römischen Campagna
annähernd erreicht wird. Dies Alles brachte meinen Entschluss zur Reife, mich mit den
hier vorhandenen Denkmälern eingehender zu beschäftigen. Ich erwirkte sogleich vom Gou-
verneur von Adalia die vorläufige Erlaubniss zu Messungen und Aufnahmen, und wir giengen
zunächst in Perge an die Anfertigung des Stadtplanes. Einen Theil des Winters 1882
auf 1883 benützte ich dazu, um in Constantinopel durch unsere Botschaft mit den tür-
kischen Centralbehörden betreffs künftiger Unternehmungen in Fühlung zu kommen. Im
darauffolgenden Frühjahre aber durchritt ich, von einer Reise in Nordsyrien und längs
der Südküste Kleinasiens kommend, wieder die pamphylische Ebene und verweilte einige
Tage in Adalia. Von diesem zweiten Aufenthalt nahm ich den Vorsatz nach Hause, sobald
als möglich an der Spitze einer wissenschaftlichen Expedition wiederzukehren, welche die
Aufnahme und Beschreibung der classischen pamphylischen Ruinenstätten und der in den
sie umgrenzenden pisidischen Bergen befindlichen zum Zwecke haben sollte.
Diesen Plan führte ich aus, indem ich im September des folgenden Jahres 1 884 wieder
nach Pamphylien gieng, diesmal mit meinen jetzigen Mitarbeitern, den Herren Petersen und
Niemann. Dr. von Luschan schloss sich uns auch diesmal als Arzt an, und ausserdem
nahmen meine Freunde Hofrath von Harte 1, Professor der Universität Wien, von Soko-
lowski, Professor der Krakauer Universität, Maler von Malczewski, ein Oberlieutenant vom
Geniecorps als Kartenzeichner, Herr Architekt Moriz Hartel, Schüler der Akademie in Wien,
und ein Photograph an der Expedition Theil. Ich selbst gieng über Bulgarien nach Constan-
tinopel, wo mir durch freundliche Vermittlung der k. und k. Botschaft ein Befehl an den Wali
von Konia, dem der Gouverneur von Adalia untersteht, und an diesen selbst erwirkt wurde,
uns bei unseren Arbeiten, bei welchen ausdrücklich auf Erwerbung und Wegführung von
antiken Gegenständen verzichtet wurde, jede mögliche Unterstützung zu gewähren. Kaum
vierzehn Tage nach meiner Abreise von Wien traf ich in Syllion, einer der wichtigsten
Ruinenstätten Pamphyliens, ein und fand meine Gefährten schon rüstig an der Arbeit.
Ausser Syllion wurden in diesem Jahre vom September bis Anfang November noch die
wichtigsten Bauten von Aspendos und Adalia und ein Theil der Ruinen von Sagalassos
in Pisidien aufgenommen, nach Termessos, Side, Perge, Selge, Pednelissos aber von
zwei oder mehr Theilnehmern, während das Hauptquartier in einem der oben genannten
Orte aufgeschlagen war, Excursionen gemacht. Anfangs November traten die Professoren
Hartel, Petersen und Niemann von Sagalassos über Buldur durch das Mäanderthal die
Heimreise an und schifften sich in Smyrna nach Triest ein, während ich mit Sokolowski,
Malczewski und Luschan eine Reise nach Koniah in's Herz Kleinasiens unternahm. Hier
sicherte ich mir die Unterstützung des aufgeklärten und dem Unternehmen wohlwollenden
Wah Said Pascha gegen die häufigen Chicanen der Unterbehörden, die in unseren Ver-
messungen und Reisen trotz der Empfehlung aus Constantinopel kriegerische Spionage witter-
ten oder zu wittern vorgaben. In den letzten Novembertagen langten wir wieder in Adalia an,
wo indessen von den noch übrigen Gefährten tüchtig fortgearbeitet worden war, und kehrten
bald darauf über Rhodos nach Europa zurück.
— III —
Ende Juli 1885 gieng dann von mir ausgerüstet eine abermalige Expedition nach Pam-
phylien. An der Spitze standen die Herren Niemann und Petersen, von denen ersterer sich
ausser dem bewährten Moriz Hartel noch einen andern jüngeren Architekten, Herrn Rausch
aus Krakau, zugesellt hatte. Dr. Hey der trat an die Stelle des inzwischen an das ethnogra-
phische Museum in Berlin berufenen Dr. von Luschan und als Karten- und Plänezeichner
war diesmal Oberlieutenant Hausner gewonnen. Die Expedition begann ihre Arbeiten mit
einem längeren Aufenthalt unter den Ruinen des hochgelegenen Termessos an der Grenze
von Pisidien, Pamphylien und Lykien. Ferner wurden Cretopolis und Crem na besucht, in
Sagalassos die Arbeiten vom vergangenen Jahre fortgesetzt und in Aspendos dieselben
zum Abschluss gebracht. Auch von Perge und Side wurde das Wichtigste erledigt und so
trotz einiger Erkrankungen, insbesondere mehrerer hartnäckiger F"ieberanfa.lle, von denen Pro-
fessor Niemann heimgesucht wurde, bis zur Heimkehr der Herren im November ein grosses
Stück Arbeit vollendet. Eine weitere Expedition, die aus vielfachen Gründen wünschenswerth
gewesen wäre, musste wegen anderweitiger Beschäftigung der Haupttheilnehmer und aus
anderen Ursachen unterbleiben; dennoch glauben wir in dem vorliegenden Werke, das frei-
lich wie alle Menschenarbeit nur Stückwerk ist und nicht entfernt das künsüerische und archäo-
logische Arbeitsmaterial, welches jene Länder darbieten, erschöpft, des wissenschaftlich Inter-
essanten und Beachtenswerthen genug zu bieten.
Die sämmtlichen architektonischen und landschaftlichen Abbildungen, welche das Werk
enthält, sind durch mechanische Vervielfältigung von Tusch- und Federzeichnungen her-
gestellt, und zwar der grössere Theil derselben, die Textillustrationen, durch Zinkätzung
ausgeführt von Angerer und Göschl in Wien. Die Herstellung der selbstständigen Tafeln
ausser Text geschah auf dem Wege der Heliographie durch das k. und k. militär- geogra-
phische Institut und zum geringeren Theile im Atelier J. Blechinger in Wien. Die Originale
der Tafeln und Textfiguren sind mit wenigen Ausnahmen von G. Niemann gezeichnet wor-
den, theils direct nach der Natur, theils auf Grund seiner unter Beihilfe von Moriz Hartel
und Rausch ausgeführten Aufnahmen und unter Benützung eines reichen, zu diesem Zwecke
angefertigten Materiales von circa 1000 Photographien. In Bezug auf die architektonischen
Zeichnungen ist zu bemerken, dass, soweit dieses die Grössenverschiedenheit der einzelnen
Objecte irgend erlaubte, Uebereinstimmung der Massstäbe angestrebt worden ist
Von dem Oberlieutenant Hausner des k. und k. militär-geographischen Institutes wurden
die Pläne der Ruinenplätze aufgenommen und vom k. und k. militär-geographischen Institute
ausgeführt; daselbst sind auch die beiden Karten angefertigt, deren Originale von Heinrich
Kiepert entworfen wurden. Dem Entwürfe der Detailkarte des pamphylisch-pisidischen
Gebietes liegen alle Daten zu Grunde, welche durch uns oder andere Reisende bisher bekannt
geworden sind.
In den Text des ersten Bandes theilten sich meine Mitarbeiter in der Weise, dass
Petersen ausser der Bearbeitung des inschriftlichen Materiales den geschichtlichen und
topographischen Theil (Seite i — 19, 33 — 50, 65 — 75, 85 — 95, 125 — 146), Niemann
die Beschreibung der Bauwerke (Seite 20 — ^2, 51 — 64, 76 — 84, 96 — 124, 147 — 152)
übernahm.
— IV —
Mein ganz besonderer Dank gehört an dieser Stelle meinem Freunde Hofrath von Hartel,
dessen Erfahrung, Rathschläge und energisches Eingreifen die Herausgabe des ersten Bandes
im Jahre 1 890 ermöglichte.
Gleichzeitig mit der deutschen erscheinen eine französische und eine polnische Ausgabe.
Herr Georges Perrot, der berühmte Herausgeber des Werkes: Histoire de l'art dam
lantiqiiite, hat mir freundlichst dafür einen seiner Schüler, Herrn Colardeau empfohlen
und trotz seiner so sehr in Anspruch genommenen Zeit die Aufsicht über die Uebersetzung
ins Französische selbst übernommen, wofür ich ihm hiemit meinen ergebensten Dank sage,
der ebenso meinem Reisegefährten von Sokolowski für die hingebende Art, mit der er
sich der von einigen seiner Schüler veranstalteten polnischen Uebersetzung annahm, gebührt.
II.
A/wischen je zweien der drei Welttheile, die das Mittelmeer einschliessen, finden wir
jedesmal eine Halbinsel, die von einem zum andern hinüberleitend, trotz der Meerenge, die
sie vom Nachbarerdtheil trennt, eine verbindende Brücke bildet. Nicht ohne einige Berechti-
gung zählten manche alte Geographen Arabien zu Afrika, denn geographisch wie historisch
standen und stehen die beiden Uferländer des Rothen Meeres in engem Zusammenhange.
Wer die Pyrenäen überschritten hat, ist mehr als einmal geneigt, sich zu fragen, ob nicht viel-
mehr diese statt der Meerenge von Gibraltar die Grenze zwischen Europa und Afrika bilden,
und ebenso kann man Kleinasien bald als Fortsetzung Asiens, bald als solche Europas mit
beinahe gleicher Berechtigung ansehen.
Westlich vom armenischen Hochland, dem Quellengebiete des Euphrat und Tigris, dehnt
sich, den Kern der Halbinsel bildend, ein weites Hochplateau aus, eine baumlose Steppe mit
einer Einsenkung in der Mitte ohne Abfluss nach Aussen und mit Salzseen, die Zeugniss da-
von ablegen, dass sie vor Urzeiten vom Meere bedeckt war. Dieses Hochplateau, den central-
asiatischen Hochebenen ähnlich, deren rauhes Klima es theilt, während die Küstenländer
sich des Klimas und der Vegetation der übrigen Mittelmeerländer erfreuen, fallt nach Westen
zu allmälig ab, die Ströme, die ins Aegäische Meer sich ergiessen, sind ziemlich weit ins
Land hinein schiffbar, und uralte bequeme Verkehrswege führen vom Bosporos und den
gesegneten Gestaden loniens nach der lykaonischen Hochebene und von da weiter durch die
Euphratländer nach Iran und dem persischen Meerbusen. Nach Süden und Norden hingegen
thürmen sich mächtige, schwer übersteigliche Randgebirge auf, parallel zum Meere sich hin-
ziehend und das Centralgebiet von den Küstenländern abschliessend, und die Ströme, die nach
dem Schwarzen und Mittelländischen Meere fliessen, den grössten derselben, den Halys, nicht
ausgenommen, sind nur auf ganz kurze Strecken von der Mündung aufwärts zu befahren.
Das Land ist also schon von der Natur vorherbestimmt als Durchzugsland zwischen
der Balkanhalbinsel und dem inneren Asien, und dazu kommt noch als Hauptfactor die für
— V —
Handel und Schiffahrt so überaus günstige Westküste im Gegensatz zur Nord- und Süd-
küste. Auf unserem ganzen Planeten gibt es kein zweites linder- und Meergebiet, wo sich
Land und Wasser ähnlich durchdringen, wie jenes ein Ganzes für sich bildende des Aegäischen
Meeres mit der Ostseite Griechenlands und der Westseite Kleinasiens zwischen den Darda-
nellen und Cap Cnidos. Ganz uneigentlich finden wir den Namen Griechenland auf den süd-
lichen Theil der Balkanhalbinsel beschränkt. Eigentlich müsste man die Gesammtheit von
Halbinseln, Inseln, Meerengen, Ebenen und Gebirgen so bezeichnen, die vom Marmarameere
bis Kreta reicht und das europäische Griechenland ebenso umfasst als die kleinasiatische
Westküste, die Heimat Homer's und der ältesten griechischen Cultur. Die Nord- und Süd-
küste Kleinasiens dagegen liegen jenseits der eigentlichen griechischen Welt und können sich,
was Küstengliederung und brauchbare Häfen betrifft, nicht entfernt mit der Westküste
messen. Auf den uralten Heerstrassen zwischen den westlichen Meeren und dem Euphrat
sind über Kleinasien noch ungleich häufigere Völker- und Culturströmungen dahingezogen
als über die pyrenäische und arabische Halbinsel. Von Osten kamen die Assyrer und Perser,
das Christenthum, die Araber und Türken, von Westen kam die griechische Civilisation,
kamen die Heere der Gallier und Alexanders, die der Römer und Kreuzfahrer und bricht
sich auf Telegraphendrähten und Schienenwegen unsere moderne Cultur langsam Bahn durch
den faulen Sumpf ottomanischen Verfalles. Immer Stoss und Gegenstoss einander feind-
licher Strömungen aus erster Hand empfangend, hat es dies Land nicht wie etwa Iran oder
Mesopotamien zu einer einheiüichen Cultur bringen können, und für kein anderes der alten
Welt hat die Pax Romana unter den römischen Kaisern mit ihren doch im Grunde hauptsäch-
lich negativen Wohlthaten so sehr eine unerhört glückliche Periode des Ausruhens und Auf-
blühens bedeutet, der dann wieder dunkle Jahrhunderte voll Greuel und Verwüstung folgten.
Eine natürliche Folge der Küsten- und Bodenbeschaffenheit aber war es, dass die wesdichen
und milderen Landschaften der Halbinsel ungleich mehr in den Strudel der Weltereignisse
hineingerissen wurden als die nördlichen und südlichen Uferländer.
Fassen wir nun die Südküste der grossen Halbinsel näher ins Auge und lassen vorher
noch den Blick auf der Karte über den griechischen Archipel schweifen, so fallt uns die
Insel Rhodos auf, die vor diese Inselwelt und damit auch vor das eigendich griechische Ge-
biet als Riegel nach Osten sich vorschiebt wie Kreta nach Süden. Nicht allzuweit ösüich von
Rhodos springt die lykische Halbinsel ins Meer vor, hierauf weicht die Küste stark nach Nor-
den zurück, um dann bis zu den Grenzgebirgen Syriens noch einmal vorzutreten und wieder
zurückzuweichen. Die vortretenden Länder sind zwei Gebirgslandschaften, von den Aus-
läufern des Taurus gebildet, die bis an das Ufer reichen: Lykien und das rauhe Kilikien; da,
wo das Meer ins Land hineinschneidet, lassen die Berge, noch weiter nach Norden zurück-
tretend, für zwei nicht übermässig ausgedehnte Flachländer Raum : Pamphylien und das
ebene Kilikien. Der Gegensatz in der Bodenerhebung hatte naturgemäss auch einen Gegen-
satz in der Rolle zur Folge, welche diese Landschaften in der Geschichte gespielt haben,
und selbstverständlich mussten die Gebirgsländer gegen die Ebenen zurückstehen.
Während jedoch die kilikische Ebene, als Vorland Syriens die wechselnden Schicksale
des letzteren vielfach theilend, von welthistorischer Bedeutung geworden ist, blieb die pamphy-
— VI —
lische zwischen Lykien und dem rauhen Kilikien eingekeilt, zu Lande fast ausschliesslich aut
den Verkehr von Norden her über die pisidischen Pässe beschränkt. Dieselbe ist vom Strome
der grossen Ereignisse weit weniger berührt worden und zeigt von jeher einen mehr provin-
ziellen Charakter. Der Colonisationstrieb von Phönikern und Griechen und die glückliche
Zeit der römischen Kaiserherrschaft hat aber auch auf diesem von der Natur reich bedachten
Boden üppige Blüthen getrieben und am Meeresufer und weiter landeinwärts Gemeinwesen
entstehen lassen, die durch \^olkszahl, Handel, Cultur hervorragten und deren reiche Ueber-
reste den Wanderer noch heute in Bewunderung versetzen.
Steigen wir, die Flüsse stromaufwärts verfolgend, die Bergstrassen hinauf, die nach
Norden führen, so befinden wir uns, sobald wir die Ebene verlassen haben, im alten Gebirgs-
lande Pisidien, dessen Grenzen gegen das Flachland hin niemals fest bestimmte waren, so
dass Theile davon von' den Römern in ihre Provinz Pamphylien einbezogen wurden, lieber
diese Pässe gelangt man in drei bis vier Tagmärschen von der Meeresküste aus zu drei grossen
Seen, die im Gebirge in einem weiten Halbkreise parallel zum Golf von Adalia liegen. Es sind
dies im Nordosten und Nordwesten die salzhaltigen Seen von Buldur und Beisher, und
zwischen ihnen der grössere Süsswassersee von Ejerdir. Was mannigfaltige Schönheit ihrer
Ufer betrifft, dürften sie von wenigen anderen Binnenseen übertroffen werden, am ehesten
aber möchte ich sie mit dem trasimenischen, dem von Bolsena oder dem See Genezareth ver-
gleichen. Auf den Randgebirgen, die Ebene beherrschend, oder mitten in den Bergen, süd-
lich von jenen drei Seen, stossen wir auf Ueberreste altberühmter Felsenstädte, und wer sich
vornimmt, die Ruinenplätze der Ebene zu beschreiben, wird von selbst daraufgewiesen, am
Fusse der Berge nicht Halt zu machen, sondern auch die antiken Reste im südlichen Pisidien
in seine Beschreibung aufzunehmen, deren in Anbetracht ihrer topographischen Lage stau-
nenswerthe Bauten mit den Ruinen der Ebene viel Gemeinsames bei doch wieder charakte-
ristischen Unterschieden aufweisen.
Haben wir so die Ebene und das sie umklammernde Hochland umschrieben, innerhalb
deren die Plätze liegen, welche in unserem Buche behandelt werden sollen, werfen wir, ehe
wir unser eigentliches Gebiet näher betrachten, einen Blick auf die umliegenden Landschaften.
Da finden wir zunächst, dass nicht gar weit nördlich vom Buldursee der Mäander entspringt,
der grösste Strom des westlichen Kleinasien, und durch das Mäanderthal führt auch eine uralte,
verhältnissmässig bequeme Strasse, deren angebliche Fahrbarkeit man aber heute besser thut,
nicht auf die Probe zu stellen, in vier Tagreisen nach Aidin, dem alten Tralles, und weiter
nach Milet, Ephesus und Smyrna. Berge trennen, Flüsse aber verbinden, und dank dem
Mäander kann man sich schon in Buldur, was Wohlstand, Verkehr, Bauart der Häuser und
Tracht der Bewohner anlangt, in den westlichen Küstenländern Kleinasiens glauben. Eine
halbe Tagreise östlich von Buldur liegt die wohlgebaute Stadt Isbarta, das alte Baris, wie
Buldur reich an türkischen Bauwerken, von welcher aus man in wenigen Stunden den See von
Ejerdir erreicht. Wer, wie ich, an einem hellen Herbsttage auf einer Anhöhe anlangend, zuerst
das Bild der türkisenfarbigen grossen Wasserfläche in sich aufgenommen hat, mit den ernsten
Bergen, die, kahl und sanft ansteigend, sie umrahmen, den beiden lieblichen Inseln, die an
die Borromäischen mahnen, aus deren einer ein zierliches Minaret hervorragt, und den schönen
— VII —
Cedern, Platanen und Pappeln im Vordergrunde, die die Stadt Ejerdir dem Blicke noch ver-
bergen, dem wird es für immer in der Seele haften.
Nach Koniah und der centralen Hochebene Kleinasiens führen vom Ejerdirsee aus zwei
Wege, ein südlicher kürzerer, beschwerlicherer, am See von Beisher vorbei, und ein nörd-
licher, längerer, bequemerer. Dieser geht zunächst nach Jalowatsch, dem alten Antiochia
Pisidiae, mit den schönen Resten einer antiken Wasserleitung und denen der berühmten
Basilica, in welcher der heilige Paulus gepredigt hat, dann über den hohen Gebirgspass des
Paropamisos oder Sultan Dagh nach Akshehr, der malerisch gelegenen Stadt mit den zahl-
reichen Grabstätten mohammedanischer Heiliger und schönen Moscheen, und von da an
einigen architektonisch merkwürdigen Chanen vorüber, über einen weiteren Passübergang
nach dem weiten lykaonischen Hochplateau. Dieses, das Kernland Kleinasiens, hat streng
asiatischen Charakter. Gehört die Westküste noch ganz, die Nord- und Südküste mindestens
zum Theile Europa, so sind wir hier in einem fremden Welttheil, und Koniah, die uralte, echte
Türkenstadt, verhält sich zu Smyrna und Constantinopel wie etwa Moskau zu Petersburg sich
verhält. Die von Gebirgen umgebene grosse vegetationslose Hochebene hier und das pam-
phylische Tiefland am Meere stehen in ausgesprochenem Gegensatz, der sich mir deutlich zu
fühlen gab, als ich Ende November 1884 Koniah verliess, wo wir Mühe hatten, uns gegen
die Kälte zu verwahren, während wir nach wenigen Tagreisen bei AdaHa, von üppiger Mittel-
meerflora umgeben, unter der herbstlichen Sonne stark zu leiden hatten.
Mit diesen nordwestlichen und nordöstlichen Landschaften waren Pisidien und Pam-
phylien von jeher in verhältnissmässig regem Verkehr, und von ihnen waren sie in alten
Zeiten politisch abhängig und sind es auch heute noch. Es lässt sich auch sowohl in den
heutigen Menschenniederlassungen als in den Ueberresten der antiken und mittleren Zeit ein
allmäliger Uebergang aus dem Charakter des einen Landes in den des andern nachweisen. Mit
den gebirgigen Uferländern im Westen und Osten der pamphylischen Ebene hingegen konnte
nie ein lebhafterer Verkehr sich entwickeln und sie haben ihre Geschicke weder wesentlich
beeinflusst, noch sind die ihrigen von ihr beeinflusst worden.
Gegen Westen führen nicht allzu beschwerliche Wege nach der lykischen Halbinsel
mit ihren P'elseneinöden und Flussthälern, die, mit Platanen und Pinien besetzt, wie grüne
Bänder durch die Gebirgsmassen sich schlängeln, ihren Ueberresten uralter Gultur, meist
Wohnungen der Todten, oft mit prunkenden, kunstreichen Bildwerken geschmückt oder in
schlichterer Weise, aber doch als dauernde Herbergen in Stein den vergänglichen Holz-
häusern der Lebenden nachgebildet, meist mit Inschriften versehen in alter, schwer zu ent-
ziffernder Schrift, die oft Flüche enthalten gegen den Frevler, der es wagen sollte, die stille
Behausung zu erbrechen, was aber doch machtlos blieb gegenüber der Gold- und Wiss-
begier später lebender Menschen, mit ihren scheuen, aber treuherzigen Bewohnern, die
mühsam ihre kümmerlichen Aecker bestellen oder ihreHeerden weiden und weltentrückt durch
allen Wechsel der fremden Eroberer und der Religionen, den die Zeiten gebracht haben, den
Typus der Urbevölkerung bewahren.
Lykien, das kleinasiatische Tirol, legt sich wie eine Berginsel zwischen unser IJinder-
gebiet und die Uferländer des Aegäischen Meeres, aber mit der Verbindung nach Osten zu
_ VIII —
durch das rauhe Kilikien steht es wenig anders. Der Wanderer kann, vom Ostende der pam-
phylischen Ebene aus auf wenig begangenem Wege der Küste entlang an manchen antiken
Trümmerstätten vorbeikommend, in zwei Tagmärschen das weit vorspringende Cap Cora-
cesium erreichen, mit der merkwürdig an den senkrechten Felsen hinaufgebauten und an tür-
kisch-arabischen Bauwerken so reichen Stadt Alaja, die an phantastischem Zauber Adalia wo-
möglich noch übertrifft. Von hier gelangt man in sechs beschwerlichen Reisetagen über den
südlichsten Punkt Kleinasiens, das unvergleichlich gelegene Cap Anamur hinaus, die Insel
Kypern tagelang im Auge behaltend, bis Mersina. Die an natürlichen kleinen Häfen reiche
Küste und die noch jetzt üppigen Wälder, welche die Berge bis an das meist steil abfallende
Ufer bedecken, lassen uns dieses Land als das Eldorado der antiken Seeräuber erklärlich
erscheinen, deren Gefangener einst Cäsar wurde, und deren Besiegung Pompejus so viel An-
strengung kostete. Bis auf wenige Hafenplätze von heute nur geringer Bedeutung und einige
grössere Städte im Innern im Flussthale des Kalykadnus ist dies wohl eines der wildesten
und am wenigsten cultivierten Länder Vorderasiens von jeher gewesen. Wie in Pamphyhen
geht aber auch hier der Hauptverkehr von Norden nach Süden über die Berge nach der
lykaonischen Hochebene und über den schmalen Meerarm nach Kypern. Kaum hat man den
Melas, den östlichsten Fluss Pamphyliens, überschritten, glaubt man sich in einer andern Welt,
und schon fühlen wir die Nähe Syriens und des eigentlichen biblischen Orients in Typus und
Tracht der Bewohner.
III.
NX^er bei klarem Wetter, von Rhodos kommend, auf einem der kleinen, wenig einladenden
englischen oder griechischen Dampfer, den einzigen, welche dem Reisenden in diesen Ge-
wässern zur Verfügung stehen, der Küste Pamphyliens sich nähert, zur Rechten das offene
Meer, zur Linken die lykische Halbinsel, dem zeigt sich eine ununterbrochene Reihe erhabener
und fesselnder Landschaftsbilder. Gewaltige Bergriesen strecken ihre schneebedeckten Häupter
in den durchsichtigen Aether und felsige, steil abfallende Ufer wechseln mit kleinen Küsten-
ebenen an den Mündungen der Flüsse, Felseninseln von seltsamen Formen steigen aus den
Fluthen empor, bald das Schiff nöthigend, durch eine Meerenge zwischen ihnen und dem
Festlande durchzufahren, bald in breiterer Ausdehnung dem Reisenden nur einen flüchtigen
Blick in phantastisch ausgezackte Buchten gestattend. Fast nur ärmliche Menschennieder-
lassungen von Fischern und Schiffern zeigen sich am Ufer und droben auf Halden und Wiesen
zwischen den Felsgebirgen unseren Almhütten ähnliche Holzhäuser.
Da biegen wir, die wir bisher gegen Osten fuhren, um das Cap Chelidonia herum mit
den zwei davorliegenden Inseln, von denen die grössere, wie eine Sphinx im feuchten Element
hingelagert, weit und breit nach allen Himmelsrichtungen dem Wanderer als Wahrzeichen
dient, wie Capri in den neapolitanischen Gewässern. Wir steuern gerade gegen Norden, an
der Chimära vorbei, dem „unsterblichen Erdfeuer ", das seit Jahrtausenden dem Schiffer bei
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Nacht den Weg zeigt und zu mannigfachen Sagen Anlass bot, und nun taucht gerade vor uns
erst undeutlich, dann immer bestimmter ein Streifen Landes auf von ganz entgegengesetztem
Charakter. Wie das Ufer von Helgoland erhebt sich die Küste von rothbraunen Kalkfeben
etwa 30 Meter hoch senkrecht aus dem Meere, in das sich Flüsse und Bäche als Wasserfalle
stürzen, und auf dieser natürlichen Mauer stehen um eine Hafenbucht andere schön gezackte
von Menschenhand, eine ausgedehnte Stadt umschliessend und durchziehend, von Palmen und
Minareten überragt. In der Ferne begrenzen die zackigen und doch edlen Formen einer süd-
östlich streichenden Kette des Taurus das märchenhafte Bild und lassen so die Ebene ahnen,
die sich zwischen ihnen, dem Meere und den nach Norden weiter ziehenden Solymer Bergen
ausdehnt. Wir haben Adalia vor uns, die alte Hauptstadt von Pamphylien, heutzutage der
einzige grössere Hafenplatz an der ganzen langen Südküste von Kleinasien, das schon halb-
syrische Mersina ausgenommen.
Sind wir unter dem in diesen Ländern üblichen Tumult von schreienden und fluchen-
den weissen, braunen und schwarzen Schiffern und Packträgern gelandet und steigen vom
Hafen die schlecht gepflasterten beschwerlichen Gassen zur oberen Stadt hinauf, so zeigt
sich uns eine Fülle bunter und fremdartiger Bilder. Endlose Karawanen mit Säcken und
Kisten schwerbepackter Kameele, die Thiere mit Stricken aneinander gehängt, versperren
uns auf Schritt und Tritt den Weg, doch wir klagen nicht über den Aufenthalt ; denn rechts
und links, vorne und rückwärts gibt es vollauf zu schauen, seltsam und unerwartet Neues
und doch wieder an Wohlbekanntes Anklingendes, so auch in dieser fremden Welt vom
örtlichen und zeitlichen Zusammenhang aller irdischen Dinge Zeugniss ablegend. Hier ein
Haus, geräumig, ganz von Holz, mit sonderbarem Geländer um den Hof herum, nach der
Strassenseite kunstvolle Holzgitter, welche die Fenster vor Sonnenstrahlen und Blicken der
Neugierigen schützen. Unter den Hausthüren aber oder paarweise die Strassen durchwandelnd
erblicken wir Griechinnen bunt gekleidet und mit Schmuck behängt, Haare und Augenbrauen
mit „Henne" roth gefärbt, was hier heute ebenso Modefarbe ist wie in Rom vor 1800 oder
in Venedig vor 400 Jahren. Ein griechischer Sarkophag mit Reliefs, die Feuchtigkeit und
Verstümmlung von Menschenhand beinahe unkenntlich gemacht haben, dient als Brunnen,
und in die Front eines türkischen Schulgebäudes sind römische Säulen eingemauert, von
irgend einem Tempel oder Triumphbogen herrührend. Hier erzählt eine Inschrift in Marmor
mit wunderbar gearbeiteten arabischen Lettern und dort ein kleiner steinerner Löwe im Relief,
an persische und assyrische Kunst mahnend, von der entschwundenen Herrlichkeit des Sel-
tschukenreiches, oberhalb jenem Thore aber gewahren wir einen andern Löwen über einem
Schachbrett, das Wappenschild irgend eines Kreuzfahrers. Hier eine byzantinische Kirche, die
jetzt als Moschee dient, mit auffallend feinen Fenstereinfassungen, und dort ein arabisches
Thor, dessen Ornamente mit ähnlichen in Cairo wetteifern können, ein römischer Rundthurm
in der Art des Grabmals der Cäcilia Metella und schlanke Minarete wie in Koniah. Das Be-
deutendste aber ist ein grossartiges römisches Thor aus der Zeit Hadrians, erst jüngst wieder
aufgefunden.
Fast alle breiteren Strassen werden von frischen Wasserbächen zumeist in steinernen Rinn-
salen durchsprudelt, und eines der Hauptmerkmale Adalias sind die zum Theil antiken, zum
— X —
Theil mittelalterlichen Mauern, die mit je fünfzig Schritt von einander entfernten viereckigen
Thürmen die Stadt von den Vorstädten trennen, aber auch innerhalb des Stadtkernes das
türkische, griechische und jüdische Viertel untereinander absondern. Schier zahllos aber sind
die überraschendsten Aussichtspunkte auf die lykischen Berge über das Meer oder nach den
pisidischen über die Ebene weg, auf die üppig grünen Gärten der Umgebung und auf das
Treiben am Hafen.
Nach einer beiläufigen Schätzung soll Adalia heute 25.000 — 26.000 Einwohnerin unge-
fähr 4500 Häusern zählen. 7000 davon sind Griechen, 50 Armenier, 250 Juden, der Rest Mo-
hammedaner, hauptsächlich Türken, aber auch Araber und Angehörige anderer Stämme. Es
gibt hier 10 Moscheen, 8 griechische, i armenische Kirche, 14 14 Kaufläden, 13 Chans
oder Gasthäuser, 13 türkische Bäder. Jede Moschee ist zugleich türkische Volksschule und
werden in allen zusammen bei 1500 Knaben unterrichtet, ausserdem besteht hier noch eine
besondere Volksschule oder Rusdieschule mit 120 Schülern und 6 höhere oder Softaschulen
mit circa 300 Schülern. Die Griechen haben eine höhere, 2 Volksschulen für Knaben, i für
Mädchen und i für kleine Kinder, wo im Ganzen bei 450 Knaben und bei 300 Mädchen
unterrichtet werden. Weit schlechter als mit dem Unterrichte war es 1885 mit der Kranken-
pflege bestellt; denn es gab damals allerdings ein türkisches und ein griechisches Spital,
aber das erstere war nur für die Garnison vorhanden und letzteres, das Geschenk eines Bür-
gers, konnte nicht benützt werden, weil keine Mittel zu dessen Instandhaltung da waren.
Der Bazar und der Konak, der Palast des Gouverneurs, liegen ausserhalb der Stadt-
mauern. Ersterer bietet nichts Besonderes dar, was ihn von ähnlichen Bazaren in anderen
mittelgrossen türkischen Städten unterschiede. Auffallend sind nur die Menge Pelzwaaren in
einem so warmen Lande und die herrlichen Früchte, ein Product der umliegenden Gärten.
Der Konak ist ein grosses Holzhaus, baufällig, wie fast alle türkischen Regierungsgebäude
in der Provinz. Während meiner Anwesenheit in Adalia kam der Mutessarif oder Unter-
gouverneur nur dahin, seine Geschäfte zu besorgen, wohnte aber in einem besonderen Hause,
westlich vor der Stadt, mit dem Blick auf die Solymer Berge. Hier ragen aus braunem zackigen
Travertingestein nur einzelne Häuser hervor. Im Norden und Osten vor der Stadtmauer
hingegen finden wir Gärten und Vororte, die schier kein Ende zu nehmen scheinen, wie
wir ihnen bei allen orientalischen Städten begegnen. Zahllose Wasserbäche treiben hier
eine grosse Menge von Mühlen und geben dem Stadtgebiet etwas von einer Oase, wo
im Spätherbst nach der verzehrenden Gluth des Sommers Alles noch im frischesten Grün
prangt. Dank der gegen Norden geschützten Lage gedeiht sogar die Dattelpalme, der
Reichthum an Orangen, Citronen, Feigenbäumen, Johannisbrotbäumen ist überwältigend
und Zuckerrohr wird in grossen Mengen gepflanzt. Von Blumen findet sich die Cistusrose,
viele Iris-, Orchideen- und Lilienarten und Weinreben schlingen sich allerwärts um die Bäume.
Inmitten dieser Gärten trafen wir gegen Nordosten auf die malerisch durcheinander stehen-
den und liegenden Grabsteine des türkischen Friedhofs, von prachtvollen hochstämmigen
Nadelbäumen beschattet.
Wer die ganze Schönheit dieses Erdwinkels auf sich wirken lassen will, der wird vor der
Stadt ostwärts sich wenden und durch die Gärten und an zahlreichen Mühlen vorüber, dann
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die steile Felsenkante entlang gehen, bis er zu einem Leuchtthurm kommt. Bis Cap Chelidonia
übersieht man von hier den ganzen königlichen Golf mit den lykischen Schneebergen, sich
umwendend die schöngeformten pisidischen Berge im Norden. Wenige Aussichten der be-
wohnten Erde können es mit dieser aufnehmen.
Die Küste zwischen dem Orte westlich von Adalia, wo Einige die alte Stadt Olbia ver-
mutheh, und der Mündung des Melas an der Grenze Kilikiens ist ungefähr 70 — 80 Kilometer
lang. An den Mündungen der Flüsse sandig und sumpfig, zeigt sie meist den röthlichen
Klippenstrand, welcher derselben charakteristisches Gepräge verleiht. Schön ist es ihr entlang
zu fahren, an Grotten vorbei, in die das Meer sich hineinzieht, und die mannigfachen Contouren
der Klippenfelsen zu beobachten, noch schöner oben auf der Kante zu gehen, das wechselnde
Panorama von Meer, Ebene und Bergen an sich vorüberziehen lassend. Nur zwei natürliche
Hafenbuchten finden wir am ganzen Gestade und beinahe an den äussersten Enden desselben:
an der einen westlichen liegt Adalia, an der andern im Osten, zwei Tagereisen davon entfernt,
lag das einst durch seinen Sclavenhandel blühende und mächtige Side, dessen Trümmer heute
von den Türken als das alte Adalia, Eski Adalia, bezeichnet werden. Auf einer weit von
Nordost nach Südwest vorspringenden Halbinsel schimmern aus üppigem dunklen Strauch-
werk die mächtigen Ruinen der Stadtmauern, des Theaters und einer Brunnenanlage hervor.
Reste eines Molos begrenzen den nun versandeten Hafen, und auf seinem Wege durch das
schier undurchdringliche Gestrüpp stösst der Wanderer auf zahlreiche, prächtig gemeisselte
Capitelle und Säulentrommeln, die von Tempeln und Hallenbauten herrühren.
Fassen wir nun die Ebene ins Auge, die zwischen dem Meere, der Kette der Solymer
Berge und den pisidischen Bergen sich ausdehnt. Sie ist etwa 5700 Quadratkilometer gross
und wird durch den mächtigen Kestrosfluss ungefähr in zwei Hälften getheilt, östlich vom
Kestros stossen wir auf zwei weitere Flüsse, den Eurymedon und den Melas, welch' letzterer
als Grenzfluss der Ebene angesehen werden kann. Die westliche Hälfte wird durch den nur
ab und zu oberirdisch fliessenden Duden bewässert, der früher im Westen von Adalia, jetzt
aber eine kleine Distanz östlich davon sich als Wasserfall ins Meer stürzt, daher von den
Alten Katarraktes genannt.
Reiten wir von Adalia in nordöstlicher Richtung durch die Vorstädte und Gärten an
den Wassermühlen und Kaufbuden vorüber, so gelangen wir nach etwa einer Stunde in die
freie Ebene. Was uns zuerst an ihr auffällt, ist die beinahe täuschende Aehnlichkeit mit der rö-
mischen Campagna. Dieselbe grossartige Weite, ein ähnlicher, wenn auch schönerer Himmel,
ähnliche edle Bergformen in blauer Ferne wie die des Sabinergebirges, nur Alles mehr ins
Grosse übersetzt. Selbst der Soracte fehlt nicht, durch eine einzeln stehende Berggruppe im
Nordwesten uns vor das Auge gestellt. Schön ist diese Ebene an wolkenlosen Tagen, schön
auch wenn Gewitter über sie herbrausen und von Norden und Westen heran ziehend über
ihr sich mit tropischer Gewalt entladen, am herrlichsten aber erschien sie mir in einer
Octobernacht, als ich stundenlang unter dem vollen Monde dahinritt und der zarte grünliche
Ton des Himmels mit dem Violett der Berge noch nie gesehene Farbenstimmungen erzeugjte.
Die Ebene ist, soweit sie bebaut ist, von grosser Fruchtbarkeit, aber nur selten trifft
man auf einen Meierhof (Tschiflik) oder ein von besser bestellten Feldern umgebenes Dorf.
— XII —
Nur ungefähr 6000 Einwohner leben auf der grossen Fläche zerstreut, während die
westlichen Bergdistricte Pisidiens siebenmal dichter bevölkert sind, und im Sommer ist sie
gerade so wie die kilikische Ebene beinahe menschenleer; denn Alles flüchtet vor der Gluth-
hitze und den Fieberdünsten auf die Jailas, die Alpendörfer in den pisidischen Bergen.
Die Heimkehr von der Jaila im Herbst findet in feierlicher Weise statt: die Kameele bunt
mit Bändern geschmückt, die Weiber in ihren besten Anzügen, ohrenzerreissende Musik.
Auf vielbegangenem, mit unförmlichen Steinblöcken gepflastertem Wege nähern wir uns,
von Adalia immer nordostwärts reitend, nach einer Stunde vom Ende der Vorstadt aus den
Sümpfen, die der Duden bildet, und die von allerlei Geflügel belebt sind. Eine steinerne
Brücke führt über das Wasser und nach weiteren 2 — 3 Stunden, während deren wir einige
kleine Nadelholzwälder durchreiten, befinden wir uns den Ruinen von Perge gegenüber. Weit
ausgebreitet liegen sie vor uns da, Reste von mehreren Städten, die im Laufe der Jahrhun-
derte hier nebeneinander entstanden. Im Norden der Burgberg, steil nach allen Seiten ab-
fallend, oben eine schiefe, ziemlich umfangreiche Fläche, welche die älteste Stadtanlage trug.
Wenige Mauerreste droben, Cisternen in Menge. Am Fusse des Burgberges zahlreiche Sarko-
phage und die wohlerhaltenen Mauern mit mächtigen Thürmen, welche die untere, die Neu-
stadt, umgeben. Südwestlich von derselben das Stadium und das grosse Theater. Noch weiter
gegen Adalia zu in einiger Entfernung aber ein Hügel mit Ruinen einer viel späteren Zeit.
Ruhen wir oben auf der Akropolis von Perge und lassen den Blick nach den pisidischen
Bergen und über die Ebene hinschweifen, so sehen wir im Osten den Kestros fliessen, den mäch-
tigsten Fluss dieses Landes, jenseits aber des Kestros einen Hügel, auch steil abfallend und
oben abgeplattet, wie der, auf dem wir stehen, aber bedeutend höher, an die Akropolis von
Athen mahnend, oder an die Felsen, die die mittelitalienischen Bergstädte, z. B. Orvieto tragen.
Es ist der Burgberg von Syllion, nahezu in der Mitte unserer Ebene in der Richtung von Ost
nach West gelegen, während von Norden her bis an seinem Fusse die Ausläufer des Bozburun
sich hinziehen, des mächtigsten Berges dieser Gegenden. Die Akropolis von Syllion ist das
Wahrzeichen Pamphyliens, und dem Wanderer, der nur zu leicht auf der weiten, karg bewohn-
ten Fläche seine Richtung verlieren kann, hilft sie zur Orientirung und weist ihm seinen Weg.
In weniger als drei Stunden kann man, den Kestros durchreitend, von Perge nach Syllion ge-
langen und befindet sich einer der eigenthümlichsten Stadtanlagen gegenüber. Unten liegt das
Stadium, den Berg hinauf aber und oben auf der Hochfläche die verschiedensten Bauten, theil-
weise aus alter voralexandrinischer Zeit, oben Cisternen, wie in Perge, und byzantinische Kir-
chen. Der Blick von der Akropolis besonders gegen Südosten mit dem Meere als Abschluss
mahnt stärker noch als andere Aussichtspunkte dieser Gegend an solche in der Umgebung
von Rom.
Wie von Perge aus Syllion, so kann man von hier aus im Südosten eine andere Akro-
polis sehen, die von Aspendos. Der Weg dahin führt grösstentheils durch Sandboden und
niederes lästiges Gestrüpp, das fast das ganze Ostende Pamphyliens bedeckt und für die
Küste bis gegen Alaja 1 in charakteristisch ist. Zwei Dörfer und einen freundlichen Fichten-
hain haben wir durchritten und befinden uns vor einem natürlichen Damme, der die Aussicht
hemmt. Endlich drei Stunden nach dem Abritt von Syllion hat man den Damm erstiegen und
— XIII —
sieht vor sich den Burgberg von Aspendos und im Norden die lange Bogenreihe einer
römischen Wasserleitung, dahinter aber im Halbkreise phantastisch geformte Felsen als Aus-
läufer des Gebirges. Jenseits des Dammes liegt ein ehemaliger See, theilweise noch nicht
ausgetrocknet und üble Sumpfluft ausdünstend. Man muss ihn nach Norden ausbiegend um-
reiten, erreicht nach weiteren zwei Stunden die Wasserleitung und bald südwärts sich wendend
das Dorf Balkis am Fusse des Burgberges. Nicht weit östlich davon fliesst der Eurymedon,
über welchen eine halbe Stunde unterhalb Aspendos eine mittelalterliche Brücke in kühnem
Bogen führt. Daneben steht ein antiker Pfeiler als Ueberrest einer römischen älteren Brücke
und am linken Flussufer liegt ein türkischer Friedhof mit schönen mächtigen Bäumen. AU'
diess zusammen gibt ein höchst malerisches Bild, in welchem, wie kaum in einem zweiten,
der historische Charakter dieser Landschaft sich ausgeprägt findet. Eine Brücke ist hierzu-
lande ein so seltener Bau, dass nach ihr der Fluss seinen türkischen Namen erhielt. Er heisst
Köprüsu oder Brückenfluss. Man kann von hier direct westwärts reitend in sechs Stunden
nach Adalia, südöstlich sich wendend in drei bis vier Stunden nach Side, in zwei Tagereisen
aber nach Alaja im rauhen Kilikien gelangen. Fassen wir die fünf Städte Pamphyliens, die
für uns in Betracht kommen, auf der Karte ins Auge, so finden wir, dass sie fast symmetrisch
vom Meere gegen das Gebirge zu liegen. Syllion, Side, Adalia bilden ein stumpfes Dreieck
mit Syllion als Spitze und, auf den Linien, die von hier nach Adalia und Side gezogen werden
können, liegen halbwegs einerseits Ferge, anderseits Aspendos.
Den besten Ueberblick über die Ruinen von Aspendos gewinnt man von einer Aji-
höhe am linken Ufer des Eurymedon etwa dreiviertel Stunden oberhalb der Brücke. Da zeigt
sich der wie die anderen oben abgeplattete Burgberg mit den Ueberresten von Markthallen
und einer Basilika darauf, zur Linken in der Ebene, also südlich, späte byzantinische Baureste,
im Norden die Wasserleitung, die einen rechten Winkel beschreibt, gerade dem Beschauer
gegenüber, aber in den Burgberg hineingebaut, die riesige Masse des wichtigsten Gebäudes
von Pamphylien, des berühmten Theaters. Als ich mit meinen Gefährten im Herbst 1882
von Adalia aus zuerst Aspendos besuchte, war es Nacht, als wir im Dorfe Balkis anlangten.
Die aus dem Schlafe aufgescheuchten Bewohner leuchteten uns mit Fackeln durch einen
langen Tunnel. Auf einmal befanden wir uns innerhalb eines Halbkreises wohlerhaltener,
mit Bäumen reichlich überwachsener Sitzreihen, ihnen gegenüber aber sahen wir eine g^oss-
artige Palastfacade mit prachtvoll umrahmten Nischen und einem reich ornamentirten Giebel-
relief, die bei der unvollkommenen Beleuchtung fast gar nicht beschädigt aussah. Wir waren
ins Theater eingeritten und hatten die Skenenwand vor uns, die einzige heute noch zum Theil
im alten Schmuck prangende eines antiken Theaters. Der Eindruck war ein überwältigender
und wurde durch eine eingehende Untersuchung des Gebäudes während der darauffolgenden
Tage und späteren wiederholten Aufenthalt in Aspendos verstärkt. Aussen kahl und schmuck-
los erscheinend, gehört dieses Theater durch sein verhältnissmässig wohl erhaltenes Innere
zum Bedeutendsten und Wichtigsten, was aus der römischen Kaiserzeit noch aufrecht steht.
— XIV —
IV.
Aus der Ebene in die pisidischen Berge führen die meist begangenen Wege von Adalia
aus nach Westen und Nordwesten.
Schlagen wir zunächst den gegen Westen, nach Istenas ein, dem Sommeraufenthalt der
Adalioten. Stadt und Hafen, Küste, Ebene und Berge werden in ihrem richtigen Verhältniss
zu einander geschaut, wenn wir die erste Höhenabstufung erreicht haben, und von ferne
grüssen die Akropolen von Perge und Syllion herüber. Drei Stunden von Adalia gelangen
wir zu den Ruinen eines grossen arabischen Gebäudes, des Ewdir Chans, des einzigen
in Pamphylien aus der Seltschukenzeit, weniger gut erhalten wie die der Chane in Pisidien,
aber doch wie jene voll anmuthiger architektonischer Details. Die Gastfreundschaft mosle-
mischer Herrscher errichtete an viel begangenen Heerstrassen solche Herbergen, Menschen
und Thieren Schutz und Rast auf der Wanderung zu gewähren, und dem Reisenden von
heute ist, was davon übrig ist, in diesen Landschaften willkommen als Zeugniss einer wichtigen
Epoche und durch den Gegensatz zu den Theatern und Basiliken der griechisch - römischen
Ruinenstätten.
Bald kommen wir zu einer alleinstehenden antiken Festungsmauer mit Thürmen und
nicht lange darauf zu einem Kaffeehaus, wo wir Halt machen. Weiter nach Westen führt der
Weg nach Istenas, ein schöner Gebirgsweg, viel begangen im Frühling und Herbst von Kara-
wanen fortziehender und heimkehrender Sommergäste.
Wir sind im Grenzgebiet von Pamphylien, Lykien und Pisidien. Kein Ausblick mehr
auf die Ebene, ein ziemlich enges Thal, steile, theilweise üppig mit Laubwald besetzte
Berglehnen. Nichts lässt uns vermuthen, dass hoch über uns vor zwei Jahrtausenden sich
eine prachtvolle reiche Stadt ausbreitete, schon zu Alexanders des Grossen Zeit mächtig .
genug, ihn zu zwingen, ihretwegen auf seinem Marsche von Lykien herüber nach dem Meere
zu abzuschwenken, um sie von der einzigen Seite zu erstürmen, von welcher aus dies möglich
war ; denn erst nach ihrer Eroberung konnte er gesichert seinen Weg nach Pamphylien fort-
setzen. Es warTermessos, das grosse genannt, zum Unterschied vom kleinen Termessos oder
Kretopolis, das unweit Cremna, halbwegs zwischen Adalia und Sagalassos lag. Auf steilem
Wege durch herrlichen Laubwald steigt man südlich vom Kaffeehaus zwei Stunden bergan,
bis man den ersten antiken Grabbau erreicht, bald sieht man einen zweiten und dritten und
nun steht man auf einer Hochebene, aus der ein steiler Felskegel wie ein Riesenthurm sich
erhebt, zu seinen Füssen, von Bäumen und Strauchwerk umgeben, Trümmer eines nicht allzu-
grossen Theaters und von zierlichen Tempeln und Gräbern in schier unendlich scheinender
Zahl. Von den Höhen im Westen und Südwesten schweift das Auge über die stillen Alpen-
thäler Lykiens hin. Nach Südosten fallt das Hochplateau senkrecht ab, so einen Ausblick auf
das Meer, die Küste und einen Theil der Ebene gewährend. Nur direct nach Süden führt ein
steiler Weg hin zum Meere hinab, und auf diesem Wege wohl sind die makedonischen Er-
oberer in die Festung gedrungen.
AehnUch liegen fast alle pisidischen Bergstädte meist auf anscheinend unersteiglicher
Felsenhöhe, wie Raubburgen des Mittelalters oder die kleinen, ehemals als Räubernester
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berüchtigten Orte in den Bergen zwischen Rom und Neapel. Und Räuberkriege Aller gegen
Alle mögen es auch gewesen sein, die diese Gemeinwesen manche Jahrhunderte hindurch mit-
einander führten. Was aber an ihnen in Erstaunen setzt, ist ihre grosse Ausdehnung und auf
unwirthlicher Höhe die Fülle der Denkmäler, durch die sie die Städte der Ebene fast noch
übertrafen. Wenn wir auch annehmen, dass im Alterthum die Umgebung der Städte besser
bebaut sein musste, dass die Wege bequemer waren als jetzt, so hat es doch immer noch
etwas Wunderbares, in solcher Lage die Ueberreste von grossen Menschenniederlassungen
mit Theatern, die 3000—4000 Zuschauer fassten, mit Odeen und Prunktempeln, zu finden.
Drei solche Städte lagen unweit der grossen Heerstrasse, die von Adalia nordwestwärts
durch das Dudenthal nach Phrygien und Lykaonien führt: Kretopolis oder Klein-Termessos,
Cremna und Sagalassos. Die wichtigste davon war Sagalassos, drei Tagereisen von Adalia,
nur durch einen hohen Bergblock, den rauhen, in senkrechter Wand abfallenden Aghljissan
Dagh, von Isbarta geschieden, wenige Reitstunden von Buldur entfernt, nehmen ihre Ruinen
einen weiten Flächenraum ein, von steilen Felsen umstarrt, mit weiten Blicken nach Osten zu
in ein wildes Gebirgsland, das ich am ehesten mit einigen Abruzzengegenden, z. B, der
um Aquila, vergleichen möchte. Nicht so zahlreich und fein im Detail, aber gewaltiger, im-
posanter, über einen weiteren Raum zerstreut als die Ruinen von Termessos, spiegeln diese
Trümmer in ihrem ernsteren Charakter die rauhe Grösse der sie umgebenden Landschaft ab.
Mehr aber als irgendwo in Pamphylien fanden wir hier plastischen Schmuck, theils noch an
Bauten und Grabstätten, theils am Boden herumliegend. Kein Baum, wenig Strauchwerk,
die düstere Einöde zu beleben. Nur einige mächtige Cedern beschatten einen Sarkophag und
aus den Sitzreihen des Theaters hat sich ein Wallnussbaum zum Licht emporgearbeitet. Tief
unten aber in grünem mit Pappeln und Cedern besetzten Thale, von welchem ein steiler Weg
in zwei Stunden zu den Ruinen hinaufführt, liegen die freundlichen Holzhäuser eines türkischen
Ortes, der in seinem Namen, Aghlassan, etwas verändert die Benennung der antiken Stadt
sich zugeeignet hat. Wie Termessos ist auch Sagalassos von Alexander eingenommen worden,
der, nicht ohne ausdauernden Widerstand zu begegnen, die Stadt unterwarf, als er von Pam-
phylien her seinen Weg nordwärts nach Phrygien einschlug.
Weniger begangen als die vorhin erwähnten sind die übrigen Wege, auf denen man
aus der pamphylischen Ebene heraus nach den Landschaften im Innern Kleinasiens gelangt.
Die beiden wichtigsten führen durch die Flussthäler des Kestros und des Eurymedon nach
dem Ejerdir und Beishersee. Der Wanderer begegnet auf ihnen nur Karawanen von lu-
rucken in malerischem Aufzug, die die selbstgewebten Teppiche ihm zum Verkaufe anbieten,
und hie und da einem Transport von Naphtha oder anderen unentbehrlichen Waaren. Die
Schönheit der Berglandschaft, die würzige Luft entschädigen reichlich für die Anstrengungen
der Reise, aber wir stossen nur auf wenige Ueberreste antiker Städte in jenen Theilen Pisi-
diens. Die wichtigsten sind die des alten Selge, nördlich von Aspendos gelegen, am Fusse
des Bozburun, des höchsten Berges, der von der Ebene aus sichtbar ist und sie, hinter
Syllion hervorragend, beherrscht. Ueber seine Abhänge führt ein beschwerlicher Pfad von
Syllion direct nach Syrk, wie Selge heute genannt wird. Ich schlug an einem schönen Sep-
tembertage 1884 mit mehreien Gefährten den bequemeren Weg über Aspendos ein.
— XVI —
Wir waren Morgens von Syllion aufgebrochen und erreichten um 2 Uhr Nachmittags die
früher erwähnte Brücke über den Eurymedon. Am hnken Flussufer angelangt, wendeten wir
uns nordwärts und arbeiteten uns durch Gestrüpp und Brombeersträucher hindurch, wo Lich-
tungen des Strauchwerks dies gestatten, an dem schönen Panorama der Ruinen von Aspen-
dos mit dem Flusse im Vordergrunde uns erfreuend. Als wir der Wasserleitung gegenüber
uns befanden, wurde der Weg bequemer und begann beträchtlich zu steigen. Wir waren in
gesünderer Luft und in einer total verschiedenen Landschaft, als wären wir aus der Campagna
von Rom in die Umgebung von Olympia versetzt. Die Vegetation in ihrer Fülle und Frische
erquickte das Auge und wie ein steirischer Bergstrom blinkte der grüne Eurymedon bald da,
bald dort zwischen den Nadelbäumen des Bergabhanges hervor. Gegen Sonnenuntergang
fanden wir uns auf einer ansehnlichen üppig grünen Ebene, welche im Süden durch die
Felsen, die Aspendos bewachen und von hier noch mehr einer riesigen Mauerzinne gleichen
als von der Südseite, im Westen aber durch die steilen, zerklüfteten Abhänge des Bozburun
geschlossen ist. Neben einem elenden Dorfe, Sachrin geheissen, schlugen wir unsere Zelte auf
und setzten den andern Morgen, vom Ortsvorstand von Sachrin, der auf einem Esel uns vor-
anritt, geführt, unseren Weg fort, immer am linken Ufer des Flusses, den häufig Felsen und
föhrenbesetzte Anhöhen von uns trennten. Gegen Mittag führte der Weg zum Flussufer
herab, eine Zeit lang knapp an demselben fort, dann aber den Fluss weit links lassend über
sandige Föhrenhügel, bis wir einen von hohen, dunklen Nadelbäumen beschatteten türkischen
Friedhof gewahrten und am rechten Ufer des Eurymedon die Reste eines mittelalterlichen
Castells, in der Ferne aber in derselben Richtung eine Felsenmauer, einer Festungsmauer
gleich emporragend. Dort Hege Syrk, sagten die Leute. Wieder dem Fluss uns nähernd, der
hier eine U-förmige Krümmung macht, mussten wir bald bergauf reiten und eine Brücke,
offenbar römisch, zeigte sich uns in beträchtlicher Höhe. Auf steinigem Wege stiegen wir .
zu ihr empor und fanden uns über einer engen Felsenschlucht, der Via Mala nicht unähnlich,
in ungeheurer Tiefe unter uns der Eurymedon. Von der Brücke aufwärts kletterten wir durch
lästiges Gestrüpp über den Felsenabhang mühsam empor und gelangten auf eine Hochebene
mit grossartigem Blick in das Flussthal, nach den üppig bewaldeten Bergabhängen im Süd-
westen und dem weiten Gebirgspanorama. Hier waren wir genöthigt, die Nacht zu bleiben,
da doch keine Aussicht war, noch heute Selge zu erreichen.
Am dritten Tage stiegen wir auf schier unwegsamen Pfaden aufwärts. Nach erklommener
steiler Höhe gewahrten wir für einen Augenblick das Meer über die südösdichen Höhen hin-
weg, bogen am Bergabhang nach Westen und zogen unter echten Kastanien- und Nuss-
bäumen auf bequemem Wege weiter. Dann führte uns der Pfad wieder nordwärts zu einer
Wiese, von Kastanienbäumen und oben abgeplatteten thurmartigen Felsen umgeben. Wir
waren vom letzten Nachtquartier aus zwei Stunden marschiert und die Führer kündigten uns
Syrk als ganz nahe an. Von Neugierde getrieben, eilten wir vorwärts und waren nach weiteren
anderthalb Stunden bei einem Friedhofe mit theilweise antiken Säulen und Denksteinen und
sahen das Theater vor uns, kleiner als die in Pamphylien, doch imposant genug. Gerade
darüber ragt der Gipfel des Bozburun empor, daneben aber liegt, wie in Perge, das Stadium,
wo wir unter schönen Nussbäumen unsere Zelte aufschlugen. Um einen breiten Kessel erhebt
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sich rings das Terrain, auf den Höhen mehrere Tempelruinen tragend, beinahe durchwegs aber
von fruchtbaren Feldern bedeckt, während um das Theater und die anderen in der Mulde
gelegenen Baureste die Hütten der heutigen Bewohner, wo sie mit ihren Ziegen und Rindern
hausen, zerstreut liegen. Dies gibt den Ruinen von Selge ihren eigenthümlichen, freundlich
intimen Charakter, zum Unterschied von denen von Termessos und Sagalassos, die in abge-
schiedener Einsamkeit daliegen. Der grosse Reiz der Gegend aber liegt in den verschiedenen
Blicken von den erhöhten Punkten auf das ferne Meer, das tiefblau zwischen Berggipfeln
hervorlugt. Nur im Peloponnes auf dem Wege von Tripolitza nach Argos habe ich Aehnlicbes
gesehen.
Am zweiten Tage nach unserem Eintreffen in Syrk ritt ich am Theater vorüber, west-
wärts auf den Bozburun zu. Der Weg führte eine Zeit lang zwischen terrassenförmigen be-
bauten Mulden hin, die wie natürliche Theater sich ausnahmen. Nach einer Stunde etwa
änderte sich das Bild und ich ritt am Abhänge einer Schlucht entlang, die mit Nadel-
bäumen bewachsen, nordischen Charakter zeigt; in der Tiefe ein ausgetrockneter Berg-
strom. Die Ruine einer antiken Brücke bezeichnete das Ende der Schlucht, und bald dar-
auf-war ich bei den ärmlichen Almhütten angelangt, die die Seigier in der Sommerhitze
beziehen. Hier musste ich mein Pferd zurücklassen und zu Fusse den mühsamen Weg auf-
wärts fortsetzen. Theilweise auf der Nase des Berges, an einzelnen Cedem vorüber, kletterte
ich bergan, von rüstigen Jägern aus Syrk begleitet, die heraufgekommen waren Steinböcke
zu schiessen, welche diese Bergabhänge beleben. Von Zeit zu Zeit rastend, sah ich deutlich
südostwärts die Hochebene von Sachrin und den Eurymedon zwischen grünen Anhöhen
sich hindurchschlängeln, jenseits der Bergreihe im Süden aber das Meer, die hell schimmern-
den Ruinen von Side und das Westende der pamphylischen Ebene, blaugrau vom Gestrüpp,
das es bedeckt. Immer kleiner, zwergartiger wurden die Bäume, je höher ich stieg, endlich
hörten sie ganz auf und ich stand auf einer Koppe, von welcher ich weit nach Norden in die
zerklüftete P'elseneinöde blicken konnte. Im Westen aber erhob sich drohend und steil ab-
fallend die höchste Spitze des Berges.
Nicht so berühmt wie der Vesuv oder der Aetna, der Olymp oder der Casius in Nord-
syrien, der grosse Hermon oder der Berg Tabor, ist der Bozburun doch ein historischer
Berg in demselben Sinne wie seine bekannteren Brüder. Wie jene ist er der Beherrscher
einer weiten, grossartigen Landschaft. Ueber die pamphylische Ebene hinweg grüsst er
die lykischen Berge und das blaue Mittelmeer. Zu ihm haben Alexander und Paulus empor-
geblickt.
Karl Graf Lanckoronski.
Fortal des Indjir-Chan.
Fig. I. Ausblick von Pergc gegen Sillyon.
Die pamphylische Ebene.
er mächtige Gebirgswall, welcher Lykien im Osten abschliesst, von den
Alten, welche Solyma (Olympos) den erhabensten Gipfel nennen, als Theil
des Tauros angesehen, stürzt gleich dem wesüichen Grenzwall, dem
Kragos, schroff ins Meer ab. Erst 70 bis 80 Kilometer nördlich von dem
heiligen Vorgebirge, welchem die Schwalbeninseln, die Chelidoniai vor-
gelagert sind, verändert die Küste ihre Richtung und zugleich ihren
Charakter. Nach Norden ziehen die Berge weiter, nach Osten dehnt sich flaches Gestade,
allerdings von Bergen nördlich so überragt, dass, wer von den Schwalbeninseln her zur See
naht, weit eher die Berge gewahrt als die niedrige Küstenebene davor. Nicht in dem Sinne
ist diese Ebene von Bergen umrahmt, dass die Hauptzüge derselben der Küste parallel nach
Osten gingen. Im Gegentheil laufen sie vorerst noch der Kette am Ostrande Lykiens parallel
von Süden nach Norden; erst weiterhin, wo sie näher zum Meere treten, gehen sie in östliche
Richtung über. Nordsüdlich ist daher auch die Richtung der Flussthäler, welche die Bergzüge,
für die uns alte Namen fehlen ausser Sardemisos (oder Sardessos) bei Plinius 5, 96, begleiten
und scheiden. Unter diesen auch im Sommer wasserreichen Flüssen ist von Westen her der
erste heute türkisch Duden genannt, weil er plötzlich am Rande der Ebene aus einer Fels-
höhle hervorbricht, als Abfluss einer eingeschlossenen Hochebene im Innern. Bei den alten
Griechen hiess er Kataraktes, weil er über die schroffen Kanten der zumTheilevon ihm selbst
geschaffenen Travertinplatte in Wasserfällen niederrauscht, heute wie im Alterthum, nur heute
vielleicht mehr zertheilt und weiter östlich geleitet. Sein alteinheimischer Name scheint Muabis
gewesen zu sein nach Antigonos. ' Der zweite, heute Aksu, hiess im Alterthum Kestros, viel-
leicht auch Tauros, in Pisidien bei Sagalassos entspringend, vielleicht auch er der Abfluss
' Hist. mirab. CXXXV (150): IIoXüxptTOv St xaxorfiYpa^^vai ... tcv 54 ev na|jLfuX{2 Moüaßcv «xeXtOoöv, «r» ti^
cixßaX-T) moißv 9i XiOov (Xüyov?). Vgl. Ritter, Kleinasien, XIX, S. 657.
weiter nördlich liegender Kesselthäler. Der dritte ist der Eurymedon, der Zeuge athenischen
Ruhmes. Ein vierter, von Strabo allein erwähnt, doch namenlos gelassen, ist ander Küste
von Beaufort Karamania, S. 145, gesehen, wenig Inlands kaum zu bemerken. Der letzte ist
der Melas, wegen seines kalten Wassers im Alterthum bekannt. Das Mündungsland, ge-
wissermassen das Werk dieser Flüsse, ist die Ebene, deren Ausdehnung nicht 1 00 Kilometer
beträgt und über den Melas kaum hinausreicht, schon am Eurymedon nur noch etwa 10 Kilo-
meter breit zwischen Meer und Bergen, während westlich um den Kestros dagegen der Ufer-
rand zwei- und dreimal so weit von den Bergen abliegt.
Aber diese Ebene ist keine einheitliche und gleichmässig flache, sie kann nicht das Werk
ununterbrochen fortwirkender Ursachen sein. Vielmehr steigt sie stufenförmig in Terrassen
an. Was ich darüber nur aus gelegentlicher Beobachtung sagen kann, ist doch vielleicht
richtiger als das von Anderen ' Bemerkte. Von dem Dünenrande abgesehen, dehnt sich vom
rechten Ufer des Kestros bis über den Melas hin flacher, ebener, steinloser Boden (I), an
manchen Stellen, so namentlich um den Eurymedon, sumpfig und Winters, wie versichert
wurde, zum grossen Theil überschwemmt. Diese Ebene, deren Niveau bei Perge über den
Kestrosspiegel zur Sommerszeit wenigstens 5 — 10 Meter sich erhebt, macht durchaus den
Eindruck von Alluvialboden. ^ Ueber sie erhebt sich westlich vom Kestros, vom Meere bis
jedenfalls beträchtlich über Perge hinaus reichend, eine steinige Platte (II) um etwa 30 Meter,
namentlich um Adalia schroff abgebrochen gegen das Meer, und hier besonders deutlich
als Süsswasserbildung, Travertin, zu erkennen, von Beaufort und Anderen als ein Werk des
kalkhaltigen Dudenwassers angesehen. Diese Platte, deren harter Boden von brauner
Verwitterungserde schwach bedeckt ist, und die an manchen Stellen ein mehr brecciaartiges
Aussehen gewinnt, ist keineswegs so eben wie die vorbeschriebene Alluvialebene, sondern
von flachen Hebungen und Senkungen durchzogen, theils mehr muldenförmigen, so eioe
östlich am Wege von Adalia nach Perge, theils mehr einem Flussthal gleichenden, so eine
von einem Wege von Adalia nach Perge geschnitten. Sonst führt z. B. dieser Weg nach Perge
ganz auf der nämlichen (II) höheren Ebene, die ich die Travertinplatte nenne, hin, steigt erst
in unmittelbarer Nähe von Perge von ihr nieder zu der Alluvialebene (I), weil jene höhere am
Rande, wie bei Perge zu beschreiben, durch Einbuchtungen aufgelockert und zum Theil in
isolirte Einzelhöhen aufgelöst ist.
Von Adalia nach Termessos dagegen erreicht die Kunststrasse nach einigen Kilometern
eine abermals schroffrandige, um mehr als 50 Meter höhere dritte Stufe (IE), die mit einer
Ecke gegen Adalia südöstlich vortritt, von hier nach Westen erst südlich, dann westlich gegen
den Winkel des Golfes verläuft; nach der andern Seite dagegen in nördlicher Richtung. So
scheint es dem von Sillyon aus BHckenden, als ob jenseits des Kestros zunächst ein über
der eigentlichen Niederung (I) aufragender Damm nach Norden zöge, ferner im Westen dann
ein zweiter ihm paralleler. Jenes ist der Ostrand der 11., dieses derjenige der EI. Terrasse.
' Ich finde weder bei Ritter, noch bei Hirschfeld, Vorläufige Berichte in den Monatsberichten der Berliner
Akademie, 1874, S. 720, 724, oder Davis Anatolica, S. 208, eine klare Vorstellung. Seiff, Reisen in der asiati-
schen Türkei, S. 478, 483, sah nur die beiden oberen Terrassen.
^ Vgl. Beaufort, Karamania, S. 145.
— 3 —
Oestlich vom Kestros ist eine solche dreifache Abstufung nicht zu unterscheiden. Aber
auch hier liegt vor den Bergen eine die Ebene I überragende Terrasse, die, am Rande ge-
lockert und aufgelöst, ganz ähnliche Inselhöhen darbietet wie um Perge, so die Burgen von
Aspendos und Sillyon und zwischen beiden eine Sillyon überaus ähnliche. Nur der Höhen-
unterschied der Burgen von Aspendos und Sillyon mahnt an denjenigen der II, und UI. Stufe
im Westen.
Dies stufenförmige Ansteigen vom Meere her setzt sich noch weiter nach Innen fort,
denn auch die Flussthäler senken sich nicht in gleichmässigem Abfall vom inneren Hochland
zur Küste, sondern zwischen den Bergen liegen auch hier steile hohe Ränder, und die Strasse
geht wenigstens zum oberen Kestrosgebiet nicht im Flussthal aufwärts, sondern ersteigt weiter
westlich die Terrassenränder auf treppenartigen Wegen.
Griechischen Ansiedlern bot die Küste selbst kaum einen Platz, wie ihn Griechen liebten
und daheim überall fanden; umsomehr entsprachen ihren Neigungen jene isolirten Tafelhöhen
unfern dem Meere, angesichts einer fruchtbaren Ebene, mit fahrbaren Flüssen daneben.
Homer erwähnt Pamphyler und Pamphylien nicht. Erst nach dem troischen Krieg glaubte
man darum Griechen hierher gewandert. Von den auf dem Heimwege von Ilion Zerstreuten
kamen, wie Herodot gewiss in Uebereinstimmung mit den sogenannten Logographen berich-
tet, unter Kalchas' und Amphilochos' der Seher Führung in diese Gegenden. Spätere, wie
Strabo nach Artemidor, betonen mehr die Beimischung des ungriechischen, wahrscheinlich
semitischen Elements der Ureinwohner' oder älteren Ansiedler.
Bestimmt hergeleitet werden die Sideten von dem äolischen Kyme, die Aspendier von
Argos. Erstere hatten nach Arrian i, 26 bald ihre Sprache verlernt; ihre Münzen tragen,
wie es scheint, semitische Legenden, bis später das Gemeingriechische zur Herrschaft kommt
In Aspendos dagegen scheint derselbe oder ein ähnlicher Dialekt wie in Sillyon und desgleichen
wohl in Perge gesprochen zu sein und bis in die letzten Jahrhunderte vor unserer Zeitrech-
nung sich auch in der Schrift erhalten zu haben.'
Klein und zur Selbständigkeit wenig geschaffen, theilt Pamphylien meist die Geschichte
seiner westlichen, nördlichen, östlichen Nachbarn, der Lykier, Pisidier, Kilikier. Von Kroi-
sos unterworfen, fällt es dann bald an die Perser, mit den hellenisirten Theilen Asiens dem
ersten Steuerkreis angehörig. Es stellt griechisch gerüstetes Fussvolk zum Heer, Schiffe zur
Flotte des Dareios; aber die karische Artemisia schildert die Pamphylier dem Xerxes als un-
zuverlässig. An dem grossen Abfalle von der Perserherrschaft unter Artaxerxes im Jahre 362
nehmen sie Theil, sind aber wieder unterworfen, zinspflichtig und mit Besatzungen belegt, als
Alexander der Grosse seinen raschen Zug ins Land von Lykien her bis Side macht, um dann
über Sillyon, Perge, nach Westen hin wieder abzuziehen. Es ist der erste und zugleich hellste
Lichtstrahl, der Einzelnes beleuchtend in der alten Geschichte auf die Landschaft fallt, die bd
■ Herodot 7, 91 ; Theopomp bei Photios, p. 120 B 8, fgm. 1 1 1 M.; Strabo 14, S. 668; Pausaniaa
7, 3, 4; noch mehr Appian, Bell. civ. 2, 71.
' Zu den früher bekannten Resten dieses Dialektes in MQnzlegenden, Inschriften und Grammatikercitaten
s. Bezzenberger in Collitz' Sammlung griechischer üialektinschriften, S. 362 ff. Uebcr die Münzlcgendcn von
Side vgl. Head, Historia nummorum, S. 586.
— 4 —
dieser Gelegenheit nicht als ein Ganzes auftritt und handelt, sondern jede Stadt für sich, die
einen mehr, die andern weniger geneigt, den makedonischen Herrn für den persischen einzu-
tauschen. Nach Alexanders Tode fiel Pamphylien und Lykien dem Nearchos zu nach Tro-
gus 13, 4, 14, nach Diodor 18, 3 dem Antigonos. So scheint auch Pamphylien, wie das
benachbarte Pisidien (Di odor 18, 44 ff.), in den Streit der Prätendenten gezogen. Pamphylische
Söldner, wie schon früher für Geld jedem feil, scheint es, stehen in Antigonos' und Demetrios'
Diensten gegen Aegypten (Diodor 19, 69; 82). Aber auch die Ptolemäer suchten sich nach
Polybius 5, 34 in den Küstenorten Pamphyliens geltend zu machen, und bei Aspendos
wird eine Beziehung dieses Ortes zu Alexandria zu erwähnen sein. Zuletzt bleiben die Seleu-
kiden die Herren, bis Antiochos nach kurzer Zwischenherrschaft des Achaios (Polybius 5, 72)
den Römern weicht, trotzdem der Friedensvertrag über die Zugehörigkeit von Pamphylien
hatte Streit entstehen lassen (Polybius 21, 48; 43). Die freigelassenen Städte scheinen sich
nun dem Könige von Pergamon angeschlossen zu haben, der Attaleia gründet; dann, nach dem
Ende des pergamenischen Reiches, bald in des Zeniketes Gewalt gekommen zu sein. Dass sie
aus dem Seeräuberwesen Vortheil gezogen, ist ein mehrfach gegen die Pamphylier, mehr freilich
noch gögen Kilikier und Isaurier erhobener Vorwurf, während den Lykiern entgegengesetztes
Lob zu Theil wird (Strabo 14, 664). Der Kampf gegen die Seeräuber nöthigte die Römer
endlich, die Regierung selbst in die Hand zu nehmen. Pamphylien wurde erst Kilikien ange-
schlossen,' dann ein Theil zu Galatien geschlagen und Amyntas überlassen, doch unter Augustus
wieder zu Pamphylien gezogen. Unter Claudius, im Jahre 43 n. Chr., wurde es vorübergehend,
dann, nach abermaliger kurzer Verbindung mit Galatien, unter Vespasian dauernd mit Lykien
zur Provinz vereint und, anfangs unter kaiserliche Verwaltung genommen, von Hadrian im
Jahre 135 ausgetauscht Senatsprovinz. Es war jetzt eine Zeit der Ruhe: zahlreiche Bauten
dieser Zeit bezeugen uns den Wohlstand und Patriotismus einzelner Reichen allerdings mehr
als der Gemeinden; auch die Inschriften ehren die Wohlthäter der Menge, die ihr billiges
Brot, Oel zum Bade, Geldspenden gewährt und ihre Schaulust durch Spiele befriedigt haben.
Auch die eigentlichen Grenzen dieser bald so, bald so mit den Nachbarn verbundenen
Landschaft sind in den geographischen Quellen' nicht immer dieselben. Im Grossen und
Ganzen freilich umfasst sie jene dreigestufte Ebene von den Solymabergen, genauer vom
Klimax, im Westen bis zum Melasfluss im Osten, zwischen dem Meere im Süden und dem
vierten hohen Terrassenrande im Norden.^
' S. Marquardt, Römischfc Staatsverwaltung, I', S. 374 ff. Dass etwa unter Commodus Isauria zu Lycia
Pamphylia geschlagen wurde, s. Bulletin de com hellen., XI, S. 349, 15.
2 Der sogenannte Skylax loi, der Stadiastnus maris magni 2 14 ff., diese beiden in den Geographi graeci
minores, ed. Müller, Bd. I; Strabo, XIV, vS. 667; P. Mela, i, 77; Plinius, Nat. hist., V, 96; Dionysios Perieg.,
V, 856; Ptolemaeus, V, 5; der Geographus Ravennas; Hierokles, Synecdemus und die Notitiae episco-
patuum, beide herausgegeben von Parthey; Constantinus Porphyrogennetus de thematis, ed. Bekker, I, S. 14.
' S. Hirschfeld, I, S. 71 1. Ueber die genannten Grenzen hinaus dehnen die Landschaft im Westen Mela
und Plinius, welche noch Phaseiis hinzurechnen, und der Stadiasmus, wohl auch Dionysios, welche Pamphylien
beim Heiligen Vorgebirge und den Chelidoniai beginnen lassen, während Skylax umgekehrt Lykien noch bis an
den Kestros reichen lässt. Im Osten gehen Strabo und Mela etwas über den Melasfluss hinaus. Nach Norden
greifen Hierokles und die Verzeichnisse der Bischofssitze mit ihren Listen pamphylischer .Städte über. Vergl.
Kuhn, Die städtische und bürgerliche Verfassung des römischen Reiches, II, S. 297 ff.
— 5 —
Die fast allgemein als pamphylisch anerkannten Städte sind von Westen nach Osten
gereiht Olbia, Attaleia, Magydos, Perge, Sillyon, Aspendos und Side, gewiss nicht
wenige auf so engem Räume, Von ihnen sind diejenigen, deren I^ge und Ruinen schon seit
längerer Zeit bekannt sind, im Druck hervorgehoben. Ausser den genannten führt der Sta-
diasmus zwischen Side und dem Eurymedon noch Seleukeia auf, zwischen Eurymedon und
Kestros ferner Rhuskopus (?) und jenseits des Kestros Masura, wie es scheint am Kataraktes.
Diese alle, sonst unbekannt, mögen Demen, d. h. Dörfer oder unselbstständige Ortschaften
gewesen sein, soweit sie nicht etwa Vorgebirge waren, wie das von Plinius' genannte pro-
munturium Leucolla.
Im westlichen Pamphylien werden ferner Tenedos, Lyrnas oder Lymateia, Lyrnanteia,
Lyrnessos genannt, deren Existenz weniger als ihre Benennung etwas zweifelhaft ist.' Auch
die Demen Uliambos und Kanavra — wenn die Namen nicht verschrieben — sind im Westen
anzusetzen wegen der Reihenfolge, in welcher sie bei Hierokles erscheinen, etwa zu Olbia
oder Attaleia, wenn nicht vielleicht zu Termessos gehörig,' wie wir jetzt einen Öf^jioc Mot>-
Xaaa£(ov im Gebiete von Sillyon kennen (Inschrift N. 57 c).
Die Nachforschungen neuerer Reisender* zur Kenntniss des Landes und seiner alten Ort-
schaften bis ungefähr zum Jahre 1850 sind schon im letzten Bande von Carl Ritter's grossem
Werke, Theil XIX, zusammengestellt. Eine geschichtliche Uebersicht derselben gibt Vivien
de St. Martin im zweiten Bande seiner Description historique et gdographique de l'Asie
mineure, über neuere Reisen Hirschfeld, Geogr. Jahrbuch, X, S. 427.
Die ersten, welche zu nennen sind, der Araber Ibn Batoutah und der Holländer Le
Bruyn, haben nur das von allen alten Städten Pamphyliens zuletzt allein lebendig gebliebene
Adalia besucht, ersterer nur die Gegenwart, letzterer auch das Antike ins Auge fassend. Auch
die von Leake mitgetheilte Route des Generals Koehler geht vom Eurymedon über Perge
auf Adalia, von da nordwärts hinaus. Der erste den Küstenorten Adalia, Laara (Magydos?)
und Side mit eingehender Sorgfalt gewidmete Besuch ist derjenige des Captain Beaufort
im Jahre 181 2. Fellows, der Entdecker Lykiens, hat auch die meisten Orte Pamphyliens
flüchtig besucht, fast alle noch mit unrechtem antikem Namen benennend. Einen bedeutenden
■ Derselbe erwähnt allerdinjrs an anderer Stelle, 5, 121, eine Insel Leucolla Pactyac mit der Stadt gleichen
Namens, wie es scheint an der pamphylischen Küste.
' Wegen Namensgleichheit mit troischen Namen, bei der Herleitung der Pamphylier von Troja, und wegen
der Art, wie Strabo von ihnen spricht: eaci 8" ev tw [ista^u <l>aaT,A(5s; xat 'ArraXeiai Jei'xvusO« Oiißt;*» xi xai Aupv»;5S3i»
exxscovTwv TS-j 6-<ißr,; zeSi'su Küv Tpti)ty.iöv KtXi'xwv ei; vr,v riajx^uXiav ex nepou; ü; eipTixe KaXXtsftevr,;.
3 Hierokles nennt nach Perge, Sillyon, Magydos zwischen Attaleia 4, Tpscsva 6 (in den Notitiac etc. Iltfßiva),
d. i. Tpsßevva, die südliche Nachbarin von Termessos (s. Bd. II), leßia ("OXßia?) 8 und Termessos Q, also zwischen
lauter im Westen Pamphyliens gelegenen Ortschaften als fünfte SijjAeu OüXfapißs; (Notitiae etc. (KMqxiy2«>), als siebente
8ii(jiou Kavaupa (Notitiae etc. Aix'.otavaßpa). Vergl. S. 1 8, Anm. 3.
4 Ibn Batoutah, Obersetzt von Dufremery und Sanguinetti, II, S. 255; Corneille Le Bruyn, Voyage au
Levant, II, vS. 520; Corancez, Itineraire d'une partie peu connue de l'Asie mineure kenne ich nur im Auszuge bei
Vivien de St. Martin, II, S. 160; Leake, A tour in Asia minor, S. 129; Beaufort, Caramania, S. 182 ; Ch. Fel-
lows, A Journal written during an excursion in Asia minor 1838; Spratt and Forbes, Travels and rescarches in
Lycia 1842; Texier, Description de l'Asie mineure, III, 1849; Tremaux, Explorati<m archiologiquc en .Asic
mineure; 1£. J. Davis, Anatolica, 1872; G, Hirschfeld, Vorläufige Berichte in den Monatsberichten der Beriiner
Akademie, 1874, 1 und 1875, II; J. Seiff, Reisen in der kleinasiatischen Türkei 1875.
— 6 —
Fortschritt bezeichnen die gleichzeitigen Nachforschungen von A. Schönborn, aus seinem
Tagebuche mitgetheilt von Ritter, und diejenigen Daniell's, welcher sie kurz vor seinem
Tode noch Spratt übergab. Schon vor diesen hatte Texier in den Jahren 1834 und 1836
die Landschaft bereist, aber erst 1849 wurden einige Beobachtungen in Perge und Um-
gegend, sowie seine Aufnahme des Theaters von Aspendos veröffentlicht. Unvollendet ge-
blieben ist ein Werk von Tr^maux, mit mangelhaften Photographien, aber nützlichen Plänen
und Einzelaufnahmen, nicht nur aus pisidischen Orten wie Sagalassos und Kremna, sondern
auch aus den pamphylischen Perge, Sillyon und Side. Nur eine flüchtige Durchreise von
Norden her über Adalia nach Elmaly gibt E. J. Davis. Das bedeutendste Unternehmen in
neuerer Zeit war die Reise Hirschfeld's, über welche jedoch leider nur vorläufige Berichte
erschienen sind, während die verheissene ausführliche Darstellung mit Plänen und Aufnahmen
seines Begleiters, des Architekten Eggert, niemals erfolgt ist, und die nicht in die vorläufigen
Berichte aufgenommenen Inschriften sich verloren zu haben scheinen. J. Seiff hat im Jahre 1875
Pamphylien nur auf demselben Wege wie Davis gestreift. Was Mitglieder der österreichischen
Expedition nach Lykien im Jahre 1882 an Beobachtungen und Inschriften lediglich in Adalia
sammeln konnten, hat diesem Werke vorbehalten werden dürfen.
Zu erwähnen sind schliesslich Barth,' 'Falkener und Le Bas, welche Inschriften sam-
melten, während Waddington, der ausgezeichnete Bearbeiter der Le Bas'schen Inschriften,
auch die Münzkunde Pamphyliens bereichert hat, endlich eine Anzahl jüngerer französischer
Gelehrter, welche wie auch Ramsay in verschiedenen Bänden des Bulletin de corre.spondance
hell^nique in Pamphylien gesammelte Inschriften herausgegeben haben.
' Von Barth nur eine Inschrift von Adalia im Rheinischen Museum, VII, S. 25o. Falkener's Inschriften
sind herausgegeben von Henzen in den Annali dell' Instituto di corrisp. arch., 1852; diejenigen von Le Bas im
III. Bande der Inschriften zu der Voyage archeologique : Asie mineure. Waddington, Voyage numismatique in
der Revue numismatique, 1853.
Fig. 2. Sarkophag aus Olbia (?).
Fig. 3. Stadtmauer von Adalia.
Attaleia.
ahezu im innersten Winkel des grossen, gegen Südosten offenen Meerbusens
trifft hinter der nach Süden vorgeschobenen Travertinplatte die nördliche
Uferlinie mit der östlichen im rechten Winkel zusammen, eine kleinere Bucht
bildend, welche gegen Südwesten offen ist. Gerade im Scheitel des Winkels
springt die Platte schroff ans Wasser vor, ein Stückchen flachen Strandes
unter der östiichen Steile von einem eben solchen unter der nördlichen
scheidend. Hier liegt Adalia, dessen bescheidene Schiffswerfte jene ösüiche Strandfläche
einnimmt, während die nördliche von der Dogana, der Ottomanischen Bank, Agenturen,
Magazinen, Caf^s und einigen anderen Gebäuden besetzt ist. An jenem Felsvorsprung, der
oben von Befestigungen und Häusern gekrönt ist, führen Treppen zur oberen eigentlichen
Stadt hinauf. Hufeisenförmig breitet sich diese um den Winkel der Bucht, auf dem auch
vom Plattenrande inlands noch beträchtlich ansteigenden Boden aus, innerhalb der Ring-
mauer eng zusammengebaut, mit schmalen Gassen, durch Theilungsmauem in Quartiere
zerlegt, ausserhalb, vornehmlich gegen Osten und Nordosten, neuer, freier, gefalliger.
Hier ündet sich auch der schöne, reichbeschattete Friedhof und, von den weitgetheilten
Canälen des Dudenwassers genährt, reiches Gartengrün, während man gegen West und
Nordwest aus den Thoren fast unmittelbar auf den kahlen, erst weiter von der Stadt mehr
und mehr von Gebüsch bedeckten braunen Travertinboden hinaustritt. Nahe der west-
lichen Mauer ist ein gegen die Mündung tiefer Wasserriss. Von einer neuen Holzbrücke
— 8 —
überspannt, zeigt er, obgleich ausser der Regenzeit trocken, dass auch westlich der Stadt
Wasser, vielleicht in breiterer Masse als einer der jetzigen östlichen Dudencanäle, zum
Meere floss.
Ueberall in den Strassen von Adalia trifft das Auge auf Reste alter Architektur, seltener
auch Sculptur, die als Schmuck der Aussenmauern, der Strassenecken, der Brunnen, in den
Höfen der Häuser neue Verwendung gefunden. Das Einzige, was noch am ursprünglichen
stigung. Platze steht, so weit wir gesehen,' sind die Mauern, auch sie freilich im Laufe der Jahrtausende
vielfältig neu gebaut, ge-
bessert und geflickt.
Es ist nur der klei-
nere Halbkreis der dem
Hafen zugekehrten Mau-
er und der grössere der
Landmauer mit den von
den Verbindungsstellen
beider auslaufenden Ha-
fensperren, sammt ihren
Thürmen und Vormauern
und einer Andeutung der
Scheidemauern zwischen
den einzelnen Quartieren,
was die beistehende Plan-
skizze darstellt, nur so
weit genau, als mit Bus-
sole und Abschreiten auf
der Mauer zu erreichen
war. Denn während der
türkischen Mobilisirung im Herbst 1885, wo Adalia voll war von Truppen, welche dort
zusammengezogen wurden, um auf Fahrzeugen des Oesterreichisch-ungarischen Lloyd ver-
schifft zu werden, war die Erlaubniss zu genauerer Aufnahme kaum zu gewärtigen, und sie
vergebens zu erbitten insoferne gefahrlich, als darnach selbst das zum Abschreiten und
Winkelmessen nöthige Mass freier Beobachtung kaum gegeben blieb. Eine weitere Erschwe-
rung der Arbeit und Entschuldigung kaum zu vermeidender Ungenauigkeiten bot dem
Geometer der Umstand, dass weder durchweg auf der Mauer herumzugehen, noch überall
innen oder aussen an dieselbe heranzukommen war.
Anlass und Ausgang der Stadtgründung hier ist augenscheinlich der Hafen gewesen,
an dieser Küste weithin der beste. Um diesen Hafen einigermassen in die Befestigung herein-
zuziehen, mussten die Mauerlinien in ungefähr gleichem Abstände von jenem Felsblocke an
Fig. 4. Plan der Befestigung von Adalia.
' Den Rest eines späten dorischen Baues in der Stadt, welchen Hirsch feld, I, S. 715 erwähnt, habe ich
nicht gesehen. Was für ein Monument Le Bruyn, II, S. 523 beschreibt, ist mir nicht klar.
— 9 —
dem Ufer ansetzen. In der That stehen die beiden Wasserthürme {a, l im Plane), der südliche
rechts, der nördliche links von dem etwas verengten Hafeneingange in fast gleicher Entfernung
von jenem Fels im Winkel des Hafens. Von diesen Thürmen aus laufen die Mauern in ent-
gegengesetzter Richtung auf das Land zu. Die südliche erreicht gradaus sogleich die Steil-
küste, während die nördliche, bei einem zweiten unten am Ufer gelegenen Thurme (b) umbie-
gend, erst beim dritten Thurme das hohe Ufer gewinnt, und erst beim vierten die engere Hafen-
mauer und die weitere Landmauer auseinandergehen. Auf der anderen Seite dagegen liegt
zwischen dem Anfange der Hafenmauer und dem runden Thurme (k), wo die I^ndmauer
beginnt, ein beträchtliches, auf dem Rande des hohen Ufers hinlaufendes Mauenstück mit
vier Thürmen: diese Verschiebung der sonst symmetrischen Anlage zeigt, dass bereits damals,
als die Mauern diesen Zug erhielten, die Südostseite des Hafens für die Bewohnung ebenso
bevorzugt wurde wie heutzutage.
Um die thurmbewehrte Landmauer läuft noch eine zweite niedrigere Mauer mit drei-
eckigen, thurmartigen Aussprüngen und einem Graben davor. Eine Mauer ähnlicher Be-
schaffenheit, doch ohne Thurme und Gräben schliesst auch, von dem ersten Landthurm (b)
nach dem Felsen am Winkel des Hafens ziehend, den nördlichen unteren Stadttheil nach der
Hafenseite ab. Jene zweite Mauer auf der Landseite muss es sein, welche die Inschrift N. 1 2
dem Kaiser Leo und seinem Sohne Konstantinos beigelegt. ,Alle seine Unterthanen,' heisst es
darin, ,wie Kinder mit väterlicher Fürsorge umfassend und in dem Gedanken, Alles ihrem
Wunsche gemäss zu machen, befestigte der allergnädigste (TcaYYaXirjVOC, die Uebersetzung
von , Serenissimus') Kaiser Leo mit seinem Sohne Konstantinos, in Sorge für die allgemeine
Sicherheit, diese christliebende Stadt schirmend, weise mit einer zweiten Mauer, sie sich
selber an Sicherheit übertreffend und jeglicher Feindeskunst überlegen herstellend. Und
dieses Werkes Schöpferin ist des Monarchen Hand, wie alles Schönen Spenderin und Wal-
terin; Euphemios aber, des Reiches Geheimschreiber, der mit Eifer ausführende geschickte
Leiter des Baues.'
Nicht Leo III. der Isaurier und Konstantin Kopronymos' im Anfang des achten Jahr-
hunderts, sondern zwei Jahrhunderte später Leo VI., der Philosoph, und Konstantin Porphyro-
gennetos' sind zu verstehen, denn Euphemios,^ der Geheimschreiber, ist allem Anschein nach
,der berühmte Gelehrte' (■jcsptßor^toc Ypa|AiJiauxöc), von dem aus derselben Zeit ein viel-
besprochenes Jambeion, doch wohl aus einem Gedichte, angeführt wird, §egen einen in der
Geschichte des Romanos, des Schwiegervaters des Porphyrogennetos, mehrfach genannten
Niketas gerichtet. Das bestätigt eine zweite Inschrift, wenn die Zusammensetzung von N. 13*''
richtig ist, die nunmehr leicht als auf dieselbe Vormauer sich beziehend erkannt wird, datirt
zweimal aus dem Jahre 6424 = 916. Hier ist Konstantin nicht mehr mit seinem im Jahre 912
' Wie in einer ähnlich angebrachten Inschrift von Nicäa CIG. 8664.
^ Konstantinos Porphyrogennetos ed. Bekker, II, S. 54: ösre Kxf^^jAicv «mTvov tsv mfißiifcov •ffa\x^xnun
arcsxü(l/at et'; aÜTOv TCUTSt tö laixßetsv
3 S. Finlay, History of Greece, ed. by Tozer, II, S. 289, 290, 304 ff. Ein anderer Euphemios in ähnlicher
Stellung unter Kaiser Markianos, Prisci Historia, 155.
i
— lO —
verstorbenen Vater zusammen genannt, sondern mit seiner Mutter Zoe. Also mindestens vier
Jahre ist an der Mauer gebaut worden. Nicht Euphemios, der Geheimschreiber, sondern ein
Kriegsmann war hier als Leiter und Vollender des Baues genannt, aber sein Name ist zu
Anfang von Vers 3 verloren. Seine Verse sind minder gut, von mehr byzantinisch roher Technik
und im Ausdruck stark an diejenigen des Euphemios angelehnt und so weit besser gelungen.
Wie die Inschrift des Euphemios nahe dem Nordthor 11 angebracht ist, so war es die andere
allem Anschein nach nahe beim Ostthor V.
Was in der zweiten Inschrift kaum entstellt zu lesen ist, dass die stärkere Befestigung
der christliebenden' Stadt gegen die Araber, die Saracenen, sichern sollte, das versteht sich
auch für die erstere von selbst. Ob auch zu Lande seit Leo dem Isaurier zurückgedrängt,
machten si6 doch gerade unter Leo VI. sich als Piraten in den griechischen Gewässern furcht-
bar. Als sie später die Herren geworden, da haben auch sie in weit prunkenderer Form und
an viel anspruchsvollerer Stelle ihre Inschriften den Mauern von Adalia eingefügt. Aber die
Byzantiner, von denen es noch zahlreiche Inschriften der Art gibt, haben in dieser Hinsicht
nicht nur Nachfolger, sondern auch Vorgänger in den älteren Mauern Adalias gehabt, wie wir
bald sehen werden.
Von der alten Hauptmauer der Stadt nun scheint, abgesehen von Thoren und Thürmen,
auf der Landseite nur ein Stück nördlich vom ThorV in antikem Aufbau erhalten.' Das
Material ist an vielen Stellen antik, aber nicht blos ursprünglich der Mauer gehörige Quadern,
sondern auch Stücke von Grabmonumenten, Säulentrommeln sind darein verbaut. Von den
fester gebauten Thürmen, welche durchschnittlich etwa 30 Meter Abstand haben, ist mehr
erhalten, wie ich im Einzelnen anzugeben habe.
Vom nördlichen, auf einer über dem Wasserspiegel eben sichtbaren Klippe erbauten
Wasserthurm {a im Plan) ist die Nordostecke, 16 Lagen unter und 2 — 3 über dem Gurtgesims
hoch, von antiker Construction. Alte Theile hat auch der erste Thurm auf dem Lande (b)
bewahrt, hinter dem ein kleines Thor (I) sich auf einen Weg öffnet, der aussen an der Mauer
hinaufführt. Die Pfosten, Gesimse und cassettirten Gewölbsteine sind jedenfalls antik; ob der
Aufbau nicht mittelalterlich wäre, blieb mir ungewiss; denn mir schienen die Gewölbsteine
ursprünglich für einen grösseren Kreisbogen bestimmt gewesen zu sein.^ Der nächste alte
Thurm (c) westlich neben dem Nordthor 11 ist fast bis oben hinauf vorzüglich erhalten : über
2 1 jetzt sichtbaren Quaderschichten dasselbe Gurtgesims wie bei a. Darüber befinden sich,
durch die zweite und dritte Schicht gehend, in der Nordfront zwei, an den anstossenden
Thurmseiten je ein schmaler Schlitz mit oberer Abrundung, die in die vierte Schicht reicht;
über der dreizehnten Schicht dann die Zinnen. Diese sind, wie natürlich auch die grosse
seldschukische Inschrifttafel mit ihrem aus Marmorquadern ausgehauenen architektonischen
' 9(Xc)^p'.!rc5; sicher activisch, CIG. 8640 fiXi^pioTov %cafirf\iji^ SsuXeüoyca aÜTw; 8758 Kupts ßoiiOsi tw tuzt-
ßsoTotTü) xat «itXs/pfcTu ßac'.Asu
" Die Angabe von Davis, dass die Mauern unten alt, höher hinauf römisch, zu oberst türkisch seien, beruht
einfach auf Unkenntniss.
^ Auch das jetzt hälbabgebrochene Thor unfern von m im Plane halte ich nicht wie Hirschfeld, I, S. 715,
für antik, sondern für mittelalterlich, vielleicht mit Stücken vom Hadriansthor gebaut.
— II —
Rahmen, spätere Zuthat: die neben und über der Tafel liegenden Quadern stechen von der
übrigen Construction merklich ab (Fig. 5).
Auch vor dem nächsten Thor (III) stehen wieder zwei zum Theil alte Thürme Cd- und e),
namentlich der erstere, wieder mit zwei Schiessscharten an der Front, je einer auf jeder Neben-
seite in der zweiundzwanzigsten bis .vierundzwanzigsten Schicht, also c durchaus ähnlich,
auch an Ort und Stelle mir so erschienen, aber ,ohne Gurtgesims darunter' und noch acht
Schichten darüber antik, in der dreissigsten gegen Westen zwei Ausflussrinnen. Auch in
diesem Thurm prunkt oben ein seldschukischer Namensschild. Die ganze folgende Strecke
bis zu dem kleinen Ausgang IV ist sowohl aussen wie innen durch Anbauten unzugänglich.
Erst wieder der zweite Thurm (f) nach IV und zwischen den drei letzten Thürmen nörd-
lich vom Hadriansthor V die Mauer g
haben alte Quaderfügung mit im Gan-
zen regelmässigem Wechsel von Läufer-
und Binderschichten bis zur eilften, als
Sockel oder unprofilirtes Gurtgesims
vorkragenden Schicht, das Weitere
neu, während die Thürme hier theils
neu, theils durch neue Ummantelung
unkenntlich sind.
Darauf folgt das weiter unten,
Seite 20 beschriebene Prachtthor, das
einzige sicher antike der Ringmauer,
ziemlich in der Mitte der Landmauer
gelegen, nach seiner Lage etwa als
das pergäische zu bezeichnen, welches
nach Beaufort's Angabe ngch eine
obere Säulenstellung und hier von
Thurm zu Thurm durchgehenden Mauer-
gang hatte. Erhalten ist der gewölbte
Ausgang dahin aus dem Thurm süd-
lich des Thores h, in welchem sich
über der dreiundzwanzigsten Schicht ein glattes Gurtgesims wie bei / befindet und in der
neunten Schicht nach aussen die Tafel mit der Inschrift N. 4", welche besagt, dass Julia
Sancta den Thurm aus eigenen Mitteln erbaute. Viele Säulentrommeln sind in die Mauer
gelegt bei i.
Gewiss antik ist dann endlich der grosse runde Thurm (k) auf quadratem Unterbau am südli-
chen Anfang der Landmauer, über den gleichfalls weiter unten Genaueres zu lesen ist (Fig. 6).
Auch die Thürme der von hier nördlich ziehenden Verbindungsmauer zwischen I^nd- und
Hafenmauer enthalten viele alte Stücke. Hinter dem dritten glaubte ich vom Schiffe aus mit
dem Glas — denn auch dies Stück ist innen wie aussen unzugänglich — ein Stück alter Mauer
zu erkennen; weiterhin, auch unten am Meere in den Fels eingeschnittene Quaderbettungen.
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Fig. 5. Mauertharm von AdalU.
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12 —
In dem südlichen Wasserthurm / endlich ist nur an der Ostecke in der neunten und zehnten
Schicht noch ein kleines Stück der antiken Construction zu erkennen.
In der Hafen mauer nun, welche die niederen Stadttheile ausschliessend auf dem Rand
der Höhe sich entlang zieht, habe ich nur um m Stücke alter Mauer wahrzunehmen geglaubt,
besonders nördlich unterhalb eines neuen Gebäudes um eine gerade gedeckte Fenster- oder
Thüröffnung in feinem sauber gefügten Quaderbau ohne Rustica. Dieses Stück, welchem
nahezukommen mir nicht gelingen wollte, habe ich an Ort und Stelle für das einzige aus
attalischer Zeit herrührende gehalten. Ausser Stande, die weitgetrennten übrigen antiken
Stücke vergleichend zu überblicken, habe ich Unterschiede übersehen, welche später an
Photographien mir deutlich wurden. Abgesehen von dem einzig dastehenden Thurm k
stehen sich die Gruppen a (b) c (l) und
(de?) f g gegenüber. Die erste hat
das profilirte Gurtgesims {b e nicht ge-
nug erhalten, um es sehen zu lassen) in
der Höhe der Mauer, den überragenden
Theil der Thürme markirend. Die Qua-
dern sind sehr genau gefugt, die Fugen
mitunter etwas springend, kein Wechsel
von Läufer- und Binderschichten, viel-
mehr die Steine aller Lagen mehr glei-
cher, nicht grosser Länge, einzelne ganz
kurze unregelmässig dazwischen; die
Schichten aber von ungleicher Höhe.
Dagegen in der zweiten Gruppe gleich--
massigere Schichthöhe, regelmässiger
Wechsel von Läufer- und Binderschich-
ten (s. die Probe vom Thurme der Julia
Sancta, Fig. 13), Gurtgesims unprofi-
lirt. Die zweite Gruppe, an der Nord-
und Ostseite vertreten und besonders
in nächster Nähe und in enger Verbin-
dung mit dem Prachtthor, ist durch Inschriften zeitlich bestimmt. Das Thor trug(s.Inschr.N.4f.)
zwei Inschriften, eine obere, vielleicht an dem Sockel der oberen Säulenstellung, aber nur
über den mittleren Theil sich erstreckend, galt dem Kaiser Hadrian allein und bezog sich viel-
leicht auf ein Standbild oder eine Quadriga, die übliche Bekrönung von Triumphbögen, als
geweiht vom Senat und Volk Attaleias. Die andere Inschrift am Epistyl der Hauptcolonnade
weiht gewiss den Bau selbst, und zwar, soweit die Inschrift sicher überliefert ist, ebenfalls
Hadrian. Habe ich aber einen andern Theil der Inschrift richtig errathen, so war der Thor-
bau selbst zugleich der Vaterstadt geweiht, ähnlich wie mancher andere Bau, also Attaleia
von einem Attaleer. Solche Weihungen an Vaterstadt und eine Gottheit oder göttliche Person
zugleich ist nichts Seltenes und so glänzende Bethätigung des privaten, sei es Patriotismus,
Fig. 6. Runder Festungsthurm.
— «3 —
sei es Ehrgeizes, gerade in diesen Zeiten und Gegenden eher das Gewöhnliche. Die meisten
noch mit Weihinschrift versehenen Gebäude, von denen in diesem Werke aus Pamphylien
und Pisidien zu berichten sein wird, sind von Privaten errichtet. Nicht anders ist es ja selbst
mit kleineren Weihungen von Standbildern. Von grösseren Stiftungen der Art ist gleich
nebenan der Thurm der Julia Sancta ein Beispiel (N. 4'); in Perge die Palästra (?) des Julius
Cornutus N. 32 und vielleicht der nördliche Anbau, zu dem N. 41 gehörte, die Stoa (?) der
Artemis und das Rathhaus von T. Klaudios Apollonios N. 33, Z. 17 und 27; in Sillyon der
Tempel der Tyche von Menodora N. 58, 18. In Aspendos will ich die Beiträge zu Thor
und Thurm, auch die Wasserleitung, N. 64", 64, 64'', deren Kosten von Mehreren getragen
scheinen, nicht zählen, aber vom Theater weihten einen Theil A. Curtius Crispinus Arruntianus
und A. Curtius Auspicatus Titinnianus aus dem Erbe des A. Curtius Crispinus, vielleicht auch
der Architekt Zenon selbst (zu N. 64'' ff.) einen andern Bau; in Side Bryonianos Lollianos
(das Nymphäum?) und die Leitung dazu (zu N. 107). Nicht minder zahlreich waren in den
pisidischen Städten die Bauten privater Stifter (xnarai): in Termessos mehrere Stoen, ein
Tempel und Bild, wahrscheinlich noch ein anderer öffentlicher Bau; in Sagalassos der
Tempel des klarischen Apollo und der Kaiser, ein dem Kaiser Claudius als neuem Helios
geweihter Tempel (?), noch ein dem Kaisercult geweihter Bau und ein Macellum; in Kremna
Forum mit Basilica und Exedra, desgleichen eine Stoa. Entschieden geringer ist die Zahl
der als von den Gemeinden aufgeführt genannten Bauwerke, und was von den Besitzverhält-
nissen in jenen Zeiten uns durch Inschriften verrathen wird, macht dies durchaus begreiflich.
Das Hadriansthor in Attaleia also einem Privaten zuzuschreiben, wäre durch Beispiele besser
empfohlen, als es von der Gemeinde gebaut zu denken. Wie aber auch dieser Zweifel zu
lösen, jedenfalls gehört das Thor der Zeit Hadrians und wahrscheinlich ist es zu seinem
Einzug, den man ins Jahr 130 setzt,' erbaut worden. Mag nun auch, wie Nie mann weiter
unten ausspricht, das Thor nicht in Zusammenhang mit dem Thurm der Julia Sancta gebaut
sein, sondern diesen voraussetzen : weit auseinanderliegen können beide Theile nicht, da die-
selbe Julia Sancta auch ein Standbild der Pauleina, d, i., wie Waddington zu N. 4"* zuerst
ausgesprochen, der bald nach 1 30 gestorbenen Schwester des Hadrian errichtet hat.
Gehörten diese an der Ostseite befindlichen Theile, sei es als Restauration, sei es ab
Erweiterung der Ringmauer, der Zeit des Hadrian, so scheint es naheliegend, die unstreitig
besseren und sorgfältigen Reste der ersten Gruppe wegen des einheiüichen Charakters —
das erwähnte Stück der Hafenmauer mochte, weil es doch eben so sehr Innen- wie Aussen-
mauer war, feiner gearbeitet sein — an ziemlich auseinander liegenden Theilen der Grün-
dung des Attalos zuzuschreiben, obgleich sie von älterem pergamenischen Mauerbau, wie
er sowohl aus Pergamon selbst, als aus der , pergamenischen Landstadt* (Athen. Mittheil., XI,
S. I ff., 444, Taf. XI) bekannt ist, beträchtlich abweicht.
Als die Stadt des Attalos, wie Attaleia von byzantinischen Schriftstellern so oft genannt
wird, gibt sich Adalia noch heute durch seinen Namen zu erkennen, was zwei der dort
' S. J. Dürr, Die Reisen des Kaisers Hadrian, S. 6 1 . Wie Hadrian gleich beim Beginne seiner Regierung
den Städten und Befestigungen der verschiedenen Provinzen seine Aufmerksamkeit zuwandte, berichtet Dio 69. Q*
— 14 —
gefundenen Inschriften N. 4™ und 14 zum Ueberfluss bestätigen. Es war ein unglücklicher Ein-
fall Beaufort's, nach dem Vorgange d'Anville's Adalia für Olbia und Side für Attaleia zu
halten. Eine Kette pergamenischer Beziehungen reicht von Telmessos über Oinoanda
(Klein-? und Gross-) Termessos nach Attaleia.' Allerdings sind die pergamenischen Fürsten
vielleicht auch weiter in Pamphylien eine kurze Zeit wenigstens als Herrscher an die Stelle
der Seleukiden getreten, ob aber über den Eurymedon bis Side hin, ist zu bezweifeln. =
Dass die Gründung des zweiten Attalos Philadelphos, welcher schon als Feldherr seines
Bruders im Jahre 189 (Polybios 21, 43) diese Gegenden gesehen hatte, nicht die erste an
diesem günstigen Platze gewesen, würde man gern mit Leake^ aus Strabo herauslesen,
wären dessen Worte klar und unzweideutig. Aber in seinem Satze: nach Olbia und dem
Kataraktes folge weiter östlich Attaleia, benannt nach Philadelphos, der es gegründet und
nach Korykos, einem benachbarten Städtchen, eine neue Colonie gesandt und die Ring-
mauer vergrössert habe, ist das .benachbarte' widersinnig und Korykos der Verwirrung mit
drei anderen Localitäten gleiches Namens verdächtig. War wirklich eine vorattalische klei-
nere Ansiedlung hier, so wird man doch Reste von ihr nicht suchen, sondern sich begnügen
zu sagen, dass dieselbe sich an den geschützteren südlichen Theil des Hafens angeschlossen
haben muss und vielleicht nur die südöstliche Seite des Hafens umfasste.
Bei byzantinischen Schriftstellern noch oft die Stadt des Attalos genannt, ist dies Attaleia
der andern pergamenischen Gründung in Lydien* (oder Mysien, Aeolien) gleichnamig, aber
' S. Reisen in Lykien und Karien, II, S. 177 ff.
2 Mommsen, Römische Forschungen, IP, S. 531 nimmt den Kestros, gleich dem im Friedenstractate
genannten Fluss Tauros als die Grenze des Antiochos abgenommenen Gebietes.
3 Leake, S. 175, 192, auch Hirschfeld, I, S. 713, Kuhn, Die städtische und bürgerliche Verfassung des
römischen Reiches, II, S. 299, Kiepert und Andere. Strabo's Worte (14, S. 667) sind: eita ziXt; 'ATraXeio,
e^TWVujjLs; toü XTwa-no; «^lAaBeXICU xa; o'.xfcovTs; ei; Kw;uy,:v, 7:o'/dyyio-i sfAspcv, öXativ xatsixiav xat (isi^w zipt^iXiv itepi-
OivTs;. Stephanos' 'ArtäAsia darf mit 'A/.).c£tpa, früherer Name eines Attaleia in Lydien, nicht zur Aenderung von
5iJ.3pov verleiten, da Lydien und die Nebenform \K'(piv.pa im Wege ist. Und von :[A0p3; abgesehen, bleibt Korykos
ein Anstoss. Strabo selbst kennt hier sonst kein Korykos, sondern eines in lonien, S. 644, eines in Lykien, S. 666,
eines in Kilikien, S. 670 ff. Nur Suidas und Photius haben s. v. Kwpuxato; ein Kiiipjx:; (y»p) ti;; Ux^iüXiai
äxpiOTniptsv, •rrap' w TziX'.q 'ATTaXeta zur Hand, um hierher die zur Auslegung eines Komikerverses beigebrachte Ge-
schichte vom Verkehre der Seeräuber mit den Bewohnern einer benachbarten Stadt zu verlegen. Diese Geschichte
wird aber bei .Strabo, S. 644 (welcher dem Ephoros folgt, wie Photios erkennen lässt) nach dem ionischen
Korykos gelegt, und ebenda ist auch wieder von einer Ansiedlung des Attalos die Rede, erst in Myonnesos, dann
nach dem unfernen Lebedos verlegt, was einigermassen an das vom pamphylischen Attaleia bei ihm Gelesene an-
klingt. Die Verlegung von Attaleia bei Stephanos, der Demetrios anführt, nach Kilikien, beruht wohl einfach
auf Verwechslung mit dem kilikischen Korykos und nicht etwa auf einer dritten Localisirung der Seeräuber-
geschichte, obgleich es daselbst an Seeräubern später nicht fehlte, und Strabo, S. 671, den Raubfürsten Zeniketes
vom lykischen Korykos dorthin versetzt hat. Was Strabo an letzterer Stelle von Zeniketes berichtet: i'Kirzo^ ce
ToO spsu; (nämlich der Olympos) (üxb) toj 'liaupty.jj hiiT.pr,<;vi eauTiv ::av5(/.tcv. tsÜTSu 0' f,v xa; (ausser dem Olympos)
ö Ko)puxc;xa'; r, 0acr,X(; xa; TO/.Xä tüv IlaiJisüXwv yutpiof r.i'na V e'iXsv 6 'Jsaupixb; könnte, combinirt mit Cicero, De
lege agraria 15 (vgl. 2, 50): iubent venire agros Attalensium atque Olympenorum, quos populo Romano P. Ser-
vilii, fortissimi viri, victoria adiunxit, eine ganz andere Auffassung jener zweifelhaften Strabostelle über die Grün-
düng Attaleias nahelegen. Wie, wenn dort nur zu Anfang von Attaleia die Rede wäre, dann aber von einer gleich-
zeitigen Ansiedlung in dem bei Olympos gelegenen Korykos, die Attaleia etwa als xtüjAi'TrsXi; unterstellt sein mochte,
so dass ihr Gebiet als agri Attalensium bezeichnet werden konnte? Doch jenes KsXXa twv riajAsOXcov /.«opta lässt auch
an das eigentliche Gebiet von Attalia denken.
■♦ S. Radet im Bulletin de corr. hellen., XI, S. 168 ff.
— 15 —
die Bewohner unterschieden sich: diejenigen des pamphylischen Attaleia nannten sich
Attaleis, die des andern dagegen Attaleatai.' Auf den Münzen beider Städte war dieser
Unterschied schon früher nachgewiesen, in Inschriften aber bisher nur die pamphylischen
'AtTaXscov 7coXo)(v£{a) in N. 4*" und, durch Verszwang etwas entstellt, 'AttaXaiicDV in N. 14
(vergl. N. 13 V. 4) gelesen, dazu sind aber jüngst' auch zwei der lydischen AtTa)^atä>v
gekommen.
Ihre Culte scheinen die Ansiedler zum Theile aus Pergamon mit nach Pamphylien gebracht
zu haben, wo sie freilich ziemlich dieselben Götter auch vorfanden : Zeus in Pergamon, als ^wW^f«
(Sitzungsber. der Berliner Akademie, 1884, S. i 2 f.) und Gigantensieger allbekannt, hatte
nicht nur in Sillyon, wie es scheint, einen Cult, sondern thronte auch auf dem Solyma, dem
majestätischen Hauptgipfel der die prachtvolle Aussicht von Adalia dominirenden Bergkette
jenseits des Golfes. Münzen von Attaleia zeigen seinen Kopf, wie auch die ganze Figur des
sitzenden Gottes mit der Siegesgöttin auf der Hand. Der Zeus Tropaiuchos, dessen lebens-
länglichen Priester mit römischem Namen N. 6 nennt, könnte fremd sein, aber eben auch in Per-
gamon haben wir Zeus Tropaios kennen gelernt (Die Ergebnisse der Ausgrabungen von Per-
gamon, 1880, S. 78). Eine Hauptgöttin ist wie in Pergamon Athena; dass sie auch in Attaleia
Polias benannt sei, ist nicht überliefert, aber fast daraus zu folgern, dass auf einer Homonoia-
münze von Attaleia und Side jenes durch Athena vertreten wird, wie dieses durch Nemesis.
Auf Münzen sieht man ihren Kopf oder die ganze Figur schreitend oder stehend, mit Nike auf
der Hand, also Nikephoros wie in Pergamon (ÜI. vorl. Bericht, S. 37, Taf. 76 f), in vier- oder
sechssäuligem Tempel. Dionysos, in Pergamon als Kathegemon verehrt, ist in Attaleia mit
Cult und Priester versehen (N. 4^) und auf Münzen abgebildet (s. Bohn, Der Tempel des Dio-
nysos zu Pergamon, S. 10). Auch ApoUon, als Archegetes in Attaleia verehrt (N. 4*'), fehlt
natürlich in Pergamon nicht (Pythios, HI. vorl. Ben, S. 58); Hermes ist in Attaleia wie auch
in Perge, Sillyon und viel in jenen Gegenden, auch durch Personennamen, bezeugt, wie in
Pergamon ; desgleichen Asklepios, die Göttermutter, Ares (?) an beiden Orten. Andere Culte
mochten aus der Nähe kommen: Hephaistos, der Waffenschmied, auch auf den Münzen von
Perge, Aspendos, Side angetroffen, von Olympos, Nemesis von Side, Sarapis von Alexan-
dreia, wie die Artemis den Typus der pergäischen bewahrt. Poseidon versteht sich in der
Hafenstadt mit dem herrlichen Meeresanblick von selbst. Die Neike Sebaste gehört zu den
in der Kaiserzeit blühenden Spielen und dem Kaisercult.
Von Tempeln, deren bauliche Reste ja zum Theil die in der Stadtmauer eingelegten
Säulen u. s. w. sein mögen, und Bildern ist uns sonst nichts bezeugt, als dass zur Ausstattung
von Constantinopel auch Attaleia Bilder geliefert hat. Denn schon an sich und zumal zwischen
Kypros, Kreta, Rhodos, Chios und Smyrna, Seleukeia, Tyana, Ikonion, bei Codinus, De
signis, I, S. 53, als von gleichem Kunstraub betroffenen Städten genannt, wird man gewiss
eher an das pamphylische als an das lydische Attaleia zu denken haben. Geblieben wüsste
ich hier nichts als die von Collignon im Bulletin de corr. hellen., ÜI, S. 346 erwähnte Basis
' Nach Eckhel's (D. N., III, S. 9) Schwanken festgestellt durch Waddington, Revue numismatiquc, 1853
S. 24. Vgl. Head, Historia nummorum, S. 548.
^ Bulletin de corr. hellen., XI, S. 1 73 und 400 E. Vgl. Athenische Mittheilungen, XIII, S. 13.
— i6 —
einer Heraklesstatue und ein paar rohe Reliefs des Reiterheros oder Gottes Sozon' auf einem
ebenda erwähnten Relief genannt, namenlos auf einem oder zwei andern.
Auch von den anderen Bauten hören wir nichts. Ein Theater, sollte man meinen, kann
nicht gefehlt haben, aber auch nicht einmal einen Platz dazu hat man bisher gefunden. Viel-
leicht ist der steinerne Lehnensitz, welcher etwas östlich vom Kasernenthor aussen in die
Stadtmauer so eingemauert ist, dass man nur die Seitenfläche sieht, i • 1 5 M. hoch und gegen
0-70 M. breit, der einzige Rest bis jetzt von einem Schaulocal; er gleicht wenigstens ganz
dem Ende einer Lehnensitzreihe, wie sie in Theatern und Stadien an den Gürtelgängen (Dia-
zomata) üblich waren: der Delphin als Armlehne ist ein besonderes Ornament der Seestadt.^
Auch von Gräbern und Grabdenkmälern ist, so viel ich weiss, keines noch am ursprüng-
lichen Platze erhalten oder auch nur zu spüren, gewiss weil die stete Bewohnung des Ortes
sie allmählig hat schwinden lassen, und namentlich der Mauerbau und die Mauerausbesserung
solches Material aufgesogen hat. In den Mauern stecken allerdings mit den meisten anderen
Inschriften auch die Grabinschriften, einige allem Anscheine nach von Grabbauten, des-
gleichen andere Stücke, so z. B. ein zierliclier dorischer Fries von ganz kleinen Verhält-
nissen, etwa als Thürsturz verwandt. Auch Grabreliefs, so eines mit zwei einander gegen-
übersitzenden Figuren, ein anderes mit dem Bein einer sitzenden Frau, in deren Schooss sich
ein kleines Mädchen schmiegt, sind vermauert.
Von Sarkophagstücken erwähne ich eines mit zwei Niken an den Ecken, je mit einer
Palme in der einen Hand, die eine noch mit einem Kranz in der Rechten, ein in diesen
Gegenden namentlich beliebter Schmuck für Sarkophagecken, wie sie an den Ecken der
Kamara von Alexanders des Grossen Leichenwagen standen (Diodor, 18, 26). Auch ein
vollständiger Sarkophag, als Brunnen^ im nördlichen Theile der Stadt verwandt, hat diese
Niken. An diesem Sarkophag ist mehr noch als bei einem in Perge zu erwähnenden die
architektonische Einfassung hervorzuheben, durchaus im Einklang mit der Darlegung von
Matz in der Archäologischen Zeitung, 1872, S. 1 2 f.: unten ein starker Sockel aus zwei gegen-
einander gekehrten lesbischen Kymatien mit einem Perlstab dazwischen, oben ein Eierstab.
In der sehr beschädigten Darstellung erkennt man einen Jäger hoch zu Ross über einem
Hunde nach rechts, wo über felsigem Grunde oben ein Löwe entflieht, dem ein Mann mit
einem Spiess begegnet, während ein anderer tiefer kniet. Dem genannten Reiter folgt ein
zweiter, vor welchem ebenfalls ein Knieender erscheint.
Während dies eine der aAf Sarkophagen auch in Italien — ein Beispiel aus Griechen-
land bei Matz a. a. O., S. 15 — sodann auf Grabreliefs des Nordens besonders beliebten
nicht mythischen Jagdscenen ist, sind im Hofe eines Hauses ausser einem Stücke mit Guir-
landen und Gorgoneion verziert, zwei andere (s. Fig. 7) mit mythischen Darstellungen ge-
schmückt. Auf dem einen — es ist ein linkes Ende — schreitet ein Eros, die von der Chla-
mys bedeckte Linke mit einem Bogen vorstreckend, die Rechte zum Hinterkopf erhebend,
' Sozon, Herakles und Orophylax hält Ramsay, American Journal of Archaeology, III, S. 363 f. für Namen
desselben localen Dämons, der von Sabazios und Men nicht verschieden sei.
^ Theatersitze von Catana in Sicilien sind in gleicher Weise mit Delphinen geschmückt.
^ Gesehen von Le Bruyn, II, S. 524.
— 17 —
als nähme sie einen Pfeil aus dem Köcher oder fahre von der losgelassenen Sehne zurück.
Noch ein Stück des Reliefgrundes vor ihm ist ohne weitere Figur erhalten.
Das zweite Stück enthält die bekannte Gruppe des Priamos, der mit verhülltem Haupt
vor dem sitzenden Achill kniet und ihm die Hand küsst, während jener das Haupt abwendet,
und im Hintergrunde, einander auffallend nahe gegenüberstehend, Hermes mit dem Botenstab
neben Priamos und eine verschleierte Frau neben Achill, beide eine Hand wie weinend zum
Gesicht erhebend. Das Relief ist bei dem Eros höher als bei Achill, und äussere tekto-
nische Kennzeichen eines Sarkophages fehlen beiden Reliefs, nur dass die Grösse etwa passt.
Fig. 7. Relief: Eros; Priamos and Achill.
So wenig trotz der vielen zerstreuten Reste von alten Denkmälern in Attaleia sich sagen
lässt, so wenig ist auch von seiner Geschichte im Alterthum überliefert. Die Attalenherr-
schaft überdauerte die Gründung Attaleias ja nur kurz. Darnach offenbar sich selbst über-
lassen, gerieth die Stadt mit anderen in die Gewalt der Piraten, bis Servilius deren Macht
brach, und dem Sieger auch das Gebiet Attaleias — vielleicht in der S. 14, 3 vermutheten
Beschränkung zu verstehen — zufiel. Der Antrag des Servilius RuUus, diese Ländereien für
RechnuTig des römischen Staates zu verkaufen, hatte keine Folge. \'ermuthlich gab man
den Attaleern ihr Gebiet zurück. Haben die Pergamener dem Sohne des Isaurikers Servilius
— i8 —
(s. Die Ergebnisse der Ausgrabungen zu Pergamon, S. 76, Nr. 94) die Herstellung ihrer Ver-
fassung und Demokratie gedankt, so ist wohl auch die Tochterstadt Attaleia damals noch unab-
hängig geblieben. Pompeius legte nach seiner Besiegung hier nicht nur an, sondern Attaleia
war die erste Stadt, die er auch betrat, indem Schiffe, Mannschaften und Anhänger sich
um ihn sammelten, die er aber bald wieder verliess. '
Als Colonie erscheint die Stadt erst in der späten Inschrift 4™. Bedeutende Erneuerung,
vielleicht Erweiterung (s. S. 13) und Verschönerung durch Neubau eines Theiles der Ost-
mauer, des Prachtthors, durch Standbilder brachte ihr der in das Jahr 1 30 n. Chr. gesetzte
Besuch Hadrians.^ Die Neubefestigung hing vielleicht mit dem parthischen Kriege zusam-
men, der nicht lange nachher auch L. Verus an diese Küsten führte, und wenn derselbe in den
hervorragenden Städten Asiens, Pamphyliens, Ciliciens zu seinem Vergnügen sich aufhielt,
dürfte auch Attaleia wie Side seinen Besuch erhalten haben (J. Capitolinus, Verus, c. 6).
Häufigere Erwähnung geschieht Attaleias, wie gesagt, in byzantinischer Zeit, ja sie ist
fast die einzige der pamphylischen Städte, die bei Späteren genannt und oft genannt wird.
Kann Adalia nur Attaleia sein, so muss Olbia weiter westlich liegen. Bei Hierokles
— wenn wirklich 'loßta aus 'OXßta verschrieben ist' — vor Termessos genannt, bei Strabo
ein grosses Bollwerk ([Asya äpu[ia) gegen Phaseiis, 367 Stadien vom heiligen Vorgebirge,
nach Aristoteles* und Theophrast so belegen, dass der Nordwind dahin von einer Insel
oder Halbinsel Idyris oder Idyros mit Namen her wehte, kann Olbia weder da gelegen haben,
wo Schönborn (bei Ritter, S. 636) meinte, noch da, wo Spratt (Daniell) I, S. 216^ es ge-
funden zu haben glaubte, am nördlichen Ufer des Golfes, sondern muss noch am westlichen
gesucht werden, etwa bei der natürlichen Grenze des Gebietes von Phaseiis gegen Norden,
d. i. bei den OTcva, der Enge am Fusse des Berges Klimax. Dort scheint man allerdings
Ruinen nicht gefunden zu haben, und wir sind in dieser Richtung nicht so weit gekommen.
Dagegen ist der von Schönborn für Olbia genommene Platz, vielleicht derselbe wo
V. Luschan Ruinen und Sarkophage (s. Fig. 2), doch keine ausschlaggebenden Inschriften
gefunden hat, vielleicht ein sei es zu Termessos, sei es zu Olbia gehöriger Demos. Ein anderer
zu Olbia oder Attaleia gehöriger Demos mochte der von Spratt bezeichnete Ort sein. Die
geringen Reste desselben, welche ich, nach Olbia suchend, wiedergefunden zu haben glaube,
' Die Durchreise der Apostel Paulus und Barnabas, Acta apost. 14, 24, ist bei Perge erwähnt.
^ S. Dürr, Die Reisen des Kaisers Hadrian, S. 6l.
^ Ramsay im American Journal of Archaeology, 1888, S. 8 f., hält dagegen 'Isßia für einen aus der Zeit des
Diocletianus Jovius stammenden Beinamen von Termessos und glaubt vielmehr äi^l^su OüÄtiußsu (s. S. 5, Anm. 3)
verschrieben aus Sijfjiou 'OXßiovsiJ. Vgl. Athen. Mittheilungen X, S. 343.
4 Fr. 238, ed. Rose: der Boppä?, an verschiedenen Orten verschieden benannt, heisse in 'OXßi'a vfi xota Mu^a-
Asv (1. MotvuSsv) TTJ? najjiifjXiai; (Attaleia existirte ja noch nicht) 'ISupsu;' TrieX y»? ä~9 vrjaoii v; ^aXeiT« 'Bupi'c. Dazu
der Zusatz tivs; 8e aütsv ßoppäv oisvcat eTvai ev ol? xai AupvaTeTi; 01 xaiä OaoY;X(5a, als ob vorher nicht vom Borras die
Rede gewesen wäre. Doch könnte es dann wohl nur eine Variante des Nordwindes, etwa NNO. gewesen sein.
Theophrast de ventis V, 35 lässt den 'ISupebc, welcher axo tcu TccTa|xoü 'IBüpou xvet jxey*? **' ■ffoXi;, im pamphyli-
schen Golf mit Notos und Euros als Gegenwinden zusammentreffen. Skylax loo nennt nach Phaseiis "ISypo? rsXic,
vrjco; AupvaTEia, 'OXßta, Mxfjzsi xal zcTa|j.b; Kaxappay.Tir;?. Bei Plinius V, 121 ist Idyris (so Meineke statt Illyris)
eine Insel, dagegen bei vStephanus "I5upo; toX'.; xa; 7:oxa|j.s; na(/fjXia;.
5 Gebilligt auch von Müller, Geogr. gr. min. I zum Stadiasmus 225, wo Olbia mit Tenedos identificirt wird.
— 19 —
und die unerhebliche Befestigung, wie sie Spratt beschrieben, nicht gegen Lykien, wie man
bei Olbia erwarten müsste, sondern gegen Pamphylien gekehrt, würden kaum ein {lifOL If-'jjia
genannt werden können. Ein dritter Ort in der Nachbarschaft von Attaleia, etwa halbwegs
gegen Termessos, sind die mehrfach, zuletzt von Hirschfeld, I, S. 716 beschriebenen Reste
beim Ewde-Han. ' Weitverstreute, unübersichtliche Ruinen von wenig ausgesprochenem Cha-
rakter, ein Canal ähnlich dem von Perge (s. S. 41), Spuren einer Säulenhalle mit Verkaufs-
localen dahinter und Ehrendenkmälern davor, eine Gräberstrasse mit stattlichen, von ent-
arteter Kunst mit kranzhaltenden Siegesgöttinnen, mit Darstellungen des Todtenmahles, eines
Ochsengespannes und dergl. mehr verzierten Sarkophagen, mögen ebenfalls Reste eines
etwa zu Olbia oder Attaleia gehörigen Demos sein, Uliambos oder Kanavra oder wie immer
zu benennen.
Nach der andern Seite, östiich von Attaleia, lag Magydos, durch Münzen mit Pallas
Tyche, Hermes im Stempel bezeugt,' bei Ptolemaeus zwischen dem Kataraktes und Kestros
genannt, während Skylax und der Stadiasmus es westlich von ersterem Flüsse anzusetzen
scheinen. Daher die von Beaufort, Karamania, S. 139 gemachte Identification der Ruinen
von Laara zwischen Attaleia und der Kestrosmündung an der Küste Zweifeln unterlieg^. Die
antiken Reste daselbst habe ich Beaufort 's Beschreibung entsprechend gefunden, vor Allem
die nicht unbedeutenden Ueberbleibsel eines Uferquais, die grossen Quadern rechtwinkelig
zur Quailinie gelegt, zwischen zwei nach Süden auslaufenden Molen, aus starken, nicht regel-
mässig geschichteten, durch eine Art Mörtel verbundenen Travertinquadern, vorne durch einen
dritten Molo fast verbunden. Eine versinterte Wasserleitung — jetzt bricht überall am Ufer
Süsswasser aus dem Felsen hervor — Gewölbe am Ostende, Reste einer alten Säulenhalle
mit Thüren von Gemächern dahinter, dem Hafenquai parallel, doch in einigem Abstände,
das ist Alles.
' Wohl schon von Corancez (nach dem Auszug bei Vivien de St-Martin, II, S. 697 ru schliessen) be-
sucht; Schönborn bei Ritter, S. 670 und 673. Spratt, I, S. 228, dessen falsche Identification mit Lagon
Hirschfeld zurückwies. Auch andere Benennungen sind ungewiss oder falsch.
' Mionnet, Descr., III, S. 457; Su., VII, S.41. Leake, N. H., 8. 79, 149. Head, N. H., S. 584.
20
Fig. 8. Das Thor des Hadrian, theilweise wiederhergestellt
Tafel V.
Tafel VI.
Unter den alten Bauwerken Adalias ist vor Allem bemerkenswerth das an der Ostseite
der Stadt befindliche dreibogige Thor. Eingeklemmt zwischen zwei Thürmen, deren einer als
Thurm der Julia Sancta bezeichnet ist (siehe S. 1 1 ), bildete dasselbe ehemals wahrscheinlich einen
der Haupteingänge der befestigten Stadt, während es heute, mehrere Fuss hoch im Schutte
steckend, nur von Aussen sichtbar, im Innern aber verbaut ist. Seine verhältnissmässig gute
Erhaltung verdankt dieses Denkmal dem Umstände, dass es lange Zeit hindurch auch aussen
durch eine Mauer verdeckt war, in welche erst vor wenigen Jahren an dieser Stelle eine Bresche
gelegt ward. Die Abbildung des Thores, welche wir auf Tafel V mittheilen, entspricht dem
Zustande desselben unmittelbar nach der Freilegung; erst im Jahre 1884 wurden zur Unter-
stützung der vorspringenden mittleren beiden Architrave etwas unförmliche Pfeiler errichtet
(siehe Fig. 1 1), während die Gebälkstücke nächst den Thürmen schon in früherer Zeit durch
aufgeschichtete Werkstücke aller Art vor dem Herabstürzen geschützt waren.
Das Thor hat drei gleich grosse Oeffnungen von 4" i 5 M. Weite und 6" 18 M. Höhe, vom
antiken Pflaster bis zum Scheitel der Bögen gemessen; sie sind überdeckt durch halbkreis-
förmige Tonnengewölbe von 3'325 M. Laibungsbreite; die Gesammthöhe des Bauwerkes bis
zur Oberkante des Gebälkes beträgt 8-035 M. Beide Seiten des Thores, die äussere und die
innere, sind ganz gleich gestaltet; vor jedem der vier Pfeiler steht aussen wie innen eine Säule,
21 —
c
i
0,51
1
i
I
2.
0.74
L.
".99
Fig. 9. SiulenbasU vom Thore des Hadrun.]
und zwar in ungewöhnlich weitem Abstände von demselben. Die vier Säulen einer jeden Seite
stehen indessen nicht gleich weit von einander, sondern es ist die mittlere Säulenzwischen-
weite um 0*22 M. grösser als die beiden anderen, trotzdem die Bogenöfifnungen gleich weit
sind. Das Gebälk ist über jeder
der acht Säulen verkröpft; hinter
den Säulen stehen keine Pilaster,
an Stelle derselben sind Kragsteine
als Gebälkträger angebracht; die
beiden mittleren Pfeiler sind schmal,
so dass die Archivolten aneinander
grenzen; bei den breiteren Eck-
pfeilern bilden Anten den Abschluss,
deren Basen und Capitelle stumpf
gegen die Thürme stossen.
Das Material ist weisser Mar-
mor, nur die Säulenschäfte sind F
von Granit.
Die Säulen hatten Composita-
capitelle und attische Basen mit
hoher gekehlter Plinthe (Fig. 9).
Nur eine Säule steht noch aufrecht, zwischen Mauerwerk halb verborgen an der
hinteren Seite des Thores; ihr hoher Sockel steckt in der Erde. Die Höhe der Säule mit
Basis ohne Plinthe und mit dem Capitelle beträgt 4*94 M., der untere Durchmesser hat
o"5i M. ; das Gebälk ist 1*28 M. hoch, es hat hohen
Architrav, niederen Fries mit Rankenornament
und Zahnschnittgesimse mit verzierten Rinnleisten.
Die Zeichnung der Ornamente ^yechselt im Ein-
zelnen, auch die Löwenköpfe haben verschiedenes
Gepräge. Tafel VII gibt oben einen Theil des Frie-
ses und Gesimses über dem mittleren Bogen; die
untere Figur zeigt in kleinerem Massstabe eines der
verkröpften Gebälkstücke nebst Kragstein und
Säulencapitell ; bei C sind Capitell, Architrav und
Kragstein in Unteransicht gezeichnet. Auffallend ist
der vorspringende Fries, sowie die Form der Krag-
steine, deren bekrönende Gliederung sich an den
Antencapitellen (Fig. 10) fortsetzt.
Auf Tafel VIII ist das Kämpfergesimse abgebildet, sowie ein Theil der Wölbung, femer
das Profil der Archivolte bei A und das Fussgesimse der Pfeiler.
Die Cassetten in den Gewölben sind sehr schwach vertieft, die Rosetten und Blumen
in jedem Felde von anderer Zeichnung.
ü^/ü^rdi^
g^CTUKIx
Fig. la AntcDcapiteU.
22
Fig. 1 1 . Bogen vom Thore des Hadrian.
23 —
Die Ornamente sind durchgehends scharf ausgearbeitet und unterschnitten, besonders
die Eierstäbe und das Rankenwerk am Fries; das Letztere ist an vielen Stellen ganz unter-
höhlt, der Grund je nach Bedürfniss mit Berücksichtigung der Schattenwirkung mehr oder
weniger vertieft; die schmäleren Einschnitte, z. B. zwischen den einzelnen Blättern, sind durch
Bohrlöcher hergestellt. Das Ganze ist reich und wirkungsvoll, doch im Einzelnen ohne feinere
Empfindung gearbeitet. -
Wie schon erwähnt, ist das Bauwerk einige Fuss hoch verschüttet; es wurde daher, um
die Höhe der Pfeiler und die Form ihrer Basis kennen zu lernen, neben dem nördlichen
Pfeiler ein Loch gegraben bis auf den hier noch vorhandenen Steinfussboden. Leider ver-
hinderte uns die fragliche Standfestigkeit der oben erwähnten noch aufrechten Säule, durch
weitere Nachgrabung zu untersuchen, ob auch, wie ich angenommen habe, am Säulenstuhle
wirklich dasselbe Fussgesimse sich befindet wie an den Pfeilern.
Der Entdecker dieses schönen Thores, Fr. Beaufort, ' beschreibt dasselbe folgender-
massen : ,In one part of the surroun-
ding wall, we observed that there
had formerly been an opening bet-
ween two of the towers; it is now
walled up, but appears to have been
once a splendid gateway. There are
still the remains of fourteen columns;
the Upper part of which are of the
Corinthian order. Four of larger di-
mensions stand in a line with the outer
face of the towers; . . . .'
Das obere Stockwerk, welches
B e a u f o r t sah, ist seitdem verschwun-
den, wahrscheinlich noch vor dem
im Jahre 1833 erfolgten Besuche Te-
xier's, so dass diesem der ganze in seinen unteren Theilen durch eine Mauer verdeckte Bau
entgehen konnte.'
Auf dem Gesimse des noch aufrechtstehenden Untergeschosses liegt eine niedere profi-
lirte Steinschichte, welche den Stylobat des Obergeschosses bildete; die Oberfläche ist
grossentheils mit Schutt und Mauerwerk bedeckt. Auf diesem Stylobat, der gleich dem Ge-
bälke verkröpft ist, stehen nahe dem südlichen Thurme zwei quadratische Pfeilerbasen; der
eine dieser Steine ist vollkommen erhalten, der andere sehr zerstört, bei beiden ist die
obere Fläche mit eingearbeitetem Zapfenloch und Gusscanal vorhanden: diese beiden Werk-
stücke liegen an ihrem ursprünglichen Platze 2*36 M. weit von einander, von Mitte zu Mitte
gemessen, der erste 0'86 M. vom Thurme entfernt (Fig. 1 2).
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Fig. 1 2. Stylobat vom Obergeschosse des Hadrianthores.
' Karamania or a brief description of the south coast of Asia Minor by Fr. Beaufort, London 1817,8. 120.
^ Description de l'Asie mineure, faite par ordre du gouvcmcment fran9ais etc. par Charles Texier, Paris
1849, Bd. III.
— 24- —
Da die nächst dem Thurme befindliche Basis A nicht in der Axe der ersten Säule steht,
so geht daraus hervor, dass dieselbe Anordnung der freistehenden Säulen wie unten sich oben
nicht wiederholte. Auch die zweite Basis B steht ausser Beziehung zur Axentheilung des Bau-
werkes, so dass es bei dem Mangel sonstiger Anhaltspunkte unmöglich ist, eine Vorstellung von
der Anordnung des Obergeschosses zu gewinnen. Der ganze Bau aber hatte, wie es scheint,
einige Verwandtschaft mit dem freilich viel einfacheren Bogen des Hadrian zu Athen. Ueber
die Inschrift, in welcher dem Hadrian das Thor von Adalia gewidmet wird, und welche in
bronzenen Lettern am Architrave angebracht war, ist an anderer Stelle berichtet worden.
F'K- ' 3- yuadern vom Thurm der Julia Sancta.
Es erübrigt noch der das Thor einschliessenden Thürme zu gedenken. Der südliche ist
ein Bau aus hadrianischer Zeit, obwohl kaum zugleich mit dem Thore gebaut, da jede Ver-
bindung mit demselben fehlt; dieser Thurm ist 8*70 M. breit, 9*50 M. tief und vom antiken
(verschütteten) Pflaster bis zum Gurtgesimse etwa 14*60 M. hoch; seine Mauern bestehen
aus Quadern von o*6o M. Höhe, in regelmässig wechselnden Läufer- und Binderschichten
aufgebaut. Die Stirnflächen der Steine sind in rauhem buckeligem Zustande belassen und nur
mit einem breiten Saumschlag versehen (Fig. 1 3). Der zweite, nördliche Thurm ist nur in
seinen unteren Theilen antik.
25 —
Ein zweites, wohl erhaltenes altes Bauwerk ist der unten quadratische, oben runde
Thurm, welcher an der Südostecke der Ringmauer, in der Planskizze Seite 8 mit k bezeichnet,
nahe dem Meere liegt; der Thurm ist unten I7"i8 M. lang und breit, seine Höhe beträgt
14 M. vom Erdboden bis zur Oberkante der Zinnen; ein F'ussglied ist über dem Boden nicht
sichtbar. Dieser Thurm ist von gewaltig fester Bauart; er birgt nur einen beschränkten
Raum im Untergeschosse, der runde Oberbau aber enthält gar keinen Innenraum, im Gegen-
theil befindet sich in der Mitte ein massiver Mauerkörper (A
Fig. 14) von quadratischer Grundform, 4*56 M. dick, welcher
auf einem sehr starken, segmentförmigen Gewölbe ruht und
mit diesem eine' für sich bestehende, wenn auch mit den
übrigen Mauertheilen zusammenhängende Construction bil-
Sjtu.
^ig- '4- Querschnitt durch den runden Festungsthurm.
det. Der Zugang zu der gewölbten Kammer im Unterbau
liegt an der der Stadt zugewendeten Ostseite. Es befindet
sich hier eine Thür von 1-70 M. Breite. An den drei ande-
ren Seiten sind ganz unten Mauerschlitze angebracht, durch
welche spärliches Tageslicht in das Innere fallt.
An der Nordseite des Untergeschosses befindet sich
aussen in gleicher Höhe mit dem Erdboden eine zweite sehr schmale Oeffnung, die Mün-
dung einer in dem Mauerwerke ausgesparten Treppe von 0*90 M. Breite, welche an einer
Ecke oben am Fusse des Rundbaues endet; auf dem Gesimse und der darauf Hegenden
Stufe weiterschreitend gelangt man zu einer über der Hauptthür liegenden Nische, von wo
Fig. 15. Gesimsprolile xu Tafel IX.
— 26
aus eine zweite, in die cylindrische Mauer eingeschnittene Treppe von 0-78 M. Breite auf die
Plattform führt, deren Mitte die Oberfläche des erwähnten Mauerkörpers A bildet. Der Raum,
welcher sich zwischen diesem Körper und der Umfassungsmauer befindet, ist mit Schutt aus-
gefüllt. Zur Entwässerung der Plattform, deren Pflaster fehlt, sind an drei Seiten senkrechte
jMr^'iti^'w^g^wn^ i»fjf*MlOTwi nfiJrwfnW**^^
Fig. 17.
Säulencapitell.
Fig. 16. Verdachung von der inneren Eingangsthür der Moschee Dschnmanün Dschämisi.
Einkerbungen B angebracht, bestimmt, metallene oder
thönerne Abfallrohre aufzunehmen, welche in die
steinernen Ausgüsse C mündeten. Der ganze Bau ist
in schönem, gut gefügtem und glatt bearbeitetem
Ouaderwerk ausgeführt; die Form der Gesimse zeigt
die vorstehende Fig. 15. Am Hauptgesimse wieder-
holt sich die nicht gewöhnliche Form des Kämpfer-
gesimses vom Hadriansbogen. Zu den Seiten der
Hauptthür befindet sich ein auffallender Schmuck;
ich halte diese leistenartigen Gebilde, sechs zu jeder
Seite der Thür, für die schematische Darstellung von
Fasces.
Der Bau stand wahrscheinlich ehemals ganz iso-
lirt, ein schwer zu erstürmender Punkt, da der schmale
Zugang zur Plattform leicht vertheidigt werden konnte ;
die Bestimmung des Bauwerkes ist fraglich; die An-
ordnung des festen Mauerkernes A auf massiger
Unterwölbung kann nur den Zweck haben, eine
schwere Last aufzunehmen, wahrscheinlich Wurfmaschinen, vielleicht auch einen Aufbau,
welcher zum Tragen eines Leuchtfeuers diente.
Einen jüngeren Zeitabschnitt als die beschriebenen Bauwerke vergegenwärtigen uns die
Reste einer christlichen Basilika, welche jetzt Bestandtheile einer in Verfall befindlichen
■0,18-
Fig. 18.
Marraorpfeiler.
— 27 —
Moschee bilden. Von dem christlichen Bau ist die im Innern halbkreisförmige, aussen gerad-
linig abschliessende gewölbte Apsis erhalten, ferner im Innern eine Anzahl von Säulen, durch
Bogen mit einander verbunden, theils freistehend, theils in späterem Pfeilerwerk halb versteckt;
dahin gehören auch Reste von Wandmalereien und einige andere Einzelheiten. Länge, Breite
und Höhe des Mittelschiffes dürften dem ursprünglichen Bau entsprechen; auch die Vorhalle,
welcher ein Minaret hinzugefügt wurde, ist alt, ein grosser Theil der Mauern ist indessen
türkisches Flickwerk. Unter den der Basilika angehörigen Einzelheiten finden sich Stücke,
welche dem zweiten Jahrhundert nach
Christo angehören dürften, neben solchen,
deren Formen auf das siebente Jahrhun-
dert frühestens hinweisen.
Zu den ersten gehört die Hauptthüre,
welche aus der Vorhalle in das Mittelschiff
führt (Fig. 16). Das bauchige Profil der
Einfassung, ohne Verzierung, ist nichts
Ungewöhnliches, wir werden es auch an
anderen Bauten wiederfinden; die Anord-
nung mehrerer Kymatien über dem Sturze,
welche stumpf gegen die das Gesimse
tragenden Kragsteine stossen, ist grie-
C'iische Ueberlieferung , die eigentlich
römische Baukunst kennt an dieser Stelle
nur einen Fries.
Von noch reicherer und etwas feinerer,
Bildung ist die zum Theil verschüttete mar-
morne Thürumrahmung, welche aussen
an der Westseite der Moschee angebracht
ist. Beide Thüren sind zur Verwendung an
der Basilika einem älteren Bauwerke ent-
nommen. Dagegen gehören der späteren
1 • • 1 TT- 1- 1 •• 1- 1 I^>C- I9- Minaret
byzantmischen Kunst die eigenthumlich
geformten Kragsteine und die Gesims-
platten an, welche das kleine Nischengewölbe schmücken (Tafel XI); aus derselben Zeit sind
auch die Capitelle der in der Moschee befindlichen Säulen, deren eines Fig. 1 7 veranschaulicht.
Sehr bemerkenswerth als Beispiel spät antiker Formenmischung ist das im Innern der
Kirche befindliche Pfeilercapitell (Tafel XI C), welches seine Herkunft vom griechischen
Antencapitelle deutlich erkennen lässt. Wir erwähnen endlich noch zwei schlanke marmorne
Pfeiler, welche in der Moschee als Stützen des Predigtstuhles Verwendung gefunden haben
(Fig. 18).
Eine wiederum spätere Periode in der Geschichte Adalias wird gekennzeichnet durch
ediche mohammedanische Bauwerke, unter denen wir das in Fig. 1 9 mitgetheilte, mit glasirten
Aul;;eiki>iiitiipii von M. llHrtel.
Fig. 20. Portal einer Medresse. (Siehe Tafel XII.)
AlilsssUlb: : Cm. - l M.
Ziegeln verkleidete Minaret, besonders aber die reiche Eingangspforte einer verfallenen
ifei XII. Medresse hervorheben, welche auf Tafel XII abgebildet ist. In dem Felde über der Thür be-
findet sich eine Inschrift, welche von dem Bau Kunde gibt. '
' Eine Photographie, welche indessen nicht zu diesem Zwecke aufgenommen war, ermöglichte es Herrn Pro-
fessor Karabacek, wesentliche Theile der Inschrift mitzutheilen. Derselbe schreibt Folgendes: »Die in kräftigem
29 —
Aus weissem Marmor
errichtet, vom Alter ge-
schwärzt, mit Epheu um-
wachsen, steht dieser ver-
fallende Zeuge glanzvoller
Vergangenheit der moham-
medanischen Herrschaft in
bezeichnendem Gegensatze
zu der Umgebung armseli-
ger Hütten.
In F"ig. 20 ist in Auf-
riss und Querschnitt die An-
ordnung der Pforte im Ein-
zelnen verdeuüicht.
Wir bringen endlich
einige neuere Wohnhaus-
bauten aus Adalia zur An-
schauung.
Zunächst in Fig. 22
den Aufriss und in Fig. 23 11
den Grundriss vom Ober-
geschoss eines türkischen
Hauses aus dem 18. Jahr-
hundert, in welchem das
Glasfenster noch keine
Rolle spielt. Das Haus ent-
hält ein als \'orraum und
Magazin dienendes Erdge-
schoss und zwei Stockwerke
mit einigen Zimmern gegen,
die Strasse und einem ge-
gen den Garten geöffneten
Vorplatz mit anschliessen-
den hölzernen Galerien und
Treppen. Durch einen Erker
und mehrere Fenster ist das oberste Geschoss ausgezeichnet, und zwar sind hier innerhalb
desselben Raumes je zwei Fenster dicht übereinander angebracht; die oberen sind nur mit
Fig. 21. Querschnitt zu Fig. 20.
Tulut-Ductus en relief gearbeitete arabische Bauinschrift erscheint auf der Photographie, durch den Thorbogen
verdeckt, nur zur Hälfte; überdies fallen die ersten Zeilen der Schrifttafel flöhj in den tiefen Bogenschatten und
sind deshalb unlesbar. Es fehlen die Invocation (Basmala), die Bauformel und der Anfang des grossen Herrscher-
— 30 —
AurKenomincn tod K. Hartel
Fig. 22. Wohnhaus aus dem l8. Jahrhundert.
einem Holzgitter, die unteren ausserdem Jiiit Verschlussläden versehen. Glas, und zwar in
kleinen bunten Scheiben, ist nur in den zwei Fenstern über dem Erker verwendet; die starken
Mauern sind aus Bruchsteinen mit zwischengelegten Langhölzern errichtet, eine Bauart, die
überall im südlichen Kleinasien üblich ist. Mit einigem Holzschnitzwerk ist der Erker verziert.
titeis. Der Text der sichtbaren Zeilenreste lautet:
[ Jii=Vl üUJ-Jl
tj dJu ^un ^ -üsi [>
y i> Ml^ J.X-V1 JjV^^ ül;-^^} ^^-^*
der erhabenste Sultan]
Schatten] Gottes in der Welt, Machthaber über die Nacken
[der Nationen, Beherrscher der Köni]ge und Sultane der Araber und Nichtaraber, Ruhm
[der Welt und der Religi]on, Hilfe des Islam und der Muslimen, und
Abü-1-fath Kaikä]wiJs Sohn des Kaichosrau Sohnes des Kaikobäd,
[der vertraute Freund des Fürsten der Gläu]bigen, in den Monaten des Jahres acht und
vierzig' und sechshundert.
Das Bauwerk gehört demnach dem Sultan Kaikäwüs aus der kleinasiatischen Seldschüken-Dynastie an und
wurde im Jahre 648 d. Hidschra, d. i. zwischen dem 5. April 1250 und dem 25. März 1251 n. Chr. vollendet.«
— 31 —
Die Pläne zweier moderner Häuser zeigen Fig. 23 I und Fig. 25; das erste ist ein sehr
einfaches Gebäude, das zweite eine der palastartigen Wohnungen, wie sie die wohlhabenden
griechischen Kaufleute in Adalia bewohnen. In Uebereinstimmung mit den Häusern des
Alterthums bildet hier ein mit Bäumen bepflanzter und von Säulengängen umgebener Hof
den Mittelpunkt der Anlage. In den Gängen münden die Wohn- und Empfangszimmer, sowie
die offene Küche und die übrigen Räume
isn-^
-•loM
A Eingani;.
B Offene GiDge.
C Treppen.
D Zimmer.
E Erkerzimmer.
F Hof.
(j Holzkammer.
H CloseL
I Köche.
II
Fig. 23. Grundrisse zweier Wohnhiaser.
tür die Bedürfnisse der Wirthschaft.
Unter den Bäumen des Hofes,
sowie in den Abseiten (Alae) der
Säulengänge, werden Throne aufge-
stellt, hölzerne Lagerstätten von etwa
I M. Höhe, 3 — 4 M. Länge und Breite,
an drei Seiten von niederem Gitter um-
geben, längs denen Matten oder Ruhe-
polster gelegt sind.
Einen Blick in das Innere des
grösseren Hauses gewährt die Abbildung Seite ^2; sie stellt eine Ecke des Hofes dar,
nächst dem Eingange mit der Haupttreppe und dem daselbst aufgestellten Throne.
Die Säulen sind stets von Holz, sie ruhen auf Steinsockeln, als welche sehr oft umgekehrte
korinthische Capitelle verwendet werden. Meistens reichen die Holzstämme durch beide
Stockwerke, und es ist, wie in nebenstehender Fig. 24, der Fussboden des Obergeschosses
zwischen den Stützen aufgehängt. Von Holz ist das ganze obere Stockwerk, ein Fachwerk-
bau aus sehr dünnen Hölzern (5 — 6 Cm. stark), der
aussen und innen mit gespaltenen Brettchen be-
nagelt und verputzt wird; die Zwischenräume wer-
den mit Baumrinde oder Hobelspänen ausgefüllt.
Im Erdgeschoss ist die Zahl der Wohn-
zimmer gering, und diese erhalten vorzugsweise
ihr Licht vom Hofe aus; dagegen befindet sich im
Obergeschosse, welches als Winterwohnung dient
und auch eine zweite Küche enthält, eine grössere
Zahl von Wohn- und Schlafzimmern mit verglas-
ten Fenstern gegen die Strasse; hier tritt auch
an die Stelle des offenen Ganges nicht selten ein
geschlossener Corridor. Heizvorrichtungen sind
in dem warmen Klima Adalias überflüssig, ein
Rauchfang ist nur für die Küche vorhanden.
Zur Herstellung luftiger Ruheplätze sind oft die Gänge des Obergeschosses durch leicht
gestützte, weit in den Hof hineinragende Gerüste erweitert, welche ein malerisches, mit-
unter kühnes und weitläuftiges Gefüge von Gängen, Treppen und Lauben, den Hauptreiz
der im Ganzen schmucklosen Wohnungen ausmachen.
-J
Fig. 34. Holzconstniction aus Adalia.
A
Haupteingang.
A' A'
Magazine.
B
Offener Gang.
C C
Treppen.
D
Empfangzimmer.
E E E
Triclinien (Throne)
F
Hof.
G G
Nebenhöfe.
H H
Gärten.
I
Aussichtsthurm.
K
Wohnzimmer.
L
Küche.
M M
Ställe.
N
Düngerhof.
a a
Kochherde.
b
Cisterne.
c c
Canal.
d
Backofen.
10 / o
I I I I r I I I I -1-1
,10M
Fig. 25. Wohnhaus eines griechischen Kaufmannes in Adalia.
S^^9[$y2[K12]^>a^;^^
\|ii^■//.'r,uhrwul!><<Jf^-■>.uVilmtohul^mtllm*a,..r■^r^^^^^
P e r g e.
er scharf abgebrochene östliche Rand der oben beschriebenen Tafel-
fläche (II) verläuft dem Kestros parallel nicht geradlinig, sondern mit tief
eindringenden Buchten, welchen inselgleich abgelöste Theile vorliegen.
So wenigstens da, wo ein Bach mit dunklem Wasser in die niedere Ebene
hinaus dem Kestros zufliesst, zuletzt noch eine solche isolirte Höhe zu
seiner Linken lassend, eine andere zur Rechten. Letztere, A in umstehen-
dem Plane,' ist von massiger Ausdehnung, gegen die weite Kestrosebene östlich, wie gegen
die schmalen Thäler nördlich und westlich in unersteiglicher Schroffheit abfallend, steil, doch
nicht unüberwindlich auch nach Süden, wo ein breiteres Thal vorliegt zwischen der Tafel-
fläche (B) im Westen und einer letzten Inselhöhe (Bi) im Osten; dahinter eine jener weiter
nach Westen einschneidenden Buchten, durch die ein anderer Bach (Sarisu) zum Aksu fliesst.
Dann, den Blick südlich begrenzend, wieder östlich vortretend die Tafelplatte (II), hier am
Rande und im Thalwinkel bewaldet, während die vorhin beschriebenen Höhen sämmtlich kahl
sind. Auch an deren Rändern steht nur hie und da eine stolze Platane, die vorbrechenden
Wasseradern anzeigend. Die Ebene südlich von jener schroffen Inselhöhe ist nahe ihrem
Südfuss am tiefsten, hier mit mächtigem Röhricht bedeckt, weiter südlich mit Gestrüpp, das
Uebersicht und Orientirung erschwert. In einfachen, klaren Linien dehnt sich nach Südosten
diese verödete Campagnalandschaft mit dem nicht sichtbaren, aber zu ahnenden Meere im
Süden, den Berglinien im Norden, die, je weiter östlich, desto länger ausgezogen sind und
desto lichter schimmern. Dem Südfusse des in gewaltigem Rhythmus verlaufenden Bozburun
vorgelagert, ragt dunkel aus dem lichten Dunst der Ebene eine scharf gezeichnete Akropole,
augenblicklich die Burg Athens ins Gedächtniss rufend, und dahinter, näher dem Eurymedon,
ziehen nicht hohe, doch lebhaft bewegte Ketten nach Süden, wo Aspendos Tafelhöhe unter
anderen ähnlichen gelegen ist. (S. Fig. i.)
' Auch bei Tr^maux ein Plan, der die wesentlichsten Züge wiedergibt. Details auf iwei weiteren Blattern,
s. unten S. 4J, Anm. i und S. 46, Anm. 1.
34 —
A
Akropolis.
B
"Westhöhe.
Bi
Osthöhe.
C
Aeltere Stadtmauer.
D
Jüngere Stadtmauer.
E
Jüngerer Thorbau.
F
Aelteres Hauptthor.
G
Jüngeres Hauptthor.
H
Thor; hi, h" Pforten
I
Hallenstrassen.
K
Uebergänge.
L
Palästra.
M
Macellum.
Ni Nu
Basiliken.
O Ol
Bäder?
P
Burgthor.
Q
Säulenbau.
R
Kirche.
S
Theater.
T
Stadion.
V
Grabbauten.
w
Quelle.
X
Gymnasium ?
Fig. 26. Plan von Perge.
Dies ist die Lage von Perge, wie die Griechen später den Namen gestalteten. In per-
gäisch-griechischer Mundart scheint dem p ein vocahsches r gefolgt zu sein, wenigstens heisst
die weit verehrte Stadtgöttin, welche später gemeingriechisch die i^prs|JLt.c llepYaCa genannt
wird, auf älteren Münzen Vanassa Preija,' doch wohl, da tta im Vergleich mit tw; als feminine
' S. Bezzenberger in Collitz, Griechische Dialektinschriften, S. 366.
— 35 —
Adjectivendung sich darstellt, eher die Göttin nach der Stadt benannt als diese nach jener.
Mit völliger Sicherheit ist Perge hier angesetzt. Ein Landungsplatz für diesen Ort am Aksu
(Kestros) würde auch heute kaum mehr als 60 Stadien (reichlich 1 1 Kilometer) aufwärts von
der Mündung liegen, das ist die Entfernung, welche Strabo angibt. Denn Perge selbst lag
nicht an diesem Fluss, sondern nach Mela i, 79 zwischen ihm und dem Kataraktes, wie
unser Ruinenplatz, viel näher aber dem Kestros, und dieser wird der Elussgott sein, der
gelegentiich auf Münzen von Perge dargestellt ist. An ihm vorüber führt noch heute die
Hauptstrasse von Adalia nach dem östlichen Pamphylien, wie im Alterthum Alexander der
Grosse im Jahre 334 von Lykien und Phaseiis aus über Perge nach Aspendos und Side hin
und von da über Sillyon, Perge zurück nach Phrygien zog; wie im J. 217 Garsyeris in Perge
aus Pisidien und Pamphylien die Hilfstruppen zusammenzog gegen Selge; wie nicht viel später,
im Jahre 188, der Consul Cn. Manlius von Phrygien gegen Perge marschirte, und zwei Jahr-
hunderte später Perge für Paulus und Barnabas sowohl auf dem Hinwege von Paphos nach
Antiochia in Pisidien, als auch zurück von da nach Attaleia Station war.' Den unzweifel-
haftesten Beweis, dass Perge eben hier lag, geben die hier gefundenen Inschriften, directen
N. 30, 34, indirecten auch N. 29, a, 36, 39. lieber die Stadt selbst erfahren wir bei Ge-
legenheit der erwähnten Märsche nichts und auch sonst wenig. Es waren wohl Griechen des-
selben Stammes gewesen, die Perge gegründet, wie diejenigen, welche sich in Aspendos und
Sillyon niedergelassen; jener älteste nachweisbare Name der Göttin von Perge scheint das
zu bezeugen, wie die Gleichartigkeit des gewählten Platzes, von pisidischen Städten so ab-
weichend. Die Gefügigkeit der Pergäer gegen Alexander — Pergäcr waren ihm offenbar
schon nach Phaseiis entgegengekommen, und ihrer bediente er sich als Führer — erklärt sich
vielleicht aus vertheidigungsunfahigem Zustande der damals gewiss schon beträchUichen
Unterstadt Anders scheint es im Jahre 1 88 gewesen zu sein. Damals hielt eine Besatzung
des Königs Antiochos die Stadt, nicht etwa die Burg, besetzt — quae una in iis locis regio
tenebatur praesidio, heisst es bei Livius 38, 37 — und räumte sie dann den Römern. Die
Mauer der Unterstadt, die, wie weiterhin ausgeführt wird, in ihren ursprünglichen Theilen aus
einem Guss, nach einem Plane mit der Anlage der Unterstadt entstanden ist, ist nicht perga-
menischen Styles, also nicht etwa attaliscn wie Oinoanda (siehe Reisen in Lykien, II, S. 177);
aber entschieden griechischen Charakters dürfte sie ein Denkmal der .Seleukidenherrschaft
sein, umsomehr, als eben der ganze Stadtplan an hellenistische Städte, insbesondere Antiochia
am Orontes erinnert. Die aus Perge datirten Briefe des P. Lentulus an Cicero vom Jahre 43
(ep. Xn, 14 f.) sagen nichts von Perge, aber aus Strabo's Worten wird hervorgehen, dass
zu seiner Zeit schon die Stadt Perge wesentlich die Unterstadt war. Nochmalige Erweiterung
' .Skylax' 101: Oep-jn '^tsXij xal tepbv 'AprentBo?. Strabo 14, 667 nach Attaleia: elO' i Kirrps; •!roT»[i5^ 5»
«aicXeOsavTi (rraSisui; k^i,t.6'i-i Oep-jr, rsXi; xat ts vf;^ flcpfaia; '\pxiy.ilii Upsv u. s. w. Mela i, 79: duo validissimi
fluvit, Cestrus et Cataractes; Cestros navigari facilis, hie quia se praecipitat ita dictus; inter cos Pcrga est oppi-
dum et Dianae, quam ab oppido Pergaeam vocant, templum. Plinius 5, 96 nennt von Osten her .\spendum, Plan-
tanistum, Perge; ebenso Ptolemaeus 5, 5, nur mit Sillyon statt des sonst unbekannten Plantanistum. Alexanders
Märsche, Arrian i, 26; Garsyeris, Polybius 5, 72 f.; Paulus' Reisen, .\cta 13, 13 und 14, 24; Cn. Manlius,
Polybius 21, 44; Livius 38, 37.
der Stadt nach Süden werden uns die Reste erkennen lassen, die auch sonst von Neubau,
Zerstörung und Ausbesserung mannigfach zeugen.
Das älteste Perge' muss jene schrofife Höhe eingenommen haben, die später nur die
Akropolis der nach Süden in das Thal vorgeschobenen Stadt war. Doch hier oben ist fast
kein Rest des Alterthums geblieben. Von einstiger Ummauerung, die in der That überflüssig
gewesen wäre, haben wir keine Spur gefunden. Im Gegentheil sieht man Reste alter ein-
geschnittener Hausgründungen mit Cisternen, ähnlich, wie sie zahlreicher auf der Burg von
Sillyon vorhanden sind, namentlich westlich hart an der Kante, die freilich auch hier durch
Absturz ihnen näher gerückt sein mag.
Im südöstlichen Theile der Burgfläche stehen oder liegen noch auf ihrem Stylobat von
circa 20 M. Frontlänge die Untertheile von sechs Granitsäulen. Das Fundament hat nach
Norden noch eine Ausdehnung von etwa loM.; aber das Ganze ist ein zu rohes Flickwerk,
als dass man dabei mit Hirschfeld und Früheren an den altberühmten Artemistempel denken
könnte, es müsste denn ein spätester Umbau sein. Weiter westlich liegt ein anderer, mittel-
alterlicher Bau, vielleicht eine Kirche. Mit der Thürwand nach Süden gekehrt, liegt er schräg
vor dem durch Zerstörung unkenntlich gewordenen, einst aber offenbar stattlichen einzigen
Zugang der Burg. Ziemlich genau in der Mitte ihres Südrandes gelegen, gerade in der
Richtung der die ganze Stadt von Süd nach Nord durchschneidenden Hauptstrasse, markieren
sich auch im Plan die seitlichen einst aufgemauerten Einfassungen der Propyläen, wie wir
sagen dürfen, ohne den architektonischen Charakter derselben noch bestimmen zu können.
Der steile Aufgang dürfte nur in Serpentinen oder Treppen, wenn letztere bei dem einstigen
Stadtaufgang denkbar wären, zu überwinden gewesen sein. Weiter oben führen in den Fels
gehauene Stufen gerade auf den Pyirchenbau zu. Ein Quadrat von 1 3 M. innerer Seitenlänge,
wird er durch zwei Reihen von je drei Stützen in drei gleich breite Schiffe getheilt. In das
westliche von diesen führt die Thür, während zwei Oeffnungen der Ostwand Fenster sein
dürften. Diese Ungewissheit wird verursacht durch die dicke Schicht von Ziegenmist, die den
Boden deckt. Jene Stützen nun sind lauter altes Material : Granitschäfte, einmal eine dorische
Säule, die Capitelle darauf einmal ein scharf und fein geschnittenes dorisches hellenistischer
Bildung, wie mir schien; zweimal ein korinthisches mit einer unteren Reihe von Akanthos-
blättern, oben mit Schilf blättern; einmal eine umgekehrte attische Basis; einmal ein rohes
byzantinisches Capitell; einmal endlich eine Statuenbasis, deren Inschrift N. 39, die Priesterin
der Schutzgöttin unserer Stadt, der unverletzlichen Artemis, und lebenslängliche Priesterin der
Athena Cl. Paulina Artemisia nennt, deren Eltern die Oberpriesterschaft innegehabt, und deren
Bild zwei Enkel, der eine Eparch der Reiterei, der andere Chiliarch des Fussvolkes, in nach-
trajanischer Zeit errichtet hatten. Wo? Am natürlichsten doch im Heiligthum der Artemis,
deren Priesterthum in der Inschrift billig voransteht, und deren Namen die Geehrte trug.
Darf man dasselbe auch von der Statue des Artemispriesters Ti. Qaudius ApoUonios Elaibabes
sagen, deren Basis (N. 33) ebenfalls am Südrande der Burg, allerdings in einiger Entfernung
von den ,Propyläen' liegt, wie laut Inschrift N. 39 in dem Hauptheiligthum auch die Statue
' Vgl. Hirschfeld, I, S. 722.
— 37 —
des Stasias Bokias aufgestellt, und in dem Tempel die Bilder des Varus, welche Philostratus
im Leben der Sophisten 2, 6 erwähnt,' angebracht waren, so dürfen wir das berühmte Heilig-
thum auf der Burghöhe suchen. Strabo's Angabe 14, S, 667: IlepYYj xÖAic wii icXirjotov eici
{jLEXcCopou xÖTcou "CO vffi Ilspyttiac Äpt£|xt5oc icpov, ev cp xavT^Y'-*P^' *<*'^' ^"^^^ ouvcEAstrai, dass
das Heiligthum, wo jährlich ein grosses Fest gefeiert werde, auf einer Anhöhe nahe der Stadt
liege, spricht nur scheinbar dagegen. Da es ringsum keine höhere Erhebung gibt als die
verschiedenen gleich hohen, theils in, theils ausser der Stadt gelegenen Theile der Tafel-
fläche II, so kann der wirkliche oder ideelle Standpunkt des Sprechenden nur die Unterstadt
sein, deren Gründung und Befestigung nothwendig die Entvölkerung der unbequemen Burg
zur Folge haben musste. Dann konnte diese ohne viel Ungenauigkeit eine Anhöhe nahe der
Stadt, das heisst nunmehr der Unterstadt genannt werden. Jedenfalls findet sich auf den An-
höhen südwestlich und südöstlich, die allein sonst in Betracht kommen, keine Spur des Tempels,
wie sich solche auf der Burg an zwei, oder die Sechssäulenfront mitgerechnet, an drei Stellen
fanden; von diesen dürfte die kleine Kirche (?) mit der Basis der Paulina Artemisia, fast
gerade vor dem Burgaufgange gelegen, der Tempelstätte am nächsten sein. Vielleicht aber
war in späterer Zeit die ganze Burgfläche der Artemis geheiligt, wie die athenische der Athena.
Es war jedenfalls das berühmteste an Perge, dies alte Heiligthum der Göttin, die früher
als Herrin,' später allgemein als Artemis bezeichnet wird, von den Geographen, Kalli-
machos, Hymnus ÜI, 187, Cicero in Verrem I, 54 und in den Münzaufschriften. Auch die
Münzbilder zeigen uns die Göttin entweder in alterthümlicher Form eines nur omamental ver-
zierten Kegels oder in der vielfach variirten Gestalt der hellenischen Artemis: lang oder kurz
bekleidet, stehend oder schreitend mit Pfeil und Bogen, jagend oder mit Fackeln, oder beide
Symbole, Fackel und Bogen tragend, oder aber mit allgemeinen götüichen Attributen wie
Scepter und Patera am Altar, auch gekränzt von einer Nike, oder selbst mit dem Kranze (?)
und Scepter. Oft hat sie die Mondsichel über der Stirne oder hinter dem Hals, vereinzelt einen
Strahlenkranz um den Kopf. Verschiedene Versuche erkennt man auch, die vermenschlichte
Gestalt der alten Pfeilerform^ anzunähern, sei es, dass die Göttin verschleiert mit dem Modius
auf dem Kopf in einem gesäulten Capellchen sitzt, sei es, dass ihr dieselben Figuren und
Symbole beigegeben sind, welche dem Kegel zur Seite stehen: jederseits eine Sphinx, die auf
den ältesten Münzen als alleiniges Bild erscheint, dazu auch Sonne und Mond. Statt zweier
Sphinxe werden auch zwei Greifen auf Säulen angegeben, oder zwei Tauben, oder zwei
Cypressen. Auch dem Adler, der mit ausgebreiteten Schwingen meist den Giebel der Bild-
capelle füllt, wird man, trotzdem solche Verwendung auch sonst üblich ist, symbolische Be-
deutung beilegen dürfen. Denn er findet sich in nächster Nähe der Göttin auch in dem
' Vgl. die Inschriften N. 35, 39, 4g, in denen vielleicht Verwandte von ihm begegnen.
' WA/VATA durch Vergleich von Sillyon Nr. 55 (vgl. 54, Z. 29), Aspendos 65, 78 ist die noch bei Bcxien-
berger (Collitz, Griechische Uialektinschriften Nr. 1265) zweifelhafte Lesung Fävaws« sichergestellt. Die Mün-
zen von Perge, s. Eckhel, D. N., II, S. 12; Mionnet, Descr., HI, S. 459, Su.,VII, S. 43; Waddington, Voyage
numism., Perge, S. 1 — 14; Leake, Num. Hell., S. 94; Friedländcr, Zcitschr. f. Num., IV, S. 3CX); Imhoof-
Blumer, Monn. gr., S. ii;i f.; Head, Hist. num., S. 584.
^ Vgl. auch die Artemis von Myra, Reisen in Lykicn und Karlen, II, S. 38, Fig. 25.
- 38
Fig. 2 7 abgebildeten Architravrelief wieder, das am südlichen Eingang der Unterstadt nahe
dem Thore mit anderen ähnlichen Architekturstücken lag. Ihr Kopf in breiter Vollansicht
mit künstlich zum Knoten auf dem Scheitel aufgebundenem und in Locken neben dem Halse
herabfallendem Haar füllt das runde Mittelfeld der Unterseite. Unter dem Halse krümmt sich
die grosse Mondsichel empor, auf welcher unten drei unkenntliche Gegenstände (Tatzen?
Astragalen?) aufsitzen. Oben ist jederseits ein Stern. In den vier kleinen Dreiecksfeldern
schienen — ich sah das Original noch vollständiger, als es die Zeichnung gibt — Blumen und
Fische. Im grösseren Felde sieht man Ganymed vom Adler getragen, den kleinen Hund ihm
nachschauend unten rechts. Ein Stück mit entsprechendem Bild auf der Unterseite lag da-
neben. Man könnte in diesen der Göttin beigegebenen Symbolen: Erde (Blumen), Luft (Adler)
und Meer (Fische), angedeutet sehen, in dem Kegel mit Sonne und Mond darüber die Erde
erkennen, neben der Sphinxe und Greifen wie an lykischen Gräbern als Todessymbole gelten
möchten. An Sonne und Mond er-
innern noch die zwei Sterne des
Reliefs, aber die grosse Mondsichel
lässt wie anderswo erkennen, dass
das eine jener Himmelslichter eine
überwiegende Bedeutung erhalten
hat, entsprechend einer später wenig-
stens verbreiteten Auffassung auch
der griechischen Artemis. Im Namen
der Göttin bettelten ihre wandernden
Priester, vielleicht ihr Bildniss mit-
führend, wie die Metragyrten,' nicht
zu verwechseln mit den Inhabern des
städtischen Priesterthums, das, wie
N. ^^ zeigt, mit anderen hervor-
ragenden Aemtern verbunden wurde.
Sonst ist von ihrem Cultus nichts überliefert. Denn was Philostrat von der Pamphylierin
Damophyle, Freundin der Sappho, sagt, welche Hymnen ihrer Freundin für den pergäischen
Dienst zurecht gemacht, ist im Leben des Apollonios von Philostratos i, 30 romanhafter
Erfindung stark verdächtig.
Gewiss war die Stadt Perge schon lange von der steilen, engbegrenzten Höhe in die
Ebene südlich hinabgestiegen, bevor die hier unten nöthige Befestigung gebaut wurde, deren
Regelmässigkeit trotz späterer Entstellung in die Augen springt. An der Südwest- und an
der Südostecke der Burg setzt die Mauer an ; beide Schenkel laufen, der westliche nach einem
geringen Knick mit einem Pförtchen, der östliche nach einer grösseren Ausbiegung im Anfang
(letztere von mir nicht verfolgt) weiterhin gerade, fast genau nach Süden, der westliche bis
Fig. 27. Architravrelief.
' Photios, Lex.: r, Utp-^ai» 'ApTini; TasseTai exi xwv ävypTwv y.a; i:Xavir)T(5v rapicsv x«t 1^ Osb? ev ay-rij, wo am
l-^nde wohl ir(eipu zu lesen ist.
— 39 —
dahin, wo der Rand der Bodenerhebung, welchem er folg^, aus südlicher in südöstliche
Richtung übergeht. Wo dieser Rand zuletzt ganz östlich sich wendet, verlässt die Mauer ihn
jetzt, hinter Thurm 2, um bald wieder die ursprüngliche Südrichtung einzuschlagen und vom
nächsten Thurm in genau ösüicher Linie die eigentliche Stadtfront mit Haupteingang zu bilden.
Es ist aber völlig gewiss, dass die Mauer von 2 an bis 6 ein viel späteres Werk ist, das nicht
nur an keinem einzigen Theile sowohl der Mauer, als auch der Thürme den gleichen Qiarakter
trägt wie die ursprünglichen Stücke der West- oder Ostmauer, sondern an dem auch durch
ganz regelmässigen Wechsel von Läufer- und Binderschichten, durch Benützung von Mörtel,
durch nicht erst später zum Ausflicken, sondern gleich beim Aufbau zum Ausgleich der
Schichten eingelegte Ziegel, endlich durch Einbau von älteren Architekturtheilen die spätere
Zeit sich verräth. Namentlich der grosse ösdiche Thorthurm 4 verdankt sein verhältnissmässig
gutes Aussehen den Spiegelquadern, Architraven, Thürstürzen, die, mit den Profilen nach
innen gelegt, aussen als stattiiche Quadern erscheinen. Ein Pförtchen bei hi ist überdeckt
mit dem umgekehrt gelegten Thürsturz oder Architrav eines Grabbaues, welcher eine Inschrift
(N. 49) des ersten bis zweiten Jahrhunderts trägt. Darüber ist ein Enüastungsbogen geschlagen.
Ein anderes unbedeutendes Inschriftfragment ist dem ähnlich construirten Thorbau C ein-
gefügt. Von den Thürmen zwischen 4 und 6 ist kaum etwas vorhanden, bei h" ein Pförtchen
ähnlich hi und C; Thurm 6 ist vielleicht, der nächste gewiss guter alter Bauart. Es leuchtet
ein, dass der Mauerzug, von 7 über 6 hinaus nach Westen verlängert, gerade hinter dem
östlichen Randthurm des imposanten Thorbaues anschliessen würde. Eine Spur des Anschlusses
sucht man hier, wo der Thurm sehr zerstört ist (s. Fig. 46 f., das Thor auch bei Tr^maux auf
dem vierten Blatte), vergebens, aber auf der andern Seite ist ein Maueransatz mit einem
Ausfallspförtchen noch vorhanden, das zu erreichen die Mauer von 2 aus nur wie bis dahin
auf dem Rande der Bodenerhebung entlang zu laufen brauchte.
So wird der Grundriss der Stadt weit regelmässiger, die kleinen Abbiegungen der West-
und Ostmauer sind zum Theil wenigstens augenscheinlich durch die Bodengestaltung vorge-
schrieben. So kommt nun auch das gewaltige Thor zu seinem Rechte: ziemlich genau in der
Mitte der südlichen Stadtfront gelegen, zugleich in der Axe der Hauptstrjisse, ist es mit seinen
starken Thürmen und deren waffengeschmücktem Oberstock, dem Ausfallspförtchen an der
Seite — zum Nachtheil des anrückenden Feindes an der linken — , endlich dem grossen Thor-
hof ein offenbares Festungsthor, kein ,Prunkthor'. Jetzt ist allerdings dieser Thorhof hinten offen,
aber auch ohne dass an der Ruine der Beweis bautechnisch geführt ist, darf man aussprechen,
dass der rückwärtige Abschluss des Thores dem dahinter gelegenen, nur in seinen unteren
Theilen noch erhaltenen Triumphthor (D, Fig. 28) zu Liebe weggeschnitten ist. Es ist ja wohl
einleuchtend, dass dieser Triumphbogen nicht dem grossen Thore gleichzeitig, und dass er
noch weniger älter sein kann. Zwischen den Thürmen, wie das Hadriansthor in Attaleia, fand
er nicht Platz, konnte er auch nur auf Kosten der Festigkeit stehen; so zog er sich hinter das
Thor zurück, aber seine dreifach geöffnete, säulengeschmückte Front zu zeigen genügte der
schmale innere Thorgang nicht, zu dem sich nach antiker Praxis die elliptischen Mauern
hinter den Thürmen einst rückwärts zusammengeschlossen haben müssen. Der Thorhof, in
Mykenae schon vorhanden, am athenischen Dipylon von grosser Tiefe, hat an dem bekannten
— 40
Thor von Messene kreisrunde Form ; Thore von Sillyon und Side kommen mit dem nach innen
gerundeten Theil der für Perge vorausgesetzten Form noch näher.' Aber auch die vermuth-
lich einst mit Statuen gefüllten Nischen der elliptischen Mauern sind schon in zweien des
megalopolitanischen Thores von Messene vorgebildet.^ Thore zwischen zwei Rundthürmen
zeigen verschiedene Münzen trajanischer Zeit bei Donaldson, Architectura numismatica
Nr. 8i — 87, meist mit einer Thür, die Thürme einmal spitz gedeckt wie in der Restauration
(Fig. 48) und mit Fenstern in der Höhe, so diejenigen von Nikopolis an der Donau und Bizye
in Thrakien. Dass Material und Technik und besonders auch die Glättung der höheren
Quaderschichten und der (hier Rund-) tempeiförmige obere Abschluss an denThorthürmenvon
Perge demjenigen an
• 19,53 '
den übrigen Thürmen
gleicht, ist S. 61 her-
vorgehoben.
Geringfügigere Stö-
rung der Regelmässig-
keit als die Südseite
hat die Westseite der
Stadtmauer erfahren.
Die alte Mauer, in de-
ren gerader nordsüd-
licher Linie ich noch
die Spuren zweier weg-
gebrochener Thürme,
des einen eben nörd-
lich von der Nordwest-
ecke der Ruine Oi 1 , des
andern weiter nörd-
lich gesehen zu haben
glaube, hatte natür-
lich ein Thor in der Axe der Ostweststrasse: erst ausserhalb desselben wird sich damals der
nördliche Weg von dem westlichen abgezweigt haben. In der Axe des ersteren, welcher von
überwiegender Bedeutung sein musste, ist dann in entschieden späterer Zeit ein säulen-
geschmücktes Prachtthor angelegt. Eine genauere Untersuchung habe ich nicht vornehmen
können, habe aber nicht sowohl eine Mauer mit drei Thürmen, als einen die ganze Breite
einnehmenden mauerumschlossenen Hof zu erkennen geglaubt, mit Ein- und Ausgang gerade
in der Mitte.
Die Aenderungen des Nordwestthores und der Südfront sind frühestens im dritten und
vierten Jahrhundert n. Chr. gemacht. Die ursprüngliche Mauer war nach dem Gesagten älter
Fig. 28. .Thor und Thermen (?) von Perge.
' Der Plan zeigt bei H eine ähnliche Thoranlage, für die ich jedoch nicht eintreten kann.
^ Blouet, Expedition de Moree, I, p. 42 ff.
— 41 —
als der Triumphbogen hinter dem Südthor. Vielleicht gehörte zu diesem der in der Nähe
liegende Architrav mit Dedicationsinschrift N. 30: ,Der Demos von Perge Tiberius Claudius,
Caesar, Augustus, den Vater des Vaterlandes', den Kaiser nicht im Dativ, sondern im Accu-
sativ nennend, also nicht von einem dem Kaiser geweihten Bau, sondern einem Bau, der ein
Bild des Kaisers trug, was an einen Triumphbogen denken Hesse. Aber auch S trabe
schon, wie wir gesehen, schien Perge als Stadt in der Ebene zu kennen, und zuletzt bezeugen
die Thürme durch die sorgfältige Arbeit und die schöne Form des oberen Abschlusses, am
besten erhalten beim ersten und dritten nördlich von 7, ihren Ursprung in guter Zeit.
Die vier Thore, wenn wir die vorausgesetzten Propyläen der Burg mitzählen dürfen, sind
die Aus- und Eingänge zweier fast im rechten Winkel sich kreuzender Hauptstrassen, welche
nur durch einige Bodenerhebungen im Stadtgebiete von der Geraden abgedrängt sind, die
nordsüdliche etwas näher der Ostmauer und dieser parallel, die ostwesüiche näher der Burg-
höhe und parallel ihrem Südrande. Beide waren eingefasst jederseitsvon einschiffiger Säulen-
halle mit dahinterliegenden geschlossenen Räumen (Verkaufsläden), welche die ganze Strasse
entlang einen gedeckten Gang gewährte.' Die Breite der Strasse inclusive der Säulenhallen
beträgt zwischen den Thürwänden, welche die Hallen von den Verkaufsbuden trennten, etwa
Fig. 29. Längen- und Querschnitt des Canals in Perge.
29 M., die Tiefe der Buden etwa 8 M. In Abständen von 575 M. waren sie durch Quer-
mauern getrennt. Wir fanden der Halle angehörige Säulenschäfte von circa 0*50 M. Durch-
messer. Inmitten der Strasse lief ein Canal, dessen Längen- und Querschnitt Fig. 29 zeig^.
Aus grossen Steinplatten aufgesetzt, mit 2-50 M. innerer Breite und 1-17 M. Tiefe, ist er in
Abständen von circa 8 M. durch fast bis oben hinaufreichende Querwände geschlossen, deren
Zweck ist, durch Stauung die Geschwindigkeit der Strömung zu massigen und die Ablagerung
von Unreinigkeiten zu erleichtern. Wo die Hauptstrasse von Gassen durchschnitten wurde, da
finden sich Uebergänge (K im Plane), deren einen ich auch etwa 70 M. nördlich vom Thor
bemerkt zu haben meine, hier zugleich Pfeiler wie von einem die Strasse überspannenden
Thor oder Bogen.
Von Bauten innerhalb der Ringmauer können nur sechs, je zwei von ähnlicher Anlage,
genauer beschrieben werden.
Der älteste dürfte L sein, mit der Hauptfront an der Nordseite der Westhallenstrasse
gelegen. Ob der grosse Grundriss sich der Strasse angepasst habe oder diese jenem, ist wohl
nicht auszumachen. Die zweifache Biegung der Strasse scheint auch durch die Bodenbewe-
gung erklärt. Der Bau liegt auf stark nach Norden zur Burg ansteigendem, grossentheils
' Solche Hallen hatte ja z. R. der innere Kerameikos von ,\then, .Antiuchia, .Mcxandria (vgl. Wachsmuth im
Rhein. Mus., 1887, S. 464); in Pamphylien und Pisidien werden sie in Sidc, Tenncssos, Krcmna vorkommen.
— 42 —
dicht bewachsenem Terrain, die höheren nördlichen
Theile sind grossentheils — über der Erde wenigstens
— verschwunden. Der Grundriss zeigt nur zwei und
eine halbe Seite eines grossen Mauervierecks, jede Seite
76 M. lang, aussen durch Strebepfeiler in gleichmässi-
gen Abständen verstärkt. Die Südmauer allein, so
weit noch zu sehen, ist von einer unteren und einer
oberen Reihe von Oeffnungen durchbrochen, von der
oberen allerdings nur die äussersten links und rechts
theilweise erhalten. In der Mitte eine Thür, jederseits
sechs Fenster. Die anstossenden Seiten haben nur am
Südende je eine Thür. Die Mauer umschloss einen
quadratischen Hofraum mit ringsum laufender Säulen-
halle; zahlreiche achteckige Pfeiler, auch Eckpfeiler
herzförmigen Querschnittes befinden sich am Ort. Ob
diese Halle die Höhe der Aussenmauer hatte, ob sie ein- oder zweigeschossig war, das obere
Geschoss dann möglicherweise mit geschlossenen Gemächern, kann ich nicht sagen. Erhielt
somit die Südhalle gleich den drei anderen durch die Pfeilerstellung vom Hofe aus genügen-
38,20
38.0 •
Fig. 30-
Grundriss der Palästra (?) des Comutus in Perge.
I I' I 1 1 1 (i— t 1 1 1 1'°'
38,20 •
Fig. 31. Palästra des Comutus in Perge.
des Licht, so können die vielen Fenster auf der einzigen Strassenseite nur zum Ausblick
gedient haben. Ist im Plane richtig angenommen — was ich weder bestätigen, noch bestreiten
kann — dass die Südwand in der Linie der Strassensäulen liegt, so würde — und die Seiten-
eingänge sprechen allerdings dafür — die Südhalle des Gebäudes die Fortsetzung der nörd-
lichen Strassenhalle sein und die Fenstermauer ein Ersatz der Säulenstellung. Ehe nach der
Bestimmung des Ganzen gefragt werden kann, ist noch des An- oder Einbaues in der Mitte
der Nordseite zu gedenken, zu welchem Stufen aus dem Säulenhofe hinaufführen. Die
jetzige Ruine dieses Anbaues gehört byzantinischer Zeit an, aus ganz verschiedenartigen
— 43 —
Baustücken, darunter Architrave mit Stücken einer grossen Weihinschrift, N. 41, zusammen-
geflickt, aber es wäre nicht unmöglich, dass er an der Stelle eines älteren Baues stände.
In der gesammten Anlage nun ein Forum oder einen Verkaufsmarkt zu sehen, ist wegen
der fehlenden Ladenräume hinter den Hallen unwahrscheinlich. So möchte ich eher an ein
Gymnasium oder eine Palästra' denken, wie die Palästra von Olympia oder die sogenannte
Stoa des Hadrian in Athen, von Dörpfeld' fragweise gewiss mit Recht als Gymnasium an-
gesehen. Mit beiden hat der Bau von Perge den grossen quadraten umsäulten Hof gemein:
aber ihm fehlen die hinter der Säulenhalle liegenden Gemächer. Diese sind aber beim Gym-
nasium ein minder nothwendiger Bestandtheil : während das olympische und das möglichst
reich ausgestattete Vitruvische auf allen vier Seiten hinter der Halle eine zweite Reihe von
zusammenhängenden Räumen hat, fehlen diese beim athenischen auf der Vorderseite ganz,
sind auf den Nebenseiten
auf ein par winzige Exedren
beschränkt, und nur an den
Rückseiten vorhanden, wo
wir sie selbst für Perge an-
zunehmen Freiheit hätten.
Unverkennbar aber hat der
im Hofe des athenischen
Gymnasiums (?) stehende
Mittelbau im Grundrisse
nicht geringe Aehnlichkeit
mit dem nördlichen Anbau
des pergäischen. Dieses
würde man nach seiner
Technik kaum so hoch hin-
auf setzen, wie die Inschrif-
ten N. 32 verlangen. Ueber
jeder Thür und jedem Fenster scheint die Dedicationsinschrift eingemeisselt gewesen zu sein,
auf der Strassenseite in griechischer, über den Seiteneingängen in lateinischer Sprache. Aber
nur die Stürze der Mittelthür (a) und des nächsten Fensters (b, c) jederseits sind am Platze
geblieben, doch auch deren Inschriften grossentheils zerstört. Obgleich die Zerstörung hier je
die zwei oder drei oberen Zeilen betroffen hat und namentlich den Namen des Kaisers, so kann
doch nicht von damnata memoria die Rede sein. Denn der am Boden liegende halbe Thürsturz
des westlichen Seiteneingangs hat den Namen des Claudius unversehrt, und die Krampenlöcher,
welche auf a b c den ausgemeisselten Streifen begleiten, aber auch längs der Thürpfosten
neben ähnlich gereihtem Streifen hergehen, ja ähnlich über die ganze Fa^ade regelmässig
sich verbreiten, wie zur Probe Fig. 32 zeigt, sind ein Beweis, dass die ganze Faijade und
"^
Fig. 32. Südostecke der PalSstra des Cornutns.
' Dafür gibt ihn auch Trcmaux im Plan, doch mit mehr Detail, als sicher sein dürfte.
' Athenische Mittheilungen, XI, S. 331. lIpoxTud xf,^ cv 'A^vatf öp^^atsXo-px^f iraifia; 1885, Taf. i.
— 44 —
namentlich die Einfassungen von Thüren und Fenstern mit Marmorplatten und Profilen ver-
kleidet worden. Bei der Ungleichmässigkeit des Materials der Fenstereinfassungen würde
man diese Verkleidung für ursprünglich beabsichtigt halten, verböten es nicht die Inschriften.
Vielleicht aber wurde die Verschönerung des Baues sehr bald von dem Stifter beschlossen
und die Inschriften auf die Marmorverkleidung übertragen, und vielleicht ist das Stück N. ^;^ d
vom Seiteneingang eines dieser Verkleidungsstücke. Ich habe Material und Dicke des
Steines leider nicht angemerkt, aber sowohl das Profil oben, als auch die Zusammensetzung
aus zwei Hälften, von denen die linke erhalten ist, unterscheiden diesen Stein durchaus von
a b c. Ist das richtig, und gehört die lateinische Inschrift der jüngeren, die griechische der
älteren Bauperiode, so wäre allerdings auch möglich, dass alle Inschriften früher griechisch,
später lateinisch waren, und dann ja auch weiter möglich, dass der Bau zuerst dem Caligula
geweiht gewesen. An Vollständigkeit etwas verschieden, besagen die Inschriften doch alle
dasselbe: dass C. Julius Cornutus mit Frau und (Kindern) dem Kaiser Claudius den Bau ge-
widmet. Es ist das zweite Denkmal zu Ehren des Claudius in Perge. Die Errichtung beider
hing vielleicht mit der durch diesen Kaiser vollzogenen Einrichtung der Provinz zusammen:
C. Julius Cornutus ist sonst nicht weiter bekannt. Mit dem gleichzeitigen Gelehrten, dem
Lehrer des Persius und Lucanus, hat er nur den Zunamen gemein. Ein Nachkomme dürfte
der Agonothet des Varischen, also wohl nach dem Sophisten (s. S. 37, Anm. i) genannten
Agons in N. 35 sein.
Wiederum eine grosse quadrate Anlage mit Säulenhof ist der Bau M östlich neben dem
grossen Südthor, dem Anschein nach erst nach Niederlegung der alten Südmauer gebaut,
der Grundriss im Osten und Norden noch einigermassen zu erkennen, im Süden und Westen
stärker zerstört, aber wegen der centralen Anlage gewiss auf allen vier Seiten gleichmässig
zu ergänzen. Doch ist die Lage im Plan insofern vielleicht verfehlt, als er über die Linie der
älteren Südmauer hinausgeht.
Hier kann an einen Kaufmarkt wohl gedacht werden. Von drei ineinander Hegenden
Fundamentquadraten hat das äusserste circa 65 M. Seitenlänge, von welchem das innere
circa 5 M. entfernt ist, dieses nur Stylobat, neben dem noch Granitsäulen liegen. Die beiden
äusseren Liriien waren dagegen Wände, deren Zwischenraum durch Quermauern in kleinere
Räume ungefähr quadraten Grundrisses abgetheilt ist, theils Gemächer, theils Durchgänge
von aussen zum inneren Hof. Es stehen noch eine ganze Anzahl von Thürpfosten theils in
der inneren, theils in der äusseren Linie, diese den Durchgängen gehörig, jene, sofern sie
nicht diesen entsprechen, den Ladenthüren. Ein grösserer Durchgang liegt in der Mitte der
Ostseite. Ihm gerade gegenüber hat der centrale Rundbau, ein mächtiger doppelter Tra-
vertinquaderring mit acht Nischen in der äusseren Mauer, eine etwas grössere Nische von
0-90 M. Breite, während die übrigen nur o'8oM. haben. Ihre Höhe beträgt 1*63 M., ihr Abstand
4*25 M., was einen Umfang von reichlich 40 M., einen Durchmesser von circa 13 M. ergäbe.
Die Zahl der Säulen dürfte 16 gewesen sein; die Nischen würden für weibliche Statuen fast
in Lebensgrösse ausreichen, die bevorzugte Nische auf der Ostseite wird man nicht für religiöse
Bedeutung der Anlage verwerthen dürfen. Bedenkt man die wenn auch nicht völlige Ge-
schlossenheit der grossen Hallenstrasse rückwärts, so erscheint die Ostseite ungefähr so
— 45 —
begünstigt wie die Nordseite, ja mehr, wenn man die Pforte h" in Betracht zieht. Die
Grundzüge dieser Anlage: der von Gemächern hinter Säulenhallen umgebene Hof mit um-
säultem Rundbau in der Mitte, endlich Zugänge von mehreren Seiten kehren an den Macella
von Pompeji, Puteoli und einer mit letzterem verglichenen Ruine von Ephesos wieder.'
Ein anderes Paar einander ähnlicher Anlagen bilden Oi und On, beides Complexe von
grossen, nischenreichen, meist überwölbten Sälen, der nördliche (nach den Himmelsgegenden^
orientirt, der andere, wie es scheint, nach der alten Südmauer gerichtet, beide aber un-
verkennbar mit den späteren Stadterweiterungen im Zusammenhang, der eine fast ganz, der
andere nur zum kleinen Theile ausserhalb des alten Stadtringes gelegen, beide aber den neuen
Thoren nahe, bei beiden auch dieselben grossen, je mit drei nebeneinandergelegten Stein-
balken überdeckten Fensteröffnungen auf der Südseite. Beiden gemeinsam ist auch der
Mangel directer Verbindung zwischen den einzelnen aneinandergebauten Räumen. Ueber den
nördlichen dieser Baucomplexe mache ich wie folgt nach einer freilich nur dilettantischen, in
knapper Zeit gemachten Aufnahme einige Angaben.
An der Westseite des Gebäudes befindet sich ein nach drei Seiten freiliegender Saal
von etwa 23 M. Länge und i 2-60 M. Breite, seine Längsrichtung ist nordsüdlich; er war von
einem Tonnengewölbe überspannt und hat eine Thür an der nördlichen, sowie drei grosse
Fenster an der südlichen Schmalseite; eine breite Nische ist in die Ostmauer geschnitten,
zwei kleinere unterbrechen die Westwand.
An diesen Saal grenzen östlich zwei mit den kurzen Seiten aneinanderstossende Räume
von gleichfalls nordsüdlicher Längsrichtung; jeder derselben ist etwa 16 M. lang, ihre Breite
verschieden; der nördliche, 7 M. breit, ist an beiden Langseiten durch Nischen erweitert,
deren in der Ostwand vier, in der Westmauer drei sich befinden; längs der Hinterwand der
mittleren dieser drei Nischen, welche mehr als 5 M. breit und fast 5 M. tief ist, läuft auf einem
Mauervorsprunge, o-8o M. über dem jetzigen Boden, ein Canal von 0*20 M. Breite und Tiefe,
welcher in der nördlichen Aussenwand des Gebäudes ausmündet, im Inneren desselben aber
nicht verfolgt werden konnte. Der südliche der beiden Säle öffnet sich mit drei Fenstern
gegen Süden ; östlich neben ihm liegt ein vierter Saal von gleichen Verhältnissen und gleich-
falls mit drei Fenstern an der Südseite. Ein fünfter Raum aber bildet die Nordostecke des
Gebäudes, und zwar hat dieser Raum, dessen Längsachse winkelrecht zur Längsachse der
vier übrigen Säle läuft, die bedeutenden Dimensionen von 22*72 M. und i2"55 M. Auch hier
finden sich grosse und kleine Nischen an allen Wänden, sowie eine Thür in der Südmauer;
nirgends aber ein Anhaltspunkt für die Zweckbestimmung des Baues; jener Canal, der viel-
leicht mit einer der alsbald zu nennenden Leitungen zusammenhängt, kann schwerlich für eine
Badeanlage beweisen, wozu die Räume sonst nicht ungeeignet erscheinen. Bei Side und
Aspendos wird auf diese und die folgende Anlage zurückzukommen sein.
Die südliche Anlage (s. oben Fig. 30) hat ungefähr die nämliche Zahl von Räumen, die
durchweg grösser als dort und in anderer Weise aneinandergereiht sind. Im Winkel zwischen
' Ucber das M.acellum von Pompeji vgl. Nissen, Pompcjanische Studien, S. 275, und Ovcrbeck, Pomprji«,
S. 120; über das puteolanische Jorio, Ricerche sul tempio di Serapidc, Taf. 5", und Rcloch, Campanicn, S. 135;
übei^'die ephesische Ruine Falkener, Ephesus, S. 106.
- 46 -
dem ersten und zweiten Raum östlich sind unverkennbare Spuren von Säulenhallen an der
West-, Nord- und geringere auch an der Ostseite des zwischen jenen Räumen und der alten
Südmauer gelegenen viereckigen Platzes. Eine Bestimmung hat hier noch weniger Hand-
habe, doch scheint die allgemeine Grundrissanlage wieder für Thermen zu sprechen.
Es bleiben die beiden Kirchen Ni und Nu, beide mit Absis am Ostende und durch Pfeiler
oder Säulen getheilten Schiffen; die nördliche möglicherweise fünfschiffig. Das Hauptschiff
durch Pfeiler abgetheilt, die Nebenschiffe je durch eine Säulenreihe. Die Ostwand der Ab-
sis, wie bei Nu nach Norden und Süden verlängert, steht in ursprünglicher Höhe, niedriger
an den Seiten je mit zwei Fenstern, höher an der Absis mit einer grossen, oben jetzt offenen
Mittelöfifnung. An der Südmauer ist ein Kreuz eingemeisselt.
In der Nähe dieser Kirche sind Häuser mit Peristyl und Strassenreste ziemlich
deutlich; eine Aufnahme haben weder diese, noch andere finden können. An einer >
Thür trugen beide Pfosten das später in Pisidien öfter gesehene Symbol in Form eines
Tannenbaumes eingemeisselt.
Ausserhalb der Stadt gegen Südwesten liegen die beiden grossen Schauiocale Stadion
und Theater;' zu ihnen führte der Weg aus dem alten Thor F etwas gerader, ehe noch Oi
vorhanden war, als aus dem neuen G, daher man in der neuen Südmauer die Pforte hi Hess,
vornehmlich wohl um von Oi dahin zu gelangen.
Das Stadion, in der Verlängerung der Westmauer der Stadt gelegen, ist S. 55 beschrie-
ben. Dass die Gewölbe, welche die Sitzreihen tragen, namentlich in den Zeiten des grossen
Festes der Artemis, zu dem von weither die Menschen zusammengeströmt sein müssen, und
wo hier draussen um die grossen Schaustätten, ganz besonders vermuthlich auf dem Platze
östlich vom Theater, südlich vom Stadion, reich bewegtes Leben geherrscht haben wird,
nicht unbenutzt waren, lässt sich voraussetzen. Es ist aber wenigstens bei einem Theile der
östlichen, der Stadt zugekehrten Gewölbe noch heute zu erkennen. Vom ersten nördlich bis
zum dreissigsten am Südende enthielt ja jedes dritte Gewölbe einen Durchgang (s. S. 57). In
verschiedenen der anderen nun habe ich im hinteren Theile, namentlich an der Rückwand die
Inschriften N. 43 gefunden, entweder auf den Spiegeln der Quadern oder auf den Rändern
angebracht, meist vielleicht nicht älter als das zweite nachchristliche Jahrhundert, alle ohne
grosse Sorgfalt eingehauen. Bis zum 1 1 . Gewölbe hindert die Verschüttung die Untersuchung,
im 14. Verwitterung, im 16. habe ich nur an der linken Seite eine kleine Nische gefunden;
in dem i 7. einen Silberschmied Nikias (a) als Inhaber, im 20. einen Heraklios (b), im 26. einen
Theophilianos (e) und im 28. einen Chrysos Zotikos (f). Mehrfach scheinen Namen oder Be-
rufsangabe ausgemeisselt. Einen Silberschmied, wie in i 7 gewiss, kann man vielleicht auch
noch in N. 43"-'' vermuthen. Wie die Silberschmiede (äpyupoxoitdt) von Ephesos, z. B. jener
Demetrios, nach der Apostelgeschichte 19, 24 sich von Anfertigung und Verkauf silberner
Tempelchen der ephesischen Göttin nährten, so mochten auch die pergäischen das Bild ihrer
Artemis den Festbesuchern zum frommen Angedenken verkauft haben. Jedenfalls ist die
Benützung der Gewölbe des Stadion als Verkaufsiocale gesichert, und scheint solche Benützung
' Bei Tremaux auf Blatt 3.
— 47 —
vom Anfange an beabsichtigt, da die in Fig. 40 und 42 sichtbaren Durchgänge, welche im
vorderen Theil der Gewölbe von einem ins andere führen und einen gedeckten Gang längs
der ganzen Reihe bilden, ausser etwa Materialersparung keinen anderen Zweck haben als
den, welchen die Säulenhallen längs der Hallenstrassen erfüllten.
Es ist vorher ein grosser Festplatz ösüich vor dem Theater angenommen, auf den von
Osten eine Strasse, von der Hauptstrasse Perges abzweigend, zuzuführen scheint. Für einen
solchen Festplatz spricht die allerdings spätere Verkleidung des äusseren Bühnenhauses mit
der grossen Nischenwand (Fig. 37). Gerade die in Pamphylien und Pisidien, in Sagalassos,
Kremna, vielleicht Selge, Aspendos und namentlich in Side nachzuweisenden Beispiele ähn-
. licher Nischenbauten, die mit Wahrscheinlichkeit oder Sicherheit, wie die sich anschliessenden
Septizonien Roms, als Nympheen zu erkennen sind, liegen alle an freien Plätzen. Mit der
Pracht ihrer säulen- und statuengeschmückten Fronten, mit der erquickenden Frische rau-
schender Wasser und dem Bassin davor, endlich den bei reichlichem Wasser oftmals wenig-
stens kaum fehlenden Schmuck von Bäumen, vielleicht auch anschliessenden Säulenhallen,
wie etwa in Side beim Theater, sind diese Nympheen — man vergleiche nur die sogenannte
Exedra des Herodes Attikos in der Olympischen Altis — der anziehende Hintergrund fest-
licher Lust, eine andere Art Theater, lieber die von Side und Aspendos abweichende An-
ordnung der Nischen am pergäischen Theater, über das Anwachsen der Dimensionen nach
Aussen und die unter der kleinsten mittleren erscheinende untere Nische, .sowie über die
weitere architektonische Ausstattung wäre es verfehlt, sich ohne Ausgrabungen auszulassen.
An zugeleitetem Wasser hat es in Perge nicht gefehlt, und die Leitungen mussten selbstver-
ständlich an der zusammenhängenden Höhe westlich hinter dem Theater herangeführt werden.
Von Westen fliessen ja auch die Bäche nördlich wie südlich von Perge. Der Plan gibt drei
von der Westhöhe her gegen die Stadt geführte Leitungen, zwei südlich vom Theater, eine
dritte nördlich an der Gräberstrasse bei V enüang, die ersten beiden überirdisch, die dritte
auf oder in der Erde. Es ist die zweite der beiden südlichen, deren starke V^ersinterung
F e 1 1 o w s auffiel, und in der That auf Ursprung aus dem Kataraktes (Dudenfluss)
schliessen lässt. Die Leitung ist aus Ziegeln gebaut, die aber der starken Kalkkruste
wegen fast wie Haustein aussehen. Wenig nördlich von ihrem Anfange an der Höhe fliesst
jetzt aus späterer Fassung ein reicher Quell, welcher mitsammt der grossen, von ihm
genährten Platane das Vieh zur Tränke, den Wanderer zur Rast und Erquickung lockt,
auch uns dort zu lagern bewog, trotz des durch Vernachlässigung ringsum versumpften
Bodens. Ob hier der natürliche Ausfluss der gestörten Leitung ist, weiss ich nicht. Von
den gefährlichen Eigenschaften des Dudenwassers sind wir in so kurzer Zeit natürlich nichts
gewahr geworden.
Schon die nördlich nach einander folgenden Leitungen lassen auf eine entweder von
Norden oder von Süden her an der Höhe B hin geführte Hauptleitung schliessen, von der
jene drei Zweige ausgingen. Auch weiter südlich, an der Ecke, wo um die S. 33 erwähnte
westliche Einbuchtung die Höhe sich herumzieht, rinnt wieder ein Quell am 'unteren Rande
der Einbuchtung. Näher ihrem Ausgange, wo ein anderes schmales Thal sich südlich in die
Travertinplatte (II) hineinzieht, nährt vorbrechendes Wasser reiches Grün, und hier ist ein
- 48 -
wenig weiter aufwärts über das enge Thal ein schmaler Bogen aus Quadern gespannt. Ob
damit ein anderer grösserer Aquäduct in Verbindung steht, welcher weiter gegen Adalia
hin ein breiteres Thal in mehreren Bögen übersetzt, weiss ich nicht. Nur das erste Mal,
später nie wieder, hat mich der Weg von Adalia nach Perge dort vorübergeführt. Jedenfalls
befindet er sich zwischen dem breiten, noch ungetheilten Dudenfluss und Perge, beziehungs-
weise jenem vorher erwähnten kleineren Aquäduct. Von diesem aus muss der Wasserlauf um
die südliche Einbuchtung herum, dann am Rand der Höhe B hingeführt sein. Der nördlichste
Zweig dieser Leitung, welcher neben der Gräberstrasse V durch das Thal läuft, erscheint
hier jetzt als breiter, offener Canal; einst muss auch hier Röhrenleitung gewesen sein, wie
bei dem letzten Thurmrest, etwa 35 M. südlich von dem Bau On im Plane, jederseits des an
der Stadtmauer hinführenden Weges. Ungefähr 5 M. westlich von der Südwestecke des
Thurmes finden sich jenseits eines heruntergefallenen Ziegelbaues (Gewölbe?) senkrecht
herabsteigend fünf Thonrohre, je 0*30 M. lang, der stark versinterte Canal von 0*20 M. Durch-
messer, mit Mörtel gefugt. Am Thurm steigt dasselbe Rohr wieder aus der Erde empor, und
gerade über dem Abbruch desselben geht horizontal durch die Quaderschichte über dem
Sockel ein gleiches Thonrohr (o'i8 M. habe ich bei diesem angemerkt). Etwas schief unter
diesem durchgehenden runden Rohr geht durch die oberste Lage des Sockels ein zweiter
Canal oblongen Querschnittes, 0*14 M. breit, 0*24 M. ' wenigstens hoch, oben mit einem Ziegel
überdeckt, und zu diesem gehörte gewiss der gleichfalls an der Thurmecke in einem grossen,
oben mit Falz versehenen Quader senkrecht stehende Canal, 0*27 M. im Quadrat. Also hier
offenbar communicirende Röhren, und zwar verschiedene gewiss aus verschiedenen Zeiten.
Innerhalb der Stadt habe ich die Leitung nicht gesehen, nur jenen Canal von 0*20 M. im
Quadrat in der Ruine O.
Der andere Zweig der Hauptleitung ist auf dem Plan in den Canal der HallenstrasSe
eingeführt, was ich dahingestellt sein lassen muss. Der dritte (W.) ist nach einem Bau am
Südrande jener südöstlichen isolirten Höhe, oder einem unterhalb desselben gelegenen
Mauerviereck bei X gerichtet. Unter den im Thal erhaltenen Resten dieser Leitung ist
namentlich eine weite Bogenöffnung zu nennen unfern des oben erwähnten Quells, dessen
neue Fassung ausser anderen alten Stücken die Volute eines ionischen Capitells enthält.^ Dass
jener Bau ein zweites Gymnasium gewesen sei, ist aus dem viereckigen Grundriss des unteren
jetzt nicht mehr zu beweisen. Die bedeutendere Ruine jetzt ist die höhere, aus alten Werk-
stücken offenbar spät zusammengebaut, ein Quadrat von circa 20 M. Seitenlänge ist durch
zwei Reihen von Pfeilern, denen Wandpfeiler entsprechen, in ein breites Mittel- und zwei
schmale Seitenschiffe mit ostwestlicher Axe getheilt, westlich ist ein nach Norden hinaus ver-
längerter und absisartig abschliessender Gang vorgelegt. Nicht durch diesen Grundriss, der
ja kaum alt ist, sondern durch die Architravstücke mit der Inschrift N. 3 1 c, vermuthlich einem
Bau gehörig, den ein Gymnasiarch gestiftet, wird der Gedanke an ein Gymnasium ausser
' Ich glaube mich zu erinnern, dass ich jenes Mass von 0"i8 M., wie dieses von 0'I4 M. und 0*24 M. geschätzt
habe — zu niedrig, wie es scheint. Die Objecte waren mir unerreichbar.
^ In der Nähe müssen die von Hirschfeld, I, S. 723 erwähnten zwei Säulentrommeln stehen, die ich nicht
gesehen habe.
— 49 —
Fig. 33. Grab bei Perge.
der Stadt nahegelegt. Von hier konnte auch füglich der InschrifLstein N. 29 rühren, da sein
jetziger Platz auf dem türkischen Friedhof keiner anderen Ruine so nahe ist als dem vor-
ausgesetzten Gymnasium. Dieser Stein scheint aber, sei es zur Basis der Statue gedient, sei
es als Stele daneben gestanden zu haben. Eine frühere Statue war demselben Manne als
Stadthauptmann errichtet im Heiligthum der Artemis, die zweite als Rector des Gymnasiums
vermuthlich in einem Gymnasium.
Der in allem Uebrigen hervortretende Vorrang des Attaleia, dem Meere und der Kestros-
mündung zugekehrten Südthores von Perge vor den beiden übrigen bekundet sich auch in
der grösseren Zahl von Gräbern, welche die aus ihr hinausführende Strasse begleiten. Vor
dem Ostthore — wir können es das aspen-
dische nennen — ^ sind die Grabmonumente
grösstentheils zu den zahlreichen türkischen
Gräbern neu verwendet, darunter z. B. der
Grabstein N. 5 2 ; vielleicht gehörte einst auch
das Relieffragment einer lebensgrossen Figur,
gesenkte Hand an einem Speer (?) mit über
den Arm herabhängendem Gewandzipfel,
o*3 M. hoch, o"4 M. breit, zu einem Grabe.
Mehr ist erhalten von den Gräbern im
Westen. Nicht weit von dem späteren Thor-
bau E Hegen einander gegenüber rechts und
links von der Strasse zwei grössere Grab-
monumente, links, das heisst westiich, ein quadrater Sockel von 9 M. Seitenlänge, darauf ein
massiver Rundbau von 5'/, M. Durchmesser; gegenüber östlich ein anderer quadrater Unter-
bau, dabei Fragmente von Marmorsculpturen, einer Frau, welche liegend dem Manne neben
ihr die Hand auf die Schulter legt, offenbar Stücke eines Sarkophagdeckels; höher hinauf
gegen die Stadtmauer noch ein Grabbau. Wie die nördlich im Thale hinfuhrende Strasse,
so ist auch die quer hindurch nach West neben jener Wasserleitung laufende Strasse von
Gräben eingefasst gewesen. Ein circa 3 M. im Quadrat messendes Gemach ist mit fünf grossen
Steinblöcken überdeckt; das Obergemach fehlt jetzt; das Fragment.eines Sarkophages mit
rohem Eros, die Inschrifttafel haltend, liegt daneben. Bei einander stehen ferner zwei über-
wölbte, nach Süd jetzt offene Kammern, in der einen zwei Todtenplätze.
Eigenartiger als diese Kammern oder Unterbauten mit darein- oder daraufgestellten
Sarkophagen sind die Gräber der Südstrasse. Unfern des Thores liegt zunächst allerdings
wieder ein zusammengefallener Grabbau, dessen unvollständige Architravinschrift N. 31 b
schon bekannt war. Weiterhin reihen sich in mehreren Gassen, auf dem Plan vielleicht zu
regelmässig gezeichnet, niedrige, platt gedeckte Grabbauten, aus wenigen grossen Steinen
aufgebaut, welche von lykischen Gräbern ganz verschieden sind, aber gleich diesen die Formen
eines flach gedeckten Hauses bewahren ; doppelt so lang wie breit, haben sie an einer Schmal-
seite die Thür mit profilirtem Rahmen, profilirt sind auch Deckplatte und Sockel. Ein Block
innerhalb der Mauer an der Westseite, etwas mehr als die linke Hälfte, wenn die Thür einst
7
— 50 —
die Mitte einnahm, 0*98 M. lang, 0-84 M. hoch, 0-37 M. dick, hat dieselbe Thür im Relief und
im Felde links davon Krug und Schale. Ein anderer Block derselben Gegend aussen zeigt
eine solche Thür grosser, sehr detaillirter Ausführung mit Schlüsselloch, Nagelbeschlag und
Klopfringen, ausgefüllt mit Köpfen (Gorgoneien ?).
Wie in Lykien findet sich auch hier neben dem hausartigen Grab mit wirklicher Thür
der Sarkophag mit Deckel statt der Thür, aber mit plastisch wenigstens noch nachge-
ahmter Thür an der einen Schmalseite, obgleich das auf dem Deckel — eben noch kenntlich —
gelagerte Ehepaar den Sarkophag mehr als Bett, denn als Haus denken lässt. Der Sarkophag,
dessen Deckel herabgeworfen ist, hat 2-30 M. Länge, i • 1 5 M. Breite (innen i -94 M. und 0*8 1 M.),
I "oS M. Höhe. Das Relief, das alle vier Seiten verzierte, ist leider durch Verwitterung des
Kalksteines, besonders in den oberen Theilen, so zerstört, dass eine Wiedergabe nach der
Photographie unmöglich ist, und auch am Original gerade die bedeutsamen Züge zur Un-
kenntlichkeit verwischt sind. Die wesentlichsten Charakterzüge, welche Matz, Archäologische
Zeitung, 1872, S. 175, dem griechischen Sarkophag abweichend vom römischen zuerkannte,
eignen auch diesem, nur dass er eben doch wie so viele freistehende Sarkophage dieser
Gegend die gelagerten Deckelfiguren hat. Durchaus ein selbstständiges Monument, wahrt er
die Formen eines Gebäudes selbst in den nicht malerisch, sondern plastisch angelegten und
ausgeführten Figuren, die, an berühmte Vorbilder erinnernd, in derbkräftigen Formen jede für
sich stehen, unter etwas klein gerathenen aber auf einer Langseite noch deutlich, von unten
schwach, oben stärker vortretenden Pilastern getragenen kleinen Arkaden, in deren Zwickeln
an der besterhaltenen Langseite Lorbeerzweige sich ausbreiten, während die Wölbung jedes
Bogens hinter den Köpfen der Figuren besonders umrändert ist, einmal fast muschelartig
gestaltet. An den Langseiten sind je fünf Figuren, an der einen Schmalseite drei, an der
andern nur zwei, da die Stelle der mittleren dritten hier von der Grabthür eingenommen
wird, über w^elcher die Arkade nicht fehlt, und vor welcher unten deutlich erhalten das Unter-
theil eines Säulen- oder Stelenschaftes steht, auf dem man eben wegen des Bogens darüber
eine Statue voraussetzen möchte. Links davon erkennt man nicht ganz sicher — ich dachte
auch an ein Opferthier — eine sitzende, rechts eine stehende Figur, jene vielleicht weiblich,
diese männlich. An der anderen Schmalseite steht mitten eine verschleierte Frau, die Rechte
hebend, auf der Linken die Mantelzipfel tragend, zwischen einem Manne mit kurzem Chiton
und Himation links und einem Jüngling mit Himation um den blossen Leib rechts. An der
besterhaltenen Langseite sind die vier männlichen Figuren (i , 3, 4, 5, von links), alle in Stiefeln
und kurzem Chiton, ein Mäntelchen über den Arm geworfen, in lebhafter Bewegung. Der in der
Mitte wendet sich gegen die verschleierte Frau links von ihm und scheint mit der Rechten etwas
aus ihrer Linken zu empfangen. Am linken Ende macht sich ein Gepanzerter nach links an
dem Stiefel des hochgestellten rechten Fusses zu schaffen. Die zwei am rechten Ende eilen
nach rechts fort, der vorletzte nach der Mitte sich umwendend, der letzte in der Rechten viel-
leicht ein Blasinstrument hoch an den Mund haltend : allem Anschein nach ein kriegerischer
Auszug, vielleicht mit einem Anklang an Achilleus auf Skyros, den ich auf einem Sarkophag in
Termessos zu erkennen geglaubt habe. Die andere Langseite hat lauter ruhige Figuren, zwischen
zwei gegen die Mitte hin sitzenden Frauen, drei stehende mit nur leisen Seitenwendungen.
'^-^Oir^
Fig. 34. Zuschaaerraam des Theaters in Pcrge.
Dem Reisenden, welcher sich Perge nähert, fallt vor Allem die gewaltige Masse des
Theaters in die Augen, das abseits von der Akropolis am Abhänge des nächsten Höhen-
zuges liegt. Die Ruine besteht aus dem in den Hügel hineinschneidenden, nur an den Enden
freiliegenden Zuschauerraum und dem getrennt davon stehenden, langen und schmalen
Bühnenhause.
Der Zuschauerraum mit seinen Sitzstufen ist grösstentheils erhalten; auch das Bühnen-
gebäude erhebt sich noch bis zu bedeutender Höhe, doch ist ein grosser Theil desselben auf
die Bühne herabgestürzt, welche ebenso wie die Orchestra unter einem Walle von Trümmern
versteckt liegt; der Trümmerhaufe ist so hoch, dass auch von dem stehen gebliebenen Theile
der Skenenwand fast nichts zu sehen ist. Die Aussenseite des Bühnenhauses liegt dagegen
ganz frei und bildet, wenn auch allen Schmuckes beraubt, mit ihren fünf grossen Nischen,
von Buschwerk und Schlingpflanzen umwachsen, ein malerisches Ganzes.
DerGrundriss des Zuschauerraumes bildet ein Kreisstück von i i3"5oM. grösstem Durch-
messer; die Ausdehnung der Orchestra und die ursprüngliche Zahl der Sitzreihen konnten
wir nicht ermitteln, da die untersten Sitzstufen verschüttet sind. Die Zahl der sichtbaren
Stufen beträgt im Ganzen 42 ; sie sind durch den Gürtelgang A (Diazbma) in zwei Ab-
schnitte zerlegt, deren oberer 19 Sitzstufen enthält, während wir in der unteren Abtheilung
23 zählten; dazu kommt noch eine Reihe freistehender Bänke mit Rücklehnen, welche auf
dem Diazoma aufgestellt waren. Das Profil der Sitzstufen zeigt Fig. 35; hervorzuheben ist,
dass nach unseren Messungen die obere Rangordnung etwas steiler angelegt ist als die
untere; doch hindern vielfache Verschiebungen der Stufenblöcke eine genaue Feststellung
des ursprünglichen Thatbestandes.
— 52 —
PERGE
Die Zahl der radialen, in die Sitzstufen eingeschnittenen Treppen, welche den Verkehr
im Zuschauerräume vermitteln, beträgt in der unteren Abtheilung 13, in der oberen 25.
Das Diazoma A ist einerseits durch die Rücklehnen der Bänke, andererseits durch eine
Wand von 2-40 M. Höhe begrenzt, oberhalb deren ein zweiter schmaler Gürtelgang läuft;
dann folgt eine niedere Stufe für die Füsse derer,
welche die unterste Sitzreihe der oberen Abtheilung
einnahmen. Der zweite, schmale Gürtelgang ist
durch sechs Treppen von 0"6o M. Breite (E im
Grundriss) unterbrochen, welche die beiden concen-
trischen Gänge mit einander verbinden.
In der Wand des Diazoma münden ferner vier
unter den Sitzreihen der oberen Rangordnung be-
findliche, radial laufende, gewölbte Gänge C, welche
die Zuschauer von Aussen, indem sie den Abhang
des Hügels etwa 1 o M. hoch hinanstiegen, vielleicht
mittelst jetzt verschwundener Treppen erreichten. In dem Grundrisse Tafel XIV sind diese
Zugänge an der linken Seite eingezeichnet. (Vgl. den Querschnitt Fig. 36.)
Die Hauptzugänge in das Theater liegen aber beiderseits zwischen den Stirnmauern des
Zuschauerraumes und dem Bühnengebäude (B). Ausser diesen und den erwähnten mit C
Fig. 35- Profil der Sitzstufen.
_r*
t-Jß-
Fig. 36. Querschnitt durch den Zuschauerraum.
bezeichneten Eingängen befindet sich nur noch auf der obersten Galerie im Scheitel des
Kreises eine Thür D, welche gleichfalls vom Abhänge des noch bedeutend höher sich erheben-
den Hügels aus betreten wird. Den Abschluss des Zuschauerraumes bildete oben ein Bogen-
gang, der nach Innen offen und nach Aussen durch eine Mauer mit Fenstern geschlossen
— 53 —
Fig. 37. Das BühDcnfp;l>Ilu<le von Aiuseo.
war. Er ist grösstentheils
zerstört und besonders die
freistehenden Pfeiler sind
sämmtiich verschwunden
(Fig- 34)-
Als Material wurde
im Innern des Zuschauer-
raumes weisser Kalkstein
verwendet; es sind davon
die Sitzstufen, sowie der
Fussboden und die Wand
des Diazoma gearbeitet.
Die Stufen lagern auf ra-
dialen Mauern von Breccie,
aus welchem in unmittel-
barer Nähe gebrochenen
Steine sämmtliche Mauern
errichtet sind. Die Stirn-
mauern des Zuschauer-
raumes sind mit Kalkstein-
quadern verkleidet.
Das Theater in Perge
gehört zu den grössten
antiken Schauspielhäusern;
auf den 19 Sitzreihen der
oberen Abtheilung hatten etwa 5700 Personen Platz, die Sitzbreite zu 0*50 M. gerechnet
Wenn wir annehmen, dass in der unteren Abtheilung in Wirklichkeit 30 Reihen bestan-
den, die Orchestra mit 30 M. Durchmesser berechnet, so fanden hier weitere 5600 Personen
Raum.
Fi{. 38. Saal im Bühnenliaase des Theaten.
— 54 —
Im Ganzen ergibt sich demnach mit Einbeziehung der Orchestra eine Anzahl von
mindestens 12.000 Sitzplätzen. '
Der Aufnahme des Theaters stellten sich besonders beim Bühnenhause Schwierigkeiten
entgegen, unsere Darstellungen geben daher nur Bruchstücke von demselben. Das Gebäude
ist 56 M. lang und im Lichten 4-40 M. tief; es enthielt mehrere Stockwerke, deren unterstes
einen mit Quadergewölben über-
deckten, jetzt zum grössten Theil
verschütteten Saal enthält (Fig. 38).
Die äussere, der Stadt zu-
gekehrte Wand des Bühnenhauses
hat schon im Alterthum einen Um-
bau erfahren, indem eine gewaltige
Mauer mit fünf grossen Nischen der
ursprünglichen Fa^ade vorgelegt
wurde (Fig. 37). Diese Mauer ist
etwa 1 2 M. hoch, über dem jetzigen
Boden gemessen, darüber sieht man
die Reste der alten Fa^ade hervor-
ragen ; man bemerkt dort oben in Ab-
ständen von etwa 2*60 M. vorsprin-
gende Architrave, welche, jetzt von
dem Quaderwerk des späteren Vor-
baues umschlossen, auf die frühere
Säulenarchitektur schliessen lasseh.
Das Hauptmotiv der jetzigen
Fa^ade, die Anordnung der grossen
Nischen deutet hier auf die Anlage
eines Nympheums, dessen Hinter-
grund die Theaterfa9ade bildete.
Ausgrabungen in dem versumpften
Boden vor dem Theater würden
hierüber Aufschluss geben, wie
auch wahrscheinlich die Säulen und Gebälke, welche die grossen Nischen umrahmten,
hier zu finden sind; einzelne Bruchstücke sind selbst über dem Boden sichtbar.
Die den Zuschauern zugekehrte Seite des Bühnenhauses, die Skenenwand, steht, wie
schon erwähnt, zum Theil aufrecht, ist aber unter Trümmern versteckt; am nördlichen Ende
liegt ein Stück der Wand frei, und hier ragen zwei Gebälkstücke von Marmor aus der Mauer
hervor; das vollständigere der beiden Stücke ist in Fig. 39 abgebildet; ein reichverzierter
Fig. 39. Gebälk an der Bühnenwand.
' Der Zuschauerraum im Theater des Marcellus, des grössten Theaters in Rom, bildete einen reinen Halbkreis
von 130 M. Durchmesser; derselbe fasste etwa 13.500 Personen.
— 55
J,7o
„-.... yjo
Fig. 40. Gewölbe unter den Sitzstufen des Stadion in Pergc
quadratischer Pfeiler liegt in der Nähe. Soweit aus diesen geringen Bruchstücken geschlossen
werden kann, ist die Ausstattung der Skenenwand von ähnlicher Art, wie wir sie später in
Aspendos, sowie in Termessos und Sagalassos kennen lernen werden.
Nicht minder bemerkenswerth als das Theater ist das demselben sehr nahe liegende
Stadion, ein freistehender, durchweg aus Quadern errichteter Bau von guter Erhaltung. Die
56
/^y
Rennbahn, 34 M. breit und 234 M. lang, ist am südlichen
Ende geradlinig, am nördlichen halbkreisförmig abge-
schlossen; das nördliche Ende, 42-50 M. lang, war durch
eine Quermauer von der eigentlichen Rennbahn getrennt.
Die Bahn ist ringsum begrenzt durch eine Sockel-
mauer von I '93 M. Höhe, oberhalb deren ein Gang von
riy M. Breite sich befindet; dann folgen die Sitzstufen,
elf an Zahl ; eine zwölfte Sitzreihe bildeten freistehende
steinerne Bänke mit Rücklehnen, hinter denen ein Gang
von 370 M. Breite für den Verkehr frei blieb. Die ein-
zelnen Sitzstufen sind 0'436 M. hoch und o'63 M. tief.
Die Zahl der Sitzplätze betrug etwa 1 1.500.
Der ansteigende Sitzstufenbau ruht auf Gewölben,
und zwar ist dieser Unterbau derart angeordnet, dass in Abständen von 570 M. Mauern von
i"50 M. Dicke winkelrecht zur Längsachse der Bahn errichtet und durch ansteigende Tonnen-
gewölbe mit einander verbunden wurden. So entstanden unter den Stufen nutzbare Räume,
570 M. breit und 9-84 M. tief, welche nach Aussen vollständig offen und durch Thüren mit
einander verbunden sind. Nur am südlichen Ende des Stadions ist beiderseits die erste
Fig. 41. Pfeilerbruchstück vom Eingänge zum
Stadion.
Fig. 42. Quadermauer in den Gewölben des Stadion.
— 57 —
Gewölbkammer — von etwas kleineren Massen als die übrigen — ganz geschlossen und von
Aussen durch eine Thür zugängig. Jede dritte Gewölbkammer diente als Zugang zum Stadion
mittelst einer Thür, welche unterhalb der Sitzstufen in die erwähnte Sockelmauer einge-
schnitten ist; durch diese Thü-
ren gelangten die Zuschauer
auf das Niveau der Arena, von
welcher sie vermuthlich durch
Schranken getrennt waren; wie
dieselben aber von dort aus
den um r93 M. höher liegen-
den Gang und aie Sitze er-
reichten, lässt der Bau nicht
erkennen, vermuthlich wurden
hölzerne Treppen benützt. Am
nördlichen Ende des Stadions
konnte man den oberen Um-
gang von Aussen erreichen, es
befinden sich daselbst in qua-
dratischen , der Aussenmauer
vorgelegten Anbauten vier stei-
nerne Treppen.
Der Anzahl der Eingangs-
thüren in der Sockelmauer, die
in Abständen von 2 1 -60 M. an-
gebracht sind, entspricht die
Zahl der in die Sitzreihen ein-
geschnittenen Treppen, von
o-6o M. Breite.
Ganz zerstört ist der Ein-
gang des Stadions am Südende.
Wir fanden daselbst Einzel-
heiten von einem reichen Thor-
bau, Architrave, Bogenstücke
und den in Fig. 41 abgebildeten
Pfeiler mit angearbeiteter Halb-
säule. Diese Werkstücke sind
aus Kalkstein gearbeitet, aus
welchem Material auch die Sitzstufen bestehen, während für die Mauern und Gewölbe
des Unterbaues Breccie gewählt wurde ; die Art der Bearbeitung und Fügung der Quadern
veranschaulicht die Abbildung Fig. 42, welche ein Stück Mauerwerk aus einer der Gewölb-
kammern darstellt.
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1 r
Fig. 43. Thonn der Befestiguag von Perge.
- 58 -
1 f ( t'.' ,
Fig. 44. Thurm der Befestigung von Perge.
In Fig. 43 geben wir den Aufriss und in Fig. 44 Ansicht und Grundriss eines der Mauer-
thürme von der Ostseite der Stadt, welche der älteren Befestigung von Ferge angehören.
Die Thürme sind rechtwinklig angelegt, 6 — 7 M. breit, 8 M. tief und vom Sockel bis-
zum Dachgesimse 13 — 14 M. hoch; den
oberen Abschluss bildeten Satteldächer,
deren Giebelgesimse stellenweise sich er-
halten haben. Die Mauern haben eine
Dicke von 1-26 M. und sind aus Quadern
von etwa o'öo M. Höhe in wechselnden
Binder- und Läuferschichten aufgebaut;
an dem mehrstufigen Sockel und den un-
teren Steinschichten der Mauern zeigen
die Quadern den stehen gebliebenen Werk-
zoll, während oben, von der sechsten
Schichte unterhalb des Gurtgesimses B
angefangen, die Steine durchwegs glatte
Ansichtsflächen aufweisen. An den drei
dem Angriffe ausgesetzten Seiten der
Thürme sind die Wände von Schiess-
Fig. 45. Thurm der Befestigung von Perge. schartcn (A) durchbrochcn. In der Höhe
— 59 —
von 9*63 M. über dem Sockel nimmt die Mauerdicke um die Hälfte ab; hier lag, aussen
durch das Gurtgesimse gekennzeichnet, der Fussboden eines Obergeschosses, welches nach
drei Seiten Fensteröffnungen hatte; diese Fenster, zu dreien gruppirt, sind je 0*85 M. breit
und r57 M. hoch. Zu den Seiten eines jeden Fensters befinden sich aussen an der Oberkante C
Fig. 46. Das ältere Hauptthor in Perge.
der Sohlbankschichte Löcher von 0-70 M. Breite, ferner bei D Einkerbungen längs der Ober-
kante der Steine, welche wohl im Zusammenhange stehen mit einer Verschlussvorrichtung.
Bei dem in Fig. 43 und 44 gezeichneten Thurme machen wir aufmerksam auf zwei
Reihen Balkenlöcher, welche aussen an der Südwand sich befinden, sowie auf die zugehöri-
gen kleineren Eintiefungen an der Thurmkante in der zweiten, vierten und sechsten Schichte
vom Gurtgesimse abwärts gerechnet. Diese Balkenlöcher scheinen dem Bauwerke ursprüng-
lich anzugehören, jedenfalls sind sie älter als das Flickwerk, welches in Fig. 47 an der
hinteren Ecke des Thurmes sichtbar ist und die regelmässige Schichtung der Quadern
»•
— 6o —
unterbricht. Fig. 46 veranschaulicht einen zweiten Thurm von derselben Bauart; derselbe
liegt an der Westseite der Stadt, er steht auf besonders hohem Sockel und ist nur bis zum
Gurtgesimse erhalten. Die hintere Seite dieser Thürme war durch eine Mauer von gerin-
gerer Stärke geschlossen; die ursprüngliche Anordnung in Bezug auf die Eingänge und den
Anschluss der Ringmauer ist indessen schwer erkennbar, da diese Mauer zu verschiedenen
Zeiten erneuert wurde und überall jünger ist als die Thürme.
Wenn diese Thurmbauten ein unverkennbar hellenistisches Gepräge haben, so ist das
in noch höherem Grade der Fall mit dem älteren jetzt innerhalb der Ringmauer liegenden
Südthore, im Stadtplane mit F bezeichnet. Es ist ein Doppelthor, dessen äussere Pforte zwei
Fig. 47. Rundthürme am Hauptthore von Südwest gesehen.
runde Thürme flankiren; der Bau scheint unter Beibehaltung der wesentlichen Bestandtheile
in ein Prunkthor umgebaut worden zu sein, nachdem durch Hinausschieben der Stadtmauer
nach Süden der Thorbau seine Eigenschaft als Theil der Befestigung eingebüsst hatte; darauf
hin weist besonders die Anordnung des dreibogigen inneren Thores D, welches mit den Um-
fassungsmauern C in keiner Verbindung steht. Dieses triumphbogenartige Thor, dessen Pfeiler
etwa I M. hoch aus dem Sumpfboden hervorragen, war auf beiden Seiten mit Pilastern und
Säulen geschmückt; Theile vom Gebälk, sowie Gewölbsteine mit Archivolten und Cassetten
liegen in unmittelbarer Nähe. Die Umfassungsmauern C sind an der Innenseite durch Nischen
belebt, zwischen denen einst Säulen standen ; auch sieht man daselbst zahlreiche Nagellöcher,
welche zur Befestigung von Verkleidungsplatten dienten. Die Aussenseite dieser Mauern
zeigt bis zur Höhe von etwa 5 M. über dem Boden einfaches Quadermauerwerk, dann folgt
— 6i —
ein Rücksprung, der einen gegliederten Aufbau vermuthen lässt, doch fehlt dieser Aufbau
jetzt vollständig.
Der besterhaltene Theil sind die Rundthürme, denn obwohl von beiden nur schmale
Bruchstücke aufrecht stehen, bietet doch der ösdiche Thurm Anhaltspunkte zur Ergänzung.
Die Thürme haben einen Durchmesser von i r7oM. bei 2*20 M. Mauerdicke.
Material und Technik sind ebenso wie bei den oben beschriebenen rechteckigen Thürmen ;
ganz regelmässig wechseln Binder und Läufer von etwa 0*58 M. Höhe, und zwar ist der Ver-
Fig. 48. Rundthürme vom Hauptthore wiederhergestellt.
band so angeordnet, dass in derselben Schicht aussen Binder und innen Läufer oder um-
gekehrt liegen. Die Ansichtsfiächen der Steine zeigen an den unteren'Theilen des Mauerwerks
den stehengebliebenen Werkzoll ; oben, von der sechsten Schichte unterhalb des Gurtgesimses G
angefangen, sind die Steine glatt bearbeitet, lieber dem Gurtgesimse folgen noch fünf
Quaderschichten, deren unterste etwas höher ist als die übrigen; auf der fünften Schichte
liegen Steine, welche an den Resten einer Tropfenregula als Architrave erkennbar sind. Die
Bekrönung des Thurmes bildete demnach ein dorisches Gebälk, dessen Höhe annähernd sich
bestimmen lässt; einzelne verwitterte Werksteine liegen noch auf dem Architrave (Fig. 47).
— 62 —
Unterhalb des Gebälkes befindet sich ein Fenster, dessen Sturz durch einen Architrav-
block gebildet wird; ein zweites Fenster befand sich bei H; die Achsenweite der beiden
Fenster beträgt etwa 4*60 M., und da der Kreisumfang des Thurmes achtmal so gross ist als
diese Achsenweite, so dürfen wir eine regelmässige Eintheilung von acht Fenstern rings um
den Thurm annehmen. Zwischen den Fenstern waren Steinplatten in die Mauern eingelassen,
deren eine, mit einem Rundschild geziert, noch an Ort und Stelle sich befindet; für die nächst-
K.-.-M-
^M
■ ■ ■ ■
■4,15-
Fiß- 49- Stadtmauer von Perge. Aufriss, Querschnitt und Grundriss.
folgende Relieftafel ist bei K der Raum ausgespart; endlich sieht man zwischen den Fenstern
und Relieftafeln schwach vorspringende Pilaster. Auf Grund dieser durch photographische
Aufnahmen unterstützten Beobachtungen wurde Fig. 48 entworfen; directe Messungen
konnten an den oberen Theilen der Thürme nicht vorgenommen werden.
In Fig. 46 ist ersichtlich, dass an der Innenseite des östlichen Thurmes zwei Gesimse
übereinander sich befinden (E), welche je aus einer vorkragenden Steinschichte gebildet
sind; sie dienten als Auflager für Holzbalken. Es befanden sich offenbar in jedem Thurme
drei Geschosse, deren unterstes durch schmale Lichtspalten, das zweite durch vereinzelte
Fenster erleuchtet wurde, während das Obergemach als Wächterzimmer nach allen Seiten
Oeffnungen hatte.
Die Verbindung der einzelnen Geschosse mit einander war vermuthlich durch Holz-
treppen hergestellt. Eingangsthüren haben wir an der Ruine nicht bemerkt. Zu erwähnen
- 63 -
ist noch, dass von dem zwischen den Thürmen befindlichen äusseren Thore nur die untersten
Quaderschichten erhalten sind, welche die Breite der Oeffnung, aber nicht die Art des Auf-
baues erkennen lassen.
Fig. 49 veranschaulicht ein Stück der späteren, stellenweise sehr gut erhaltenen Ring-
mauer von der Südostecke der Stadt. Diese Mauer, mit Innen vorgelegten Verstärkungs-
pfeilern versehen, hat unten die Dicke von 2 M. In der Höhe von etwa 4 M. über dem jetzigen
Boden befindef sich ein Wehrgang, nach Aussen durch eine mit Schiessscharten versehene
Mauer von o*6o M. Dicke, nach oben durch Tonnengewölbe geschützt. Zwischen den Pfeilern,
welche 4* 15 M. von einander entfernt stehen, ist der Raum für die Vertheidiger i'so M. tief;
in den Tonnengewölben sind Durchgänge von 0*60 M. Breite und rgo M. Höhe ausgespart,
welche den fortlaufenden Gang herstellen. Das Quaderwerk, sorglos und unregelmässig
gefügt, ist in derselben Weise behandelt wie beim Stadion, die Pfeiler haben ein Kämpfer-
gesimse, welches an byzantinische Formen erinnert; die obere Bekrönung der Mauer fehlt
durchweg.
Fig. 50. Diana von Perge.
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A befestigte Strassen.
B untere Befestigungsmauer.
C C" C" Thor«.
D Thurm.
Dl D'> Bastionen.
E Reste antiker Häuser.
Fl
> hellenistische Quaderbauten.
H Ort der grossen Cisteme.
Theater.
'A
L Bau mit Granitsäulen.
M hellenistischer Tempel.
N Ni antike Gebäuderestc.
O Stoa.
P antiker Palast
Q Sudion.
R abgestürzter Febblock mit Gebäuderesten.
S Grabmal.
T Felsinsel.
V V, Quellen.
a mittelalterliches Castell.
b byzantinischer Gewulbebau.
c Capclle.
d Moschee.
e Thurm.
Die in einen Kreis eingeschlossenen Ziffern bedeuten Seehöhen in Metern.
Aufgen. u. gez. v. G. Niemann.
Fig. 51. Planskizze von Sillyon.
Fig. 52. AkropolU Sillyon.
Sillyon.
war nicht direct überliefert, aber aus dem Adjectiv Selyvijys, welches
man auf älteren Münzen der Stadt, auch auf der Inschrift N. 54, Z. i
und 3 findet, erschlossen' ist die älteste Form des Namens Selyon,
dann Silyon oder Siluon, Sillyon, davon die Bewohner Sillyeis hiessen,
wie solches gewöhnlich auf den späteren Münzen und in der In-
schrift 57" vorkommt, weiter wird dann Syllion und Sylleion daraus,
der Verschreibungen nicht zu gedenken."
Griechen gleicher Abstammung und Zunge wie in dem benachbarten Aspendos und
Perge haben hier gewohnt als Ansiedler neben Eingebornen anderer Abkunft. In Münz-
bildern, Inschriften, vielleicht auch in Personennamen finden wir Götter von Argos wieder:
Zeus, dessen Adler auf der Burghöhe uns manchmal in fast bedrohlicher Nähe und Menge
umkreist haben, Apollon mit der Leier auf Münzen als Pythios (?), in N. 54, Z. 25 (?) und 30
und seinen Priester in N. 57, Hermes in Münzbildern auf einem Felsen sitzend, Demeters
Priesterin in N. 60. Auch den besonderen Namen der Göttin von Perge Vanassa in N. 54,
Z. 29 wiederzufinden, kann das Vorkommen des Personennamens Vanaxion oder Vanaxio
N. 55 nur bestärken. Dass auch Tyche nicht blos als geläufiger Typus für Münzstempel
von den Sillyeern verwandt worden, zeigt die Inschrift 58, die uns ihr Heiligthum und Bild
bezeugt. Ausser ihrer gewöhnlichen Form erscheint dann auch noch die von Antiocheia
entiehnte auf dem Felsen sitzende Stadtgöttin, welcher in Sillyon der' Felsensitz, vielleicht
auch die Traube in der Hand besser zukommt als der zu ihren Füssen auftauchende Fluss-
gott, bei dem nur an den Kestros zu denken ist. Auch Aphrodite endlich und Herakles
begegnen uns und der von Osten kommende Men, auch er in Personennamen (N. 58)
bezeugt.
' ^. Friedländer, Zeitschr. f. Numismatik V, S. 297 ff.
' S. Müller, Geograph! graeci minores I, S. yS zu Skylax 101.
— 66 —
Die Stadt wird zuerst von Skylax erwähnt. Alexander war auf seinem Wege von
Lykien an ihr vorübergegangen : erst auf dem Rückweg von Side marschirte er gegen
Sillyon, , einen festen Platz', wie es bei Arrian i, 26 heisst, ,und mit einer Besatzung
von fremden wie auch eingebornen Söldnern versehen', einer Besatzung des Perserkönigs
natürlich oder seines Satrapen. Da die Stadt durch einen Handstreich nicht zu nehmen
war, und die Aspendier, als ihnen Alexander kaum den Rücken gedreht hatte, ihre Zu-
sage brachen, wandte er sich gegen diese. Von Sillyon hören wir nichts wieder in der Ge-
schichte, denn Polybius 22, 17 und Livius 38, 14 sprechen von einer anderen Stadt, nur
in den geographischen Verzeichnissen in der Städteliste des Hierokles treffen wir sie und
als Bischofssitz in den notitiae episcopatuum , mit Perge in der Ehre der Metropolis ab-
wechselnd.
Von den wenigen Inschriften ist mir die älteste und wichtigste leider zu wenig verständ-
lich. Die späteren, fast alle Ehreninschriften, keine einzige von einem Grabe, zeigen, dass
Gymnastik und Spiele auch hier in Schwang waren. Der Sieger, wenigstens der im Bild ge-
weihte, heisst heilig — iapÖQ (Inschrift 56 und 56°), Gymnasiarchie sehen wir wie in Perge mit
Damiurgie verbunden, besonders in N. 58 ff., die uns auch hier eine Familie in vorwiegen-
dem Ansehen, Grundbesitz und Reichthum zeigen, die anderen eher in verarmtem Zustande,
aber mit auffallend vielfältiger Zertheilung : Rathmänner, Alte, denen hier nicht Junge wie
anderswo gegenüberstehen, Ekklesiasten, Bürger, Paroiken, Freigelassene und Vindiktarier
werden bestimmt unterschieden, ohne dass freilich ausgeschlossen schiene, dass eine voraus-
genannte Abtheilung auch schon einen Theil der in einer folgenden enthaltenen mitbegriffen
habe. Nach den ihnen zu Theil gewordenen Spenden stehen die ersten drei und wieder die
letzten drei einander nahe, und die Bürger, obwohl doppelt so hoch bedacht wie die letzteren
drei, doch diesen näher als den Uebrigen. '
Der älteste Zeuge Skylax rechnet Perge noch zu Lykien und nennt vom Meer her
aufzählend erst Aspendos, dann Sillyon, als Hafenstadt dann Side &lza t6\iz Su)vX[£]iov,
SXkri 'TcöXtc SCStj, keineswegs damit Sillyon zwischen Side und Aspendos setzend. Bestimmt
zwischen Aspendos und Perge liegt es nach jener Erzählung Arrians vom Marsche Ale-
xanders, legen es auch die Peutingerische Tafel und Ptolemäus und namentlich Strabo, der
es (der Name ist mit Sicherheit hergestellt) 40 Stadien vom Meere Inlands, vor dem See
Kapria und vor Aspendos, nach dem Kestros mit Perge erwähnt, hinzufügend, hochgelegen,
sei es von diesem aus sichtbar. Das ist die Burg von Assarkjöi in der That und keine
Stadt Pamphyliens sonst, auch ist keine so hoch gelegen wie diese. Darauf hin haben
Daniell und Spratt (Travels in Lycia II, S. 20 f.) hier Sillyon angesetzt, und die Inschrift
N. 54, Z. I bestätigt den Ansatz.'
' riapeaot im Gegensatze zu woXtT« finden sich häufig. Mit den, so viel ich sehe, sonst nicht vorkommenden
Vindiktariern vergleichen sich vielleicht die ßfvStxs? bei Malalas O. II, 1 16. Fünffache Gliederung von Nichtbürgern
z. B. üittenberger, Sylloge n. 253, 44 in Ephesos.
^ Das Dorf Kiesme, wo Paris und Radet J. 57* gefunden, kenne ich nicht, so wenig wie Sarinch (doch
wohl nicht Sachrin?). Jene Inschrift kann nicht veranlassen, Sillyon zu verlegen.
- 67 -
Nicht viel weiter als Perge vom westlichen lieg^ Sillyon vom östlichen' Ufer des Kestros,
und zwar diesem Flusse näher als dem Eurymedon, auf einem isolirten Stück der Tafelfläche.
So viel nördlicher dieses ist als die Burgen von Aspendos und Perge, so viel höher ragt es
da empor, wo die flache Tiefebene zwischen den den Kestros und Eurymedon begleitenden
Hügeln sich weiter nach Norden hineinzieht. Gerade nach Süden schweift der Blick unge-
hindert zum Meere und zu dem Gürtel der Stranddünen. Aber nicht die schroffwandige
Akropolis von Sillyon an sich ist so beträchtlich viel höher als diejenigen von Perge und
Aspendos, sondern abweichend von diesen, welche unmittelbar aus der Ebene aufsteigen,
hat die Burg von Sillyon eine breite Basis, die im Süden und Osten rascher, im Westen
mählicher sich' senkt, so dass hierher sowohl der Verkehr zwischen Burg und Ebene, als auch
die von oben nach unten sich ziehende Ansiedlung gewiesen war. Die Burgfläche selbst, in
Form eines Eies, mit der Spitze gegen WSW., dacht sich in dieser Richtung ab, zuerst auf
eine Länge von rund 700 Metern um 30 Meter, dann rascher, um zuletzt noch etwa 45 Meter
steil zur Bastion D abzufallen, unter welche die kleinere Bastion Z)" um weitere 50 Meter
sinkt. Danach wird die Abdachung schwächer, beträgt aber bis zum Stadion doch auf
150 Meter noch ebensoviel wie oben auf der Burg auf 450 Meter. Das Stadion, dessen
Längenaxe der horizontalen Oueraxe der Burg parallel ist, bildet eine weitere Stufe auf dem
Uebergang zur Ebene.
Der im frischen Bruch weissgelbe, später dunkelnde Kalkstein der Burg spaltet und
bricht leicht, und die Burgfläche ist seit alten Zeiten in beständiger Veränderung begriffen.
Namentlich längs der Südkante sieht man sie oben von klaffenden Spalten durchzogen und
so die zum nächsten Absturz bestimmten Stücke bezeichnet. Von solchem Einsturz, wohl
durch besondere Ursachen — etwa Wasserrinnen — vorbereitet, rührt augenscheinlich die
grosse halbkreisförmige Einbuchtung am Südrande her. Mehr als hausgrosse Klötze liegen,
einige noch mit hellfarbiger Bruchfläche im NW. und SW., nicht selten die Spuren einstiger
Gründungen, Wasserrinnen, Hausfundamente, Cisternen bewahrend. Gerade durch diese ist
mehr als einmal der Bruch mitten hindurchgegangen, so dass man gegen den Burgrand hin-
aufblickend öfters von unten durch die Cisternenmündung den Himmel sieht. Nicht fehlen
die Vorkehrungen, die man nach solchen Katastrophen oben zur Neubefestigung und Siche-
rung getroffen. Andere Stücke sind schon viel früher abgestürzt, sind schon im Alterthum
unten mit Gründungen, namentlich von Gräbern -versehen.
Trotz jener Abstufung der Burg gegen SW. war diese für directen Zugang zu steil. Mit
Benützung dieser Terrasse ist der Aufgang rampenartig an die Westseite der Burg gelegt,
zum Theil aus ihr herausgeschnitten, und zwar doppelt sowohl von Norden als auch von
Süden her ansteigend. Jene nördliche Rampe geht von A, wo verschiedene Strassen von
Nord und West her zusammenlaufen mochten, dicht unter der schroffen Burgkante, grossen-
theils, namentlich höher oben, unter senkrecht abgemeisselter Felswand hin, auf der anderen
Seite von einer, allerdings später restaurirten Mauer eingefasst, Brüstung zugleich und Zwang
für anrückende Feinde, dicht unter der beherrschenden Höhe zu bleiben. Das alte Pflaster
Eine Ansicht bei Trema ux.
— 68 —
aus Polygonen ist stellenweise erhalten. Etwa 20 Meter bevor die Strasse zur Burg einbiegt,
wird sie durch einen Thorbau gesperrt. Es ist ein Mauerviereck von geringen Dimensionen,
6 Meter im Quadrat, mit doppeltem Thor, eines innen und eines aussen, jedes 3 Meter breit
und einer Thür in der Ostwand zwischen zwei Nischen. Wahrscheinlich war es ein Thurm-
thor, wie das freilich beträchtlich jüngere, aber wohl erhaltene der unteren Befestigung
Fig. 53. Die alten Theile des Thores zeigen sorgfältigen Steinschnitt und Fugung, die
Quadern haben an den Fugen abgefaste Kanten. Die Pforten, oder wenigstens eine der-
selben scheint überwölbt gewesen zu sein, der Bogen war von verjüngten Anten mit zier-
lichem jonischen Capital getragen.
Etwa 8 Meter hinter dem Thor ist an geglätteter Felswand eine Nische roh eingemeisself,
noch 8 Meter Weiter erscheint das alte Pflaster, wieder etwa 3 Meter breit, zur Seite zwischen
ihm und dem immer noch ansteigenden Burgfelsen ist der Boden stufenförmig, wie in einem
Steinbruch abgearbeitet. Dann biegt der Weg ein, um bald rasch in die entgegengesetzte
Richtung umzuschlagen, d. h. in diejenige der südlichen Rampe, die allem Anschein nach der
Hauptaufgang war, welcher, wie ich glaube, hier in denselben Weg einmündete.
Auf einer nach Süden sich hinziehenden Bergwurzel lässt sich von der Ebene her dieser
südliche Aufgang verfolgen, 4 — 5 Meter breit, allmälig steigend, zwischen zwei Mauern,
deren östliche nur geringe Reste hinterlassen hat, aber gleich der westlichen von aussen durch
Strebepfeiler verstärkt war.' Wo etwa bei C im Plan ein Weg von Osten her einmündet
und möglicherweise gegen das Stadion hin durchgegangen ist, schienen Reste eines Thurmes
zu stehen, wenn anders diese Mauer Befestigung und nicht vielmehr Schutz gegen Regen
und Sonne bezweckte, wie die porticus, qua in arcem eitur in Alatri (Corpus inscr. lat.
X, 5807), oder der Processionsweg des Damianos in Ephesos (Philostratus v. soph. II, 2^1,
2, Wood, Discoveries S. 117), in neuerer Zeit die Porticus zur Madonna di S. Luca von
Bologna.
Nördlich von C durch spätere Bauten durchbrochen, ist der Aufgang unterhalb der
Bastion D' besser erhalten, auch in photographischer Aufnahme kennüich. Die Bahn liegt
auf minder sorgfaltigem Quaderfundament, das stellenweise mit Gusswerk ausgeflickt ist,
4 Meter breit, rechts der Burgfels, links eine sorgfä,ltige Quadermauer hellenistisch von Aus-
sehen, deren Quadern nicht wagrecht, sondern geneigt, gleich der Bahn liegen. Fenster
von 1-75 Meter Breite durchbrechen die Mauer, welche stellenweise 9 — 10 Quaderschichten
hoch erhalten ist. Die Strebepfeiler aussen sind auch hier vorhanden. Kaum kann man sich
diesen Aufgang ungedeckt denken. Die Fenster allerdings mochten auch des Ausblickes
wegen angebracht sein, nicht blos der Erhellung wegen. Aber wenn bedeckt, so war ja
damit die Annäherung des Feindes erleichtert, und dass dieser Aufgang, so wenig wie der
nördliche, nicht schon innerhalb der Befestigung lag, beweist das grosse Vorwerk D', selbst
wieder geschützt durch die darüber liegende ummauerte Fläche Z)", zu welcher ein steiler
Nebenweg, den auch wir seiner Kürze wegen meistens einschlugen — südlich von D' vom
' Dies ist die von Hirschfeld, I, S. 725 erwähnte Terrasse, welche durch eine mit Pfeilern versehene Futter-
mauer gestützt wird.
- 69 -
Hauptwege abzweigend, durch eine jetzt verschüttete Pforte, die an die Südmauer von D"
anstösst, geführt hat. Wie diese flach gedeckte Pforte und das anstossende Mauerwerk, so
zeigt auch das Vorwerk D' in den ursprünglichen Theilen, von einem später vorgebauten
Thurme abgesehen, wechselnd höhere und niedere Quaderschichten.
Höher hinauf ist jener stattliche Hauptaufgang zu wenig erhalten: nur die Richtung auf
dieselbe balconartig vortretende Terrasse, auf welche wir die nördliche Rampe mit ihrem
Thurmthor ausgehen sahen, ist auch im Plan zu erkennen. Jetzt ist allerdings der Zusammen-
hang unterbrochen, wie ich glaube, durch eine jener Abrutschungen, in Folge deren die ge-
nannte Terrasse gegen die südliche Rampe hin schroff abbricht, und an ihrer Kante mit,
Mauerwerk eingefasst ist, in welches ausser anderen antiken Werkstücken auch ein Gebälk (?)-
stück umgekehrt vermauert ist. Es trägt auf einer glatteren Fläche in der Mitte die Buch-
staben Tl. Hier lagen auch die Inschriftbasen N. 55 f.
Weiter südlich ist keine Möglichkeit des Eingangs in die Burg: eine Schlucht, welche
etwa östlich von der Linie DB sich hinaufzieht und zu erklettern war, ist am Ausgang oben
durch (spätes) Gemäuer gesperrt. Vermuthlich war auch die südliche Rampe gleich der
nördlichen kurz vor der Terrasse durch ein Thurmthor gesperrt, das mit hinabgestürzt ist.
Von der Terrasse, auf welcher also muthmasslich beide Wege sich einten, geht die
Strasse, wie schon bemerkt wurde, in der Richtung des südlichen Aufganges weiter, unter
rechts aufragenden Terrassen, zum Theil mit abgearbeiteten Felswänden, hin bis da, wo hinter
d sich eine Senkung vom Rande der Burg ins Innere hineinzieht. An deren Eingang liegt
südlich ein mittelalterlicher Bau d mit seinem umfriedigten Vorhof. Aus altem Material er-
baut, Moschee oder Kirche, steht derselbe vielleicht auf der Stelle des Heiligthums der Tyche,
welches in der daselbst am Eingang des Vorhofs vermauerten grossen Basis N. 58 erwähnt
wird. Auf der anderen Seite nördlich ist eine grössere Anlage, ohne Ausgrabung nicht ge-
nauer zu erkennen, vielleicht ein Verkaufsmarkt. Es stehen hier mehrere Säulen in doppelter
Reihe in nordsüdlicher Richtung und südlich abschliessend ein Thorbogen. Die Nähe am
Thor spricht für eine Marktanlage und weder eine Hallenstrasse, wie in Perge oder Side, noch
eine Markthalle, wie in Aspendos, findet sich hier sonst mit Sicherheit.
An dem ganzen Westrand, dann weiter an der Südseite ziehen sich die Fundamente
alter Häuser hin. Wie in Perge vereinzelt noch sichtbar, wie in Athen auf dem Museion
sind die Grundrisse einfachster Art, zwei, drei Gemächer nebeneinander mit Thüren, Treppen-
stufen in den Felsboden eingeschnitten. Indem man die Fussböden der einzelnen Räume
ebnete, blieb dazwischen der Fels als Anfang der Scheidewände stehen. Auch flaschen-
förmige Cisternen sind häufig, die Oeffnung viereckig oder halbrund, mitunter mit einem
Deckelstein geschlossen, in welchem wieder eine kleine Oeffnung eingeschnitten ist, letztere
für das Wasserschöpfen, erstere für Reinigung; Einfassungscylinder (Puteale) mit den Ein-
schnitten der Seile liegen daneben. Zu diesen Einflusslöchern führen in den Stein geschnit-
tene Rinnen. Eine derselben gibt, an der Kante jeUt plötzlich abbrechend, einen deut-
lichen Beweis, dass der Boden einst geebnet und mit Platten gepflastert war, wie solches
anderswo in den Strassen noch erhalten ist und allerdings für die Leitung des Regenwassers
nothwendig war. Solche in den Felsboden eingeschnittene Canäle und andere von dem
— 70 —
Hauptcanal in der Gasse seitwärts ausgehende Zweige, sieht man namentlich auch auf
mehreren herabgestürzten Stücken der alten Burgfläche. Ein Block unterhalb des nördlichen
Burgaufganges hat einen Canal, der in ein viereckiges Senkloch mündet, aus dem das
Wasser in zwei Rinnen weiter floss, die unmittelbar vor der Cisternenmündung sich einten.
Auf einem andern gewaltigen Brocken an der Südseite läuft vor der Hausmauer — also wie
es scheint einst in der Gasse — ein sorgfältig in den Fels geschnittener Canal, 0*52 M.
tief, o*55 M. breit, beiderseits mit einem 0*20 — 0*22 M. breiten Falz für 0'32 M. dicke Deck-
platten, deren zwei gerade an einer stumpfwinkeligen Biegung des Canals trotz des gewal-
tigen Sturzes festeingefügt an ihrem Platze geblieben sind. Auf einem anliegenden Stück
lässt sich dieser Canal circa 1 7 Meter weit verfolgen.
Gassen lassen sich bestimmt erkennen, namentlich in der Verlängerung des Burgauf-
ganges nach Norden; von jener Mulde zwischen d und 0 ziehen sich Linien von Schutt-
haufen theils in das von oft undurchdringlichem Gestrüpp bedeckte Innere, theils gegen den
grossen Baucomplex T^G hin. Ob diese Massen meist unbehauener Steine auch eingeschnittene
Hausplätze bedecken, lässt sich nicht sagen. Ich habe dabei an spätere Zeiten gedacht,
namentlich wegen der gelegentlich dazwischen gestreuten oder wieder benützten alten Werk-
stücke, darunter auch eines Inschriftsteines (N. 62).
Südlich von dem byzantinischen Castell [a) ziehen sich wieder Gründungen der vorher
beschriebenen Art hin. Wie in Perge (S. 36) bemerkt wurde, sind auch hier die Häuser stellen-
weise unmittelbar an die Burgkante gerückt, so dass die Aussenwände, zu einem Theil aus
dem gewachsenen Stein geschnitten, gleichsam an Stelle der Burgmauer treten. Nur i'7oM,
breit, läuft eine solche Gasse ziemlich gegen Süden, wird im rechten Winkel von einer an-
dern, die von Osten kommt, geschnitten. Am Kreuzungspunkt liegt ein grösseres Haus mit
seiner Cisterne daneben. Oberhalb der Terrasse D" ist eine von Norden und eine von Osten
kommende Gasse zu verfolgen und hier, näher der südlichen Kante, mündete ein steiler zu-
letzt zwischen abgeglätteten Felswänden aufsteigender Weg. Die östliche Gasse läuft nach
Nordosten, so dass die Hauseingänge gegen Südosten liegen. Hier in der Nähe ist auch die
von Hirschfeld beschriebene grosse Cisterne H, deren Decke, von 15 Steinpfeilern ge-
tragen, wahrscheinlich hier wie anderswo als Planum eines Bauwerkes diente.'
Am Westende des Südrandes liegt das Theater; es ist in den Abhang hineingebaut,
daher von der Burg her leicht zu übersehen. Durch die Reihen der Sitze, deren ich noch fünf-
zehn gezählt, klaffen drohende Erdrisse. Von der Skene ist nichts zu sehen; die Stützwand
des ösdichen Cornu, eine rohe Quadermauer, aussen durch eine sorgfältiger gefügte ver-
kleidet, steht noch bis 2 1 Lagen hoch, sie ist gleich wie das linke Ende des fast anstossenden
kleineren Theaters später restaurirt. Denn obgleich in dem schutterfüllten Innern des letzteren
nichts von Sitzen zu erkennen ist, kann doch dieser Bau seiner Form, seiner dem grösseren
Theater gleichmässigen und nahen Lage wegen nur für ein Theater oder Odeum gehalten
■ Dass man selbst Flüsse überwölbte, um ebene Flächen herzustellen, beweist Pergamon (Die Ergebnisse der
Ausgr. zu Perg. S. 119, Taf. I, 4) und was in Falkener's Description of some important theatres u. s. w. von dem
grösseren Theater von Gortyna und den überdeckten Lethaios dahinter zu lesen ist.
— 71 —
werden, wie auch Termessos, Sagalassos, Aspendos ausser dem grossen ein kleineres be-
sassen. Die Lage der beiden nahe beieinander, wie in Pompeji, wird ja von Vitruv V, 9
empfohlen und mit dem Beispiele Athens belegt. Für Bedeckung sprechen ausser der geringen
Grösse des. Gebäudes die Strebepfeiler nicht nur an der gerundeten, sondern auch an der
geraden Südseite (hier acht), diese alle gleich den Ecken aus Quadern, während die Zwischen-
mauern Ziegel- und Gusswerk sind, ähnlich der Construction des Stadions. Zwischen den
acht Pfeilern der Südseite des kleinen Theaters sieht man unten Endastungsbögen aus unförm-
lichen Hausteinen gespannt, darunter, wenigstens in der Mitte zwischen dem vierten und
fünften Strebepfeiler jederseits, eine von geradem Steinbalken überdeckte, zum Theil ver-
schüttete Oeffnung. Vor diesem Durchgang (?) liegt ein grosser dorischer Säulenschaft, poly-
gen, nicht cannelirt, andere sind in den Erdriss hinabgefaUen. Fast möchte man diese Süd-
wand einer inneren Skenenwand vergleichen und die im Plane sichtbare Parallelmauer weiter
südlich für die zugehörige äussere Mauer der Skene halten, wie ich es an Ort und Stelle ge-
than habe. Dieselbe ist im Charakter gleich der Blendmauer des östlichen Theatercornu, nur
aus etwas höheren Schichten gebaut. Zwischen dieser Mauer und dem Burgrand, welcher
nicht von einer Mauer, sondern von einer Brüstung, zwei Steinlagen dick, weiter nördlich
stellenweise aus dem Burgfelsen gehauen, ' eingefasst wird, ist eine schmale Fläche, auch sie
von Rissen durchzogen. Dorische Architekturstücke: Triglyphen, ein Stück Traufgesims,
weiterhin zwei gegen 3 Meter lange Schäfte, dicht dabei drei andere, legen den Gedanken an
eine Stoa nahe, die, wenn nicht schon hinter dem Theater,- wie Vitruv empfiehlt, so doch
aller Wahrscheinlichkeit hinter dem Odeon, aber nach den Spuren eines Sockels darüber
hinaus, hier an dem Rand der Burg endang führte, vermuthlich mit freiem Ausblick nach
Süden und dem Seewinde offen. Weiterhin hat der gewaltige Absturz, auch hier wieder ein-
mal mitten durch eine Cisterne schneidend, den Zusammenhang durchbrochen. Aber jen-
seits desselben geht der Weg nahe dem Burgrande weiter (s. Abbildung N. 55), an Quader-
und Felsbauten vorüber, dann den höheren Boden auf felsgehauenen Treppen gewinnend,
links vorbei an dem S. 77 beschriebenen Tempel, welcher, wie die Tempel in Akragas oder
derjenige der Athena Nike in Athen, hart an die Burgkante gerückt ist.
Im ganzen östlichen Theile der Burg ist nur ein grösserer Complex von antiken Bauten
mit mittelalterlichen Aenderungen bei N, ein geringerer bei N\ endlich ein byzantinischer
Thurm bei e zu erwähnen.
Von dem östlichen Ende des Odeons nördlich sind einige Quadermauem erhalten. Auch
zwei Granitsäulen stehen daneben, die eine umgekehrt aufgerichtet, das dickere Ende oben,
die Durchmesser bei der einen unten 0*58 M., bei der andern 0*52 M. oben, dabei ein
Epistyl 0"53 M. dick. Irgend eine Bestimmung zu muthmassen wäre ohne andere Anhalts-
punkte gewagt.
Nordnordöstlich hiervon, jenseits eines ziemlich trümmerfreien Feldes, steht auf dem
ebensten Theile der ganzen Burgfläche die bedeutendste Bauanlage des alten Sillyons, einst
so ziemlich das Centrum des bewohnten Theiles bildend, in byzantini.scher Zeit zu Ein- und
Vgl. Spratt und Forbes, Lycia II, 19.
— 72 —
Anbauten benützt, die wahrscheinlich nicht ohne Zerstörung anderer Theile dieser wie anderer
alten Bauten vor sich gegangen sind. Das gesammte Baumaterial des grossen, späteren Ge-
wölbebaues b wie der Kirche c, auch des castellartigen grossen Mauerviereckes, dessen einer
Schenkel über a hinaus bis an die Burgkante läuft, ist anscheinend älteren Bauten entnommen:
Werksteine aller Art liegen hier umher, nirgends aber war eine Inschrift sichtbar. Weiterhin
findet man Stücke verschleppt, die ihre Zugehörigkeit zu dem mit F bezeichneten Bauwerke
verrathen, so namentlich die an ganz verschiedenen Stellen auf und unter der Burg ange-
troffenen charakteristischen Fenstergesimse von F, deren Form wohl weniger durch aus dem
Fig- 53- Sillyon: Thurm der unteren Befestigung.
Alterthum fortwirkende Tradition, als vielmehr durch moderne Nachahmung, und zwar in
Holz, sich in Adalia wiederfindet. So mochten denn auch FG einst in Zusammenhang stehen,
wofür die gleiche Orientirung, sowie die gleiche Dimension von F nordsüdlich und von F bis
G (exclus.) zu sprechen scheint. (Die Beschreibung des Baues S. 78).
Nicht Raummangel oben auf der Höhe, sondern nur der Wunsch bequemen Ab- und
Zuganges, sowie das Verlangen, den Feldern und vielleicht rinnendem Wasser näher zu sein,
kann die Ansiedlung und Befestigung der Terrassen westlich und südlich unter der Burg ver-
anlasst haben, wie ja auch in Perge und Aspendos die Ausdehnung der Stadt in die Niede-
rung erfolgt ist. Die Befestigung, um die Bastionen /)' und Z)" herum und ihnen gewisser-
— 73 —
massen parallel noch am besten zu verfolgen, gehört jüngerer Zeit an. Sie durchbricht augen-
scheinlich die lange südliche Rampe, und das Thor C, obgleich nach seiner Lage schwer-
lich ohne Beziehung zu ihr, hat doch eine andere Axe. Auch eine Anzahl Gräber innerhalb
dieser Befestigung dürfte aus der Zeit stammen, da dieser Theil noch ausserhalb der Be-
festigung war.
Der untere Mauerring setzt bei einem grossen abgestürzten Felsklotz R an, auf dessen
Oberfläche Gründungen zu erkennen sind. Das Thor C mit dem halbrunden Hof zwischen
und hinter den Thürmen erinnert an das Thor von Perge, auch an das Hauptthor von Side.
An der Nordostecke des östlichen dieser beiden Thürme liegt oben ein Triglyph, so dass das
Thor auch mit dorischer Architektur verziert zu denken ist, gleich dem von Perge und einem
von Selge.
An denselben Thurm sind östlich und nördlich Gemächer undeutlicher Bestimmung an-
gebaut. Nach der andern Seite läuft die Mauer auf immer noch ziemlich abschüssigem Ab-
hang über dem Stadion hin, von der grossen auf das Stadion hinabblickenden Anlage P an-
scheinend später durchbrochen. Bei einem abgestürzten Felsblock, an dem sie beiderseits
anschliesst, biegt die Mauer nach Nordost um. Bei einer neuen, rein östlichen Biegung steht
der aussen in ganzer Höhe erhaltene Thorthurm (Fig. 53), innen mit überwölbtem, aussen mit
flach gedecktem Thor. So hoch die Mauer in den Thurm eingebunden war, d. h. bis vier
Schichten über dem Scheitel des gewölbten Thores, sind die Ouaderschichten alle gleich hoch,
von da ab wechseln hohe und niedere. In der Höhe der Mauer ist östlich und westlich je eine
Thür, nördlich und südlich ein kleines Fenster; oben in der zweiten Doppellage unter der
abschliessenden Deckplatte auf jeder Seite ein kleines Fenster: also war der Thurm zwei-
geschossig. Nach Analogie dieses Thurmthores sind auch an den älteren Aufgängen (oben
S. 68 f.) solche angenommen. Weiterhin ist der Gang der Mauer, theils der Zerstörung, theils
starker Ueberwachsung halber, schwer zu erkennen. Gewiss aber ging sie gegenüber von A
nach Norden und hatte in dieser Gegend abermals ein Thor, dessen geringe Reste, namentlich
die Anten, wenn auch anders profiliert, doch an das obere Thor C" erinnerten, vielleicht
wieder ein Thurmthor, wie von jenen vermuthet ist.
Ausserhalb dieser jüngeren Befestigung liegt das Stadiom, wie schon gesagt, der Quer-
axe des Burgberges parallel. Innerhalb der Sitzreihen mass ich ungefähr 175 Meter in der
Länge. Die Sitze ruhen östlich auf dem ansteigenden Terrain, südlich auf einem parallel zur
Axe des Stadions laufenden Gewölbe, das innen nicht zugänglich ist, dessen westliche Aussen-
mauer aus kleinen Bruchsteinen und behauenen Quadern in wechselnden Schichten, zu oberst
aus einer Ziegelschicht — Ziegel von 0*40 M. Länge, 0*25 i M. Breite, 0"036 M. Dicke —
besteht, unterhalb welcher kleine Fenster in unregelmässigen Abständen angebracht sind wie
in Aspendos. Die Mauer ist weiter nördlich von abgestuften Strebepfeilern in ungleichem
Abstände von 5 — 7 Metern gestützt. Neben einem grösseren Pfeiler führte eine Treppe von
Westen her auf das Stadion, auf dessen Höhe wie in Perge ein Gang von i"95 M. Breite
hinter den obersten, mit Lehnen versehenen Sitzen umläuft. Die Tiefe der Lehnensitze mass
ich mit 0-43 M., die Dicke der Rücklehne 0-13 M., die unteren Sitze über die Vorderkante
der oberen um 0*40 M. ungefähr vorspringend. Das Innere ist sehr zerstört.
10
— 74 —
Wenige Minuten abwärts vom Stadion, vom Thorthurm D ziemlich genau westlich,
liegen die Ruinen eines Tempels (?); erhalten sind nur ein Mauerviereck auf 20° und 290°
orientiert, die Westmauer aussen 8*20 M., die nördliche 12 Meter messend, aus Quadern mit
stark gerundeter Rustica, 0*65 M. dick, solid und gut gebaut, doch durch Baum wurzeln
und Erdbeben im Gefüge gelockert. Im Osten steht die Mauer noch 2 — 4 Lagen hoch,
im Süden und Westen i — 5, im Norden 4, die Nordwestecke gegen 3 Meter hoch; von
der Thür sah ich keine sichere Spur. Auf der Westmauer, nahe der Südwestecke, fand
sich auf der obersten Quader eine Einarbeitung, von aussen nach innen sowohl breiter
als tiefer werdend, allem Anschein nach für Beleuchtung bestimmt, wonach das Erhaltene
wohl nur als Unterbau zu verstehen wäre. Nahebei gegen Süden stand schief ein ausge-
fülltes Cisternenputeal.
Die Gräber innerhalb dieser unteren Befestigung finden sich besonders auf in alter Zeit
herabgestürzten Steinblöcken. Die Oberfläche pflegt geglättet zu sein mit einer stehen ge-
lassenen Umrandung, viereckig oder halbrund, so dass man an später verschwundenen Auf-
bau denken könnte. Eingeschnittene Stufen führen von der Seite oder von vorne hinauf, ein-
mal in der ganzen Breite von 5 — 6 Metern acht Stufen; auch hebt sich wohl ein höheres
Planum noch über einem niederen um ein paar Stufen. Spendelöcher' finden sich am Ein-
gang, seitlich oder in der Mitte. Die oblongen Grablöcher sind einfach in den Fels ge-
schnitten, bald nach Ost, bald nach Nord orientiert, parweis oder einzeln, auch mehrere
Paare auf demselben Block. Der Falz für den Deckel ist mitunter zu erkennen; aber die
Deckel fehlen. Nicht selten sieht man auch aus alten Quadern zusammengelegte Gräber in
dieser Gegend. Vielleicht gehörten auch mehr zum Todten- als zum Göttercult verschiedene
in derselben Gegend unterhalb der südlichen Rampe gefundene kleine Altäre, oben mit einer
Vertiefung, wie für Spenden oder Opfergaben; so einer mit Kränzen auf allen vier Seiten,
andere nur mit profilirtem Kopf und Fuss.
Die eigentliche Nekropolis breitete sich aber offenbar unten zu beiden Seiten des gros-
sen Aufganges von Süden her, strassenartig ostwestlich gereiht, aus. Hier findet man sowohl
Sarkophagstücke als auch Ruinen von Grabbauten: hohe Sockel mit gewölbten Kammern,
oben mit rhombischen Ziegeln gepflastert; kein einziges zu einer Reconstruction genügend
erhalten.
Das älteste von allen Gräbern wäre die von Hirschfeld, I, S. 726 beschriebene An-
lage — wenn sie ein Grab wäre. Gegen 1 18° von M, ungefähr auf der Höhe von V„ d. h.
etwa auf halber Höhe der breiten Burgbasis, haben wir erst bei späterem Besuch mit Hilfe
eines Führers diese merkwürdige Stelle gefunden, nachdem ich allein sie früher vergebens
gesucht hatte, obwohl nahe vorbeikommend.^ Noch steht der Thürsturz der viereckigen, wie
man an der Hinterwand sieht, einst dachartig durch vorkragende Steinschichten überdeckten
Kammer A Fig. 54, in deren Hinterwand über hoch verschüttetem Boden sich der schmale
Gang öffnet, der nur den Schmächtigeren von uns Raum gab, seitwärts, die Kerze zur Seite
' Vgl. Reisen in Lykien, Milyas und Kibyratis, S. 177.
* Der von Hirschfeld erwähnte heimliche Pfad kann nur der oben S. 68 f. erwähnte sein.
— 75 —
J49--»
haltend, den schmalen Gang 21 "50 M. tief in den Berg hineinzugehen, bis zur Kammer D,
die durch zwei Thüren mit C verbünden ist, wie diese durch eine obere und eine untere
Oeffnung mit dem Räume B, aus welchem wiederum ein enger Ausgang auf den schmalen
Gang zurückführt, während eine breitere Oeffnung, gleichwie der Anfang einer weiteren
Kammer, in den Berg abführt. Diese Kammern konnten aller-
dings den Gedanken an ein Grab nahelegen, aber weder die
doppelte Oeffnung von D nach C noch die Schmalheit und
Länge des Zuganges von A her gestatten diese Annahme.
Der Boden des schmalen Ganges ist eine flache Rinne, welche
das Ganze erklärt. Die Kammern BCD sind Wasserkammern,
um das durchsickernde Wasser möglichst reichlich zu sam-
meln," vielleicht erst nacheinander angelegt. Von einer letz-
ten Reinigung oder einem Versuch, der etwa durch Erdbe-
ben — wie auch jetzt — versiegten Quelle wieder habhaft zu
werden, zeugen die Erde und Steine, welche in der Kammer
D an der Ostwand entlang aufgehäuft lagen, eine Masse, der
man noch anzusehen glaubte, dass sie in feuchtem, breiartigem
Zustande dort aufgeschüttet wurde. Ein Anzeichen wenigstens
noch der Wasserader war nicht blos der gerade unterhalb
dieser Anlage gegen Süden den Berg hinab sich ziehende auf-
fallende Vegetationsstreif, sondern mehr noch, eine etwas un-
terhalb der Kammer A befindliche Wasserpfütze, welche sowohl damals, wie auch früher,
als ich vergeblich das Grab suchend dort vorbei gekommen war, mir auffiel, da es doch
beide Male schon länger nicht geregnet hatte. Eine Ausgrabung würde vermuthlich den hin-
teren Theil von A als Bassin erkennen lassen.
Auch die Art der Ueberdachung, sowohl der äusseren, wie der inneren Kammern hat
jedenfalls in Quellenbauten, wie dem Quellhaus von Tusculum oder der Burinna von Kos
eher als in Gräbern ihres Gleichen,^ und schliesslich ist die Inschrift N. 63, wenn ich sie
recht verstehe, als eine Art Hoch auf den regierenden Herrscher in einem Brunnenhause,
gewiss besser am Platze als in einer Grabkammer.
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- -j,j
F'g- 54-
Sillyon: Unterirdisches Qoellhaos.
' Vgl. Frontinus, I, i 7 und Lanciani, Topografia di Roma antica S. 331, S. 9 f., Tav. I, I. 2. Fabricius,
Athen. Mittheilungen IX. S. i65, 171, Taf. VIII.
' Canino, L'antico Tusculo S. 125; die Burinna s. Arch. Zeitung i85o, S. 241, Taf. XXII.
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- 76 —
^^Ä?
Fig. 55. Gebäudegruppe am Südiande des Burgfelsens von Sillyon.
— 77 —
-064 •»
Unter den hellenistischen Bauwerken von Sillyon heben wir die am Südrande des Burg-
felsens gelegene Gruppe hervor, welche in Fig. 55 dargestellt ist. Sie ist vorzugsweise ge-
eignet, von den örtlichen und baulichen Besonderheiten dieser Stadt ein Bild zu geben. Eine
gewisse Vornehmheit der Raumverhältnisse zeichnet den Platz aus, dessen Anlagen ursprüng-
lich dem schroffen Abhänge der Felsen nicht so nahe waren wie jetzt; durch Abrutschen
grösserer Felsmassen an allen Seiten der Akropolis wird ihr Umfang stetig verringert und
auch an dieser Stelle sind Theile des Gesteins und darauf stehende Mauern hinabgestürzt,
während klaffende Risse, dem hier Wandelnden gefährlich, auch das noch Bestehende in nicht
ferner Zeit mit dem Untergange bedrohen (siehe Seite 67).
Besonders hat durch den Absturz einer Seitenmauer das Hauptgebäude der Gruppe ge-
litten, ein kleiner Tempel, welcher in unserem Bilde im Hintergrunde steht und auf dem bei-
gefügten Grundrisse mit D, auf dem Stadtplane aber mit M bezeichnet ist; die stehen-
gebliebenen Mauern der Nord- und Westseite, die Stufen an der Ostseite und
der Fussboden von Steinplatten lassen erkennen, dass der Tempel ein vier-
säuliger Frostylos war; die Breite der Cella betrug 7'/, Meter, ihre Tiefe
6-70 M.; die Tiefe des Pronaos 4*80 M. Die Umfassungsmauern, 0*64 M. dick,
sind von ganz vorzüglicher Fügung und aus Kalksteinquadern mit glatt ge-
arbeiteter Ansichtsfläche ohne Anwendung von Eisenverklammerung so her-
gestellt, dass eine durchgreifende Binderschichte von 0*25 M. Höhe mit zwei
Läufer schichten von zusammen 1*60 M. Höhe abwechselt (Fig. 56). Vom Ge-
bälke oder von anderen Formstücken ist nichts gefunden, ausser einem Säulen-
schafte von etwa 0*54 M. Durchmesser. Der Bau steht auf einem über die
nächste Umgebung etwas emporragenden Felsstücke, welches hinter dem
Tempel eine kleine Plattform bildet, zu der eine Treppe hinaufführt, während
an der Ostseite der Stufenunterbau des Tempels den Höhenunterschied aus-
gleicht
Aehnliche Erhöhungen, durch schmale, in das Gestein geschnittene Gäss-
chen getrennt, liegen auf der anderen Seite der Strasse, die in ostwestlicher
Richtung am Tempel vorbei über Felstreppen zu dem tiefer liegenden Platze
im Vordergrunde unseres Bildes hinabführt. Der Platz ist an zwei Seiten von
senkrecht abgearbeiteten, etwa 4 Meter hohen Felsenwänden eingefasst. Von den hier lie
genden, je ein Gemach enthaltenden Häuschen ist das eine (C) an zwei Seiten von den Fels
wänden begrenzt; auch die vordere Wand besteht, soweit sie er-
halten ist, aus gewachsenem Fels, doch zeigt ein auf derselben noch
am Ort liegender Stein, dass zu dem oberen Theile behauene Qua-
dern verwendet wurden. In dieser Südwand sind eine Thür und ein
Fenster angebracht; die vierte Abschlusswand des Gemaches C be-
steht ganz aus Quadern; der Raum ist ii*20 M. lang und 6'65 M.
tief. Bei dem zweiten Gemache (B), welches 8 Meter lang und
6 Meter breit ist, sind alle drei freistehenden Wände aus Quaderwerk hergestellt, und zwar
in gifeichen Schichten von etwa o*6o M. Höhe ; vorne befindet sich eine Thür von i "90 M.
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Fig. 56.
Qaerschnitt
durch die Maner
des Tempels.
^>8- 57- Stufen des Tempels.
- 78 -
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FG.
Fig. 58.
Querschnitt eines Thürpfostens,
Breite. Das nächste Haus ist ganz zerstört, in um so besserem Zustande aber das vierte (A),
welches ganz als Freibau ausgeführt ist und auch einige Meter von der Felswand entfernt
steht; dasselbe ist nicht ganz rechtwinklig, hinten i r6o M. lang, an der Westseite i rio M.
breit; die Mauern sind wie bei dem oben beschriebenen Tempel in wechselnden Binder- und
Läuferschichten ausgeführt, sie sind von derselben Stärke und von gleich guter Arbeit wie
jene. In der obersten der noch am Ort befindlichen Schichten der Westmauer liegen zwei
Fenstersohlbänke, deren Oberfläche die Stellung der Fenster-
pfosten, erkennen lässt. Von einem der Pfosten ist ein Bruchstück
vorhanden; die Fenster waren im Lichten 1*70 M. breit. In der
Ostmauer befand sich eine Thür von 2*60 M. Breite, von der ein
Pfosten aufrecht steht; er misst vom jetzigen Boden bis zur lager-
haft bearbeiteten oberen Fläche rund 4 Meter und hat die in
Fig. 58 gezeichnete Querschnittform. Innerhalb des Raumes lie-
gen einige Säulentrommeln von 0*55 M. Durchmesser; sie sind
von Kalkstein und ohne Canneluren; an der Ober- und Unterseite
der Trommeln ist der Rand auf o* 1 5 M. Breite als Lagerfläche
bearbeitet; inmitten der etwas eingesenkten Fläche befindet sich
ein quadratisches Zapfenloch von 0'i3 M. Seitenlänge und 0*8 M. Tiefe. Auffallend schien
uns eine grosse ovale Grube innerhalb des Gemaches A, doch wurde dieselbe nicht näher
untersucht.
Am Ostende der in Fig. 55 zur Anschauung gebrachten Baugruppe liegen noch einige
Felskammern, im Grundrisse mit F bezeichnet, und eine Cisternenanlage E mit mehreren in
einer Reihe liegenden Oeffhungen von
2-50 M. Länge und 1*50 M. Breite.
Hellenistischen Ursprungs sind ausser
der beschriebenen Gruppe noch die im
Stadtplane mit F und G bezeichneten
Ruinen; auch das Thor C" gehört hier-
her. Die ersten beiden Gebäude sind in
Fig. 60 auf einem Blatte vereinigt. A ist
der Aufriss, C der Grundriss einer später
in einen Capellenbau einbezogenen Mauer
aus Kalksteinquadern von zum Theil sehr
bedeutenden Massen ; sie ist in der glei-
chen Weise ausgeführt wie die oben be-
schriebenen Tempelmauern, jedoch in un-
regelmässigem Wechsel der Binder- und Läuferschichten. Zwei Thüren, deren Schwellen ver-
schüttet sind, und zwei kleine hochliegende Fenster sind in der Mauer angebracht; beide
Thüren sind durch die Formen der Einfassung und den Fugenschnitt, die grössere auch
durch eine in der Leibung angebrachte Inschrift (N. 54) bemerkenswerth. Die grössere der
Thüren (Fig. 60 £'und F), deren Hchte Weite 1-586 M. beträgt, ist von einer architravirten
Fig. 59. Thürumrahraung.
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Einfassung von 0-67 M. Breite mit seitlich angebrachten, befremdlichen Schneckenverzie-
rungen umrahmt und von einer Verdachung bekrönt; den Sturz bildet ein Stein von 0*97 M.
Höhe und 4*25 M. Länge. In umstehender Fig. 59 ist der eigenartige Fugenschnitt des-
selben veranschaulicht. In der Aussenansicht der Thür läuft die Fuge zwischen Sturz und
Pfosten diagonal; dennoch ist die Lagerfläche wagrecht und es sind nur zwei Ausschnitte A
in den Sturz auf 0-15 M. Tiefe eingearbeitet, in welche entsprechende Theile B der Pfosten
eingreifen. Die Arbeit ist so genau ausgeführt, dass trotz dieser gewagten Anordnung nur
an einem der Pfosten die scharfkantige Endigung eine geringe Beschädigung erlitten hat;
derselbe Fugenschnitt wiederholt sich an der kleineren Thür. Noch ist zu bemerken, dass
beide Thüren keinen Anschlag haben" und auch sonst keine Vorrichtungen zum Verschlusse
derselben zu bemerken sind. Die Einarbeitung im rechten Thürpfosten (Fig. £) ist nicht ur-
sprünglich, da durch dieselbe die Inschrift beschädigt wurde. Das zweite auf Seite 79 ab-
gebildete Bauwerk ist im Plane der Akropolis mit F bezeichnet. Wir geben in Fig. B den
Aufriss, in D den Grundriss desselben und in G die Zeichnung eines der Fenster. Die bis
zur Höhe von 6 Metern aufrecht stehende westliche Hauptmauer ist mehr als
54 Meter lang, die östliche Langmauer misst etwa 37 Meter, die Schmalseite
rund 7 Meter. Diese Mauern sind 0*56 M. dick, sie sind ohne Eisenverbindung
gefügt und von gleicher Schichtung wie bei dem oben beschriebenen Tempel
(Fig. 56). Die Ansichtsflächen der Quadern sind ringsum mit 0*035 M. breitem
Saumschlag versehen ; der schwach vortretende Spiegel ist etwas weniger
glatt bearbeitet als der Rand. Die Fugen sind durch Abschrägen der Kanten
zur Wirkung gebracht. (Siehe Fig. 61.) An Genauigkeit der Arbeit steht
dieses Quaderwerk von hartem Kalkstein den besten attischen Marmorbauten
keineswegs nach.
In den Langwänden dieses Gebäudes befinden sich zahlreiche Oeffnungen ;
in der Südmauer nur eine solche, aber von grösserer Breite als alle übrigen.
Von den zehn Oeffnungen der Westwand (in dem Aufriss B ist das linke Ende der Mauer
nicht mitgezeichnet) liegen drei etwas höher als die übrigen und unterscheiden sich von
jenen auch durch die Bildung des Sturzes und der Sohlbank oder Schwelle. Die Fenster
sind-2"ö85 M. im Lichten hoch und unten 1-15 M. breit, die nach oben verjüngten Pfosten,
unten 0*02 M., oben O'Oig M. breit, sind gegen einander geneigt; der Sturz besteht aus zwei
parallel liegenden Quadern, an deren vorderem der entsprechende Theil der Umrahmung
und die Verdachung angearbeitet sind ; bemerkenswerth ist die Ausschweifung der Ein-
fassung an den Ecken und die Magerkeit der Verdachung. (Siehe Fig. 62.)
An einem Fenster der Westmauer, bei welchem Sohlbank, Pfosten und Sturz erhalten
sind, beobachteten wir die folgenden, auf eine Verschlussvorrichtung hinweisenden Merkmale.
Das Fenster hat an beiden Pfosten, sowie oben und unten einen Anschlag von 0'o6 M. Breite;
in der Sohlbank und im Sturze befinden sich je vier Zapfenlöcher (a), demnach der Verschluss-
laden aus vier nach Innen aufgehenden Flügeln bestand, welche die ganze Höhe des Fensters
hatten, eine Anordnung, welche einen Mittelpfosten voraussetzt. Die Zapfenlöcher, sowohl
die unteren als die oberen, sind rechteckig, 5 Cm. breit, 6 Cm. lang, 2 Cm. tief, also zur
Fig. 61.
Quaderfuge
in Naturgrösse.
— 8i —
Fig. 62. Fenstenrerdaclrnng.
Aufnahme von Metallhülsen bestimmt. Die Befestigung der geschlossenen Fensterläden
wurde an der Innenseite durch zwei metallene Vorlegstangen bewerkstelligt, welche beider-
seits in die steinernen Pfosten eingriffen. Die betreffenden Löcher sind in der Zeichnung
des Querschnittes mit b bezeichnet ; sie sind 5 Cm. breit,
3 Cm. tief und mit bogenförmiger Einfuhr versehen.
Durch die Stellung dieser Löcher, 5 Cm. von der An-
schlagfläche entfernt, ist die Holzstärke der Verschluss-
läden gegeben.
Wenn die Zapfenlöcher a und die mit b bezeich-
neten Einarbeitungen uns über ihre Bedeutung nicht im
Zweifel lassen, so ist dagegen eine ganze Reihe von Be-
sonderheiten zu verzeichnen, für welche ich nach einer Er-
klärung im Einzelnen vergeblich suche.
Die mittleren beiden Zapfenlöcher der Sohlbank sind
durch eine 10 bis 12 Cm. breite Erhöhung getrennt, welche
die Sohlbank der Quere nach durchsetzt. Auf dieser Er-
höhung stand der Mittelpfosten. Ein ebensolcher Ansatz ist auch an der Unterfläche des
Sturzes bemerkbar, hier jedoch bei e eine Lücke lassend von etwa 15 Cm. Breite. Femer
befinden sich an der Sohlbank bei / Schlitze, eingearbeitet in den ausserhalb des Ver-
schlussladens befindlichen Theil der Sohlbank;
zu beiden Seiten dieser Schlitze aber sind die in
Fig. 63 mit g bezeichneten Löcher eingearbeitet.
Dieselben sind 5 Cm. tief, 3 Cm. lang und 2 Cm.
breit ; es entsprechen diesen vier Löchern ganz
gleiche an der Unterfläche des Sturzes. Endlich
befinden sich in den Laibungsflächen der Pfosten,
in halber Höhe derselben, wiederum ausserhalb
des Verschlussladens, zwei einander gegenüber-
liegende Löcher h, welche 3 Cm. tief, 3 Cm. hoch
und 1 7, Cm. breit sind.
Die sonstigen Ueberbleibsel hellenistischer
Bauten sind von geringerer Bedeutung; so die
durch spätere Zuthaten verbauten Reste eines kleinen Kalksteintempels, am Ostende der
Akropolis (im Plane mit A^, bezeichnet). Das Bauwerk Hess bei flüchtigem Ueberblick nebst
den seitlichen Cellamauern zwei Anten erkennen, welche 7*65 M. weit auseinander stehen und
079 M. breit sind. Es war ein viersäuliger Prostylos oder ein Antentempel. Auch fanden sich
einige nicht cannelirte Säulentrommeln von 0*74 bis 076 M. Durchmesser, sowie das nach-
stehend abgebildete Gesimse und das Säulencapitell Fig. 64.
Derselben Epoche gehört das Aufgangsthor bei C" an, wo zwei Pfeiler und der Ansatz
des beide einst verbindenden Bogens erhalten sind; die Form des Kämpfergesimses zeigt
umstehende Fig. 65.
11
Fig. 63. Fenstersohlbank.
— 82 —
Von geringerer Arbeit, aber gleichfalls dorischen Stils ist der etwas jüngere Bau einer
Säulenhalle im Punkte 0 des Stadtplanes. Diese Halle, mit einem Bogenthor beginnend, läuft
in südnördlicher Richtung und bestand aus einer Doppelreihe von Säulen, welche wir etwa
Fig. 64. Säulencapitell und Gesims aus Sillyon.
36 M. weit verfolgen konnten, da, im Gestrüpp versteckt, einzelne am Orte befindliche Säulen-
stümpfe aus dem Boden hervorragen. Wir geben auf Seite 83 in Fig. 66 Querschnitt und
Ansicht des Thores und der Halle, sowie die Zeichnung des Gebälkes und der Capitelle.
Auch dieser Bau ist in Kalkstein ausgeführt.
Unter den Ruinen auf der Akropolis erwähnen wir noch die Gruppe N
des Stadtplanes , deren Bedeutung und ursprüngliche Form wir ohne Aus-
grabung um so weniger erkennen konnten, da hier Mauerwerk aus verschie-
denen Zeiten durcheinander gemengt ist und üppiges Gestrüpp und Erde
Vieles verdeckt. Es fanden sich Marmorschäfte aus einem Stücke, 4* 1 1 jVL
in der Länge messend, unten von 0*54, oben 0*48 M. Durchmesser. Ferner
cannelirte Säulentrommeln aus Kalkstein, 0"68 M. dick, auch Eckpfeiler von
0'65 M. Breite, mit zwei angearbeiteten Halbsäulen, einem Atrium ange-
hörend ; endlich an der Westseite der Ruinengruppe, halb mit Erde bedeckt,
Theile eines reichen korinthischen Gebälkes von Marmor. Es gehörte, wie
aus dem Fugenschnitte und der Länge der Architravblöcke hervorgeht, einer
viersäuligen Forticus an, deren Gesammtbreite, aussen gemessen, etwa
7*30 M. betrug. Das Gebälk ist auf Tafel XV abgebildet; es zeigt etwas kleinhche Zier-
formen an dem Consolengesimse, aber flotte Behandlung. Das Gebälk ist bezeichnend für die
Formenbildung der spätantiken Kunst in Famphylien und Pisidien. Wir fanden gleiche, selbst
in den Massen übereinstimmende Gebälke an verschiedenen Funkten dieser Provinzen. In
Sillyon selbst ist es nicht das einzige Beispiel; ein gleiches Gebälk liegt unter den Trümmern
der Grabmäler in der Ebene, südöstlich von der Akropolis, bei einem der grösseren Grab-
bauten. Wir fanden hier einige stark verwitterte Kalksteinwerkstücke, und zwar Architrave
von 0'5oM. Breite der unteren Fläche, drei Giebelecken und einige gebogene Cassettenplatten.
Die Neigung der Giebellinie beträgt 3 zu 8, die Breite des dazugehörigen, theilweise aufrecht
stehenden Unterbaues beträgt 7*40. Der Oberbau war vermuthlich ein viersäuliger Prostyl os.
Fig. 65.
Kämpfergesims.
- 83 -
Von einem zweiten benachbarten Grabtempel steht ein grösserer Theil des Unterbaues auf-
recht; er bildet ein Rechteck von lO'O M. Länge und 6"50 M. Breite und ist aus hoch-
gestellten Quadern, die mit schwalbenschwaazförmigen Klammern verbunden waren, er-
richtet, mit Fussgesims und Stufen, aber ohne Deckplatte, etwa 2*0 M. hoch. Vom Oberbau
lag nur ein Antenquader mit angearbeiteter attischer Basis in der Nähe; die Ante ist an der
Stirnfläche 0'56 M. breit.
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Fig. 66. Dorische Säulenhalle.
In- das Verzeichniss der antiken Gebäude zu Sillyon gehört auch der oberhalb des
Stadions gelegene, im Stadtplane mit P bezeichnete palastartige Stockwerkbau, welcher auf
Seite 84 durch Grundplan und Aufriss veranschaulicht ist; femer die am Südrande des Burg-
felsens nebeneinander liegenden zwei Theater. Der halbkreisförmige Zuschauerraum des grös-
seren Theaters hat 63 M. Durchmesser; die Sitzreihen, deren wir 15 zählen konnten, sind
11»
- 84 -
grösstentheils aus dem gewachsenen Felsboden gearbeitet und die Lücken durch einzelne
Stücke ergänzt; die Stufen sind 0-44 M. hoch und 0*67 M. breit; nur eine Treppe sah ich und
zwar in der Mitte des Halbkreises. Die Breite derselben beträgt 0"8o M. Quer durch den
ganzen Zuschauerraum klafft ein breiter Spalt ; das Bühnengebäude aber, durch einen Felssturz
hinweggerissen, ist ganz verschwunden. Das kleinere Theater hat 31 M. Durchmesser und
ist von einer Mauer umgeben, welche theils aus Quadern, theils aus Ziegeln besteht und aussen
durch Strebepfeiler verstärkt war. Eine eingehendere Untersuchung, welcher die Hinweg-
räumung von Schutt und Pflanzendickicht hätte vorausgehen müssen, hat nicht stattgefunden.
Fig. 68. Nympheum und Ba-silika am Forum zu Aspendos.
Aspendos.
ie Stadt, welche schon Thukydides und Xenophon Aspendos
nennen, die griechischen Bewohner selbst aber gewiss noch lange
Estvedys — so ist wieder aus dem adjectivischen Estvedijys der
Münzen zu schliessen' — wird ausdrücklich als Colonie von Argos be-
zeichnet.' Am Eurymedon gelegen, da, wo der schöne Fluss mit licht-
grünem Wasser aus den Bergen in die Küstenebene eintritt, war sie im
Alterthum Hafen und Handelsplatz, wozu der Fluss mit versandeter Mündung heute nicht mehr
verhelfen könnte.^ Auch weiter aufwärts, wo neben den Ruinen der alten Brücke eine neue
den Fluss überspannt (Tafel XXVIII), ist durch Steingeröll das hier sehr breite Bett unfahrbar.
Aber beim Dorfe Balkys ist er nur zeitenweise zu durchwaten. Einen unmittelbaren Beweis
von Aspendos' Handelsmacht hat man mit Recht in dem schönen Silbergeld gefunden, welches
diese Stadt schon im fünften Jahrhundert reichlich geprägt. Mit obgenannter Aufschrift und
dem bekannten Typus zweier Ringer oder eines Schleuderers oder eines Reiters, trägt es die
angestammte Lust an gymnastischer Uebung zur Schau wie die Wehrhaftigkeit der Bewohner,
mochte dieselbe auch vielleicht theilweise auf angeworbenen Einheimischen, nicht allein auf
eigenen Bürgern beruhen. Wenigstens den Schleuderer,* den man als Anspielung auf den
Namen der Stadt eher noch sich gefallen lassen könnte, wenn letzterer nicht eben dabei-
' 8. Friedländer, Zeitschr. f. Numism. IV, S. 297, und Bczzenberger N. 125g.
» Strabo XIV, S. 667, Mela i, 78.
^ Beaufort, Karamania, S. 143.
♦ Appian, Syr, 32 zählt in.^ntiochos Heer XiO:ß5).oi, Ts^otai, öxornTtatt, TcXtasrat lauter LcichtbewaflFnctc aus
Phrygien, Lykien, Pamphylien, Pisidien, Kreta auf.
— 86 —
geschrieben wäre, wird man für einen Söldner halten, wie Leute aus Lykien, Pamphylien, Pi-
sidien vielfach fremde Dienste nahmen. Ja, wenn es bei Xenophon in der Anabasis 1,2, 12
heisst, dass die Fürstin von KiHkien, die Gattin des Syennesis, mit kilikischen und aspen-
dischen Leibwächtern ins Lager des jüngeren Kyros kam, oder bei Nepos Datames c. 8, dass
Autophradates mit kappadokischen, paphlagonischen, phrygischen, lydischen, aspen-
dischen, kilikischen Söldnern gegen Datames marschirt, so scheint Aspendos Werbe- und
Sammelplatz für ganz Pamphylien gewesen zu sein, und ein hervorragendes Beispiel aspen-
dischen Söldnerthums ist der Andromachos bei Polybius 5, 64, eng verbunden daselbst mit
einem stammverwandten Argiver.
Quellen des Reichthums der Aspendier und Gegenstände ihres Handels waren wohl das
Salz ihrer grossen, von Plinius N. H. 31, 73 wegen ihrer Unerschöpflichkeit gerühmten
Saline, das Oel der nach Norden hin ziehenden Höhen, die Strabo olivenbepflanzt nennt, die
pamphylische, wild wachsende „Wolle" Ipcov, von der Philostratos im Leben des Apollonios
3, 15 spricht, und aus der vielleicht die ebenda erwähnte pamphylische weisse nicht weiche
Kleidung gefertigt wurde (8, 7), und namentlich Korn, das wohl meist aus dem Inneren kam.
Apollonios von Tyana fand nach Philostrats Erzählung (Vita Apoll, i, 15.) die Menge in
Aspendos hungernd und in Erbitterung gegen die Kornspeculanten , die dann durch den
Wundermann bewogen wurden, ihre Speicher zu öffnen und den Markt zu füllen. Wie die
Handelsverbindungen der Aspendier den Eurymedon hinaufreichen, zeigt die Silbermünze von
Selge, welche die aspendische copirt,' während von Verbindung nach der entgegengesetzten
Seite, vielleicht aber auch nur von einem Söldnerquartier, der Name Aspendia Zeugniss
ablegt, welcher zur Zeit Euergetes 11. einer Strasse oder einem Stadttheil von Alexandreia
beigelegt wird (nach Athenaeüs 4, S. 1 74 d). Vielleicht war es auch nur Handelsconcurrenz,
welche die Feindseligkeit zwischen Aspendos und Side nährte (Polyb. 5, 72).
Die Schiffbarkeit des Eurymedon aufwärts bis Aspendos wird von Skylax loi und
Strabo XIV, S. 667 angegeben. Vor der grossen Schlacht am Eurymedon war sogar die
ganze persische Flotte, mehrere hundert Kriegsschiffe in den Eurymedon eingelaufen, und im
zwanzigsten Jahre des peloponnesischen Krieges lagen nach Thukydides 8, 87 (vergl. 81,
88, 99, 108) nicht weniger als 147 Trieren, während Isokrates 16, 18 nur 90 nennt, bei
Aspendos. Da sie längere Zeit dort lagen, und, wie es hiess, die Mannschaften in Aspendos
abgelohnt werden sollten, auch der Satrap Tissaphernes selbst dahin kam, wird das sv
'AoTCSvSq) wohl „bei Aspendos", im engeren Sinne, nicht etwa blos „aussen, in der Nähe von
Aspendos" bedeuten. Auch Thrasybul ankerte, wie Xenophon Hellen. 4, 8, 30 und, ihm
folgend, Diodor 14, 99 sagt, im Eurymedon (opiJLcaaro stc xov EüpU(JL£§ovxa itoTa[JL6v, als er
nicht viel später, im Jahre 390, Contribution von griechischen Städten beitreibend, auch nach
Aspendos kam. Die Aspendier hatten auch schon gezahlt, aber über Plünderung der athe-
nischen Truppen erbittert — so haben wohl die Aspendier berichtet — brachen sie Nachts
hervor und erschlugen den Befreier Athens in seinem Zelt. Etwas anders Nepos, Thrasyb. 4,
welcher mit den Barbaren, die den Ausfall machten, wohl nur die Aspendier, nicht etwa ihre
' S. Friedländer, Zeitschr. f. Numism. IV, 298 f.
- 87 -
Söldner meint. Klar aber ist bei allen Zeugen, dass Thrasybul nicht in die Stadt eingelassen
wurde. Dass sie befestigt war, versteht sich freilich von selbst; wir erfahren es dann noch be-
stimmter bei Alexanders Auftreten. Als derselbe von Perge her anrückte, boten die Aspendier
Unterwerfung an, wollten auch die geforderten 50 Talente zahlen und die als Naturalleistung
für den Perserkönig gezogenen Pferde ausliefern, nur keine Besatzung einnehmen. Ihnen
trauend, war Alexander, gewiss im Wesentlichen auf der heutigen Strasse, südlich an Aspen-
dos vorbei, nach Side marschirt, auch schon, von da zurückkommend, gegen Sillyon auf
dem Marsch oder vielmehr schon vor Sillyon angekommen, als er erfuhr, dass die Aspendier,
statt Geld und Pferde zu geben, vielmehr sich auf eine Belagerung einrichteten, ihre Hab-
seligkeiten vom Lande in die Stadt schafften, die Thore geschlossen hätten und die schadhaften
Theile der Mauern ausbesserten. Der Hauptsache nach, sag^ Arian i, 27, lag es auf fester,
schroffer Höhe, dicht am Eurymedon xat icap' aun^v nfjV ävtpav ö E'jpu{JL£5a)V xoTaiioc pet, aber
auch in der Niederung um die Burg waren nicht wenig Wohnungen von einer nicht grossen
Mauer umgeben. Diesen Theil räumten die Bewohner indessen sogleich und flüchteten in die
Burg, während Alexander sich mit seinem Heere in der verlassenen Unterstadt einquartierte.
Jedoch den Aspendiern sank bald der Muth, und da auch Alexander nicht durch eine längere
Belagerung des festen Platzes aufgehalten sein wollte, nahm er die Ergebung der Aspendier
an. Ausser den Pferden und 100 statt 50 Talenten hatten sie Geiseln zu stellen, jährliche Ab-
gabe zu leisten und dem von Alexander bestellten Statthalter zu gehorchen.
Wie damals, haben sie mit der ganzen Landschaft noch öfter den Herrn gewechselt.
Noch waren sie unter Herrschaft der Seleukiden oder des Achaios, als sie im Jahre 2 1 8 v. Chr.,
an einer Nachbarfehde theilnehmend, mit dem von Achaios gesandten Garsyeris und den
Etenneern den Pednelissiern gegen die Seigier zu Hilfe zogen, die Etenneer mit 8000, die
Aspendier mit 4000 Mann, während Side hauptsächlich aus Hass gegen Aspendos fernblieb.
Dreissig Jahre später war Antiochos III. besiegt,' und mit den anderen Städten Pamphyliens
unterwarf sich dann Aspendos, nicht ungern wohl, dem römischen Consul, zahlte wieder 50 Ta-
lente, um darnach zunächst, wie es scheint, als Verbündete Pergamons selbstständig zu sein,
bis es als römische Provinzialstadt kaum mehr hervortritt, ausser bei der Heimsuchung durch
Verres, den Quästor des Statthalters Dolabella. In der Klageschrift (in Verrem actio ü,
I, 20) setzt Cicero bei seinen Hörern oder Lesern die Bekanntschaft der altberühmten Stadt
Aspendos voraus, die voll von den besten Statuen gewesen, von denen Verres keine dort
gelassen, er habe sie auf Wagen entführt, darunter auch einen allbekannten Kitharvirtuosen
aus Aspendos, der durch eine gewisse technische Virtuosität sprichwörtlich geworden war,
aber seinen Eigennamen verloren hat. Bei dem schon nach Philostratos erzählten Brotkrawall
in Aspendos werden nur die Kaiserbildnisse desTiberius erwähnt.
Wenn auch von der Mündung des Eurymedon heute mehr als 60 Stadien bis zum Dorfe
Balkys (Bolkas bei Spratt) sind, so ist doch die steile Höhe, an der das Dorf liegt, unzweifel-
haft Aspendos, von dessen Ruinen einige noch weit sichtbar auf der Höhe emporragen. Wie
' Eine seiner Flotten, von Hannibal geführt, wurde ungefähr an der Stelle des grossen kimonischen Seesieges
von den Rhodiern geschlagen, die vorher am Eurymedon (ad Eurymedontem amnem adpulsa classe, Liviusjy, 23)
von den Aspendiern die Stellung des Feindes erfahren hatten.
— 88 —
die Mündung des Flusses in sumpfigem Alluvialboden sich weiter hinausgeschoben, so hat sich
vielleicht auch bei Aspendos, wo er jetzt nicht, wie Arrian sagt, unmittelbar an der Burg hin-
fliesst, sondern im Gegentheil mit einer Krümmung von ihr abweicht, sein Lauf verändert.
In der seichten Niederung ist das anzunehmen gewiss möglich. Vermuthlich war ein Theil
dieser Niederung einst Hafen.
Nicht eine Höhe allerdings ist es strenggenommen, sondern zwei, an Grösse sehr un-
gleiche, sind es, in welche die ursprünglich ungetheilte durch Senkungen wie auseinander-
gerissen erscheint. Auf der gemeinsamen Basis sich erhebend, mussten beide Theile, als noch
die Senkung am südlichen und nördlichen Ausgang durch eine Mauer geschlossen war, durch-
aus als eine sich darstellen. In dieser Gesammtheit hat der Umriss der Burg in Form und Aus-
dehnung die grösste Aehnlichkeit mit Sillyon, nur dass die Eiform hier nahezu die entgegen-
gesetzte Lage hat, und nicht solche Abdachung der Fläche vorhanden ist. Während die
äusseren Ränder, sowohl der kleinen Ost- wie der grossen Westhöhe ziemlich in gleichmäs-
siger Schroffheit und, ausser bei C, ohne stärkere Einschnitte verlaufen, ziehen sich gegen
jene die beiden Burghälften trennende Senkung sowohl von der einen, wie von der anderen
Höhe Schluchten hinab, drei (ursprünglich vier) von der westlichen, eine von der östHchen,
in denen man allmälig die Höhe ersteigen kann.
Auf dieser Höhe war Aspendos, durch die Nähe des schiffbaren Flusses ausserordentlich,
durch die geringere Höhe über der Ebene und die grössere Zugänglichkeit nicht wenig bevor-
zugt, doch kaum viel weniger fest als Sillyon. Steigt schon die Basis ringsum ziemlich steil 1 5
bis 20 M. an, so heben sich darüber die fast senkrechten Wände noch gegen loM.; hoch genug,
um weiterer Befestigung kaum zu bedürfen. In der That finden sich Reste der Mauern fast
nur in und nahe bei jenen natürlichen Eingängen, südHch bei^, östlich beiß und nördlich
bei C. Der südliche Eingang zunächst wird durch eine Mauer gesperrt, welche, von der Ost-,
höhe auslaufend und abgestürzte Brocken benützend, anfangs nach SW. läuft, in compacter
Masse thurmartig gegen die Schlucht vortritt, dann sich NW. wendet, grossentheils aus
Breccia bestehend, wie alle ältesten Theile. Zuletzt nach Norden biegend, bildet sie eine etwa
5 bis 6 Meter breite Thorgasse mit dem westlich davon stehenden Thurm.' Von diesem unge-
fähr zieht sich dann eine Brecciamauer aussen aus gewaltigen Quadern, dahinter mit Mörtel-
werk und eingebauten antiken Werkstücken verstärkt, gerade auf die fast isolirte SO. -Klippe
der Westhöhe, auf welcher weiterhin weniger von Mauer als von Absturz der Kanten Spuren
zu sehen sind.^
Durch das Gestrüpp im östlichen Eingange (B) ist die Mauer weniger sicher zu verfolgen,
und was von ihr da ist, hat wenig ursprüngliches Aussehen. Aber von der Burgecke gegen-
über nördlich, wo zunächst ein Rund aus Brecciaquadern steht, von 1*20 M. innerem Durch-
messer, für einen Thurm allerdings zu klein, lassen sich Mauerzüge an der brüchigen und, wie
auf dem Plane zu erkennen ist, etwas stärker abgedachten Ostkante verfolgen. Das best-
erhaltene und einheitlichste Stück der alten Befestigung ist eine mit dem fallenden Terrain
stufenweise absteigende Mauer am Nordende, welche an einem grossen Riss plötzhch ab-
' Die Aufnahme im Plan ist unabhängig von meinen etwas abweichenden Beobachtungen.
^ Thurm- und Thorbau werden in den Inschriften Nr. 64 und 64 * erwähnt.
- 89 -
bricht, dort zieht sich eine Schlucht steil gegen O. und SO. die Burg hinauf, dem Ansehen
nach eher ein späterer Einbruch als ein alter Eingang. Ein solcher ist vielmehr bei C besser
erhalten als bei B und auch bei A, aber schwerlich in ursprünglicher Form. Es ist ein stark
verschütteter Thorgang zwischen zwei oben mit einem Gesims abschliessenden Mauern, von
denen drei niedrige und zwei hohe Schichten über dem Boden stehen. Zwischen zwei Anten
mit einfachstem Capital verengt sich das jetzt nur gebückt zu passirende Thor bis auf circa
3 M., horizontal überwölbt. Aussen springt links, also zur Rechten des Eintretenden, die
Mauer thurmartig vor, auf der anderen Seite steigt über geglätteter Felswand das vorher
erwähnte alte Mauerstück an.
Noch einen Eingang glaube ich erkannt zu haben, gerade westlich gegenüber der
von B her gegen 0 hinaufführenden Schlucht, wo der Plan nur eine Rutschung mar-
kirt, und allerdings später der Zugang gesperrt zu sein scheint. Unterhalb der Burg-
mauer, von der nur die Füllung stehen geblieben, die Verkleidung heruntergefallen ist,
glaubte ich noch vier hinter einander liegende parallele Mauerzüge zu erkennen, als Stütz-
mauern einer in Serpentinen aufsteigenden Rampe. Dieses, fast in einer Linie mit dem
Hauptstück der grossen Wasserleitung liegenden, Eingangs werden wir uns weiterhin er-
innern. Etwas nördlich ist noch die antike Untermauerung eines stark überhängenden
Theiles des Burgfelsens bemerkenswerth. Mit einer 5 M. dicken Brecciamauer hat man
diesen F«lsklotz unterstützt, der trotzdem sich gelöst und jene Mauer theilweise zusammen-
gequetscht hat.
Da, wo westlich von dem Südeingange A an die schroffen Wände des Burgfelsens eine
Anzahl Bauten, wohl erst in Zeiten allgemeinen Friedens, sich angelehnt haben, finden sich
jetzt stellenweise Treppen, gemauert oder in den Fels geschnitten, die innerhalb solcher
Gebäude auf die Burg hinaufführten.
Fassen wir nun die weitere Umgebung von Aspendos ins Auge : den Sumpfsee im Westen
und Norden und jenseits im Norden die nahen Berge, den Fluss ganz nahe im Osten, dagegen
im Süden das Meer, die Mündung des Eurymedon und, unfern vorüberführend, auch im
Alterthum, wie Alexanders Rückmarsch von Side nach Sillyon erkennen Hess, die grosse
Strasse von Perge nach Side, von welcher auch der Weg nach Selge erst jenseits des Flusses
sich abzweigte, so kann man nicht zweifeln, welches von den vier Thoren von Aspendos
das wichtigste gewesen ist. Darf man überhaupt die einförmige Westseite als die Rückseite
der Stadt bezeichnen, die entwickelte Ostseite als das Angesicht, so kommen die angeführten
Vortheile dem Südthore entschieden in höherem Masse zu als dem Ostthore. Dem Flusse und
dem vorausgesetzten Hafenbassin mochte dieses, gewissermassen das Hafenthor, so nahe sein
wie jenes; richtiger vielleicht könnte man das Ostthor als Festthor ansehen, da es gerade in der
Mitte zwischen Theater und Stadion ausgeht. Der Vorzug des Südthores aber leuchtet aus
verschiedenen Umständen hervor. Vor diesem liegen, wie das heutige Dorf Balkys, so auch
die bedeutendsten Ruinen der Unterstadt X Yc d e. Keines der anderen Thore scheint so
stark befestigt gewesen zu sein. Zur hervorragenden Ausstattung oder soll man sagen Be-
festigung dieses Thores gehörte gewiss auch der Tempel, dessen deutliche Ruine unmittelbar
hinter dem Thurme links vom Eingang liegt, das Fundament aus sorgfaltig geschichteten,
IS
— 90 —
einst verklammerten Brecciaqi' ädern, orientirt gegen ONO., mit 7 zu 1 1 M., vor einer kleineren
Cella eine etwas grössere Vorhalle. Im Westen liegt noch eine Stufe aus Kalkstein, Säulen-
stücke von phrygischem (?) Marmor theils im Osten, theils in der Nähe westlich; auch
ein ganzer Schaft mit unterem und oberem Ablauf von 2*27 M. Länge und circa 0*50 M.
unterem Durchmesser.
Gleich nördlich neben dem Tempel bemerkt man, auch auf dem Plane angegeben, ein
grosses, kreisförmiges Brecciafundament (/?), eine gerundete Terrasse einfassend, die an die
athenische „Pnyx" und eine Orchestra erinnern kann. Eben hier nun theilt sich der Weg in
vier Strassen, heute freilich meist durch Gestrüpp unwegsam: zwei links, in den nächsten
beiden Schluchten auf die Westhöhe führend, eine rechts in ähnlicher Schlucht auf die Ost-
höhe; die vierte geradeaus folgt der Senkung und geht zum Ostthore wieder hinaus.
Den besten Beweis für den Vorrang des Südthores gibt aber die im nächsten Abschnitt
ausführlich behandelte Marktanlage i^ Auf diesen Platz führen, wie der Plan zeigt, sowohl
die nördliche Schlucht vom Ostthore B her, als die mittlere vom Südthore und dem Tempel Q
her, aber jene zur Rückseite von hinten auf den Markt, diese zur Vorderseite, denn südlich
war der Markt allem Anscheine nach offen. An dem Rande jener südlichen Schlucht finden
sich keine Ruinen ausser bei M, am Eingange der Südstrasse, Trümmer eines säulen-
geschmückten Baues, vielleicht eines Marktthores. An allen anderen Seiten war der Markt
dagegen eingeschlossen: von der gesäulten Markthalle im Westen, von der Basilika, welcher
vielleicht, dem Markte entlang, noch eineStoa vorlag, im Osten, beides mit antiker, vonVitruv
gelehrter Theorie, wie mit der in Pergamon beobachteten, für Megalopolis, Elis, Athen und
so viele andere alte Städte bezeugten Praxis im Einklang. Den Norden aber nahm, wie in
Kremna, Sagalassos, die prunkende Fa^ade eines Nympheions ein. Und auch wenn dies
das jüngste Stück in der prächtigen Ausstattung dieses Marktes war, und derselbe vor.
Erbauung des Nympheions weiter nach Norden reichte, was die über das Nympheion hinaus-
gehende Ausdehnung sowohl der Markthalle als der Basilika zu beweisen scheint, so sind
dahinter eben andere Bauten, wie L, anscheinend ein Odeon oder gedecktes Theater, vielleicht,
wie anderswo, Theil eines Gymnasion; und wenn diese Bauten auch wieder jünger sein
sollten als das Nympheion, so ist doch nichts, was zur Annahme drängte, die Front des
Marktes wäre jemals nach Norden statt nach Süden gekehrt gewesen.
Endlich ist der südliche Aufgang zum Markte von dem nördlichen noch ausgezeichnet
durch den halbrunden Ziegelbau N, fast Rücken an Rücken mit der Absis der grossen Ba-
sihka, aber bedeutend tiefer gelegen. Ich wüsste nicht, was diese grosse, gegen Süden offene,
überwölbte Koncha mit ihren fünf Nischen Anderes gewesen sein könnte als auch ein Nym-
pheion, in welchem, der tieferen Lage wegen, die bei dem oberen ausfliessenden Wasser
zum zweiten Male spielen konnten. Von Wasserleitung und Mündungen war allerdings nichts
sichtbar.
Von anderen Bauten auf der Burg ist nichts zu sagen. Abglättung des Felsens für Haus-
bau, Cisternen, Mosaikfussböden, auch Quaderfundamente finden sich sowohl auf der Ost-
wie auf der Westhöhe, besonders am Rande hin, freilich hier auch leichter kenntlich und
zugänglich als in dem fast überall dicht bewachsenen Inneren.
— 9' —
Von den Ruinen der Unterstadt reicht offenbar keine in die Zeit Alexanders hinauf, ist
vielmehr wohl keine, die nicht ungefähr ein halbes Jahrtausend jünger wäre als sein Erscheinen
vor Aspendos. Ist doch auch von der damals erwähnten Befestigung der Unterstadt, die
vermuthlich auch den südlich anliegenden Theil umfasste, nichts mehr zu finden. Der einzige
Bau hier unten, dessen Zeit durch Inschriften hat bestimmt werden können, ist das Theater.
Als Architekt desselben wird uns Zenon, Theodoros' Sohn, wie es scheint, aus Aspendos,
genannt (Nr. 64 efg), welcher sonst nicht bekannt ist. Die Kosten aber, sei es des ganzen
Theaters, sei es des Bühnengebäudes, haben A. Curtius Crispinus Arruntianus und
A. Curtius Auspicatus Titinnianus nach dem Testamente des A. Curtius Crispinus
bestritten (Nr. 64 b c d) und es den heimischen Göttern und dem Kaiserhause geweiht. Das
haben sie in den gleichlautenden Inschriften, welche sie in beiden Sprachen, lateinisch und
griechisch, je sowohl über der nördlichen wie über der südlichen Thür zur Parodos von
Osten her anbringen Hessen, ausgesprochen, während die kürzere Inschrift auf dem Sockel
der oberen Säulenstellung an der Bühnenwand nur die beiden Erbauer nennt (64 0). Den
ersteren dieser beiden Männer hat Henzen in einer Inschrift von Praeneste nachgewiesen' und
darnach in die Zeit des Antoninus Pius gesetzt, also eben die Zeit, der die meisten Monumente
dieser Gegenden angehören. Vergleicht man die Ornamentik des Hadriansthores von Attaleia
mit derjenigen der Skene des aspendischen Theaters, so scheint mir bei dem letzteren die
fortgeschrittene Ausartung in derThat ersichtlich, namentlich in der grösseren Stillosigkeit
des Friesrankenwerks und der Zeichnung der Palm etten, deren sorglose Ausführung allenfalls
in dem grossen Abstände vom Auge des Beschauers Entschuldigung finden könnte.
Das weiter nördlich liegende Stadion ist stark zerstört und namentlich die südliche Grenze
völlig unsicher. Am nördlichen, gerundeten Ende laufen gegen Osten drei parallele Mauern
herum, deren beide äussere ein Tonnengewölbe tragen, das hier wie in Sillyon und Selge
concentrisch , nicht radial gerichtet, die Sitzreihen trug, während an der Westseite kleine
Gewölbe senkrecht zur Längsachse flache Nischen bilden, in deren Hinterwand an der Grenze
des Quaderbaues und des Mörtelwerks kleine Fenster angebracht sind, doch wohl auch noch
ein Längengewölbe zu erleuchten. Eine dritte innere Mauer scheint eine Schranke gebildet
zu haben. Innerhalb dieser Schranke mass ich eine Breite von 28*50 M., während ich die
Länge nur abschreitend bei 221 Sehr. (= 154 M.) an Gemäuer kam, bei 280 auf freies,
ebenes Feld.
Der in der Inschrift 6^eg erwähnte Hippodrom war vielleicht nur ein zum Rennen zeit-
weilig benutztes Feld wie in Athen und Olympia; von einem dazu bestimmten Bauwerke
haben wir wenigstens nichts gefunden.
Weiter südlich vom Theater sind namentlich zwei grössere Anlagen, welche sowohl an
Bauten von Sillyon und Perge erinnern , als auch unter sich eine unverkennbare Aehnlichkeit
der Raumanlage haben, ein kleinerer näher am Südthor gelegen, der andere, etwa doppelt
so gross, etwas ferner, beide, wie es scheint, an der grossen Linie der vom Thore aus nach
Süden führenden Haupistrasse. Die Orientirung ist nicht dieselbe, aber doch so weit überein-
■ Annali dell' Inst. i852, S. 164. Vergl. Corpus inscript. lat. XIV 3030, III 231.
— 92
M FIARTEL
Fig. 69. Aspendos: Grosse Thermen (?.)
Stimmend, dass die NW.-Seite der kleineren
Anlage der Nordseite der grösseren entspricht,
und darf man diese, welche der Vorausgesetz-,
ten Strasse zugekehrt ist, als die \'orderseite
bezeichnen, obgleich sie in den vorstehenden
gleichgelegten Grundrissen Fig. 69 und 70 dem
Leser als die Hinterseite erscheint. Ueberein-
stimmend ist vor Allem die Art, wie die Räume
aneinandergelegt sind, und zwar Räume von
im grossen Ganzen gleichen Verhältnissen und
gleicher Anzahl, und diese Zahl derjenigen
der Haupttheile einer Thermenanlage : Vorraum,
Apodyterium, Frigidarium, Tepidarium, Cal-
darium entsprechend. Allerdings fehlt in der
kleineren Anlage in der SO. -Ecke der eineTheil
des auch in Perge (0' im Plan) an gleicher Stelle vorhandenen Doppelgemaches, während
an der Nordseite umgekehrt das quadrate Gemach, welches an der kleineren Anlage dem
Nischenzimmer am grossen Säulenbau von Side {N im Plan, unten mit den Frigidarien der
pompejanischen Thermen verglichen) erinnert, bei der grösseren fehlt oder durch ein vorge-
legtes Gemach ersetzt wird, das mir den Eindruck eines Anbaues machte. Uebereinstimmend
M HARTEL
Fig. 70. Aspendos: Kleine Thermen.
— 93 —
in beiden Anlagen ist endlich namentlich der grosse Saal in der SW.-, beziehungsweise
S.-Ecke und die zwischen ihm und den nördlichen Räumen zwischenliegenden kleineren Ab-
theilungen.'
Da bestimmte Kennzeichen eines Bades zu Tage liegend nicht gefunden sind, kann der
Gedanke an Bäder allerdings nur frageweise sich äussern und auch eine Beziehung beider
oder des näheren grösseren zu dem im Winkel zwischen ihnen liegenden umfangreichen Mauer-
viereck der Art, dass hier etwa die Palästra und Säulenhallen gewesen seien, nur vermuthet
werden. Nur darauf soll noch hingewiesen werden, dass beide Anlagen auch in einer Linie
mit dem unteren (?) und oberen Nympheion und der Wasserleitung Hegen.
lieber die grosse Wasserleitung ist weiter unten genauer gehandelt. Ihren Lauf nördlich
an den Bergen weiter zu verfolgen, wollte nicht gelingen. Gewiss war das grossartige Werk
ursprünglich gleichmässig aus Quadern hergestellt, und zwar als Druckleitung; das Flick-
werk mit wechselnden Schichten von kleinen Bruchsteinen in Mörtel mit Ziegellagen, welches
die Regelmässigkeit des ursprünglichen Baues verletzt, gehört späterer Restauration an, die
den beiden hohen Wasserthürmen nöthig geworden war. Der Quaderbau passt sehr wohl
ins erste Jahrhundert n. Chr., in das nach Schrift und Namen die Inschrift 64 h gehört, welche
dem Ti. Klaudios Erymneus ausser anderen Ehren und Verdiensten namentlich die Bei-
steuer von so und so viel (die Zahl ist verloren, ein 2! kaum wahrscheinlich) zehntausend De-
naren zur Wasserleitung nachrühmt. Die Zeit, der Ausdruck zi;,a-^(a'^'ip toö oSaroc, die Höhe
der Summe, Alles verbietet hier, an etwas anderes als an den ersten Bau zu denken. Ob
Aspendos vorher ohne Leitung gewesen und nur mit dem Flusswasser sich geholfen, können
wir nicht sagen; jedenfalls finden sich nicht so viel Cisternen wie in Sillyon. Dass der grosse
Bau aber mit seinem mittleren, niederen Theile nicht blos Aquäduct, sondern auch Viaduct
gewesen ist, wird weiter unten ausgeführt. Beweis dafür ist auch der Charakter der über-
brückten Niederung, die, noch heute versumpft, im Alterthume wahrscheinlich ein Theil des
Kapriasees war und die Stadt in der That isolirte. Wie und wo allerdings die Strasse, na-
mentlich am südlichen Ende von dem Viaduct, abging, kann man jetzt nicht sehen, doch
schien mir eine Terrassenmauer aus Brecciaquadern, die eine Rampe gebildet haben könnte,
von dem Nördthor auf die Mitte zwischen dem Burgfelsen und dem südlichen Wasserthurm
zugeführt zu haben. Dass das Hauptstück der Leitung ziemlich geradlinig auf den Westein-
gang der Burg zuführt, ist oben S. 89 bemerkt. Von den weiter unten beschriebenen durch-
lochten Wasserleitungsquadern, wie ich sie ähnlich früher in Kibyra und Oinoanda gesehen,
sind sehr viele später zum Bau der Eurymedonbrücke verschleppt. Einen, der bei der Leitung
geblieben, sah ich im Innern etwa ""/^ von Sinter gefüllt, der gleich 'den Jahresringen eines
Baumes in feinen, abblätternden Lagen ineinander lag, als ob die Versinterung nicht stetig
gewesen wäre, sondern periodisch ab- und zugenommen hätte. Die zuletzt gebliebene Oeff-
• Wie sich die pompejanischen Thermen mit ihren mehr nebeneinander und in einer Reihe liegenden Ruinen
zu den zusammengeschlossenen Räumen des Bades von Caerwent (s. Marquardt, Privatalterthümer der Römer*,
S. 293) verhalten, so der Südbau O in Perge und die entsprechenden Anlagen von Sillyon und Side im Plan N
zu dem Nordbau O, von Perge und den zwei aspendischen.
— 94 —
nung war übrigens im Querschnitt nicht rund, sondern gleich einem Dreieck mit gerundeten
Ecken und eingezogenen Seiten.
Es versteht sich, dass die Strasse, welche von Norden (von Sillyon) her kam und nach
Süden zur Brücke über den Eurymedon und zur grossen ostwestlichen Strasse führte, nicht
blos durch die Stadt Aspendos führte, sondern auch, in der Ebene bleibend, sie umging. Ver-
muthlich ging wie heute ein Weg sowohl westlich wie östlich unter der Burg hin. Kenntlich
ist ein solcher an Gräbern nur auf der Ostseite, die ja als die bevorzugte schon früher er-
schien. Hier findet man Quaderfundamente für Grabbauten oder Sarkophage, deren Marmor-
Fig. 71. Aspendos: Weibliches Standbild.
Fig. 72. Aspendos: Männliches Standbild.
bruchstücke dabei liegen, einmal einen Felsblock für sechs Sarkophage hergerichtet, auch in
den Felsboden eingeschnittene Grablöcher. Unfern des Stadions ist ein Felsblock, wie nach-
stehende Ansicht zeigt, zu einem Grabhause verarbeitet, dessen Kammer 2 M. breit, 2-60 M.
lang, 1-55 M. hoch bis zum Scheitel der wie ein Tonnengewölbe gerundeten Decke. An der
Westseite aussen steht ein grosser Sarkophag. Näher beim Stadion ist der Grabbau. dessen
Thürsturzinschrift (Nr. 103) einen T. Kl. Otakili[os] als Erbauer nennt. Die Kammer ist
5-80 M. tief, davon hinten 1-55 M. mit um 070 M. höherem Fussboden, 4-55 M. breit, mit
einem Vorraum von 2-35 M. Tiefe. Die Ostmauer ist durch starke Strebepfeiler verstärkt, um
— 95 —
das aus Ziegeln und kleinen Bruchsteinen gebaute Gewölbe zu tragen, während die Westmauer,
über dem ansteigenden Erdreich um i bis 2 M. weniger hoch, solcher Strebepfeiler entbehrt.
Auch südlich vom Stadion, etwas gegen Osten gerückt, liegt die Ruine eines Heroons (?), im
O. und W. offen, S. und N. mit sehr starken Mauern aus wechselnden Ziegel- und Bruchstein-
lagen aufgebaut; Cassettenplatten mit Gorgoneion und ein Giebeleckstück liegen daneben.
An dieser Gräberstrasse fanden sich vereinzelt auch Bruchstücke der kleinen Grab-
stelen, wie wir sie theils auf einem türkischen Friedhof, etwa 20 Minuten südlich von der Burg
gegen die Eurymedonbrücke hin, und auf einem zweiten, etwas NO. vom N.-Ende der Wasser-
leitung gegen den Fluss hin in grösserer Zahl aufs Neue verwendet gefunden haben, während
andere uns von den Türken ins Lager getragen wurden. Beide Friedhöfe liegen an oder
nicht weit ab von der Strassenlinie. Die Form der Stelen, der Namen und der Buchstaben
(s. die Inschriften 65 — 96) zeigt, dass diese Grabmonumente bis etwa in das zweite Jahr-
hundert V. Chr., wenn nicht noch höher hinaufgehen. Die Stelen, meist zwischen 0-46 M.
und 0*58 M. hoch und, wenn mit Giebel, etwa halb so breit, sonst etwas breiter, haben grie-
chische Form. Mit und ohne Giebel sind sie unterschiedslos für beide Geschlechter verwandt.
Im flachen Giebel ein kleines Rund (Schale? Rosette?), unter dem Giebel ein Kyma, der Schaft
durch einen Leisten in einen kleineren oberen und einen grösseren unteren Theil zerlegt.
Auch die Einfachheit der Benennung und die Kürze der Aufschrift, meist ein Name und
Vatersname, ist ein Beweis des höheren Alters; ein paar jüngere stechen sofort ab. Die
schwankende Schreibung derselben Nominativ- und Genetivendungen — andere Formen
liegen ja in diesen Grabinschriften nicht vor — lässt unmittelbar den Process des Ueber-
ganges zum Gemeingriechischen erkennen, das in den jüngeren Stelen schon durchgedrungen
erscheint. Dies zeigt sich namenüich an einer Stele, welche, später zum zweiten Male be-
nützt, auf dem Fusse die Inschrift Nr. 97 trägt.
Von Sculpturwerken haben wir ausser den architektonischen nur die zwei im Jahre 1 884
von F. V. Luschan hinter der grossen Exhedra / gefundenen, in Stücke gebrochenen un-
vollständigen Statuen (Fig. 71 und 72) zu verzeichnen, eines Mannes im Harnisch und einer
Frau, beide vielleicht Personen des kaiserlichen Hauses darstellend, aber jetzt nicht mehr
zu bestimmen.
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Fig. 73. Aspendos: Felsgrab.
96
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Fig. 74. Theater zu Aspendos.
Auf dem Burghüg-el von Aspendos gewinnt man ein anschauliches Bild von dem Forum
einer bescheidenen Provinzialstadt. Der regelmässige Platz ist eine Neuschöpfung aus der
Zeit der römischen Herrschaft, und die Bauhchkeiten, welche ihn begrenzen, sind vermuthhch
ziemlich gleichzeitig entstanden.
An der Westseite stehen die Mauern der Markthalle, eines Gebäudes von 70 M. Länge,
welches 15 nebeneinanderliegende Einzelkammern von je 4*20 M. Breite und 9 M. Tiefe
enthält; sie sind, soweit sich das noch erkennen lässt, ohne Verbindung untereinander, noch
mit dem längs der Rückseite derselben laufenden 7 M. breiten Gange. In einigen der Zwischen-
mauern sieht man in zwei Reihen übereinander Balkenlöcher, welche auf die Anordnung
mehrerer Stockwerke hinweisen. Der vorderen, dem Markte zugekehrten Seite des Gebäudes
war eine Säulenhalle vorgebaut; es deuten darauf die Reste von Stufen, deren Fluchtlinie von
der Stirne der Zwischenmauern 7-20 M. entfernt liegt. Das Mauerwerk dieser Markthalle ist
gut gefügt, in wechselnden hohen und niederen Schichten. Das Material ist Breccia. Ge-
bälkstücke oder Säulen haben wir nicht gefunden.
Auf der gegenüberliegenden Ostseite des Forums lag eine Basilika, für welche der
nothwendige Raum theilweise erst durch Ueberbrückung eines Thaleinschnittes (bei Z im
Stadtplane) gewonnen wurde. Die Ueberbrückung geschah mittelst dreier Tonnengewölbe
von bedeutender Höhe imd Weite. Während von der Basilika selbst fast nicnts über dem
Erdboden sichtbar ist, ragen dagegen die Umfassungsmauern eines an das Nordende sich
anschhessenden abgesonderten Raumes, den wir wohl am ehesten als Vestibulum bezeichnen
dürfen, noch mehr als 16 M. hoch empor. (Tafel XVII.)
Dieses Vestibulum, sichtbar in Fig. 68 (^ in nachstehendem Plane), bildet im Grund-
riss ein Rechteck von 25*90 M. Länge und I9'86 M. Breite, an der Nordseite befindet
sich ein Eingang, an der Südseite deren drei, und zwar haben die beiden in der Haupt-
axe der Basilika liegenden Oeffnungen mehr als 9 M. Weite. Die West- und Ostseite
— 97 —
^ig- 75- Querschnitt der Basilika.
sind geschlossen ;
hier sind im Innern
an Stelle der Thü-
ren Nischen ange-
bracht. An allen
vier Seiten aber
sieht man hochlie-
gende Fenster, wel-
che beweisen, dass
der Raum gedeckt
war; da die Dicke
der Mauern nur
rSoM. beträgt und
auch die aussen an-
gebrachten Strebe-
pfeiler nicht sehr
stark sind, so ist
an eine hölzerne Ueberdachung, nicht aber an Ueberwölbung zu
denken.
Im Innern erblickt man heute die vier nackten Mauern ; der
Boden ist hoch mit Trümmern und Buschwerk bedeckt ; hier so-
wohl wie ausserhalb des Raumes finden sich zahlreiche Marmor-
scherben. Es sind meist Stücke von dünnen Platten (2 Cm. stark)
eines weissen, buntgeäderten Marmors, mit denen einst die Mauern
belegt waren.
Die Südwand des Vestibulums gibt durch eine Reihe von
Merkmalen Aufschluss über den Querschnitt der anstossenden
Basilika. Zu beiden Seiten der grossen Mittelöffnung ragen an
der Aussenseite der Südwand in Kämpferhöhe des Bogens zwei
Kragsteine hervor (ß) und darüber befinden sich Vertiefungen
von i-8o M. Höhe, in welche die Enden von rechtwinklig zur
Wand laufenden, einseitig profilirten Gebälken (A) eingriffen.
Femer befinden sich bei D Löcher zur Aufnahme von Holz-
balken. Diese Löcher im Zusammenhange mit den über den
Seitenöffnungen in einer nach aussen schräg abfallenden Linie
angebrachten kleineren und sehr flachen Löchern E (jederseits
elf an Zahl) beweisen, dass hier die Dächer der Seitenschiffe
an die Mauer stiessen, deren mögliche Construction durch Ein-
zeichnen eines Sparrens, der bei D auf einer Pfette ruht, ange-
deutet ist. Die Aussenmauern der Seitenschiffe stiessen gegen
die Verstärkungspfeiler an den Ecken der Vorhalle.
Fig. 76. Plan der Basilika.
13
- 98 -
Auf dem Gebälk A stand eine Reihe von Pfeilern, welche ein zweites Gebälk und das
Dach des Mittelschiffes trugen, denn es befindet sich bei c jederseits wiederum ein Kragstein,
dessen Oberkante etwa 7 M. hoch über dem unteren Kragsteine liegt und oberhalb dessen
die Vertiefung zur Aufnahme des oberen Gebälkes angebracht ist. Die Form der Vertiefungen
zeigt, dass dieses obere Gebälk beiderseits Ausladungen hatte. Anhaltspunkte für die Con-
struction des Mittelschiffdaches sind nicht vorhanden.
Wenn sich somit der Querschnitt der Basilika aus den beschriebenen Spuren an der
Wand des Vestibulums nachweisen lässt, so stimmen damit die vorhandenen Mauerreste der
Basilika überein. Den Breitenverhältnissen der Schiffe, wie sie sich aus der obigen Betrach-
tung ergeben, entspricht die Lage der vier parallelen Grundmauern, welche noch strecken-
weise auch ohne Ausgrabungen zu verfolgen sind.
Der Bau hatte die bedeutende Länge von 105 "48 M. ; in der Zeichnung des Grundrisses
(Fig. 76) entspricht die Linie a b der Grenze der oben erwähnten unterwölbten Terrasse. Die
Reste der östlichen Langmauer sind grösstentheils unter Gestrüpp versteckt, den Unterbau der
westlichen Mauer /bildet eine lange Reihe engstehender, durch Bögen verbundener Pfeiler,
welche jetzt am nördlichen Ende eine mittelalterliche Mauer tragen. An das westliche Seitenschiff
lehnt sich längs des Forums eine Halle oder ein viertes Schiff d, dessen Aussenmauer e einige
Fuss hoch erhalten ist. Am südlichen Ende der Basilika waren, wie es scheint, die Seiten-
schiffe um das Mittelschiff herumgeführt, den Abschluss bildet hier eine halbkreisförmige
Exhedra, deren Durchmesser grösser ist als die Breite des Mittelschiffes. Auffallend ist der
Umstand, dass am Nordende die Pfeilerreihen bis zur Abschlusswand der Südmauer der
Vorhalle sich fortsetzen, gleichwie dieses bei christlichen Basiliken der Fall ist. Die Pfeiler
selbst, von denen wir einige Bruchstücke umherliegen sahen, sind rechteckig, mit angear-
beiteten Halbsäulen.
Das Forum ist an der Nordseite begrenzt durch eine Mauer von 35'5o M. Länge, 15 M.
Höhe und i'5oM. Dicke. Während die Hinterseite dieser Mauer keine architektonische Aus-
bildung aufweist, ist die dem Forum zugekehrte Wand durch ein Gebälk und durch zwei
Reihen von je fünf Nischen in zwei Stockwerke gegliedert. Das Gebälk folgt als Kämpfer-
gesims der Rundung der hohen Mittelnische und setzt sich mit Unterbrechungen fort über
den vier seitlichen Nischen der unteren Reihe. An beiden Enden der Wand ragen abge-
brochene Gebälkstücke, eingefalzte Cassettenplatten tragend, aus der Mauer (Fig. 77 bei X).
Vertiefungen, in welche gleiche Gebälktheile ehemals eingriffen, sieht man längs der Mauer
den Achsen der Nischen entsprechend vertheilt. Weitere Anhaltspunkte zur Ergänzung des
Fehlenden bilden die breiten Postamente, welche am Fusse der Mauer zwischen den Nischen
stehen.
So weit die sicheren Merkmale reichen, ist die Ergänzung auf Tafel XIX durchgeführt.
Zwischen den Nischen stand auf den erwähnten Postamenten je ein Säulenpaar, an den Enden
der Wand auf den hier weiter vorspringenden Postamenten je zwei Säulenpaare hinterein-
ander. Ueber diesen gekuppelten Säulen war das längs der Wand laufende Gebälk verkröpft.
Das Gesimse bildete zu den Seiten der Hauptnische einseitige Giebel, wie aus der Form
der hier sichtbaren Vertiefungen und aus dem Umstände hervorgeht, dass dem Gesimse in
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Fig. 78. Gebälke von der Wand des Nympheums.
der grossen Nische der Rinnleisten fehlt. Der Fugenschnitt und die Formen des marmornen
Wandgebälkes sind in Fig. yS A veranschaulicht; die Fugen sind theils rechtwinklig, theils
diagonal geschnitten. Der beigefügte Querschnitt B entspricht den freitragenden Architraven,
deren Unterfläche mit schmalem, eingesenktem Streifen verziert und deren Rückseite schmuck-
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los profilirt und mit einem Auflager für die innerhalb der Verkröpfung liegenden Cassetten-
platten versehen ist.
Am Fusse der Wand fanden wir Bruchstücke des zweiten Gebälkes, offenbar einer oberen
Ordnung angehörend (Fig. 78 C und Fig. 79). Die Hinterfläche des hier gefundenen Archi-
traves ist rauh, die Unterseite
als Lagerfläche bearbeitet ;
im Fugenschnitt sowie seiner
Länge nach (2-15 M.) ent-
spricht das Stück dem Wand-
gebälk der unteren Ordnung;
es wiederholte sich demnach
oben die Anordnung der unte-
ren Säulenstellung mit den Ge-
bälkverkröpfungen. Die Ge-
staltung des milderen Theiles
der Wand ist indessen fraglich,
da auf den Giebeln, welche
die Hauptnische zwischen sich
fassen, unmöglich Säulen ste-
hen konnten.
Noch sind folgende Ein-
zelheiten zu erwähnen : Auf
dem rechten Eckpostamente fand sich ein Stück des Deckgesimses und einer darauf lagern-
den Platte, beide von Marmor und am Ort liegend (Fig. 80). Die Unterfläche des Deck-
gesimses B ragt über die seidiche Fläche des aus Brecciaquadern bestehenden Postament-
kernes C um 0'i45 M. hinaus, woraus zu schliessen, dass der Kern
mit Marmorplatten von etwa o- 1 4 M. Stärke umkleidet war. Die Platte
A, welche nach unten in zwei Absätzen etwas eingezogen ist, 0'30 M.
stark, diente den daraufstehenden Säulen als gemeinsamer Stilobat.
Die Höhe der Säulen, gleich dem Abstände der Architravunterkante
von der Stilobatplatte, betrug rund 5 M. Wir fanden am Boden
liegend einige Bruchstücke von Granitschäften, darunter eines von
3-36 M. Länge, oben 0-477 M., unten 0-538 M. dick, demnach waren
die Säulen etwa 9 Durchmesser hoch, Capitelle und Basen fehlen.
Ferner ist zu bemerken, dass in den Wölbungen der Nischen sich
die Reste eines Mörtelüberzuges befinden und in diesem Mörtel die
Abdrücke kleiner, sechsseitiger Platten, mit denen also die Nischengewölbe bekleidet waren.
Wir betrachten die beschriebene Mauer als Hauptbestandtheil eines Nympheum, haupt-
sächlich auf Grund der Aehnlichkeit dieser Anlage mit dem Nympheum zu Side, welches auf
Tafel XXX abgebildet ist. Von einem Wasserbecken wie dort ist freilich in Aspendos über
dem Boden nichts sichtbar; auch die Verbindung mit der Wasserleitung ist nicht nachweisbar.
Fig. 79. Bruchstücke vom Gesims der oberen Ordnnng am Njrmpheani.
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jedoch wahrscheinlich, da der Lauf des vorhandenen Aquäductes die Richtung nach dem
Forum nimmt. Die Annahme eines Nympheums wird immerhin unterstützt durch den Fund
eines Delphinkopfes von Marmor mit durchbohrtem Maul und einige Stücke von Thonröhren.
Auch ist zu bemerken, dass in einem der grossen Gewölbe unter der Basilika ein Canal mün-
det von etwa 2 M. Höhe und i M. Breite, welcher als Entwässerungscanal mit dem Nympheum
in Verbindung gestanden haben dürfte; wir verfolgten denselben einige 20 Schritte weit
gegen Westen.
Das bedeutendste Bauwerk in Aspendos ist das Theater. Es liegt am Ostabhange der
Akropolis, von deren steil abfallendem Rande aus man dasselbe überblickt. Das Gebäude
schneidet tief in den Berg hinein und ist deshalb von unten nur theilweise sichtbar. Es
erhebt sich 24 M. hoch über der Ebene, und weithin macht sich die palastartige Aussen-
seite des Bühnengebäudes geltend.
Dieses Theater ist das einzige Bauwerk Pamphyliens, welches bereits eine Ver-
öffentlichung erfahren hat." Doch schien es uns nicht überflüssig, dasselbe von Neuem aufzu-
nehmen und dem vorliegenden Werke einzuverleiben, da mancherlei Einzelheiten früher nicht
eingehend behandelt wurden und seine ungewöhnlich gute Erhaltung diesem Gebäude eine
hervorragende Stellung in der Geschichte der Baukunst anweist.
Die Tafeln XXI — XXVII sind das Ergebniss der Aufnahmen, welche im October
1884 ausgeführt wurden. Wir geben die Erläuterung derselben wie folgt: Der Grundriss
des Zuschauerraumes hat die Form eines durch Tangenten verlängerten Halbkreises von
95*48 M. grösstem Durchmesser. Derselbe bildet nicht ein vom
Bühnenhause getrenntes Gebäude für sich, sondern eine und die-
selbe Mauer umschliesst beide Theile des Theaters. Die Orchestra,
welche von den Sitzreihen durch eine Schranke geschieden war, hat
einen Durchmesser von 23*88 M. Die Zahl der Sitzreihen beträgt
40 ; sie sind durch den Gang A (Diazoma) in zwei Abschnitte zer-
legt, deren oberer 19 Sitzstufen enthält, der untere 20 Stufen und
eine Reihe frei auf dem Diazoma stehender Bänke (Fig. 81). Die
Zahl der radialen Treppen ist in der unteren Abtheilung 10, in der
oberen 21. Von dem Gürtelgange A führen sechs kleine Doppel-
treppen zu der um 2*20 M. höher liegenden oberen Abtheilung. Der
Abschluss oberhalb der höchsten Sitzstufe wird durch einen rings-
um laufenden Bogengang gebildet. Der Zuschauerraum enthält, die
Sitzbreite zu 0*50 M. gerechnet, ohne die Orchestra 7000 Plätze, während die Orchestra
selbst für etwa 500 Personen Raum bietet.
Das Bühnenhaus ist ein Stockwerkbau von 62-48 M. Länge und im Lichten 4-10 M. Tiefe,
mit zwei gegen den Zuschauerraum vorspringenden Flügeln, welche die Bühne umfassen. An
den Enden des Bühnenhauses liegen Treppen zur Verbindung der einzelnen Stockwerke des-
selben.
Fig. 81.
Description de l'Asie mineure par Charles Texier. Paris 1849.
— I03 —
Das Material des Bauwerkes ist für alles Mauerwerk das an den Abhängen der Akropolis
gewonnene, sehr grobe Conglomeratgestein. Im Zuschauerräume ist für die Sitzstufen, die
Fussböden und für die Verkleidung der Eingänge D, sowie der Wand des Diazoma ein feiner
Kalkstein gewählt; ebenso für die Thür- und Fenstereinfassungen an der Aussenseite des
Bühnenhauses. Nur an der gegen die Zuschauer gerichteten Bühnenhinterwand wurde Mar-
mor verwendet.
Fig. 82. Theil der oberen Rangordnung im Zuschauerraum.
Eine eingehende Beschreibung erfordern die Einzelheiten des Bauwerkes, sein Bau-
zustand und die Anhaltspunkte für eine Ergänzung des Fehlenden. Der Zuschauerraum hat
durch Setzungen und Verschiebungen der Stufen mehr gelitten, als es beim ersten Anblick
der Fall zu sein scheint, so dass eine ganz genaue Bestimmung der ursprünglichen Masse,
z. B. des Durchmessers der Orchestra, nicht wohl möglich ist. Die Verschiebungen der Sitz-
stufen kommen besonders in der unteren Abtheilung vor, während die oberen Reihen eine
grössere Festigkeit erhielten durch den gewölbten Gang B, welcher concentrisch mit dem
— I04 —
Diazoma ringsum läuft und der, durch Thüren mit diesem verbunden, fast lichtlos und ohne
Ausgänge an den Enden, hauptsächlich den Zweck hat, die Untermauerung der Sitzstufen,
welche aus kleinen Bruchsteinen besteht, zu stützen.
Als ein späterer, jedoch noch antiker Umbau erweist sich der Bogengang, welcher den
Zuschauerraum oben abschliesst und dessen Pfeiler im Grundrisse nur auf der einen Seite
eingezeichnet sind. Den Beweis, dass dieser Bogengang nicht dem ursprünglichen Baue
angehört liefert der Umstand, dass die in der Aussenwand befindlichen Fensteröffnungen, an
jedem Ende des Halbkreises sieben, vermauert wurden, da sie mit der Achsentheilung des
Bogenganges nicht stimmten; dass sich aber stets ein gedeckter Gang hier befand, geht
hervor aus dem Vorhandensein von Abflussrohren, welche aussen, in der zweiten Quader-
schichte von oben sichtbar sind und bestimmt waren, das Regenwasser von dem nach aussen
geneigten Dache des Umganges abzuführen. Zudem befinden sich an beiden Enden des
Zuschauerraumes in der Abschlussmauer selbst schmale Treppen , mittelst welcher man auf
die Gewölbe und ehemals auf das Dach gelangte. Theile des jetzigen Bogenganges sind in
Fig. 82 und Fig. 83 abgebildet; die Pfeiler, schmal und tief, sind aus Kalksteinquadern auf-
gebaut und mit vorgelegten Halbsäulen versehen. An vielen Pfeilern sind diese Halbsäulen
zerstört und aus Formziegeln ergänzt, und zwar in der Weise, dass man die Stirnfläche der
Pfeiler cylindrisch aushöhlte und eine volle runde Säule aus Ziegeln herstellte, welche zur
Hälfte in die Höhlung hineingreift. Die Pfeiler sind mit einem Gesimse gekrönt, welches als
Kämpfer für die Wölbung dient; den vorgelegten Halbsäulen fehlt dieses Gesimse, diese
haben auch weder Capitell noch Basis. Dagegen ist der Beginn der Wölbung gekennzeichnet
durch Kragsteine, über denen die Archivolten ansetzen. Die letzteren haben das übliche
dreigetheilte Profil ohne Verzierung der Glieder. Bei zweien der Gewölbeansätze ist jedoch
an der Archivolte, soweit sie vorhanden ist, ein Zierat byzantinisch -arabischen Stiles ein-
gemeisselt; so über dem dritten Pfeiler in Fig. 83.
Man gelangt in den Zuschauerraum von unten durch die breiten Gänge, welche an den
Enden des Halbkreises beiderseits unter den oberen Sitzstufen durchgeführt sind und bei D
münden. Zwei Nebeneingänge F, welche sich ganz oben in der kreisförmigen Aussenmauer
befinden, ermöglichten auch den Zugang von der Höhe der Akropolis aus. Auch vom Bühnen-
hause aus kann der Zuschauerraum betreten werden : erstens durch die mit E bezeichneten
Thüren, welche auf das Diazoma münden, und zweitens durch die mit G bezeichneten Thüren,
welche den obersten Umgang durch schmale, auf den Stirnmauern hinführende Gänge mit
den Treppenhäusern in Verbindung setzen. Nur vom Bühnenhause aus sind die beiden Pro-
skeniumslogen / zugängig, welche beiderseits über den Haupteingängen D liegen.
Ein Pflaster von Steinplatten bedeckt den Raum der Orchestra und erstreckt sich bis an
den Fuss der Bühnenhinterwand, sowie seitwärts bis zu den gewölbten Haupteingängen; er
ist leicht mit Erde bedeckt, welche wir an einigen Stellen entfernten, um die Höhenlage des
nicht mehr ebenen Pflasters zu bestimmen. Die Orchestra ist im Halbkreise begrenzt durch
einen stellenweise erhaltenen Sockel von 0-59 M. Höhe, auf welchem die unterste Sitzstufe
ruht. I 'og M. von diesem Sockel entfernt findet sich die in den Stein gearbeitete Standspur
einer Schranke. Das Vorhandensein dieser Standspur, welche in einer Einkerbung {A Fig. 84)
— I05
Fig. 83. Bogengang im Zaschauerraome,
von 0-25 M. Breite und 0-04 M. Tiefe besteht, wurde an einer Stelle, etwa im Scheitel dej
Halbkreises, nachgewiesen. Es lief also ein Gang C (siehe den Grundriss Tafel XXII) von
I "og M. Breite rings um die Orchestra, ähnlich wie das beim Dionysostheater in Athen und
an anderen Orten der Fall ist. Die Anordnung der untersten Sitzstufe auf einem Sockel
ist dadurch begründet, dass die hier sitzenden Zuschauer über die Köpfe derjenigen hin-
wegsehen mussten, welche in der Orchestra sassen. Fraglich ist es indessen, wie die Zu-
14
Fig. 84. Sitzstufen und Sockel nächst der Orchestra.
106 —
schauer, welche von unten aus ihre Plätze erreichen mussten, auf die erste Stufe der Radial-
treppen gelangten, welche in die unterste Sitzstufe und nicht in den Sockel eingeschnitten
ist. Da dieser Sockel an den beiden Enden des Halbkreises zerstört ist, bleibt die Frage
offen, ob nicht eben an den Enden Stufen zu dem schmalen Gange auf der Fläche des
Sockels hinaufführten; da in-
dessen diese Fläche nur et-
wa 0*30 M. breit ist, so kann
dieselbe als ein Gang wohl
kaum betrachtet werden.'
Es erscheint angesichts
der Thatsache, dass die an-
geführten Nebeneingänge E
und F für den Verkehr nur eine
untergeordnete, der Gang bei
C aber gar keine Bedeutung
haben und die Masse der Zu-
schauer durch die zwei seit-
lichen Eingänge D in der Mitte des Theaters zusammenströmte, kaum begreiflich, wie die
nach Tausenden zählende Volksmenge ohne schwere Ordnungsstörungen die Sitzplätze er-
reichte und auf demselben Wege wieder verliess.
Die Ausdehnung der Bühne, des Logeion, ist genau festzustellen ; sie war von Holz und
ihre Höhe ist gegeben durch die Oberkante des Unterbaues {K Tafel XXIV), über welchem
die Bühnenhinterwand sich erhebt; die Höhe über der Orchestra beträgt i*6o M., das bei K
vorspringende Gesimse diente als Auflager für die den Fussboden tragenden Balken ; die
Bühne war 7 M. tief, sie reichte vom Fusse der Skenenwand bis zu dem mit L bezeichneten
Punkte beim Kämpfergesimse des Einganges, wo ein Theil der Mauer, welcher von dem
hölzernen Bühnenvorbau verdeckt wurde, nicht von Kalkstein, sondern von dem weniger
kostbaren Conglomeratstein ausgeführt ist. (In der Zeichnung durch dunklere Farbe her-
vorgehoben.)
Der in der Zeichnung sichtbare Höhenunterschied zwischen der Schwelle der Bühnen-
thüren und der betreffenden Fuge bei L dürfte eine Folge von Setzungen sein.
Die hölzerne Bühne, unter welche der Steinfussboden sich erstreckte, verdeckte auch
den unteren Theil jener Thüren H, welche beiderseits aus den Flügeln des Bühnenhauses in
das Theater führen und deren Schwellen in der Höhe der Orchestra liegen. In der Wieder-
herstellung der Bühne, welche ich auf Tafel XXVH versucht habe, ist die Vorderwand der
Bühne (Hyposkenienwand) mit fünf Thüren versehen, nach dem Vorbilde des Theaters in
Termessus, welches im zweiten Bande dieses Werkes beschrieben werden soll.
Der wichtigste Theil des Theaters in Aspendos ist das Bühnenhaus, dessen Inneres nur
durch niedere, später eingebaute Quermauern getheilt, im Uebrigen jetzt einen einzigen hohen
• Texier's Zeichnung Bd. III, Tafel 232 und 238 ist an dieser Stelle unrichtig.
— I07 —
und engen Raum bildet, ohne alle horizontale Theilungen, ' und dessen Stiegenräumen die
Stufen fehlen, während seiner Aussenseite, die auf Tafel XXÜ und in Fig. 74 abgebildet ist,
nichts mangelt als das bekrönende Hauptgesimse. Diese Aussenseite ist ein in seiner Art
einzig dastehendes Beispiel antiker Fensterarchitektur. Die Mauern bestehen aus grossen
Brecciaquadern, nur die Einfassungen der Thüren und Fenster, sowie die wenigen sonstigen
Gliederungen sind von Kalkstein, welcher gegen die dunkleren Wandflächen hell absticht.
Die Wirkung der Fa^ade wird nur wenig beeinträchtigt durch kleine Beschädigungen,
auch durch das im Mittelalter ausgeführte Verstreichen der Fugen und einige Zubauten;
diese bestehen in einem Fortalbau vor der Mittelthür und Strebepfeilern nebst Bogen
vor den Stirnmauern des Zuschauerraumes. Auf Tafel XXII sind diese Zubauten in der Mtte
und am rechten Ende weggelassen und ist nur der linke Flügel im jetzigen Zustande gezeichnet.
An diesem Bau, der von schmucklosester Einfachheit ist, kommt bereits jener Grundsatz zur
Geltung, welchen der Palastbau der Renaissance sich zu eigen macht, nämlich durch Hervor-
heben eines Hauptgeschosses mit besonders grossen Oeffnungen und Unterordnung der
übrigen Stockwerke die Massen zu gliedern; es folgt hier über einem hohen Unterbau, welcher
fünf Thüren und wenige kleine Fenster enthält, ein Hauptgeschoss, dessen 2 Meter hohe
Fenster, um sie zu grösserer Wirkung zu bringen, in fast doppelt so hohen Blendnischen
liegen ; darüber folgen noch zwei Reihen von Oeffnungen ; die Zahl der Fenster beträgt im
Hauptgeschoss und dem darüber liegenden zweiten Stockwerke je 9. Alle diese Fenster,
auch die abgesondert angebrachten, zur Beleuchtung der Treppen dienenden Fenster haben
Einfassungen von Kalkstein, deren einzelne Stücke in unregelmässiger Weise in die Mauer-
fläche eingreifen. Ganz oben folgt aber eine Reihe von 17 Oeffnungen ohne Kalkstein-
einfassungen, aufweiche ich später zurückkomme. Unter und über diesen letzteren Oeffnungen
sitzen Kragsteine ; sie sind zum Tragen von Masten bestimmt, an denen das über den
Zuschauerraum gespannte Zelt befestigt wurde. Solche Kragsteine, etwa 0*65 M. breit und
0*50 M. hoch, finden sich ringsum an der Aussenseite des ganzen Theaters, stets zwei über-
einander ; der obere Stein enthält ein Loch zum Durchstecken des Mastbaumes, der untere
ein kleineres Loch für einen Zapfen.
In den Stirnmauern des Zuschauerraumes, welche die Fortsetzimg der Facjade des
Bühnenhauses bilden, sind jederseits zwei breite Thüren angebracht, welche als Haupteingänge
für das Volk zu betrachten sind, darüber sieht man die grossen Inschrifttafeln, deren Inhalt
weiter unten mitgetheilt ist.
Ich komme nun zur Beschreibung der gegen den Zuschauerraum gerichteten inneren Seite
des Bühnenhauses, der Skenenwajid. Einen Theil dieser Mauer zeigen in ihrem jetzigen
Zustande Tafel XXV, sowie Fig. 85; eine theilweise Ergänzung, nur soweit sie allein die
Säulenordnungen betrifft, ist in Tafel XXTV durchgeführt, eine vollständige Wiederherstellung
auf Tafel XXVE.
' Leider sind wir nicht im Stande, die genaue Höhenlage der Thüren anzugeben, welche in den einzelnen
Stockwerken aus den Stiegenhäusern in das Bühnenhaus führten, es fehlen diese Thüren in der Zeichnung des
Durchschnittes auf Tafel XXIV.
14»
— io8 —
Die Wand war einst mit 40 Säulen geschmückt, welche in zwei Ordnungen übereinander
standen ; sie trugen, zu zweien gekuppelt, die weit vorspringenden Gebälke, welche in der
oberen Ordnung mit Giebeln abschliessen. Zwischen den unteren Säulenpaaren, die auf hohen
Sockeln standen , sind fünf Thüren vertheilt und ausserdem in beiden Geschossen zahlreiche
Nischen, deren Verdachungen gleichfalls von Säulen oder vielleicht von Karyatiden ge-
tragen wurden.
Von allem Schmucke, welcher an der Skenenwand angebracht war, sind nur die in die
Mauer eingreifenden Theile erhalten ; es sind dieses die Wandgebälke beider Ordnungen und,
der Säulenzahl entsprechend, unten und oben je 18 vorspringende Gebälksstücke (über den
Säulen in der Ecke ist die Anordnung der Werksteine nicht dieselbe), ferner Gesimsplatten,
Giebelecken und Nischenverdachungen. Nebst den übrigen Stücken der Gebälke, allen
Säulen und sonstigem Schmucke verschwand auch die Bekleidung der Mauer, welche jetzt den
nackten Stein und stellenweise später aufgetragenen Mörtel zeigt; es verschwand ebenso die
Marmorkleidung der Sockel, auf denen die unteren Säulen standen, sowie die Gewände der
Thüren.
Nur ganz geringe Reste des Fehlenden haben sich innerhalb und ausserhalb des Theaters
gefunden; diese Reste sind die Bruchstücke einer Säule von Marmor und einer zweiten von
Granit, ferner eine attische Säulenbasis. Diese Stücke liegen rechts am Fusse der Skenen-
wand. ' Einige kleine Bruchstücke vom Gebälk der oberen Ordnung sind in eine Thür der
Aussenwand vermauert. Im Innern des Theaters können in der dünnen Erdschicht, welche
das Plattenpflaster der Orchestra bedeckt, keine Trümmer vorhanden sein ; ob ausserhalb des
Theaters durch Ausgrabungen etwas zu finden ist, scheint mir zweifelhaft.
Die an der Bühnenwand noch fest sitzenden Ueberreste der früheren Architektur genügen,
um das Fehlende zu ergänzen.
Ueber die einstige Bekleidung der grossen Postamente, welche zwischen den Bühnen-
thüren sich befindet, geben die entsprechenden Bruchstücke von der oben beschriebenen
Brunnenwand Aufschluss. (Seite loi, Fig. 80.) Nehmen wir an, dass so wie dort auch in dem
Theater auf den Postamenten eine Deckplatte von etwa 0*20 M. Dicke lag, so ergibt sich
daraus auch die Höhe der Säulen, welche auf den Postamenten standen; sie betrug 5-50 M.
Es entspricht dieser Säulenhöhe der unteren Ordnung der schon erwähnte gebrochene
Schaft von Marmor, dessen Länge 2*50 M. beträgt und welcher am unteren, mit Ablauf ver-
sehenen Ende 0-65 7 M. dick ist ; es würde dies ein Höhenverhältniss der Säule von mehr als
8 Durchmessern ergeben. Capitelle und hieher gehörige Basen wurden nicht gefunden, die
Annahme jonischer Capitelle ist naheliegend.
VI. Das Gebälk ist über je zwei nebeneinander stehenden Säulen verkröpft und läuft
dazwischen an der Wand fort. Der Architrav mit angearbeitetem niederen Fries bestand bei
einer jeden Verkröpfung aus drei Stücken ; zwei greifen mit einem Ende in die Mauer ein,
der dritte Stein, parallel zur Wand liegend und nur von den Säulen gestützt, musste fallen.
■ Schönborn (»Die Skene der Hellenen«) sah in der rechten Ecke eine Säule aufrecht stehen. Texier
spricht von zahlreichen Bruchstücken.
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Fig. 86. Gebälk der unteren Ordnung an der Bühnenwand.
Fig. 87. Gebilk der oberen Onlnun); an der Bühncnwantl.
112 —
sobald diese entfernt wurden. Tafel XXVI zeigt die Anordnung und den Fugenschnitt der
Verkröpfungen und Fig. 86 in geometrischer Zeichnung die Verhältnisse des Gebälkes der
unteren Ordnung. Griechische Ueberlieferung ist die bedeutende Höhe des kräftig geglie-
derten Architravs ; der schmale Fries ist mit Stierschädeln, Rosetten und Blumengewinden
in stark vorspringendem Relief geschmückt ; die Zahnschnitte sind gross ; die Hängeplatte
glatt, alle Zwischengliederungen sowie der Rinnleisten verziert. Diese Verzierungen sind unge-
wöhnlich tief unterarbeitet ; das gilt besonders von den Eierstäben und den Perlschnüren am
Architrav ; bei den letzteren liegen die Schnüre selbst, kaum einen Millimeter stark, vollständig
frei ; die Zeichnung des Ornamentes am Rinnleisten ist im Einzelnen nicht überall gleich. Auf
Tafel XXVI ist ersichtlich, dass die Architrave an der Innenseite der kastenartigen Ver-
kröpfungen einfacher behandelt sind als aussen ; die Unterflächen der Architrave sind mit
schmalen eingesenkten Zierstreifen von verschiedener Zeichnung versehen und an entspre-
chender Stelle Löcher angebracht zur Verdübelung der Architrave mit den Säulencapitellen.
In der Unterfläche der Gesimsplatten befinden sich Cassetten. (Vergleiche den Grundriss
in Fig. 89.) Auf dem Gebälke der unteren Ordnung liegt der niedere Stilobat der oberen
Säulenstellung, in seiner Oberfläche sieht man die Zapfenlöcher zur Befestigung der Säulen-
basen; die Löcher messen 0*035 M. im Quadrat, sind o*o6 M. tief und etwa 0-36 M. vom
Rande des Sockels entfernt. Der Stilobat ist in gleicher Weise verkröpft wie das Gebälk,
welches ihn trägt, nur über dem mittelsten Säulenzwischenraume geht er in gerader Linie
durch und hier ist in die Ansichtsfläche desselben die Widmungsinschrift (64 a) eingemeisselt.
Das Mittelstück dieser Inschriftsteine fehlt jetzt, doch zeigt der Fugenschnitt der beiden End-
stücke ebenso wie die Inschrift selbst, dass es vorhanden war. (Fig. 89.)
Die obere Säulenstellung ist in derselben Weise angeordnet wie die untere; die Säulen-
höhe beträgt hier 4-97 M. Es passt hierher ein vorgefundenes Säulenbruchstück von Granit,
welches am unteren Ende
0-524 M. dick ist; die Säu-
len waren demnach etwa g'/^
Durchmesser hoch. Zu diesen
Granitsäulen gehört die oben
erwähnte marmorne Basis,
welche hieneben in Fig. 88 ab-
gebildet ist. Capitelle fehlen.
Das Gebälk der oberen Ord-
nung geben wir in Fig. 87.
Auch hier ist der Architrav
hoch, der Fries, mit fort-
laufendem Rankenwerk ver-
ziert, dagegen niedrig. Unter
der Hängeplatte sitzen Consolen, darunter ein doppeltes Kymation, aber keine Zahn-
schnitte. Die Verkröpfung der Gebälke wiederholt sich bei der oberen Ordnung, statt des
horizontalen Gesimses aber trugen je zwei Säulen einen Giebel. Spitzgiebel wechseln mit
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Fig. 88. Säulenbasis der oberen Ordnung.
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— 114 —
kreisförmigen, die Säulenpaare an den Enden der Bühnenwand aber trugen einen ein-
seitigen Giebel. Es ist dieses am linken Ende deutlich sichtbar, wo die Giebelecke und die
Giebelfüllung, mit einem von unten nur halbwegs erkennbaren leichten Rankenwerk ver-
ziert, erhalten ist. An dieser Stelle ist auch der Architrav ganz vorhanden, und durch die
an der Unterfläche sichtbaren Zapfenlöcher ist die Stellung der letzten Säule bestimmt.
(Fig. 91).
lieber den mittleren zwei Säulenpaaren baut sich ein Hauptgiebel auf, dessen Ecken
verkröpft sind; eine Anordnung, welche sich dem Ganzen wohlgefällig einfügt. Das mit der
Mauerfläche bündig liegende Giebelmittelfeld ist mit einem Relief geschmückt.
Fig. 89 zeigt den Giebel an der linken Seite ergänzt, an der rechten im jetzigen Zustande.
An dieser Seite ist an Ort und Stelle die .mit B bezeichnete Grenzlinie des verzierten Giebel-
feldes deutlich sichtbar. Ungewöhnlich ist die Richtungsänderung der ansteigenden Giebel-
linie, welche bei A am Eierstabe deutlich zu sehen ist. Auf Tafel XXV (Facsimile einer vor der
Natur ausgeführten Skizze) ist der Giebel ohne Berücksichtigung dieser Eigenthümlichkeit ge-
zeichnet, da ich anfangs die Einbiegung für eine Folge von Setzungen und Verschiebungen
im Mauerwerk hielt, wobei bemerkt werden muss, dass eine Untersuchung des Giebels in
greifbarer Nähe wegen der Höhe desselben über dem Erdboden ausgeschlossen war. Unsere
8 M. langen Leitern erlaubten nur, auf das untere Gebälk zu gelangen und von hier aus mit
der Messlatte die Hauptmasse der oberen Ordnung zu nehmen. Erst an den zum Zwecke
weiterer Untersuchung aufgenommenen Photographien konnte ich manche Einzelheiten näher
ins Auge fassen und war in der Lage, bei einem zweiten Besuche in Aspendos die Beob-
achtungen zu ergänzen.
Das mit dem Wandgebälk in gleicher Fläche liegende Giebelmittelfeld, mit einer Bacchus-
figur zwischen Rankenwerk verziert, besteht aus mehreren in die Wand eingelassenen Platten.
Der obere Theil des Feldes ist aus einem Stücke gearbeitet mit der Giebelspitze. Oberhalb
der Linie C (Fig. 89) liegt die Ansichtsfläche dieses Steines bündig mit der Mauer, während
der untere Theil um etwa o'io M., nämlich ebensoviel wie der Wandarchitrav und das Giebel-
feld, vor die Mauer heraustritt.
Eine Sonderbarkeit ist die unsymmetrische Theilung des Ornamentes im Friese unter
dem Giebelfelde, ganz unverständlich aber der an sämmtlichen Giebelecken sichtbare Ein-
schnitt in der ansteigenden Hängplatte.
In Fig. 90 ist die Giebelverdachung einer der unteren Nischen dargestellt. Diese aus
einem Stücke gearbeiteten Verdachungen bieten eines der eigenthümlichsten Beispiele freier
Behandlung des herkömmlichen Gebälkschemas, und trotz einzelner Missverhältnisse (ist
doch z. B. der Eierstab der Hängplatte viel zu klein im Vergleich mit dem Ornamente und
der Perlschnur am Finnleisten) ist das Ganze von feiner Empfindung. Besonders auffallend
ist der niedere, mit durchbrochenem Ornamente bedeckte Fries und die Anordnung des
Giebelfeldes mit blosser Andeutung der schräg laufenden Hängplatte. An der verzierten
Unterfläche der Verdachungen befinden sich Zapfenlöcher und Gusscanäle zur Befestigung
von Stützen. Die letzteren ruhten auf vorspringenden Sohlbänken, welche, aus einem Quader
bestehend, wahrscheinHch mit Marmorplatten bekleidet waren. Diese Sohlbänke fehlen bei
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16»
— ii6 —
der oberen Nischenreihe; ich glaube, dass sie weggehauen wurden. Spuren, welche darauf
hindeuten, sind bei einigen der Nischen bemerkbar.
Ich komme nun zu den Thüren und der Wandbekleidung. Vermuthlich waren Gewände
und Sturz der fünf Skenenthüren in die Maueröffnungen eingebaut, so dass diese Oeffnungen
bedeutend kleiner wurden, als sie jetzt sind, und die Thüren mitsammt der Verkleidung
zwischen den vorspringenden Deckplatten der Säulenpostamente Platz fanden. Hinter den
Säulen standen die zugehörigen Pilaster. Der Vorsprung der Wandarchitrave und dem-
nach auch der Pilastet vor der Mauerfläche beträgt loCm. Die Pilaster können aus Marmor-
platten, welche der Mauer angeheftet wurden, bestanden haben, wenngleich Nagellöcher
zur Befestigung derselben nicht vorhanden sind; es werden dagegen jene Vertiefungen,
welche in etwa halber Säulenhöhe unter jedem der vorspringenden Architrave sich in der
Wand befinden (siehe Tafel XXV, sowie Fig. 85 und Fig. 91), zur Befestigung der Platten
gedient haben, indem inmitten eines jeden Pilasters ein stärkerer Stein in die Mauer ein-
griff. Diese Löcher sind jetzt zum Theile mit kleinen Steinen und Mörtel ausgefüllt, theils
stecken in ihnen Stücke von Marmor- und Kalksteinplatten, welche mehr oder weniger heraus-
ragen.
Die Frage nach der Bekleidung der Wandflächen zwischen den Marmorwerkstücken
ist mit Sicherheit nicht zu beantworten. Entschiedene Merkmale, dass diese Flächen mit
Marmorplatten bekleidet waren, fanden wir nicht, dagegen entdeckten wir in einer der
oberen Nischen eine kaum handgrosse Fläche mit glasirten Fliesen bedeckt, welche wir
loslösten. Es sind drei kleine Platten von 2 Cm. Dicke, mit blauem Farbenüberzuge. Zwei
derselben zeigen die Spuren eines schwarzen Ornamentes von mehr orientalischer als grie-
chischer Zeichnung. Da diese Fliesen orientalischen Ursprunges sind und dergleichen an
griechisch-römischen Gebäuden bisher nicht beobachtet wurden, so wird die Bühnen-
wand entweder in späterer Zeit durch orientalische Künstler einen neuen Ueberzug er-
halten haben, der sich vielleicht auf die Nischen beschränkte, oder es benützte bereits
Zenon, der Erbauer des Theaters, diese Erzeugnisse asiatischer Werkstätten. Die letz-
tere Annahme wird anscheinend unterstützt durch den oben (S. loi) erwähnten Umstand,
dass auch an den Nischen des Nympheums die Spuren der Plattenverkleidung vorhanden
sind. '
Zur weiteren Ausschmückung der Bühnenwand, welche auf Tafel XXVII zur Darstellung
gebracht ist, gehören noch die Bildwerke in den Nischen und auf den Giebelecken, sowie
das Gemälde, welches ich unterhalb des Mittelgiebels angenommen habe. Statuen in den
Nischen sind beinahe selbstverständlich, die Aufstellung anderer auf den Giebeln findet ihre
■> Nach dem Ausspruche des Prof. Otto Donner v. Richter, welcher die Güte hatte, die am Theater zu
Aspendos gefundenen kleinen Platten zu untersuchen, sind dieselben asiatische Fliesen von besonders schöner, durch
Beimischung von Kupferoxyd hergestellter Färbung und vorzüglicher Ausführung der Email- oder Glasflussdecke.
Die schwarze Farbe des Ornamentes liegt unter der oberen Glasur ; die Masse, aus welcher die Fliesen bestehen,
ist auffallend leicht und porös, hergestellt durch Mischung von Thonerde mit Bimssteinpulver, sowie mit verbrennbaren
Stoffen, welche nach dem Brennen leere Räume in der Masse zurückliessen ; das geringe Gewicht und die Zerreib-
barkeit des Materials ist sehr auffallend neben der Härte des Kalkmörtels, welcher zum Einsetzen der Fliesen ver-
wendet wurde und dessen Spuren an denselben sich finden.
117
Begründung in der Grösse der postamentartigen Ansätze auf den Giebelecken, das Gemälde
aber in dem Umstände, dass diese Hauptstelle der ganzen Bühnenwand kaum ohne hervor-
ragenden Schmuck geblieben sein kann, während hier jetzt nur glatte Quadermauer zu sehen
ist, keinerlei Spuren aber einer plastischen Verzierung.
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Fig. 91. Theil der Paraskenienwand und Gebälke der oberen Ordnong.
In auffallendem Gegensatze zu dem Reichthum der Bühnenhinterwand steht die Schmuck-
losigkeit der Flügelmauern und der daranstossenden Stirnwände des Zuschauerraumes. An
den Paraskenienwänden bilden ausser den Thür- und Fensteröffnungen, welche jetzt der
Einfassung entbehren, kleine Kragsteine aus Kalkstein den einzigen Schmuck. (Siehe oben-
stehende Fig. 91.) Diese Steine sind 0*24 M. hoch, 0"20 M. breit und springen etwa o'io M.
— ii8 —
vor; es sind keine tragfahigen Consolen, sondern ein Schmuck, wie er sich öfter an spätantiken
Bauten findet.'
Einen wichtigen Theil der Bühnenausstattung bildet der dachartige Schalldeckel, welcher
das Logeion seiner ganzen Länge und Breite nach überspannte. An beiden Paraskenienwänden
sieht man ganz oben eine schwache geradlinige Einkerbung, welche, nach der Bühnenwand
geneigt, quer durch die drei oberen Quaderschichten läuft (siehe Tafel XXIV); es hat den
Anschein, als entspreche diese Linie {a b in Fig. 92) der Neigung eines Daches, welches beider-
seits an die Paraskenienwände anstiess und dessen Deckung einige Centimeter tief in die
Mauer eingriff; diese Einkerbung ist das einzige Anzeichen, dass ein Dach über der Bühne
sich befand, denn die verschiedenen Löcher, welche im oberen Theile der Bühnenwand zu
sehen sind, haben damit nichts zu thun. Die untere Reihe schmaler, dicht aneinander ge-
drängter und zum Theil mit Mörtel ausgefüllter Löcher konnte erst eingearbeitet werden,
nachdem die nicht in die Mauer eingreifenden Mittelstücke der Giebel hinuntergeworfen
waren ; auch die oben in den Pfeilern befind-
lichen, nicht in einer Höhe liegenden, etwa 0"25 M.
tiefen Löcher halte ich für späteren Ursprungs. '
Mehr noch als die erwähnte Einkerbung in
den Paraskenienwänden veranlasste mich das Bei-
spiel des Theaters zu Orange, bei welchem ge-
rade dieser Theil gut erhalten ist, zur Annahme
eines Skenendaches. ^
In Aspendos reicht die Bühnenmauer etwa
o*2oM. über die Spitze des Mittelgiebels hinaus;
dann folgt eine Reihe von 17 nicht ganz regel-.
massig gestellten Pfeilern von 3*50 M. Höhe.
Nur der untere Theil dieser Pfeiler, i'75 M. hoch,
ist aus Quadern regelmässig gefügt, der obere,
aus gemischtem Mauerwerk von Ziegeln und Stei-
nen, ist spätere Zuthat; ich nehme an, dass
die Haupttragbalken des Bühnendaches bis zur
Aussenmauer reichten, auf jenen Pfeilern der Innenwand aber einen Stützpunkt fanden ; die
Lage dieser Balken ist in Fig. 92 durch die Linie a b c angedeutet, die hölzerne Decke aber
durch die Linie a d, denn nur im Punkte d, unmittelbar über der Spitze des Mittelgiebels
kann diese Decke ansetzen. Ich halte es nicht für unmöglich, dass der Wasserabfluss von
diesem Dache durch die obersten fensterartigen Oeffnungen in der Aussenmauer stattfand,
Fig. 92. Querschnitt durch den oberen Theil
des Bühnengebäudes.
' Syrie centrale par le Comte de Vogue I, pl. 6 und i 5.
* Texier (Description de l'Asie mineure III, pl. 239) zeichnet die gedachten Löcher nicht dem Thatbestande
gemäss ; seine Wiederherstellung des Daches ist schon deshalb unmöglich, weil ein 7 M. weit frei vorspringendes
schweres Holzdach nicht in den schwachen Pfeilern, welche die obere Endigung der Bühnenmauer bilden, seinen
einzigen Halt finden konnte.
3 Monuments antiques ä Orange par Auguste Caristie, Paris 1856.
— 119 —
welche, wie oben erwähnt, von den eigentlichen Fenstern durch das Fehlen der Kalkstein-
einfassungen sich unterscheiden und deren Sohlbänke stark zerfressen sind. Sie mochten
ausserdem als Aussteigöfifnungen dienen für die bei den Zeltmasten beschäftigten Arbeiter.
Bauliche Merkmale, welche diese Annahme unterstützen, kann ich nicht anführen; die Höhe
der Mauer machte eine Untersuchung in der Nähe unmöglich.
Fig. 93 zeigt den Grundriss des Bühnenhauses in der Dachhöhe; nur die Bedachung der
Paraskenien (/) ist mit Sicherheit nachzuweisen; sie waren mit einem Pultdache überdeckt,
was aus der tiefen Lage des noch vorhandenen Traufgesimses hervorgeht (vergleiche auch
Fig. 74)-
Wenn wir oben die Möglichkeit einer Wiederherstellung der Bühnenwand durch asia-
tische Künstler ins Auge fassten, auf welche der Fund von Fliesen hinwies, so gibt es auch
noch andere Anzeichen
mittelalterlicher oder ^
neuerer Benützung des flBBBJHIBDik — "■■"
Gebäudes. Zunächst | * |
sind die Köpfe, welche ^^|
am Mittelgiebel auf der gi^jB^^H^^^^^HHi^^^^^^
rauhen Bruchfläche des
abß'eSDrunS'enenGesim- ^'^' ^^' Gnmdriss des Bühnenhauses in der Dachhöhe.
ses ausgemeisselt wur-
den (an der linken Seite sind drei, an der rechten ist ein Kopf sichtbar, Fig. 85), höchst
wahrscheinlich Heiligenköpfe byzantinischen Ursprunges. Aus viel späterer Zeit stammt der
Bewurf, welcher einem grossen Theile der Bühnenwand heute noch anhaftet und auch solche
Theile bedeckt, welche wie die Kanten der Nischen und die Sockel ursprünglich keinen Mörtel-
überzug haben konnten. Stellenweise ist der Bewurf mit einem grossen Zickzack-Ornament in
rother Farbe bemalt, welches auch an der Aussenwand des Bühnenhauses auftritt; das Orna-
ment, sowie der schwache Rest eines gemalten Wappens an der nördlichen Paraskenienwand
deuten auf das spätere Mittelalter.
Wir erwähnen ferner die Zubauten an der Aussenseite der Stirnwände des Zuschauer-
raumes (Tafel XXII) ' und endlich diejenigen Zeichen von Benützung des Gebäudes, welche
der neueren Zeit angehören. Zu den letzteren gehören die schon früher erwähnten schmalen
enggestellten Löcher unmittelbar über dem Gebälk der oberen Ordnung und die drei Ver-
tiefungen, welche das Giebelfeld verunzieren, dann die Löcher in den auf der Bühnenwand
stehenden Pfeilern ; sie alle deuten auf ein in roher Weise hergestelltes Dach. Femer sind
einige der Zwischenräume, welche durch die vorspringenden Gebälke der unteren Ordnung
gebildet werden, durch dünne Steintafeln überbrückt, zur Herstellung eines fortlaufenden
Ganges. Endlich erwähnen wir am Zuschauerräume die Reste einer Brustwehr auf der kreis-
förmigen Aussenmauer. (Tafel XX.)
' Die von Texier gezeichneten Vorbauten an den Portalen des Bühnenhauses sind gleichfalls späteren
Ursprungs.
I20
Zum Schlüsse muss besonders betont werden, dass an dem Bühnenhause in Aspendos
keine Spur einer Vorrichtung sich befindet für die Befestigung beweglicher Decorationen.
Es Hesse sich auch nicht leicht Etwas denken, was dem Anbringen von hölzernen Gerüsten
und bemalten Leinwanden grossen Massstabes so sehr im Wege stünde als die vorhandene
Architektur mit den weit ausladenden Gesimsen.
Unter dem unmittelbaren Eindrucke dieser auch in ihrer Zerstörung noch gewaltig
wirkenden Bühnenwand schwindet jeder Gedanke an die Möglichkeit des vollständigen Ver-
steckens derselben während der Theatervorstellung, und welcher Art auch die Skenenaus-
stattung der Alten gewesen sein mag, man begreift, dass das auch unter dem Zeltdache noch
stattfindende Spiel von Sonnenlicht und Schlagschatten, welches der plastischen Architektur
ihren Reiz verleiht, jeden Versuch, durch täuschende Malerei auf die Einbilduingskraft der
Zuschauer wirken zu wollen, von vorneherein hätte vereiteln müssen.
Zu den Besonderheiten des Gesammtbildes von Aspendos gehört der Aquäduct, welcher
von den nordwärts gelegenen Bergen das Wasser der Akropolis zuführte.
Dieses Bauwerk ist derart angeordnet, dass das Wasser in geschlossenen Steinröhren
von den Hügelabhängen in das Thal hinabfloss und bei der Akropolis wieder hinauf; nur
die tiefste Stelle des Thaies, eine etwa 850 M. breite Niederung, wurde auf einer Brücke
übersetzt. Auf dem Rande dieser Niederung erheben sich beiderseits hydraulische Thürme,
welche der Wasserfaden auf allmälig höher steigenden Gewölben erklimmen musste, um an
der anderen Seite wieder hinabzufliessen. (Fig. 96 A.)
Diese Anordnung der Leitung nach dem Grundsatze der communicirenden Röhren
ersparte den Bau von mehreren übereinanderstehenden Bogenreihen, welche nöthig wurden;
sobald das Wasser in stetigem Falle über das Thal hätte hinweggeführt werden sollen. Der
Zweck der hydraulischen Thürme aber ist die Entfernung der Luft aus der geschlossenen
Rohrleitung und die Verminderung der Reibung in derselben ; denn diese Thürme trugen
kleine offene Behälter, in denen das Wasser zu Tage trat. '
' Wasserleitungen nach dem Grundsatze der communicirenden Röhren beschreibt Vitruv
im 6. Capitel des 7. Buches; doch erwähnt er nicht der hydraulischen Thürme; die Reste einer
Leitung in geschlossenen Röhren sah Texier bei Patara in Lykien ; eine solche antike
Leitung befindet sich auch bei Lyon. Das wichtigste Beispiel einer Druckleitung, ähnlich der-
jenigen von Aspendos, ist aber der ältere Aquäduct zu Pergamon, wo Berggipfel die Stelle
der Thürme vertreten.
Nach demselben System wie der Aquäduct zu Aspendos ist die Mehrzahl der Wasser-
leitungen von Constantinopel ausgeführt, Bauwerke, welche zum Theil schon von den griechi-
schen Kaisern begonnen wurden. Hier folgt das Wasser der Quellen oder Sammelteiche (Bend)
in Bleiröhren den Senkungen derThäler. In Entfernungen von einigen hundert Metern sind Pyra-
miden errichtet, Suterasi (Wasserwaagen) genannt, auf deren Spitze ein kleiner Behälter sich
befindet. An dieser Pyramide wird das Rohr hinaufgeführt, das Wasser tritt in den Behälter
und tliesst an der anderen Seite in einer Röhre wieder hinab. Der Behälter im Suterasi dient
dazu, das Wasser mit der Luft in Berührung zu bring- , ausserdem aber zur regelmässigen Vertheilung des
Wassers, welches in Röhren von bestimmtem Durchmesser seitwärts abgeleitet werden kann.
121
Die beiden hydraulischen Thürme zu Aspendos erheben sich etwa 30 M. hoch über dem
Boden, oben sind sie zerstört; ihre Breite beträgt 5*45 M,; im Innern führen Treppen hinauf;
unmittelbar an die Thürme schliessen sich die Bogen, welche die Rohrleitung trugen. (Fig. 95
und Fig. 96 B.)
Fig. 95. Die Wasserleitung Ton der Akropolis aus gesehen.
Diese beiden Thurmbauten stehen 924 M. weit auseinander ; zwischen ihnen übersetzte
die Leitung in gerader Linie das Thal auf einer Brücke, von welcher noch 29 vollständige
Bogen und eine Anzahl gebrochener Pfeiler erhalten sind. Die Brücke ist 5*50 M. breit, sie
diente also nicht blos als Trägerin des Wasserrohres, sondern als gangbare \'erbindung
der Thalränder.
Die hydraulischen Thürme bilden Knotenpunkte, bei denen die Richtungslinie der Leitung
sich ändert ; der Grund dieser Richtungsänderung ist, dass man beim Bau der Brücke eine
seichte Stelle des Thaies zu benützen trachtete. Beim südlichen Thürme beträgt der Winkel
etwa 125°; dieser Thurm, welcher von dem Rande der Akropolis etwa 130 M. entfernt steht,
ist mit derselben noch jetzt durch eine Reihe von Pfeilern verbunden ; dagegen ist der Anfang
der Leitung, nämlich die Verbindung des nördlichen Thurmes mit dem Gebirge, nur auf eine
kurze Strecke und nicht mit Sicherheit zu verfolgen ; möglicherweise lief hier das Wasser
in unterirdischen Canälen.
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— 124 —
Der ganze Bau ist von vorzüglicher Ausführung ; das Material ist zum grössten Theile
Breccia, theils aber Ziegel; die Abmessungen im Einzelnen sind nicht unbedeutend. Bei der
Brücke über die Thalniederung beträgt die Spannweite der Bogen etwa 7 M.; die Scheitel-
höhe an der tiefsten Stelle des Thaies etwa 14 M. (Fig. 96 C); die Pfeiler sind hier 5-50 M.
dick und 3*60 M. breit. Zunächst den hydraulischen Thürmen ist die Stärke der Pfeiler und
die Spannweite der Bogen geringer. SämmtUche Pfeiler sind mit weitausladendem Kämpfer-
gesimse versehen ; bei den Pfeilern der Brücke ist dieses Gesimse nur unter der Bogenlaibung
vorhanden ; es ist hier nicht als Zierform, sondern allein als Träger des Lehrgerüstes für den
Bogen zu betrachten.
Die oberen Theile der Thürme und die daran stossenden oberen Bogen sind, vermuthlich
bei einer Erneuerung, in vorzüglichem Ziegelmauerwerk ausgeführt, ein Theil der Mauern
aus Bruchstein mit Ziegelschichten wechselnd. Auffallend sind die geringen Abmessungen
jenes Theiles des Aquäductes, welcher sich unmittelbar an die Akropolis anschliesst.
Die Wasserleitungsrohre selbst sind aus Kalkstein gearbeitet; wir fanden mehrere
Stücke derselben, Steinwürfel von o-86 M. Seitenlänge mit angearbeitetem Falz. Die lichte
Weite des Rohres beträgt 0*28 M. An einem der Stücke bemerkte ich die Hälfte einer
winkelrecht zum Rohre eingearbeiteten Oeffnung (A) von o"i6 M. Durchmesser. (Fig. 98.)
Fig. 98. Wasserleitungsrohr.
Wir beschliessen die Reihe der Bauwerke zu Aspendos mit der Abbildung der Brücke,
welche eine halbe Stunde südlich von der Akropolis den Eurymedon überspannt und welche,
merkwürdig dadurch, dass sie nicht in gerader, sondern in zweimal gebrochener Linie den
Fluss übersetzt, eine besondere Bedeutung beansprucht als einzige Brücke innerhalb des fluss-
reichen pamphylischen Gebietes. Die Ausführung dieser kühn gespannten Bogen dürfte gleich
den mohammedanischen Bauten von Adalia auf persische Baumeister zurückzuführen sein.
Ein ungleich gewaltigeres Werk als die jetzt bestehende Brücke war der Römerbau, den
sie ersetzt und von welchem am rechten Flussufer (links im Bilde) der Brückenkopf mit einer
spitzbogigen Wölbung erhalten ist.
F>g- 99- Strand bei Side.
S i (1 e.
ährend die Mündung des Eurymedon von Sümpfen umgeben ist,
zieht sich weiter östlich sandiger, mit Dünen besetzter Strand in
langer, einförmiger Linie hin. Erst eine Stunde wesüich von der
Mündung des nächsten Flusses oder, wenn ich den von Beaufort
(Karamania S. 1 45) beobachteten mitzähle, des zweitnächsten, des
langsam fliessenden und heute befahrenen Manaw-gat-Su, d.i. des
alten Melas, wird die einförmige Küstenlinie von einer kleinen flachen Halbinsel unterbrochen,
die, nur 300 M. breit, etwa 800 M. sich gegen WSW. vorstreckt, das promunturium quod
ab Sida prominet in altum, wie Livius 37, 23 sagt. Der felsige Unterbau dieser Landzunge
aus harter Breccia, die ja auch westlich am Eurymedon bei Aspendos und weiter aufwärts
an diesem Flusse um Selge offenliegt, zeigt sich nur an den zackigen, vom Meere bespülten
und ausgewaschenen Rändern. Oben liegt überall sandiger, stellenweise versumpfter Boden,
versumpft trotz des Mangels an quellendem oder fliessendem Wasser. Auch den Einheimischen
ist nur ein Quell hier bekannt, nahe bei dem innersten Winkel der südlichen Bucht (bei X im
Plan), kaum einen oder zwei Meter von der Grenzlinie des ruhigen Meeres entfernt und mit
der See fast in gleicher Höhe. Da scharren sie ein Loch in den Sand, um dies alsbald mit
süssem Wasser sich füllen zu sehen, und ein noch daneben liegendes Stück von einem Puteal
zeigt, dass man auch vor Alters hier Wasser zu schöpfen verstand. Als ich im Herbste des
Jahres 1884 erst in W. v. Hartel's Gesellschaft, dann allein mit einem alten Diener hier einige
Tage verbrachte, war dies Wasser anfangs ganz befriedigend; bald aber setzte bewegte See
ihm so viel Salzwasser zu, dass die damit bereiteten Speisen kaum noch geniessbar waren,
und als wir 1885 in grösserer Zahl etwas über eine Woche hier verbrachten, musste das
Wasser alle Tage von dem eine Stunde weit entfernten Manaw-gat beschafft werden. Der
Wasserlosigkeit half im Alterthum eine grossartige Leitung vom Gebirge her ab; heute ist
der Platz unbewohnt. Die völlige Einsamkeit in der grossartigen Umgebung des weiten
herrlichen Meeres im Süden, der im Norden nahe hinter mannigfach bewegtem Vordergrunde
— 126 —
aufsteigenden, östlich und westlich in dunstiger Ferne verschwindenden Berglinien verlieh
diesem Aufenthalte einen wunderbaren Reiz. Ein gegen die Nordseite immer dichter wer-
dendes, ja an den meisten Stellen völlig undurchdringliches Dickicht von Myrthen und Lor-
bern bedeckt die Halbinsel, deren sich selbst überlassene, immer treibende, immer ver-
gehende Vegetation in dichtem Schatten unter sengender Sonne Fieberdünste haucht, die dem
wackeren Daniell die tödtlich endende Krankheit brachten, auch der Unseren einen bald krank
den Ort zu meiden nöthigten. Ob schon in unvordenklicher Zeit einmal Dünensand die felsige
Landzunge überzogen, weiss ich nicht. Die jetzt von Südosten her, wie auf dem Plane zu
sehen, landeinwärts rückende Düne muss ihre Wanderung zu einer bestimmten Zeit einmal an-
gefangen haben. Mehr als 5 M. hoch ist die ebene Decke des feinen weissen Sandes, welche,
westlich noch durch die Stadtmauer gehemmt, nördlich schon die halbe Breite der Halbinsel
verschüttet und abgesperrt hat. Von dem südlichen Strande her fegt der Südostwind den Staub-
sand die Düne hinauf über die glatte Fläche hin, über grünendes Leben unmittelbar die weisse
Todesdecke legend, bis an dem scharf abfallenden nördlichen Rande der Sand niederrutscht.
Nicht also reichliches Quellwasser war es, noch natursicherer Ankerplatz, in der nur
halb geschützten nördlichen und der fast ungeschützten südlichen Bucht, was griechische
Ansiedler hierher locken konnte: die Ursache, dass Aioler von Kyme, wie Strabo gewiss
nach Ephoros meldet, sich hier niederliessen , war die leicht abzusperrende Landzunge,
mit weiter Ebene und ins Innere des Landes führenden Thälern im Rücken und einer reichen,
früh zu einem Mittelpunkte des Völkerverkehres gewordenen Insel fast im Angesicht.
Von der Geschichte der Stadt erfahren wir wenig; fast Alles bezieht sich auf ihre Be-
deutung als Hafen- und Handelsplatz. Sie prägte reichlich schon seit dem sechsten Jahr-
hundert, griechisch im Bilde der Athena, ungriechisch in der Legende (s. oben S. 3, 2). Dass
die Sideten indessen auch in der Zeit Alexanders des Grossen das Griechische nicht so gänz-
lich verlernt hatten, wie Arrian I, 26 berichtet, zeigt die Inschrift Nr. 106.
Der Besuch Alexanders, von welchem wir nichts weiter vernehmen, als dass er hier um-
kehrte, galt gewiss der Seestadt, deren Macht, wenn nicht schon damals, spätestens unter den
Seleukiden durch die starke Befestigung gesichert wurde. Ihrer Rivalität mit dem benach-
barten Aspendos ist bei diesem schon gedacht worden, ihre Seetüchtigkeit rühmt Livius
(Polybios) 35, 48, wo er erwähnt, dass ihre Schiffe den rechten Flügel der von Hannibal be-
fehligten, von den Rhodiern bei Side geschlagenen Flotte Antiochos' III. innehatten.' Schon
damals, wie später, mag Side als Sclavenmarkt bedeutend und berüchtigt gewesen sein.
Die Ruinen von Side sind allein von Beaufort, Karamania^ S. 147 — 162, genauer
beschrieben, der auch zu S. 147 einen Plan gegeben hat. Fellows, Asia minor, S. 2o3, leiht
nur der Enttäuschung Worte. Daniell bei Spratt und Forbes, Lycia U, S. 34, fand in flüchti-
gem Besuche Beaufort's Beschreibung correcter, und auch Hirschfeld 11, S. 1 25, fügt kaum
etwas Wesentliches hinzu. Die bei meiner Recognoscirung im Jahre 1884 empfundene Freude
an dem Orte stellte sich im nächsten Jahre nicht wieder ein. Erneute Erkrankung Niemann's
' Später bei Appian, Libyke 123, 5, segeln die Schiffe der Sideten fiXia Sxretwvoc mit den Römern gegen die
Karthager.
— 127 —
war von Anfang an störend, entzog der Untersuchung alles Architektonischen die beste Kraft
und nöthig^e auch uns Andere, hier vorzeitig abzubrechen.
Nicht da, wo die Halbinsel sich zuerst eng zusammenzieht, hat das alte Side, wenn
nicht etwa das älteste, von dem keine Spur vorhanden ist, seine Landmauer gezogen; erst
spätere Zeit begnügte sich mit so viel kleinerem Raum und baute hier, vom Theater aus-
gehend, nach beiden Seiten seine Mauer aus altem Baumaterial. Die alte Stadt nahm ungefähr
den doppelten Raum ein und reichte mit nicht wenigen Gebäuden, deren Ziegelmauern und
Gewölbe man noch aus dem Gebüsch aufragen sieht, über den Mauerring hinaus ins Land.
Ja, die oben S. 125 angeführten Worte des Livius klingen, als ob die Stadt der Hauptsache
nach nicht auf der Halbinsel gelegen hätte. Mauern umgaben dieselbe ringsum. Auf dem
schmäleren Theile der Halbinsel läuft die Mauer am Küstenrande, der südlich klippiger,
nördlich — jetzt wenigstens — sandiger ist, hin, so nahe, dass man nur streckenweise aussen
daran entlang gehen kann. Breiterer Strand umsäumt sie von da an, wo Stadt und Halb-
insel sich verbreitern; doch mag das, wie namentlich an der Südseite deutlich ist, erst seit
dem Alterthume eingetretene Versandung sein. Nur an wenigen Stellen hat sich auf der Süd-
seite, etwas mehr an der Nordseite, namentlich bei Ai von der ursprünglichen Mauer erhalten.
Diese besteht auch hier aus starken Brecciaquadern, näher am Wasser aus Travertin, aber
in geringerer Dicke. Nördlich bei A, wo die Mauer, auf tieferem Strande, nur auf niedriger
Felsbasis aufsetzt, springt sie zweimal stufenartig zurück, über der oberen Stufe an einer
Stelle noch neun Quaderschichten hoch. Nur einen Thurm hat diese Mauer, an der Südspitze.
Hier tritt ein etwa 10 M. breiter, 15 M. langer Ausbau südlich abgerundet nach aussen
vor, von dem allerdings nur die unterste, für sehr hohen Aufbau nicht hinreichend starke
Quaderschichte erhalten ist. Mit den Thürmen der Landmauer hat dieser die Quermauer
gemein, welche von dem grösseren halbrunden Hauptraum einen kleineren viereckigen Vor-
raum abtheilt. Der Thurm ist gerade zwischen einer kleinen, hafenartigen Einbuchtung
und einer breiten und länger hinausgezogenen, von der Mauer ausgeschlossenen Felszunge
angelegt; er sollte gewiss den zu diesem natürlichen Molo führenden Ausgang decken, der,
etwa 3'/'j M. breit, im Plane fehlend, an der Ostseite des Thurmes liegt.
Weit an den meisten Stellen ist die Strandmauer nur in vielfältig restaurirtem Zustande
erhalten, an manchen herabgefallen oder zerstört. Unklar blieb mir die Sachlage namendich
bei E, offenbar einem hervorstechenden Punkte. In die mit einer gewissen Symmetrie zweimal
zurückspringende Mauerlinie scheint sich ein Säulenbau zu fügen, der an seinem südlichen
Stylobat die Standspuren von 1 3 Säulen aufweist. Vermuthlich war es die Langseite eines
umsäulten Tempels mit Sechssäulenfront (hexastylos peripteros). Die Tempelwand kann
nun nicht, wie im Plan, die Mauer gebildet haben, zumal weiter südlich die Spuren einer
Mauer zu sehen sind. Von der Ecke südlich von P nämlich läuft eine Brecciamauer auf
die fast meergleiche Felszunge hinaus nach Süden, eine andere von gewaltiger Festig-
keit hinüber nach Westen. Quadern von mehr als 2 M. Länge, ineinander gefalzt, um
dem Andrang des Meeres Stand zu halten, bilden mit einer dahinterliegenden 0*70 M. breiten
Schicht ein Fundament von fast 3 M. Stärke, das hier schwerlich als Hafenschluss oder Quai-
mauer, eher, wie mir scheint, als Fundament der Umfassungsmauer zu verstehen ist.
— 128 —
Weiter westlich hören die sicheren Spuren der Mauer am Strande auf. Von der Südwest-
ecke sieht man in langer Linie durch das Wasser hin jetzt vereinzelte Steine aufragen, immer
aber noch so weit zusammenschliessend, dass sich die breite Mündung in der Mitte des ersten
Theiles deutlich abhebt. Während die Zeichnung Beaufort's offenbar mehr die nach unten
auf dem Meeresgrunde ausgebreiteten Steinmassen wiedergibt, stellt die unsere den über
dem Meeresspiegel aufragenden Hafenschluss dar. Dass dieser Hafenschluss nicht blos ein
Steindamm, sondern zugleich die Fortsetzung der Stadtmauer gewesen, dies anzunehmen,
hindert, soweit man, vom Lande aus schauend, urtheilen kann, nichts, empfiehlt dagegen die
einfache Wahrnehmung, dass dies die kürzeste Linie war, und dass die Mauer, hier gezogen,
ja auch den Hafen schützte. Der wie eine nachträgliche Erweiterung aussehende Theil D
mochte freilich nur von einem Damm umschlossen sein. Es kommt hinzu, dass auf der ganzen
Innenseite des Hafens von der Stadtmauer nir-gends genügende Spuren zu sehen sind.
Unser Plan nun lässt auf den ersten Blick erkennen, dass wir den Hafen nicht blos ein
Geringes über den jetzigen Ufersaum hinaus, etwa bis an die hinter diesem liegende Düne
reichend, annehmen, wie es die Meinung de^ Früheren gewesen zu sein scheint, da sie über
die Ausdehnung nichts weiter sagen. Es ist mir nämlich an Ort und Stelle völlig zweifellos
gewesen, dass auch das Gebiet C innerhalb des Dünenwalles einst zum Hafen gehörte und
vom Meere bedeckt war. Von der Düne abgesehen, ist das ganze Gebiet eine völlig ebene,
wenig über den Meeresspiegel sich erhebende Fläche, sandig und fast frei von Vegetation,
aber, von ein paar oben aufliegenden, hingeschleppten Stücken abgesehen, auch stein- und
trümmerfrei, wie es auf einem an den alten Hafen anstossenden Stadtgebiet unmöglich sein
könnte. Rings am Rande dagegen steigt das Terrain sofort an, und an der Grenze sind Reste
von Ummauerung, und zwar von Quaimauern nach mühsamem Suchen gefunden worden.
Denn das alte Hafenbassin ist zunächst in bezeichnender Weise von einem dichten Gürtel
hoher Canna, weiter von dichtestem Gestrüpp umsäumt.
Die ganze Halbinsel hat nun allerdings nicht das Aussehen, als wäre dieser Einschnitt
ein ganz natürlicher. Die geradlinigen Abschnitte wenigstens können nicht anders als künstlich
sein ; aber wo könnte man auch besser und leichter das Material für die Mauern der Stadt
und namentlich für die Hafensperre, soweit es ßreccia war, gewonnen haben, als bei Er-
weiterung und Austiefung dieses Hafenbassins.
In der Umgebung desselben würden sich sicherlich Reste von Gebäuden, wie sie in
antiken Häfen angelegt wurden, Stoen u. s. w. finden;' für die schwierige Nachforschung in
dem Dickicht hat die Zeit gefehlt. Der bei Y über die Hafendammlinie vorspringende Quader-
bau mit einer antiken Cisterne ist nicht näher zu bestimmen. Von den grossen Anlagen
zwischen C und A'' auf der Südwestecke der Halbinsel wird nachher zu sprechen sein. Zunächst
bleibt noch die Landmauer zu betrachten.''
' Die Münze Galliens (Donaldson, Architectura numismatica S. 342, N. 91) zeigt den Hafen rings von Ar-
kaden umgeben.
2 Die kurze, durch eine Abbildung Karamania S. i 39 unterstützte Beschreibung Beaufort's lässt doch wesent-
liche Dinge aus.
— 129 —
^on dem Südosttheil dieser Mauer abgesehen, welcher in der Düne grösstentheils
b^aben, stellenweise nicht einmal sichtbar ist und stärkere Veränderung erlitten zu haben
s/eint, hat das Uebrige einen einheitlichen Charakter und ist hie und da über lo M. hoch
/halten. Der von m an geradlinige Verlauf, nur bei d im stumpfen Winkel gebrochen, zeigt,
iass Terrainbeschafifenheit für den Lauf nicht massgebend war. Der Boden ist in der That
fast eben, nur von g an nach Norden steigend, die Steigung in der Mauer sich wieder-
holend.
Die Mauer, ursprünglich aus Breccia von einer gröberen, seltener dazwischen von einer
feineren Art erbaut, später mit Mörtel, Ziegeln u. s. w. geflickt, ist an sich o*6o M. dick. Die
Quadern, im Durchschnitt 0*50 M. hoch, sind, nicht ganz regelmässig wechselnd, als I^ufer
und Binder gelegt. Zwischen den Thürmen^ und/ zählte ich von aussen sehend über 13 Lagen
eine vierzehnte, deren untere Hälfte als Gurtgesims vorkragt, darüber die dritte mit der oberen
Hälfte vorkragend, darüber weitere drei Lagen mit einem dritten Gurtgesims, worauf Zinnen
folgten. Wo die Mauer zwischen den Thürmen g und / stufenweise ansteigt, springen auch
die Gurtgesimse; zwei solcher Stufen, 5 M. auseinander, habe ich angemerkt. Ungefähr,
aber, so viel ich sehe, nicht ganz, entsprechen die unteren Gesimse den Mauereingängen
innen. Hier ist nämUch die Mauer unten durch Pfeiler in axialem Abstände von 5 M. ver-
stärkt. Die beiden obersten Ouaderschichten der Pfeiler kragen nach drei Seiten vor
und die darauffolgende Steinschichte bildet längs der Mauer einen Wehrgang von i-'jo M.
Breite. Oberhalb der den Gang bildenden Schichte ist die Mauer wieder durch Pfeiler ver-
stärkt, welche im halben Abstände jener unteren angebracht sind und nuro-6oM. Breite haben.
Sie tragen einen zweiten Wehrgang, von welchem aus man, durch Zinnen gedeckt, die An-
greifer beschiessen konnte, während für die auf dem unteren Wehrgange Stehenden zwischen
je zwei Pfeilern zwei Schiessscharten angebracht waren, und zwar eine durch zwei Lagen
reichende von rio M. Höhe und o-io M. Breite gerade in der Mitte und eine kleinere von
halber Höhe und Breite, welche in der Ecke am Pfeiler sitzt und durch jene auffallendere
gewissermassen maskirt ist. Ausserdem habe ich, allerdings nur zwischen g und /, Schiess-
scharten auch unterhalb des unteren Gurtgesimses angemerkt und meine dieselben auf einer
Photographie wiederzuerkennen, allerdings in einer Höhe, die mir den Zweck räthselhaft
erscheinen lässt, es sei denn, dass die Mauer innen durch Aufschüttung minder hoch wäre.
Die Pfeiler sind an den beschriebenen Stellen stark zerstört, und das mag schon im Alter-
thume veranlasst haben, die flachen Gewölbe in etwa 7 M. axialem Abstand vorzulegen, die
nun einen um 2 M. breiteren Umgang gewährten. Diese Gewölbe, die ich, von Süden her
der Mauer nachgehend, zuerst zwischen Thurm i und h, dann sehr wohl erhalten zwischen h
und g' bemerkt habe, finden sich in Beaufort's Abbildung als normaler und ursprünglich
zugehöriger Bestandtheil, während ich nicht nur stellenweise nichts von ihnen bemerkt und
anderswo ausdrücklich ihr Nichtvorhandensein beobachtet, sondern aut.h einmal ausdrücklich
die Thatsache ihrer späteren Zufügung notirt habe.
Die Thürme, welche durchaus nicht gleich sind, weder in der Form — es finden sich
ganz und halbrunde, sowie viereckige — , noch an Grösse — die meisten haben 7 — 10 M.
Seitenlänge — , noch in Bezug auf den Abstand von einander, welcher dem Plane nach
17
— I30 —
zwischen 35 und 65 M. schwankt, haben 2 M. starke Mauern, und innen eine ThtJune,
welche durch eine der Hauptmauer parallele Zwischenmauer bewirkt wird.
Thore und Pforten hat Beaufort ausser dem Hauptthor noch zwei angegeben: enes
der Molenanlage bei /^entsprechend, ein zweites nördlich von Xetwa in der Richtung von ai-
richtig vielleicht, obgleich von wirklich antiken Thorbauten hier nichts zu sehen ist. M,t
gleichem oder grösserem Rechte ist der deutlich erkennbaren langen Gasse entsprechend
bei 0 ein Ausgang anzusetzen; ferner hei p und q, wo auch jetzt Eingänge sind, bei p aller-
dings ohne alles antike Aussehen, bei q dagegen in der Maueranlage gegeben. Das Theater
und die grossen Anlagen L M mit der sie verbindenden Strasse scheinen auch von Aussen
her Zugang zu heischen. Von allen das wichtigste ist ohne Zweifel das Landthor n ge-
wesen, auf welches die beiden Hauptstrassen der Stadt zuführten, und dem gegenüber
das prächtige Nympheum liegt. Der im Plane gegebene Grundriss des Thores, ohne
Hilfe eines Architekten gemacht, auch ohne Ausgrabung und Abholzung des dichten Ge-
büsches, das den Bau umgibt und theilweise bedeckt, kann, zumal bei der starken Zerstö-
rung, nur als annähernd richtig gelten. Nicht zu zweifeln ist an den flankirenden Thür-
men e und/, an dem halbkreisförmigen Thorhof hinter ihnen und an den an der Stadtseite
angebrachten, etwa 3 M. von einander stehenden Strebepfeilern. Ausser der Verstärkung
der Mauer mochten diese Strebepfeiler, falls der Thorhof oben offen war, auch den an-
deren Zweck haben, einen Wehrgang zu tragen, wie dieses bei der Mauer der Fall ist.
Für die Verengung des Einganges durch zwei kleine Nebenthürme und einen Mittelpfeiler
ist wenigstens in drei parallelen, nordöstlich gerichteten kurzen Mauerstücken und bei
dem südlichen auch in einer Verbindungsmauer ein Anhaltspunkt gegeben. Die Durch-
lässe des Halbrundes habe auch ich in der Wirklichkeit nicht zu erkennen vermocht. Im
Grossen und Ganzen hat das Thor mit denen von Perge und Sillyon bedeutende Aehn-
lichkeit.
Innerhalb des Thores liegt zunächst ein freier Platz, jetzt allerdings zum Theil von
Trümmern bedeckt. Auf diesen münden, auffallenderweise nicht genau auf die Hauptachse
des Thores zugehend, zwei grosse, hier zusammentreffende Hallenstrassen, deren innere
Säulenreihen zusammenstossen, derart, dass die Sockel in abgestumpftem spitzen Winkel sich
vereinigen. Der Lauf beider Strassen lässt sich verfolgen, die NS.-liche weniger sicher als die
andere; nur an einer Stelle derselben habe ich einige Masse nehmen können. Die Gassenbreite
beträgt gegen 9 M. von Säulensockel zu Säulensockel. Den Sockel fand ich an der Ostseite der
Strasse erhalten, dahinter eine hochgestellte Platte, einen niederen und einen höheren Gang
scheidend durch eine Art Bank, die mit einer beiderseits profilirten Platte noch etwas über
den höheren Gang aufragt; der niedere Gang 0-89 M., der höhere r24M., die Bank ohne
die Ausladung von oto M. der Platte 0-31 M. breit. Hinter der Säulenreihe lief eine Mauer
mit Thüren, welche circa 5 M. auseinander standen; hinter dieser eine zweite Mauer, etwa
5 M. von der ersten entfernt. Säulenstandspuren habe ich hier nicht gesehen, wohl aber an
einer Stelle nahe bei einander vier korinthische Marmorcapitelle, 0-52 M. hoch und unten
0-46 M. im Durchmesser. Auch eine attische Basis lag beim nördlichen Anfang der Strasse
und bei einer Fundamentecke die Ecke eines Dachgesimses mit Zahnschnitten und wulstig
— 131 —
profilirtem Rankenfries. Es ist mir zweifelhaft, ob diese Hallenstrasse bis zur Quergasse /,
wie im Plane, sich fortgesetzt hat. Ich habe sie durch das Gebüsch hindurch bis etwa zu dem
Punkte verfolgt, wo im Plane ein G steht und wo unter spitzem Winkel eine andere, lo M.
breite Strasse, erkennbar an Resten des Sockels, abzweigt. Von hier weiter nach Süden
fand ich den Boden mehr trümmerfrei.
Die zweite der beiden am Thore mündenden Hallenstrassen lässt sich dagegen in völlig
sicherer Continuität durch das Gebüsch hin bis an einen freien Platz nahe der Küste ver-
folgen, geradlinig erst gegen WSW., dann gegen SSW., zu dieser Biegung augenscheinlich
durch das Theater veranlasst. An Breite ist diese Strasse wohl der anderen gleich; ich mass
hier genauer 9'30 — 9'5o M. Die Axweite der Säulen war an mehreren Stellen, wo zwei oder
drei Basen in situ sich befanden, genau zu bestimmen: 225 M., 2*40 M., und einmal mass ich
zwei Intercolumnien zusammen mit 470 M. Ich fand Stufen von grauem Kalkstein, zwei über-
einander, auf der oberen einmal den Scamillus für die Säulenbasis 0*7 1 M. im Durchmesser;
ferner Schäfte aus grauem Marmor und rothem Granit — letztere in der Nähe des Theaters
— von 0-64 M. Durchmesser. Von dem Oberbau habe ich nichts gefunden, wie auch die
hinter den Hallen natürlich vorhandenen Verkaufsbuden hier nicht genauer constatirt werden
konnten. Am südlichen Ufer, bei Ohart über dem Meere, befindet sich jener S. 127 erwähnte
Stylobat. Es liegen noch 25 Platten, die erste und dritte tragen noch jetzt je eine attische
Basis, weiterhin zeigt jede zweite bis zur letzten ein Dübelloch in der Mitte. Axweiten mass
ich von Westen her: 1:2-31 M., 2 : 2-33 M., 3 und 4 : 4"66 M., 5 : 2*47 M., 6 : 2*39 M., 7 : 2-33 M.
Es fanden sich ein glatter Schaft und ein Epistyl aus weissblauem Marmor. Alles spricht
dafür, dass die Reihe der Platten nicht länger war als jetzt, und dass sie den Stylobat der
südlichen Säulenhalle eines sechssäuligen ionischen oder korinthischen Tempels bildete. Seine
Grösse, seine ausgezeichnete Lage, auf das Meer hinausschauend — denn wenn auch unten
südlich, wie oben angenommen ist, die Stadtmauer lief, so konnte diese kaum hoch genug
sein, um den gewiss 20 — 30 Fuss höher gelegenen Tempel zu verdecken — berechtigt, hier
den Tempel der Athena anzusetzen, dessen Strabo gedenkt äjäi S'Aötjväc ispov, umsomehr,
wenn man in einem der Reliefs am Nympheum (siehe unten) Athena als eine über das Meer
gekommene Göttin, die sie ja wohl auch war, erkennen darf.
An der Ostseite des Platzes liegt ein kleines Heiligthum ungewöhnlicher Form, die trotz
aller Hinderung durch das die Ruine ganz ausfüllende Dickicht und trotz fehlender Hilfe des
Architekten der Hauptsache nach klar geworden ist : eine im Osten halbkreisförmig ge-
schlossene Cella, innen etwa 10 M. tief und 14-30 M. breit, mit einer 4-14 M. tiefen Vorhalle.
Die Mauern waren von Breccia, mit Travertin platten verkleidet. Von den Säulen fanden wir
nichts, aber eine attische Basis von weissem Marmor lag rechts von dem Mitteleingange an
ihrem Platze. Ob nun das Heiligthum zwei Säulen hatte zwischen Anten oder vier Säulen
vor der Front, blieb mir ungewiss. Wir fanden ein korinthisches Capitell von 0-52 M. Durch-
messer und 0-54 M. Höhe, ohne Deckplatte. Zwei Stufen waren sichtbar, eine obere mit
0-58 M., eine untere mit 0-45 M. Auftritt, jene 0*25 M. hoch. Wahrscheinlich sind weitere
Stufen unter dem Schutt und Gestrüpp verborgen, da der ganze Bau auf hohem Sockel zu
liegen scheint und die Cella unterwölbt ist. Ein Marmorthürsturz : drei Fascien, je mit PerKstab,
17«
132 —
zwei lesbische Kymatia, Fries, Perl- und Eierstab, ist 2-55 M. lang, 0-70 M. hoch. Das Epistyl
ist ionisch mit zwei Fascien, darüber Rankenfries, Hängeplatte mit Zahnschnitt. Wir fanden
ferner Cassettenplatten, ein Stück ri8 M., ein anderes i'75 M. breit und 3*50 M. lang; dann
ein linkes und ein rechtes Giebeleckstück, ein ganzes, 3*60 M. langes Tympanum mit einem
Menschenkopf in der Mitte. Ein ähnliches Tympanoii, welches ich in Kremna gefunden, mit
dem verschlissenen Brustbild eines Mannes (?) mit spitzer Mütze und der Mondsichel hinter
den Schultern, macht mich glauben, dass auch dieses Heiligthum in Side dem Men gegolten,
für den die halbrunde Form des Grundrisses, wie die Orientirung gegen Westen (295 °)
passend scheint und der sein Ansehen in diesen Gegenden in zahlreichen von ihm hergeleiteten
Eigennamen wie in Münzbildern' bekundet.
Die grösste Bauanlage liegt westlich von jenem freien Platz, dem kleinen Heiligthume
des Men (?) gegenüber. Hier ist der glänzendste Bau des alten Side, ein grosser Marmorbau,
anscheinend in einen späteren einverleibt. Antik sind die Plinthen, Basenstücke, eine Anzahl
Säulenschäfte mit angefangener Cannelirung, auch Theile von Gebälk und Giebel; die Lage
der Plinthen zu einander und zu den deutlichen Theilen des Stereobat zeigt, dass jene meist
ihren ursprünglichen Platz behaupten. Eingeschlossen wird diese grosse Area nördlich von
einer ausgedehnten Anlage g' ^, deren kleine Innenräume mich an eine spätere Bäderanlage
denken Hessen und der im Süden Nischen bildende Arkaden vorgebaut sind. Der benach-
barte viereckige Raum mit einem leider nicht zugänglichen runden Treppenthurm dahinter,
gehört schon in den Bereich einer Basilika//, deren nördliches Seitenschiff westlich durch
eine grosse Marmorthür sich öffnete; diese liegt in der von dem Rundthurme herkommenden
Mauer, daher öffnet sich das viereckige Gemach mit zwei kleineren und einem grösseren
Bogen auf dasselbe Seitenschiff. Südlich grenzen an die „Basilika" mit ihr verbunden zu-
nächst ein oblonges Gemach, aus dem wieder ein breiter Durchgang in den letzten quadraten-
Raum führt, der von zierlicher Raumdisposition und von einer Kuppel über dem centralen
Quadrat überwölbt ist. Die Absis der Basilika liegt zwischen zwei quadraten Gemächern,
Nebenräumen des Sanctuariums, welche in den Axen der Seitenschiffe liegen.
So gewiss nun hier verschiedene Zeiten nacheinander und ineinander gebaut haben, so
schwierig ist es, die späteren Zuthaten von dem früher Vorhandenen zu scheiden. Mir ist es,
allein, wie ich war, in knapper Zeit, bei der Unmöglichkeit freier Bewegung in der trümmer-
vollen Basilika und des Ueberblickes über das innerhalb und ausserhalb derselben Befindliche,
nicht möglich gewesen, eine klare Vorstellung zu gewinnen. In der Basilika stehen rechts
und links von der Absis zwei Säulenbasen von denselben Massen wie die draussen befindlichen,
dazu passende Schäfte liegen weiterhin in einer Reihe mit der nördlichen dieser Basen. Sie
haben dieselben Masse wie jene anderen, welche nördlich von der grossen Säulenarea liegen.
Sind diese Säulen verschleppt zum Bau der Basilika oder hat diese sich in einen Theil des
Säulenbaues eingefügt ? Das erstere schien mir, namentlich wegen der hohen Aufstellung
zweier Basen bei der Absis wahrscheinlicher. Ich weiss nicht, ob die links von der Arkaden-
mauer in einer Fluchtlinie und in ziemlich gleichen Abständen liegenden sieben Säulenschäfte,
Mionnet, Suppl. VII Side, N. 226. Sillyon N. 253, 264 f.
— 133 —
etwa dort liegen, wo sie ihren Standplatz hatten; und schliesslich kann ich auch die von mir,
so gut als ich es vermochte, aufgemessenen, noch in situ befindlichen Basen nicht in ein System
bringen. Von dem Aufbau fand ich an der Südwestecke ein rechtes Giebeleckstück, nicht weit
davon ein Frieseckstück und eine Vase aus Stein, gewiss das Akroterion, welches einst auf
jenem Gesimseckstücke stand. Das Material dieser und aller folgenden Theile, ausgenommen
das Akroterion, ist weisser Marmor. Das Capitell ist korinthisch, die etwa 9 M. langen
Säulen sind unfertig. Von Architraven habe ich nichts gesehen. Der Fries, 0-45 M. hoch, ist
mit maskenartigen Gorgoneien verziert, die getrennt sind durch triglyphenartig geschlitzte
Consolen. Die Gorgonen haben Flügel und an den schmalen Wangen herabhängende Haare,
den Mund maskenartig geöffnet. Am Gesims folgen von unten nach oben: Zahnschnitt, Astra-
gal, lesbisches Kyma, Platte, Eierstab, Palmetten mit Löwenköpfen. Am Giebeleckstück hat
das gerade Geison 0*235 M., das schräge 0*25 M. Höhe. Die Vase, die ich für ein Akroterion
halte, ist aus dunklem, porösem (Lava?) Stein, 0*94 M. hoch, der Sockel 0*82 M., das Gefäss
selbst an dickster Stelle i M. im Durchmesser und hier mit emporgerichteten Lotosblüthen
und Knospen verziert. Aelter als das zweite Jahrhundert n. Chr. dürfte der Bau kaum sein.
Gehen wir die der einen Hafenseite fast parallele Hallenstrasse, vom Athenatempel (?) her,
gegen Norden, so lassen wir in einigem Abstände links und rechts spätrömische oder byzan-
tinische Ruinen liegen. Weiterhin zweigt westlich eine Strasse ab, nach dem Umstände, dass
hier viele Säulen liegen, zu schliessen, auch eine Hallenstrasse. Beim Theater schlägt dann
die Hauptstrasse eine andere Richtung ein. Hier liegen namentlich Granitsäulen,' den Lauf
beider Hallen bezeichnend. Nicht wenige derselben sind in verschiedenen Stadien der Ver-
arbeitung zu grossen Geschützkugeln liegen geblieben. Diese Granitsäulenreihe reicht bis zu
einem mittelalterlichen Thor nordwestlich vom Theater; in dieses Thor ist als horizontaler Sturz
unterhalb des offenen Bogens ein 3 — 4M. langer Steinbalken eingelegt, der einst als Pfosten
(vertical stehend) diente, mit der Inschrift Nr. 107". An dieser Stelle ist ringsum, namentiich
südlich und nördlich, ein undurchdringliches Dickicht zwischen allerlei Ruinen aufgeschossen,
besonders um ein kleines Castell, das zwischen cc und B im Plane steht. An dessen Südseite
lagen umgeworfen zwei niedrige Säulen auf achteckigen Postamenten. An denselben befand
sich je eine Inschrifttafel, eingefasst von Reliefdarstellungen, letztere waren nur zu einem
Theile, die Inschrift aber fast gar nicht mehr sichtbar. Nur MOAE las ich auf der ersten Tafel,
gegen die von links eine Löwin anspringt, während unter der Tafel drei Gladiatoren mit
grossen Schilden nach rechts sich bewegen, ohne dass das Einzelne der Bewaffnung deut-
lich wäre. Bei der Tafel der zweiten Säule sieht man rechts einen sitzenden Löwen, dar-
unter sind die unförmlichen Gestalten zweier Gladiatoren, von denen der rechts stehende
sein Messer dem andern in den Unterleib stösst. Dieser hat die Beine mit einem netzartigen
Stoff umwunden und hält dem Ersteren etwas wie einen Panzer entgegen. Diese Säulen von
verschiedener Grösse, die eine 2* 13 M., die andere i'8i M. hoch, scheinen darnach als
Einzelsäulen zum Andenken an [Jiovo|Jia)^tat und m.OYfiyiaia., die ja öfter genannt werden, ge-
setzt zu sein.
' Von dieser Halle oder der für die Strasse W angenommenen stammen wohl viele der Granitsäulen, welche
unter der nördlichen Strandmauer am Wasser liegen.
— 134 —
Dass von q her, wie im Mittelalter, so auch im Alterthum eine Strasse herkam und hier
die Hallenstrasse kreuzte, ist schon gesagt. Sie musste auf den viereckigen Platz nordöstlich
unter dem Theater führen, wie auf der entgegengesetzten Seite a a, von M herkommend, auch
im Plan angezeigt ist. Dieser nicht ganz quadratische, sondern, wie wiederholte Messungen
ergaben, etwas schiefwinkelige Raum war zunächst, auf drei Seiten wenigstens (Nord, Ost
und Süd), von Säulenhallen umgeben. An der Südseite liegen einige Säulen von Granit,
wie sie gefallen sind, am Boden, zum Theile neben ihren Basen, mit sechsseitiger Plinthe, deren
zwei, die zweite und dritte, die ich, nach Osten hin suchend, fand, in situ liegen; die Axweite
beträgt 2-65 M. Die Granitsäule daneben misst im oberen Durchmesser 0*59, bei 5*54 M.
Länge vom oberen zum unteren Ablauf. An der Ostseite des Platzes ist an einer Stelle auch
der Säulensockel sichtbar, darauf noch eine Basis wie die eben beschriebenen, eine Granit-
säule daneben. An der Nordseite läuft wieder die Säulenschwelle gerade auf die Mitte des
nördlichen Caveaabschlusses zu, und gegen das Theater hin wird sogar noch eine zweite Stufe
sichtbar; hier liegt zuletzt Säule bei Säule. Ob die Säulenstellung, gegen Süden umbiegend,
auch am Theater entlang lief, konnte ich nicht erkennen, hauptsächlich wegen der vom Theater
abgestürzten Steinmassen. An sich wäre die Herumführung der Stoa an dieser vierten Seite
nicht unwahrscheinlich. Hinter jenen Säulenreihen habe ich im Süden und Osten Mauerpfeiler
gefunden: an der Südseite nur drei, östlich, wie mir über das Gebüsch hin schien, in gleichen
Abständen sieben. Auch diese stehen vorne auf einer Schwelle von gleichem Material wie
die Säulenschwelle; und dass sie zu den Säulen in Beziehung standen, schliesse ich daraus,
dass neben einem der Pfeiler ein Kalksteinquader lag, welcher dem Aufbau eines Pfeilers
mit vorgelegter Halbsäule angehört hatte. Selbstverständlich mussten längs einer Seite dieses
Platzes weit mehr Säulen stehen als sieben.' Die aus dem Plane berechneten Masse würden
ziemlich genau hundert Säulen ringsum ergeben. Erinnert man sich der zweihundertsäuligen
Bauwerke, die, nach Pausanias, Hadrian den Athenern gebaut hatte, deren eines eine
Bibliothek umschloss, das andere ein Gymnasium genannt wird und von welchen eines
kürzlich von der archäologischen Gesellschaft in Athen erforscht wurde, so wird man immer-
hin fragen dürfen, ob vielleicht auch der Bau hinter dem Theater in Side ein Gymnasium ge-
wesen sei, was zunächst der grosse viereckige Säulenhof wie in Olympia (vergl. die Palästra
des Cornutus in Perge, S. 41) wahrscheinlich macht.
War man, wie Vitruv 5, 9 angibt, im Alterthum darauf bedacht, hinter den Theatern
Säulenhallen anzubringen,- so musste es nahe liegen, auch ein Gymnasium mit seiner Säulen-
■ Eine Menge Säulen sind zum Bau der mittelalterlichen Befestigung, sowohl östlich wie westlich von dem
Thurme a a, benützt, also wahrscheinlich von jenem grossen Säulenhofe hergeholt.
* Vergl. die „Gladiatorenkaseme" hinter dem grossen Theater von Pompeji und was Overbeck, Pompeji'*,
S. 197, über die einst andere Bestimmung der Anlage sagt. Hinter dem Theater des Pompeius ein hecatostylum
Jordan forma urbis, IV, p. 30 ff. Zahlreiche Beispiele von Theatern mit von Hallen umgebenen Höfen hinter dem
Bühnenhause in kretischen Städten, wie in Hieropytna, ein grosses und ein kleines in Chersonesos, Gortyna wieder
ein kleines und grosses, letzteres allerdings nur mit wahrscheinlich vorauszusetzendem Porticus, lernt man aus
Falkener, Description of some important theatres an other remains in Crete, Lond. 1854, kennen. Die eumenische
Stoa in Athen sucht jetzt allerdings Dörpfeld, Athen. Mitth., XIII, nicht hinter der Scaena, wo indessen eine
andere Reste hinterlassen hat.
— 135 —
halle so anzubringen, zumal das Gymnasium und die Schule zum Theater, am meisten aller-
dings zum gedeckten Theater auch eine innere Beziehung hat. Die Lehrvorträge verlangten
Hörsäle, und je mehr die Kunst der Beredsamkeit in nachchrisdicher Zeit der Schauspielkunst
sich näherte, desto mehr werden auch Lehrsaal und Theater eins. Theatron Agrippeion hiess
der Vortragssaal, wo Herodes Attikos in Athen dem Alexandros Philoplaton begegnete
(Philostratos V., S. 580). Theater in Gymnasien gibt es in Pergamon (Die Ergebn. d. Ausgr.,
S. loi) und, wie es scheint, in Ephesos (Falkener, Ephesus, S. 106), ein Gymnasium zwischen
Theater und Odeion in Termessos. Hörsäle und Exedren, wie sie Vitruv vorschreibt und der
athenische Hadriansbau aufweist, scheinen auch hinter den Säulenhallen der Sidetischen Anlage
zwischen den Pfeilern sich geöffnet zu haben. Erhalten sind: eine Exedra, wie wir sagen
dürfen, am Südende der Ostseite, zu welcher die Südhalle hingeführt zu haben scheint, eine
Koncha aus gutem Kalksteinmaterial, 4*10 M. weit, 232 M. tief, eine zweite am Südende
der Westhalle, in eigenthümlicher Weise in das Theater hineingebaut. Nachdem ich diese,
welche Beaufort nicht gefunden, erst nach mühsamem Klettern über die Theatertrümmer
entdeckt, glaubte ich, bei der Symmetrie der ganzen Anlage, auch an dem andern Ende
des Theaters eine entsprechende Exedra suchen zu müssen. Ich habe sie nicht gefunden,
bin aber von ihrer Nichtexistenz keineswegs überzeugt, da Zerstörung wie Umbau an dieser
Seite klar zu sehen nicht gestatteten. Uebrigens scheint die ganze zu dem „Gymnasium"
gehörige Nordfront des Theaters eine spätere Zuthat zu sein, ähnlich wie die grosse Nischen-
wand am Theater zu Perge (oben S. 54). Hatte nun die Theaterseite an jedem Ende eine
Exedra, so wird auch die gegenüberliegende Osthalle an dem nördlichen Ende so gut wie
am südlichen eine kleinere Nische oder Exedra gehabt haben.
Nicht genau in der Mitte des Platzes, sondern etwas weiter nach Norden liegen Fun-
dament und Trümmer eines Rundbaues X Von Beaufort, S. 155, sind nur einige Platten
einer Deckenwölbung, auf denen er richtig Zodiakalbilder erkannte, beschrieben. Mit einer
Klärung des Terrains und geringer Grabung würde sich das Material zu einer exacten Her-
stellung ohne Zweifel ergeben. Das hier Gebotene genügt nur für eine annähernde Vorstellung.
Es war ein Rundbau aus weissem Marmor, rings von korinthischen Säulen umstellt, die eine
cassettirte Marmordecke trugen. Auf der dem Theater zugekehrten Seite führte eine Thür
in dieCella, deren flachgewölbte Decke mit den Zeichen des Thierkreises im Relief geschmückt
war. Also ein Rundbau von Säulen umgeben, wie ihn pompeianische Wandgemälde nicht
selten sehen lassen.
Der rundliche Schutthaufen und ein Travertinfundament in einigem Abstände gestatteten
mir nicht. Umfang oder Durchmesser zu constatiren. Die Cella hatte einen Sockel 0*90 M.
hoch, o"30 — 0*40 M. dick, ohne Kopf und Fuss. Ich vermag nicht zu sagen, ob, wie wahr-
scheinlich, die (korinthischen) Wandpilaster mit attischer Basis erst darauf aufsetzten. Von
solchen Pilastern sah ich ein Stück mit vier Canälen von 0*29 M. Breite, ein anderes mit
sieben Canälen von 0*5 5 5 M. Breite. Es fanden sich gebogene Architrave, mit dem Fries
aus einem Stück gearbeitet, von denen zwei von 2-20 M. Länge auf den Säulen der Ringhalle
gelegen haben werden, ein kürzerer aber von 124 M. Länge auf der Cellamauer. Ob etwa
Fenster in der Wand waren, weiss ich nicht. Von Wandquadem habe ich nichts gesehen. Im
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Allgemeinen hat die in dem am Meere bequem gelegenen, mit Brennmaterial gut versehenen
Side schwunghaft betriebene Kalkbrennerei, von der zahlreiche Kalköfen Zeugniss ablegen,
die kleineren Marmorstücke verzehrt, nur die grösseren verschont. So habe ich denn die drei
Blöcke der Gewölbdecke, die Beaufort nebst den Fragmenten eines vierten sah, wieder-
gefunden. (Dieselben Werkstücke bildeten zugleich die Decke und das kegelförmige Dach.)
Beaufort meinte, es seien im Ganzen fünf nöthig gewesen, um den Kreis zu füllen, da aber
zwei von ihnen Viertelkreise sind, mit je drei Zeichen des Thierkreises, so dürfen auch die
anderen zwei, mit nur je zwei theilweise erhaltenen Zeichen, jedes noch mit einem dritten zu
einem Viertelkreis vervollständigt werden. Alle lagen auf dem Rücken, so dass ich die Dach-
seite nicht habe sehen können und theils die Lage, theils der Erhaltungszustand, theils die
technischen Eigenthümlichkeiten müssen die Mangelhaftigkeit meiner mit wenig Müsse ge-
machten Angaben entschuldigen. Im Scheitel der Wölbung befand sich ein etwas erhabenes
Feld, nicht kreisrund, sondern eher viereckig, mit abgerundeten Ecken, etwa 0*40 M. breit.
Von da bis zum sehr beschädigten Rande mass ich die flache Wölbung im Bogen mit 0-72 M,
und die Pfeilhöhe des Bogens mit 0'2 1 M. Aus den übrigen Messungen wurde mir klar, dass
die Kuppel zwar im Inneren einen Kreis bildete, aussen aber ein Zwölfeck. Dagegen bin ich
über die Form der Dachfläche und den Anschluss der Gewölbsteine an die Mauern um so
weniger zur Gewissheit gelangt, als mir das Gewölbe einen zu geringen Durchmesser zu
haben schien, sowohl für die vorhandenen Theile der Cella selbst, als auch für die der an-
stossenden Decke der die Cella umgebenden Säulenhallen. Mit mehr Sicherheit Hess sich die
Anordnung des Gebälkes und der Decke dieser Säulenhalle bestimmen. Die Säulen, zwölf
an der Zahl (wenn ich aus den Architravlängen und ihrer Krümmung den Umfang richtig
berechnet habe), trugen einen Architrav nebst darangearbeitetem Fries mit Rankenwerk von
0"76M. Höhe; darauf ruhten die Platten der Cassettendecke, welche andererseits auf der Cella^
mauer, beziehungsweise auf dem Wandgebälke auflagen. Das nach aussen vorspringende
Kranzgesimse (Hängeplatte und Zahnschnitte) ist an die Cassettenplatten angearbeitet. Die
Breite einer solchen wohlerhaltenen Platte mass ich mit 2-76 M. vom inneren bis zum äusseren
Rande. Zwischen zwei glatten Streifen, welche das Auflager bildeten, 0-62 M. am inneren,
0-77 M. am äusseren Rande breit, befanden sich an dieser Platte zwei concentrische Reihen
von je vier Cassetten, deren Masse mit der Bogenlänge der vorgefundenen Architrave derart
übereinstimmen, dass zwölf solcher Cassettenplatten die Decke gebildet haben müssen. In den
Cassetten sah ich Blumen, einen Kuhkopf und Anderes. Mit der Axweite der Säulen stimmt
die Länge des überladenen, aber nicht schlecht gearbeiteten Thürsturzes von 2-65 M. Ein
Säulenschaft, weder oben noch unten ganz vollständig, hatte noch eine Länge von 5-17 M.
Auch die Cassettenplatten habe ich nur von der Unterseite sehen können. Das Dach muss
im Ganzen von einer sehr geschweiften Form gewesen sein.
In der Kuppel waren die zwölf Zeichen des Thierkreises in Reliet dargestellt. Auf einem
Kreisviertel waren Fische (nur am Schwänze noch kenntlich), Widder, sich umblickend, Stier
als Buckelochs. Wie diese, erkannte Beaufort auch auf dem nächsten die Zwillinge; links
ist ein Jüngling noch kenntlich, neben einem Pfeiler stehend, rechts, minder deutlich, ein
zweiter Pfeiler und eine zweite Figur, jetzt breiter erscheinend. Der Krebs ist noch jetzt
— 137 —
deutlich,' von dem Löwen glaubte ich den Schweif und Rückencontour zu erkennen. Der
Kuppeltheil mit Jungfrau, Wage, Skorpion fehlt ganz: die Leier, die Bea ufert auf einem
Stück unsicher zu sehen glaubte, wird etwas Anderes gewesen sein. Vom letzten Steine end-
lich ist der Schütze verschwunden, aber Steinbock und Wassermann erhalten.
Was Beaufort auf verkehrt liegendem Steine für einen Schwan hielt, ist, wie bei-
stehende Skizze erkennen lässt, der Steinbock in der üblichen Form mit dem Fisch-
schwanz. In derselben Stellung folgt dann der Wassermann, ein Jüngling, nackt, im
Schema des einschenkenden Satyrs, die Rechte hochhaltend mit einem Gefass,
wie es scheint, die Linke gesenkt mit Gewand (?). '
Vielleicht war dieser Rundbau ein Horologion wie das Oktogon des Andro-
nikos, der Thurm der Winde, in Athen, in dessen nächster Nähe im Nordwesten
die Spuren einer ähnlichen Exedra zu erkennen sind wie die an der NW.- Ecke ^'k- '*'•
TM o- /-v • Zeichen dei
jenes Platzes von Side. Ob Gymnasium oder Markt, würde der grosse Säulenhof xhierkreise».
mit einem Horologion passend verziert erscheinen.'
Die Gasse aa, deren Spuren namentlich beim Ausgang aus dem Gymnasium am Süd-
cornu des Theaters deutlich sind, führte hin auf die NO. -Ecke einer nahen grossen An-
lage ähnlicher Art, um an dieser Ecke vermuthlich sich zu gabeln. Einer der Wege führte
wohl an der Westseite hin zu dem vermutheten Thore bei p, wahrscheinlich schon als Fort-
setzung der auch von Norden her kommenden Strasse. Eine andere an der Nordseite hin
bis nahe zur Mauer, und zwar in einer Breite von 7-85 M. Die Strasse ist stellenweise mess-
bar, beim Nordende von Af mit einem unter der Mitte hinlaufenden 0*35 M. breiten, 0*75 M.
tiefen Kanal versehen.
Das grosse Rechteck M nun zwischen jenen Gassen hat wieder die Hauptzüge mit /
gemein ; ein Hof mit Säulenhallen und dahinterliegenden Gemächern, die letzteren allerdings
jetzt schwerer zu const^tiren und von späterem Um- und Einbau zu scheiden als die Hallen,
deren Stylobat mit wenigstens noch einer vorliegenden Stufe namentlich an der Südseite vor-
handen ist. Jede zweite Platte trug eine Säule, und Säulen liegen, nach Norden gefallen,
zum Theil noch eine bei der andern; monolithe Schäfte aus grauem Marmor, 4-75 M. lang,
uncannelirt. Die Plattenbreite mass ich 1-05 M. bis 1-15 M., also die Axweite durchschnitt-
lich 2'20 M. In Bezug auf die umliegenden Räume muss ich mich begnügen zu sagen, dass
sie im Norden und Westen sehr zerstört sind. Im Norden glaubte ich etwa 6 M. hinter der
Säulenschwelle die Mauerspur zu finden, westlich circa 7 M., südlich gegen 9 M. entfernt.
Symmetrisch schien die Anlage im Osten, ein grosses Mittelgemach, dessen hinten über die
Flucht der alten Mauer ausspringender Theil überwölbt ist. Ob der Stylobat hier vor dem
Mittelgemach ausspringt, wie im Plane angedeutet ist, habe ich nicht sicher erkennen können,
' Steinbock und Wassermann ähnlich auf dem Mosaik von Sentinum Arch. Zeitung 1877, Taf. 3; der Wasser-
mann noch übereinstimmender auf Münzen, unter Antoninus Pius in Alexandria geschlagen, von De Witte, Gazette
archeologique 1877, S. 84 beschrieben: in der Luft mit beiden Händen eine umgekehrte .Amphora haltend.
2 In der Mitte der oben mit der ganzen Anlage hier verglichenen pompejanischen Gladiatorenkaseme wurde
eine Sonnenuhr gefunden, nach Fiorelli, Pompejanarum antiquitatum historia I, 1 , S. 248.
18
- 138 -
zuletzt für nicht wahrscheinlich gehalten. Das grosse Mittelgemach scheint mit dem süd-
lichen Nebengemach durch eine Thür verbunden.
Auch in diesem Säulenhof liegt, genau orientiert, soweit ich habe messen können, ein
quadrater Sockel mit einem runden Aufbau, allerdings nur ein massiver Kegel, später Con-
struction, ohne besondere Merkmale.
Es bleiben innerhalb der Stadt noch zwei Säulenhallen zu erwähnen, beide ganz im
Norden längs der Strandmauer liegend, eine dorische bei Q, eine jonische bei R. Die do-
rischen Säulen namentlich stehen sehr nahe an der hier wenig antiken Mauer und sind durch
Bogen mit einander verbunden. Sie sind meist des Gestrüppes wegen unnahbar. Von Sücjen
her zählend sah ich die i. halb noch stehend, 2 und 3 mit Capitell und Abacus noch 2-50 M.
etwa über dem Boden, 4 liegend, 5 vollständig aufrecht, 6 und 7 (?) liegend, 8 in der Mauer
steckend, 9 noch halb und 2 '73 M. davon weiter nördlich eine Ante circa i'04 M. breit. Bei
der vierten Säule, welche mitsammt dem Bogen umgefallen war, constatirte ich unterwärts
zwanzig Kanäle oder vielmehr Facetten, am Hypotrachelion als Kanäle gehöhlt, gut aus-
geführt, wie das Capitell mit drei Ringen und steilem, nicht geradlinigem, oben noch ein
wenig eingezogenem Echinos. Die Seitenlänge des Abacus mass circa 0*70 M., die Axweite
der Säulen annähernd 3*45 M. Auch weiter südlich von der ersten gezählten Säule liegen
dorische Capitelle, sowohl grössere der beschriebenen Art, als auch kleinere, mit nur zwei
Ringen und auch im Hypotrachelium polygon ohne Kanäle. Thürstürze, die an mehreren
Stellen, namentlich zwei, etwa bei s stehend, gehören nach ihrer Orientirung (77°) wohl
kaum dazu. Die Länge der Säulenflucht, die Orientirung und die verschiedene Grösse der
Säulen lassen vielleicht eher an eine Markt- oder Hafenhalle denken als an einen Tempel.
Neben einer der nördlichsten dorischen Säulen lag auch schon eines der Capitelle von
der jonischen Säulenreihe ü, weiter nördlich auch dazugehörige Säulenschäfte. Der Stand-,
punkt der ersten Säule, von Norden her gezählt, ist durch einen rechtwinkelig zur Mauer
liegenden Block gekennzeichnet. Im Abstände von 2-50 M. fand ich eine Säule, eine zweite
im Dickicht, 3 mit verschobenem Capitell, 4 mit Capitell, von 5 nur den unteren Theil des
Schaftes mit aufgestülptem Capitell derselben Art. Die Voluten (Durchmesser 0*35 M.), seit-
lich stark zusammengeschnürt, sind einfach, aber sorgfältig ausgeführt (von Auge zu Auge
0"8o M., Halsdurchmesser 0-70 M.). Die Eier des Kymas mit einer Umrandung, deren
äussere Linie sich unten etwas herzförmig zuspitzt. Die zwanzig Kanäle des Schaftes sind
unten durch einen Stab ausgefüllt. Die gleiche Axweite der jonischen und der dorischen
Säulenstellung, das Nebeneinander von Stücken beider Ordnungen, endlich die zwei Arten
dorischer Capitelle legen Vermuthungen nahe, die zu äussern doch nutzlos wären.
Ehe wir die Stadt verlassen, ist noch der Wasserleitung zu gedenken. Hirschfeld
(im n. Berichte der Sitzungsber. 1876, S. 129) hat neben jeder der zwei Brücken, welche den
nächsten westlichen Nebenfluss des Melas, den Aksu überbrücken, mehrere Bögen der gross-
artigen Wasserleitung gefunden und mehr als vierzig Bögen gar fünf Stunden nordöstlich
von Side ein kleines Seitenthal übersetzend. Diese Wasserleitung scheint demnach vom
Karadagh herzukommen ; sie erreicht etwas westlich vom Thurirc c die Stadtmauer und ist
hier vermuthlich schon vorhandener Strassenzüge wc.yen nicht direct in gleicher Richtung
— 139 —
fortgeführt, sondern lief zunächst auf der Stadtmauer hin. Auf dem Umgange der Mauer,
welcher hier durch 2 M. breite vorgebaute Gewölbe verbreitert ist (früher bei der Ostmauer
beschrieben), liegt der im Lichten 0-57 M. breite und 0*54 M. tiefe Kanal. An der SW.-Ecke
des letzten viereckigen Thurmes geht die Leitung von der Mauer ab, eine lange Strecke
mit der Hafenmauer und jenen jonischen und dorischen Säulenhallen parallel gegen das
Theater hin.
Treten wir nun aus dem grossen Thore gegen NO. aus der Stadt heraus, so haben wir
gerade vor uns eine bedeutende Ruine, bei der Beaufort an Bäder dachte, die Hirschfeld
1876, S. 126, als Chäteau d'eau erkannte, und die als solches auch schon in Tr^maux' un-
vollständig gebliebenem Werke und in Schreiber's Culturhistorischem Bilderatias, Taf. LVIII,
I und 2 abgebildet ist. Im Drange der letzten Tage unseres Aufenthaltes von Rausch nur
theilweise aufgenommen, hat es auch durch Niemann keine alle vorhandenen Elemente be-
nützende endgiltige Herstellung (Taf. XXX) erhalten können. Wesentliche Dinge traten leider
erst ganz zuletzt zu Tage, als auch der Photograph bereits abgegangen war. Trotzdem ist es
vielleicht das besterhaltene Beispiel einer noch kaum beachteten' Classe von Gebäuden, die,
seit lange in einfacheren Formen bestehend, im zweiten nachchristlichen Jahrhundert zu be-
sonderer Pracht sich entfalteten und so sehr zum regelmässigen Schmuck einer Stadt wurden,
dass wir sowohl in Perge wie in Aspendos deren gefunden und dabei auf Side verwiesen
haben. Andere Beispiele werden wir in Kremna, Sagalasses und vielleicht Selge antreffen.
Die Beschreibung des späten Prunkbaues mit seinen Nischen und Säulen siehe unten. Ich
habe indessen keine anderen Säulenschäfte gesehen als eine Vs - Säule mit Spiralkanälen an
einen profilierten Pfeiler angearbeitet, ferner ein aus drei Halbsäulen bestehendes Säulen-
bündel, die Säulen durch profilirte Leisten getrennt. Vielleicht aber gehörten diese leider
nicht gemessenen Stücke der oberen Ordnung an, für die ausser anderen Beweisen, die noch
zu erwähnen sein werden, auch korinthische Capitelle von zwei Grössen, eines von 0-35 M.,
das andere von 0-56 M. unterem Durchmesser sprechen. Auf den aus der Wand aussprin-
genden Architraven liegen noch einige Cassettenplatten mit Fischen verziert. Oberhalb dieser
Cassettenplatten waren wieder Steinbalken eingebunden, die keinen anderen Zweck gehabt
haben können, als den Sockel für eine höhere Säulenstellung zu bilden. Diese reichen bis
eine Lage unterhalb der kleinen Oeffnungen, die ich an Ort und Stelle für Thüren gehalten
habe, welche auf diesen oberen, wenn auch schmalen Umgang (?) vielleicht nur zu praktischen
Zwecken herauszutreten verstatteten. Jene Oeffnungen, die symmetrisch angelegt zu sein
scheinen, erleuchten einen der Länge nach durch den Oberbau gehenden schmalen, wag-
recht überdeckten Gang. Zwischen der Nord- und Mittelnische erweitert sich dieser Gang
zu einem Gemach, welches nach Osten ein Bogenfenster hat. Den Aufgang zu diesen Räu-
men im Oberstock bildet eine Treppe, neben einer Mörtelmauer angelegt, welche von Norden
her an den Bau herangeführt ist. Ist die architektonische Decoration des unteren Theiles
' Vergl. Durm, Baukunst der Römer, S. 358. Die römischen Archäologen haben sie, besser beobachtet,
wie Lanciani, Topografia di Roma antica, S. 365, Visconti im Bulletino comunale, 1875, 133; 1877, 5g; 1882,
63; 1884, 48; 1886, 31 und 341 ; 1887, 93. Doch hatte z.B. Lanciani a.a.O. S. 173 ru enge Vorstellung von
den Formen der im alten Rom so zahlreichen Nympheen.
18*
— 140 —
schon in manchen Stücken unsicher, so ist diejenige des oberen Theiles völlig dunkel. Von
ihr dürfte ein mir räthselhaftes Gebälkstück herrühren, welches das ganze Profil des unteren
Epistyls und Frieses mitsammt der über Zahnschnitt ausladenden Hängeplatte wiederholte,
aber gekrümmt, und zwar, wenn ich recht gesehen und recht notirt, Gebälk und Fries in
verticaler, die Hängeplatte in horizontaler Krümmung, beide Krümmungen links glatt durch-
schnitten.
Die Bestimmung dieser Fac^ade ohne Tiefe erhellt zunächst aus den grossen Ausfluss-
kanälen, deren drei in jeder Nische 1*85 M. oberhalb des Sockels aus der Wand über
dem Sockel herausragen. Der mittlere Kanal ist jedesmal breiter als die beiden seitlichen
1*50 M. gegen roö M., die Seitenwände etwa 0*22 M. dick. An der Rückseite des Baues
sieht man diesen Ausgüssen entsprechend neun überwölbte Oefifnungen, drei schmälere
gerade durchgehend zu den Mittelansflüssen, sechs breitere, von denen aus schmälere
zu den Seitenausflüssen schräg durch die Mauer gehen. (Siehe Tafel XXX.) Aber kein
Leitungskanal ist jetzt vorhanden, wie er ohne Zweifel einst an jener Mörtelmauer von
der grossen Leitung hergeführt war, welche westlich vom grossen Thore die Stadtmauer
übersetzt.
Also neun Wasserströme, so viel wie in der athenischen Enneakrunos ergossen sich
hier — natürlich in ein grosses Bassin, dessen seidiche Grenzen ohne Weiteres sichtbar
waren. Der Säulensockel sprang an beiden Enden des Baues in einer Breite von 2*27 M.
um 9 '60 M. vor, in seiner Mitte nach aussen mit einem viereckigen, nach innen mit einem
gerundeten, 4*08 M. weiten Ausschnitt. Zwischen diesen Flügeln fanden sich bei Abholzung
des dicht überwachsenen Terrains die deutlichen Reste der vorderen Grenze des 400 bis 500
Quadratmeter grossen Bassins. Vermuthlich über Stufen, die nur durch eine Grabung zu
finden gewesen wären, erhob sich etwa i*io M. hoch, am rechten Ende noch etwas erhalten,-
eine Schranke, zusammengesetzt aus fast quadraten Reliefplatten wechselnd mit Schöpf-
gefassen, zwischen je zwei kleinen Filastern, in welche die dünneren Reliefplatten eingefalzt
sind. Ich mass eine Platte i*og M. und das Gefäss bis zum nächsten ReHeffalz i"8o5 M.,
zusammen rund 2*90 M. Obgleich die meisten Reliefplatten fehlten und die Vasen grössten-
theils zerstört sind, glaubte ich an der Linie entlang die Spur von dreizehn Vasen zu er-
kennen ; aber erst vierzehn Vasen und fünfzehn Reliefs würden mit einem ich weiss nicht
wie ausgefüllten Raum von je i M. vom letzten Relief bis zu den Flügeln die nöthige Länge
von rund 50 M. ergeben. Unter den Reliefs wie den Vasen lief ein Sockel hin. Die Form
der Vasen war in einem Exemplare noch als bauchiges Henkelgefäss zu erkennen, deren
oberer Rand, 0*37 M. unter dem Rande der Schranke liegend, von da noch eine Tiefe der
Höhlung von 0'35 M. messen Hess. In diese Schöpfgefasse muss das Wasser über den Rand
des Bassins abgeflossen sein. Ob einige grosse Stücke einer Balustrade oder eines Rahmens
(2'30 M. lang), die ich in der Nähe bei dem südlichen Seitenflügel gesehen zu haben mich
erinnere, hier vorne am Bassin oder seitlich oder an der Fa^ade ihren Platz gehabt haben
zwischen den Säulen, kann ich nicht sagen.
Von den Reliefs stand das erste südlich noch an seinem Platze, dies wie das fol-
gende offenbar von Beaufort nicht gesehen, der das weiter gegen die Mitte gelegene
— 141
Fig. loi. Relief Totn Njrmpheum.
dritte der beschriebenen und ein anderes von uns nicht gefundenes erwähnt. ' Es stellt
die Ueberraschung der Amymone dar : Poseidon, um die Beine den wehenden Mantel, in
der Linken einen Stab (Dreizack?), eilt von rechts herbei, die Rechte ausstreckend. Vor
ihm links kniet nach links Amymone, nackt, nur über das
rechte Knie und den linken gegen Poseidon wie bittend
erhobenen Arm ein Gewandstück. Sie wendet auch den
Kopf gegen Poseidon zurück, während sie den rechten
Arm auf das rechte Knie stützt. Zwischen ihr und Po-
seidon fliegt Eros, Poseidon führend, die Rechte gegen
seinen, die Linke gegen Amymones Kopf ausstreckend.
Unter ihm werden auf dem Reliefgrund die parallelen
Hinterbeine von vier Pferden sichtbar, deren Köpfe un-
deutlich links neben Eros Kopf erscheinen. Links neben dem Kopf der Amymone schien
mir der Kopf eines riesigen Delphins sichtbar ; höher ein Platanenblatt (?). Die Erwartung,
an der Schranke des grossen Bassins lauter Meeresmythen dargestellt zu sehen, wurde gleich
beim zweiten Relief hinfallig. Denn hier war in bekannter
Gruppe rechts Ares, links Aphrodite dargestellt, er in
Vorderansicht, nur den Kopf nach links gegen die Göttin
gewandt, die, in Stand und Kleidung der Melischen gleich,
den linken Arm um den Nacken des Geliebten legt, die
Rechte an seine rechte Schulter, unterstützt in ihren
Bitten von dem kleinen nackten Eros, der links auf einer
Erhöhung (der Kline ?) heranschreitet, die Linke gegen
die Gruppe erhebend. Aber Ares steht wie widerstre-
bend, die Rechte gesenkt (ob leer?), die Linke, den grossen Rundschild am Arme, auf die
Lanze gestützt. Was eine Erhebung des Reliefgrundes in der rechten Ecke unten neben Ares
mit gerader Endigung seitlich und oben zu bedeuten hätte, blieb mir verborgen.
Zwischen dem siebenten und achten gezählten Ge-
fdss lag die Platte, auf welche oben beim Athenatempel
schon hingewiesen wurde. Links steht eine männliche
Figur im Mantel nach rechts, ebenso vor ihr zwei weib-
liche. Die vorderste von diesen mehr schreitend hebt in
der Linken einen undeutlichen Gegenstand, während sie
mit der Rechten gerade oberhalb eines kleinen Altars,
der einer Säule mit gewundenem Schaft gleicht, die dar-
gebotene Rechte der jenseits des Altars stehenden Athena
am Gelenk umfasste. Die Göttin scheint die Tracht der Parthenos zu haben, hält in der ge-
senkten Linken die Lanze geschultert und ist ausserdem an der Aegis kenntlich. Hinter ihr
Fig. 102. Relief vom Nympheam.
Fig. 103. Relief vom Nympheum.
' An sich wäre es allenfalls denkbar, dass Beaufort bei dem verschlifFenen Zustande des Reliefs den laing-
bekleideten Poseidon für Selene gehalten, aber sollte er dann nicht die Bestimmung der SchranWr imH H».<s Bassins
erkannt haben?
142
ist ein kleines Schiff mit grossem Knauf (Korb?) auf dem Mast und geblähtem Segel (ob
auch mit einem grossen Schilde am Rumpf?) sichtbar. Darnach scheint es nicht zweifelhaft,
dass Athenas Ankunft und Einsetzung in ihre Cultusehren dargestellt sein soll, eben derjenige
Vorgang, welchen das in vier Inschriften {loy k bis q) von Side bezeugte Fest des Epi-
baterios (Agon, Themis) feierte. Ich glaube daher, dass die die Athena bewillkommnende
Frau die Tyche von Side darstellt, welche der neugekommenen Göttin den Granatapfel, das
von den Münzen Sides' genugsam bekannte Symbol und Wappen der Stadt übergibt. Jene
Inschriften nennen allerdings das Fest als Athena und Apollon gemeinsam. Vielleicht war
also auf dem nächsten Relief weiter nördlich Apollon dargestellt : von fünfzehn Relieftafeln
müssten die achte (Athena) und neunte (vorausgesetzt : Apollo) die mittelsten sein, die den
so hervorragenden Göttern nicht ohne Absicht in diesem Pantheon gegeben sein könnten.
Hinter der eilften (oder zwölften) Vase folgte eine Darstellung Demeters, wie sie auf
dem Schlangenwagen dahinfährt nach links, eine brennende Fackel in der Rechten vor-
streckend, eine andere in der Linken haltend, in leidenschaftlicher Bewegung vorgebeugt
und mit dem rechten Fuss auf den kleinen Wagen tretend. Gleicherweise weit ausschrei-
tend eilt vor dem Wagen auf dem Boden übernatür-
lich gross und mit geflissentlicher Deutlichkeit ausge-
führte Gersten- oder Weizenähren, die mit kurzem Halm
wie eben dem Boden entsprossen erscheinen, eine stark
vorgeneigte und sich umwendende Gestalt daher. Wegen
der Tracht — auch die Chlamys hat sie zum Chiton — we-
gen des kurzen krausen Haares und Unbärtigkeit dachte
ich an Hermes, obgleich ich den Stab in der Linken nicht
deutlich sah. Die auf dem eingebogenen rechten Arm-
liegende Masse schien mir die Chlamys. Dass es Hades wäre, der ja öfter die geraubte Kora
ähnlich über den Arm geworfen trägt, schien mir ausgeschlossen. Dann ist es aber so gut
wie gewiss, dass auf einer folgenden Tafel der Räuber mit der Tochter dargestellt war, mag
nun Beaufort, wenn er unter den hier gesehenen Darstellungen ausdrücklich „the rape of
Proserpina " nennt, ungenau von unserer oder, was doch wahrscheinlicher, genau von einer
anderen, eben der vorausgesetzten, Platte gesprochen haben.
Beaufort erwähnt auch noch Diana und Endymion, durchaus wahrscheinlich, da ja
alle Hauptgötter wenigstens einmal und vorzugsweise in Liebesbegegnung dargestellt zu
sein scheinen. Zu einer ähnlichen Darstellung gehörte wohl auch ein kleines unfern der nörd-
lichen Nische gefundenes Fragment : das Mittelstück einer nackten Frau nach rechts stehend,
aber vielleicht mit dem Oberkörper nach links sich umwendend, wo ein mir unverständlicher
Gegenstand (Unterende einer Schwertscheide?) noch in ziemlich scharfem Relief erhalten war.
Die fehlenden Darstellungen wird man nicht errathen wollen, aber Zeus und die übrigen
Hauptgötter in ähnlichen Scenen dargestellt voraussetzen dürfen.
Fig. 104. Relief vom Nympheum.
■ Vergl. die Münzen von Side, die schon vom Ausgang des sechsten Jahrhunderts an das Bild Athenas zeigen.
Imhoof-Blumer, Zeitschr. f. Numism. III, S. 329 ff. Benndorf, Das Cultbild der Athena Nike, Taf. I. Head,
Hist. num., S. 587.
— 143 —
Beaufort erwähnt auch noch einer Kriegerstatue und einer überlebensgrossen Frauen-
statue, von denen ich nichts mehr gefunden habe. Aber noch mehr Statuen müssen schon
früher verschwunden sein, denn ein so gross angelegtes, so reich, wenn auch im Geschmack
später Zeit ausgeführtes Bauwerk wird zwischen den Säulen und auf den vorspringenden
Flügeln nicht statuarischen Schmuckes entbehrt haben, der für verwandte Bauten genügend
bezeugt ist.
Eine Inschrift habe ich unter den Ruinen vergebens gesucht, aber als ich eine Basis,
welche auf dem freien Platze innerhalb des grossen Thores gerade vor dem spitzen Winkel
der zwei Hallenstrassen lag, umdrehen Hess, fand ich darauf die Inschrift Nr. 107. Der
Mann, welcher in dieser Inschrift genannt wird und dessen Bild auf dieser Basis stand, war
auch schon in einer andern Basisinschrift zu Ehren seiner Frau (Nr. 107 d) gelesen.
Es ist nicht uninteressant, dass sich diese andere Inschrift der Kyreinia Patra in der öst-
lichen Hallenstrasse wiedergefunden hat. Bryonianos Lollianos hat in der neuen Inschrift
dieselben Titel, aber sein Bild hat, wenn ich richtig ergänze, die Phyle der Megalopoliten
errichtet. Phylen haben wir auch in Perge, Sillyon und Aspendos nachweisen können, von
einem Gott oder einem Vorsteher (Heros ?) benannt. Hier, wo die Basis auf einem so aus-
gezeichneten, also vermuthlich ihrem ursprünglichen Platze gefunden ist und dieser Platz so-
nach im Angesicht des grossen Thores sich befindet, wird man wohl nicht zweifeln können,
dass die Phyle der Megalopoliten von dem grossen Thore ihren Namen erhalten hat, zumal
im zweiten Verse des nachfolgenden, kaum jüngeren Epigramms die Leiter des (grossen)
Thores gewiss nichts Anderes sind als die dichterisch umschriebenen Vorsteher der Phyle,
welche das grosse Thor hiess.
Wichtiger noch ist das Epigramm wegen seiner Beziehung zu dem eben vorher be-
schriebenen Wasserbau ausserhalb des Thores. Uebersetzt lauten diese Verse etwa :
Nahe beim Tempel der Nymphen, da Hessen errichten dein Bildniss
Stifter! die Häupter des Thores, welches das grosse genannt,
Freuend dich hier an den Strömen des himmelentsprungenen Flusses.
Denn hochherzigen Sinnes erbautest auf eigene Kosten
Du von den Quellen daher unermesslichen Fluss.
Die letzten Verse besagen genau genommen (öXxoc gleich ä'(io'(6z genommen' und ä::etp£3ioc
von der Länge der Leitung verstanden), dass Lollianos die grosse Wasserleitung von Side
aus den Bergen her gebaut. Aber dieses grossartige Werk muss älter sein und ist augen-
scheinlich ursprünglich gar nicht für das Nympheum berechnet gewesen. Lollianos muss die
Leitung zum Nympheum gebaut haben, und da diese nur eine Abzweigung von jener grossen
Hauptleitung ist, auch das Nympheum von seiner Leitung nicht zu trennen ist, darf man viel-
leicht Leitung und Nympheum demselben Manne zuschreiben. Und wenn ein Verehrer seiner
Gattin unter die Ehreninschrift ihrer Basis £üt6)^£i Ilr^Y^^^ schrieb, so war dies wohl weniger
' Vergl. Malalas, S. 278 von Hadrian er5(r,C£ Se xai to ßXü^Iov öBwp rr,^ Xe^ojisv»;^ Xof 3|Axvva{ w,y^; 5i' iXxsü e^tsvai
xarix.x-w6ai st; aÜTÖv tcv t^; •ktjY^; bhvh-i cv tu OiarptStu ts ex tsü vaoJ sjtsv üSwp ev Sta^Sjisi; -/eCipurei sivte u. s. w.
— 144 —
ihr ständiger Beiname, der als solcher gewiss mit dem üblichen 7J t/xx in die Inschrift selbst
eingesetzt wäre, als ein improvisirter. Pegasis ist der Name einer Nymphe, und dass dieser
Name nicht bei Hesiod, sondern in Quintus Posthomerica 3, 301 vorkommt, macht es
nur wahrscheinlicher, dass die Gattin des Mannes, welcher das Nympheion erbaut oder es
wenigstens mit Wasser versehen hatte, damit als Nymphe gefeiert werden sollte: ein Wort
statt eines Gedichtes, wie es dem Manne gewidmet wurde.
Nympheum, denn hiervon ist der virjoc Nu{ircd(ov, der Nymphentempel, wie in der in
vorhergehender Anmerkung ausgeschriebenen Stelle des Malalas, offenbar nur eine Um-
schreibung. Wir hätten hier also ein Nympheum sozusagen mit Namensbeischrift. Dies
sidetische „Nympheum" hat aber zugleich so auffallende Uebereinstimmung der Form mit
einem zeitnahen Prachtbau Roms, dem Septizonium des Severus, dass man auch dieses für
ein Nympheum zu erklären und zum Vergleich heranzuziehen berechtigt ist.' Auch dieses ein
blosser Facjadenbau, eine kolossale Decorationswand mit zwei vorspringenden Flügeln mit
drei grossen Nischen, mit drei Säulenstellungen übereinander, mit engen, im Innern entlang
führenden Gängen^ mit Statuenschmuck und auf dem capitolinischen Stadtplan nicht undeut-
licher Grenze des Bassins vorne. Zwei andere bis jetzt bekannte Septizonien, ein zweites
römisches und eines in Lambaesis in Afrika, verbinden sogar bezeugtermassen Septizonium
und Nympheum. In Lambaesis nennt die ältere Inschrift der grande et belle fontaine das
Septizonium, die jüngere das Nymphaei opus,^ bei dem zweiten römischen fügte der Kaiser
Marius ambitiosi operis nymphaeum hinzu nach Ammianus 15, 7, 3. Scheint es hier nöthig,
Septizonium, ein Name, dessen Bedeutung noch dunkel, von der Decorationswand, dem
Scheinpalast, zu verstehen, Nympheum von dem Bassin, dem Lacus, so ist doch nicht
zweifelhaft, dass das Bassin wohl nachträglich vergrössert und verschönert werden konnte,
aber doch schon von Anfang an dabei sein musste, und zweitens, dass jeder der beiden Nanren
Septizonium und noch mehr Nympheum das Ganze bedeuten konnte, sowohl die Fa9ade
wie das Bassin davor, mit dem Unterschiede, dass Nympheum allgemeiner jeden Brunnenbau,
Septizonium nur die prunkvollste Ausgestaltung desselben bezeichnet.
Es ist nicht dieses Ortes, auszuführen, wie sich die Entwicklung des Nympheums von
einfacher Nymphengrotte zu solchen Scheinpalästen vollzogen, wie in Griechenland schon das
sechste Jahrhundert v. Chr. die Gabe der Nymphen aus gesäulten Fa^aden, mochten sie nun
mehr gedehnt Portiken oder kürzer Tempelchen gleichen, niederrinhen sah, wie daneben aus
der natürlichen Grotte sich die künsthch gewölbte Nische entwickelt und beide Formen, ver-
bunden mit mehrfacher Wiederholung in der Breite und Höhe, zuletzt die Septizonien ergaben.
Auch das kann hier nur angedeutet werden, dass die namentlich in Aspendos auffallende
Verwandtschaft der grossen Nympheumsfa^aden mit Theaterskenen eine Einwirkung sowohl
der nachgeahmten Palastfa9ade des Theaters als der wirklichen ahnen lässt, eine Einwirkung,
' S. H. Jordan, Forma urbis Romae, S. 37. Chr. Hülsen, Das Septizonium des Septimius Severus. Den
Versuch, ein astronomisches Observatorium daraus zu machen, kann man auf sich beruhen lassen. Der Gedanke
an einen Wasserthurm kam dem Richtigen ja schon beträchtlich näher. Vergl. Römische Mittheilungen 1887, S. 295.
' S. Hülsen, Das Septizonium des Septimius Severus, S. 14 und 20.
^ C. J. L. VIII, 2657 die ältere, 2658 die jüngere Inschrift.
— 145 —
die in Antiochia am Orontes mit Händen zu greifen scheint. Hier hatte das grosse Theater
über der Mittelthür' ein Nympheum, in welches Trajan, sei es, dass er dies Nympheum schon
vorgefunden oder erst angelegt, die Tyche von Antiochia mit dem Flussgott zu ihren Füssen
eingestellt. In derselben Stadt dann oder genauer in dem nahen Daphne unter Hadrian' ein
ösatpov (6catpt5iov) zm tct^yäv, wie Malalas sagt, oder wie er auch sagt, vao; tö)V rrrf(öiy oder
vaöc r(MV Nu|i.(p(i)V, letzteres also ganz wie in Side. Kann man zweifeln, dass hier das Bassin,
gerundet auf einer Seite wie beim Nympheum Alexandri Severi in Rom,' oder wie gewiss
bei einem andern Nympheum Antiochias, welches man das aiYIA0iro£i5sc nannte, das „sigma-
förmige" von der späten Form des Buchstabens C, sich der Orchestra eines Theaters ver-
glich, mochte man in weiterem Phantasiespiel bei den springenden, wirbelnden Wassern an
Nymphenreigen denken oder nicht? Wie hinter der Orchestra die palastartige Skene sich
erhob, so hinter dem Wasserbassin das Haus, der Tempel der Nymphen, aus dem die Göttinnen
heraussprangen; selbst die fünf Wasserpforten dieses Nympheums von Antiochia mögen den
fünf Thüren einer Theaterskene gleichgesetzt werden. Endlich, wie im Theater, die schauens-
frohe Menge um das Wasserrund des Nympheentheaters stehend oder sitzend, denn Sitze
werden bei Nympheen so oft erwähnt, dass wir sie z. B. auch in Side wie in Antiochia am
Bassin voraussetzen dürfen. Nur an freien Plätzen haben solche Wasserschlösser Sinn, besser
noch zugleich einer grossen Strasse zugekehrt, schon von Weitem die Blicke der Heran-
kommenden auf sich ziehend. So lag das Septizonium des Septimius Severus an einem freien
Platze, auch das von Marcus Aurelius vergrösserte , sowie das noch theilweise erhaltene
Nympheum Alexandri Severi und die kleinen Nachbildungen berühmter Muster in Kremna,
Sagalassos, Aspendos, Perge, so endlich auch das Nympheum von Side; die meisten von
ihnen, schwerlich zufällig, möglichst der Sonne zugekehrt gegen Süden. So in Aspendo?,
Kremna, Sagalassos gegen Süden, in Side gegen Südwesten, in Perge gegen Osten; nur
vielleicht in Selge gegen Norden. Besonders nahe zu dem Nympheion von Side stellt sich
auch, in Bezug auf seine Lage, das Trinymphon von Antiochia, gebaut oder, wie O. Müller
meinte, hergestellt unter Gaius Caesar, beschrieben von Libanius,* dass man an das
Nympheion von Side oder eher noch an ein römisches Septizonium denken muss, obgleich
es Nympheion genannt wird. Himmelhoch (oupavopuQxsc), durch den Glanz der verschie-
denen Steine (Marmorarten) und die Farben seiner Säulen, den Schimmer der Malerei (Mo-
saik?) und den Reichthum der Wasser, alle Augen auf sich ziehend, kehrte es seine Front —
der Name Trinymphon legt es nahe, sie durch drei Nischen gegliedert zu denken — nach
Süden, wie es scheint, von wo eine der Hauptstrassen der neueren Stadt gerade darauf zu-
führte.
' Malalas, S. 270 Nieb.; O. Müller, De antiquitatibus Antiochenis I, c. 28.
' Malalas, S. 278 Nieb. Hier ist O. Müller's Erklärung II, 9 nicht anzunehmen. Das srflAorrosiJi; bei Ma-
lalas, S. 302 Nieb. und O. Müller II, 10.
3 Piranesi, Del castel'o dell'acqua Giulia, gibt das heut sichtbare Rund nicht, auch Reber, Ruinen Roms*,
S. 483 nicht. Vergl. Donaldson, Architectura numismatica, S. 270, Nr. LXX.
+ Libanios im Antiochikos S. 339 R. Dass das Trinymphon bei Malalas S. 244 davon nicht verschieden
sein möge, hat O.'Müller, Ant. Antioch. II, S. 22 ausgesprochen.
19
— 146 —
Den freien Platz zwischen dem grossen Thor von Side und dem Nympheion sieht man,
wo er nicht von Trümmern bedeckt ist, gepflastert. Schien es mir, dass das Pflaster nicht
die Richtung auf das Thor nähme, so ist vielleicht, falls ich mich nicht getäuscht habe, anzu-
nehmen, dass eine Fortsetzung der Strasse, die ja nicht gerade auf das Thor zukommen
konnte, sondern jedenfalls ein Stück an der Mauer entlang gehen musste, auch weiter an der
Mauer aussen herum lief. Ob hier Gräber sich finden, weiss ich nicht zu sagen. Das Terrain
ausserhalb der Stadtmauer abzusuchen, hat die Zeit ganz und gar gefehlt.
mm0m
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JU^CU'
Fig. 105. Von der Ruine des Nymphenm.
— 147 —
Fig. 106. Zuschauerraum des Theaters zu Side.
Wie sich in Side unserer Aufnahme der Bauwerke mehr als an anderen Punkten Pam-
phyliens Hindernisse allgemeiner und persönlicher Natur entgegenstellten, ist oben erwähnt
worden. Während einerseits ein ganz ungewöhnlich massiges, kaum zu beseitigendes Pflanzen-
dickicht Alles überwuchert und die Arbeiten erschwert, zwangen uns andererseits üble Ge-
sundheitsverhältnisse, den Aufenthalt an diesem Platze in unvorhergesehener Weise abzu-
kürzen. Diesen Umständen ist es zuzuschreiben, wenn ich nur von den beiden grossartigsten
aufrechtstehenden Bauwerken, dem Theater und dem Nympheum, und auch von diesen nur
unvollkommene Abbildungen und Beschreibungen mitzutheilen im Stande bin.
Die Ruine des Theaters besteht aus dem ziemlich wohlerhaltenen Zuschauergebäude
und einem gewaltigen Haufen übereinandergestürzter Werkstücke, unter welchem die stehen-
gebliebenen Theile des Bühnenhauses fast ganz versteckt liegen.
Das Theater unterscheidet sich von den übrigen bekannten Schauspielhäusern Klein-
asiens dadurch, dass der Zuschauerraum nicht an einem Bergabhange liegt, sondern einen auf
fast ebenem Boden errichteten freistehenden Stockwerkbau bildet von einst mehr als 20 M.
Höhe. Nur die Orchestra mit einem Theile der Sitzreihen liegt tiefer als das Terrain, welches
den Bau umgibt. Der Grundriss des Zuschauerraumes bildet nach unseren Messungen ein
Kreisstück von 11870 M. äusserem Durchmesser;' wir zählten in demselben 48 Sitzreihen,
welche durch den Gürtelgang A (Diazoma, Fig. 107) in zwei Abtheilungen zerlegt sind;
' Beaufort (Karamania) gibt den Durchmesser an auf 409 englische Fuss = 124'66 M.
19*
148
die untere Rangordnung enthält 26, die
obere 22 Sitzreihen, dazu kommt noch
eine Reihe freistehender Bänke mit
Rücklehnen, welche auf dem Diazoma
aufgestellt waren. Das Profil der Sitz-
stufen zeigt Fig. 108.
Die Zahl der in die Sitzstufen
eingeschnittenen radialen Treppen be-
trägt in der oberen Abtheilung 24; in
der unteren zählten wir 10 nicht ganz
regelmässig eingetheilte Treppen; die
Breite derselben beträgt 0*65 M.
Die Orchestra liegt 7 — 8 M. tiefer
als die Umgebung des Theaters. Die
ursprüngliche Grösse derselben ist aus
dem Grunde nicht zu bestimmen, weil
Fig. 107. Schnitte durch den Zuschauerraum des Theaters.
• 0,62
%i^
jetzt eine niedere Mauer (H) von 2 M. Dicke den Raum der Orchestra umgibt und wahr-
scheinlich die untersten Stufen verdeckt; das durch die jetzt sichtbare unterste Sitzreihe
m^m77i^MM^}^7?ys>!^ gebildete Kreisstück hat einen Durchmesser von 18 M.
SIDn ^. Während also die Orchestra und ein Theil der unteren
Rangordnung in den Boden eingesenkt sind, liegt der
Gürtelgang 3 — 4 M. höher als die Umgebung des Zu-
schauerraumes, und die obere Rangordnung erhebt sich
mit ihren Unterwölbungen frei über dem Boden.
Gleichwie bei anderen in der Ebene als Freibauten
errichteten römischen Theatern umziehen auch hier zwei
übereinanderliegende gewölbte Gänge aussen den Zu-
schauerraum; der untere (D), aus 22, Bogen bestehend, ist ringsum erhalten, der andere
mitsammt den darauf lagernden letzten Sitzstufen ist vollständig zerstört. Ein innerer Rund-
gang £ umschliesst das Diazoma und ist jetzt ganz offen gegen dasselbe, vermuthlich war
Fig. 108. Profil der Sitzstufen.
— 149 —
er durch eine Wand mit Thüren geschlossen ; diese Verkleidungswand fehlt jetzt und mit ihr
der oberhalb derselben vorhanden gewesene zweite schmälere Gürtelgang, so dass die erste
Fig. 109. Aeusserer Bogengang im Theater zu Side.
Sitzstufe der oberen Ordnung zum Theil in der Luft schwebt. Das Diazoma war demnach
auch schmäler, als es jetzt erscheint. (Vergleiche die Theater von Perge und Aspendos.)
Die Volksmenge, welche rings um das Theater herbeiströmte und den äusseren Gang
betrat, gelangte von da durch die im Plane mit B bezeichneten Eingänge zu dem inneren
Gange und auf das wenig höher liegende Diazoma, um von hier aus aufwärts und abwärts
— ISO
steigend die Sitzplätze zu erreichen. Es war demnach hier für den Verkehr der Zuschauer
weit besser gesorgt als in allen jenen Theatern, welche, an einen Abhang gelehnt, den Zu-
gang nur an wenigen Punkten gestatten. Von dem inneren Gange aus erstieg man auch auf
schmalen, in dem Mauerwerk der Pfeiler angebrachten Treppen fCJ den oberen Aussengang,
welcher indessen mit dem Zuschauerräume in keiner Verbindung stand.
In der Zeichnung des Querschnittes vom Zuschauerräume (Fig. 107) ist ersichtlich ge-
macht, dass in der oberen Abtheilung die letzten Sitzreihen fehlen. Ich nehme an, dass diese
Abtheilung 25 Sitzstufen zählte, es bleibt alsdann noch eine Breite von 6 M. frei für einen
oberen Umgang und für die äussere Abschlussmauer. Auf diesen 25 Sitzreihen fanden
7750 Personen Platz, die Sitzbreite zu 0*50 M. gerechnet; auf den mindestens 27 Reihen der
unteren Rangordnung aber — die jetzt fehlenden Bänke auf dem
Diazoma eingerechnet — sassen 4500 Menschen, in der Orchestra
endlich gegen 1000; das Theater fasste also mehr als 13.000 Per-
sonen.
Der freistehende Bau des Zuschauerraumes mit seinen Ge-
wölben ist aus Brecciaquadern errichtet. Die Anordnung des noch
bestehenden äusseren Rundganges mit seinen starken Pfeilern,
über deren rohen Kämpfergesimsen halbkreisförmige Tonnen-
gewölbe mit Stichkappen ansetzen, veranschaulicht Fig. log.
Die hohen und weiten Eingänge zum Innern des Theaters waren
gesperrt durch Einbauten, welche unterhalb des Kämpfergesimses
mit einem Gebälke, das wahrscheinlich von Holz war, horizontal
abschlössen; man sieht in den Laibungsflächen die Stellen, wo
dieses Balkenwerk in den Stein eingriff (Fig. 109 und Fig. i 10
bei A).
Nicht jedem der 23 Bogen des äusseren Rundganges ent-
spricht ein Eingang in das Innere. Es blieben zwischen diesen
Eingängen Gewölbekammern F zur Benützung als Magazine oder
Verkaufsläden verwendbar.
Ziemlich ungewiss blieben wir über die Form des Bühnen-
hauses und den Anschluss derselben an den Zuschauerraum ; einer
gründlicheren Aufnahme des Theaters und besonders dieser Theile desselben müsste die voll-
ständige Beseitigung des Waldes von Lorbeer und Schlingpflanzen vorausgehen, welche
das gewaltige Bauwerk einhüllt und demselben von Ferne das Aussehen einer Akropole mit
bewachsenen Abhängen verleiht.
Am nördlichen Ende des Bühnenhauses fanden wir eine Exhedra (G), bestehend in einer
kreisförmigen Nische und hinter derselben herumführendem concentrischen Gänge von 4*60 M.
Breite. In diesem Umgange befinden sich längs der Wand Stützen für eine fortlaufende Sitz-
bank, und davor ist, etwa einen Meter von der Wand entfernt, in den Steinfussboden eine
offene Rinne eingearbeitet. Die Aussenseite und den Querschnitt dieser Exhedra zeigt die
Fig. III.
Fig.
— 151 —
Vermuthlich bestand am südlichen Ende des Bühnenhauses dieselbe Vorrichtung, denn
die Anlage der Säulenhallen, welche mit dem Gebäude in Verbindung standen, lassen eine
symmetrische Anordnung voraussetzen. Unter den Trümmern dieser Halle, welche auf dem
Plane der Stadt eingezeichnet ist, fand ich granitene Säulenschäfte von 0*65 M. Durchmesser,
ferner korinthische Capitelle und attische Basen.
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Fig. III. Exhedra am nördlichen Ende des Bühnenhauses.
Das Nympheum, welches sich ausserhalb der Stadtmauern, dem ösüichen Hauptthore
gerade gegenüber, befindet, nahm unter den Prachtbauten, mit welchen die spätere Kaiserzeit
Side schmückte, ohne Zweifel einen hervorragenden Platz ein. Ein reiner Zierbau von be-
deutenden Abmessungen, ist dieses Gebäude als Nympheum
durch unzweideutige Vorrichtungen für fliessendes Wasser
gekennzeichnet. Er besteht im Wesentlichen aus einer hohen
Abschlusswand mit drei Nischen und einem vor denselben be-
findlichen Teiche. Die Längenausdehnung der Wand beträgt
50-20 M., die Dicke der Mauer 4-20 M., der Durchmesser der
halbkreisförmigen Nischen 6'30 M., die Länge der Wand-
flächen zwischen den Nischen je 9*65 M., diejenige an den En-
den rund 6 M. Der Höhe nach ist von diesem Bauwerke gerade
so viel erhalten, um die Form der Nischenwölbungen erkennen
zu lassen. Der Schmuck der dem Stadtthore zugewendeten
Vorderseite, soweit sich derselbe nachweisen lässt, bestand in
einer Säulenordnung, deren Gebälk in der Höhe der Gewölb-
ansätze längs der ganzen Mauer und innerhalb der Nischen
hinläuft. Den Querschnitt dieses Gebälkes gibt Fig. 112.
Die Säulen standen auf einem gemeinsamen, weit vor-
springenden niederen Sockel, welcher die Einfassung des
Teiches bildet; sie waren derart vertheilt, dass je sechs Säulen,
gemeinsam das fortlaufende Gebälk tragend, vor der Mauer zwischen den Nischen standen;
vier aber, ebenso angeordnet, an den Enden des Bauwerkes, und zwar einen Meter von der
Mauer entfernt. Zwei in den Nischen stehende Säulen aber waren dicht an die Wand gerückt
Fig. 1 1 3. Gebtlk roin Njrmpheum in Side.
— 152 —
und über denselben das Gebälk verkröpft; diese ganze Anordnung ist aus den Resten deutlich
erkennbar, denn die Architrave, welche von der Wand zu jeder einzelnen Säule hinüberreichten,
stecken noch in der Mauer, während die parallel zur Wand von Säule zu Säule gelegten
Gebälkstücke ebenso wie die Säulen, welche sie stützten, fehlen; an einigen Stellen liegen
auch noch die Deckplatten mit eingetieften Cassetten am Ort, welche die einzelnen Felder
zwischen den Steinbalken ausfüllten. (Siehe auch Fig. 105.)
In unserer Abbildung Tafel XXX ist auf der linken Seite die Säulenordnung ergänzt, auf
der rechten annähernd dem jetzigen Zustande entsprechend gezeichnet. Den Erhaltungs-
zustand im Einzelnen veranschaulicht die auf Tafel XXXI wiedergegebene Zeichnung einer
der Nischen; die Mauern und Gewölbe bestehen aus Brecciaquadern und hatten offenbar
eine Verkleidung von Marmor. Von Marmor ist das Gebälk, sowie die breiten Wasserausgüsse,
welche sich zu dreien in jeder Nische befinden.
Wie im Grundrisse zu sehen ist, münden die zwei seitlichen Ausgüsse einer jeden Nische
in kleinen Kammern, welche in dem Mauerwerke ausgespart sind. Aehnliche Kammern
befinden sich auch in den oberen Theilen der Mauern, und es sind diese letzteren unter-
einander durch schmale Gänge verbunden und mit Fensteröffnungen versehen, deren zwei
am südlichen Ende, wo die Mauer noch höher hinaufreicht, sich erhalten haben. Die archi-
tektonische Durchbildung der Wand oberhalb der Säulenstellung ist ganz fraglich; wir konnten
keinerlei Anhaltspunkte für eine Wiederherstellung gewinnen.
Einen wichtigen Bestandtheil des Nympheums bildet der längs der ganzen Mauer sich
erstreckende Teich, welchen im Einzelnen zu untersuchen uns nicht vergönnt war ; die Breite
desselben beträgt etwa 8 M. Der Wasserspiegel reichte, wie die Linie der Randeinfassung,
auf welcher die Säulen standen, erkennen lässt, in die Nischen hinein. (Vergleiche oben
Petersen's eingehende Beschreibung des Bauwerkes.)
Inschriften.
LJie nachfolgenden Inschriften sind zum grössten Theile bisher nicht veröffentlicht. Wie
viele davon G. Hirschfeld abgeschrieben hatte, weiss ich nicht, da (vergl. S. 6) seine nicht
veröffentlichten Abschriften sich verloren haben. Einige mit Seh. und St. bezeichnete verdanke
ich R. V. Schneider und Fr. Studniczka, welche sie 1882 in Adalia copirten (siehe S. 6). Die-
jenigen Inschriften, welche ich nur vollständiger als Andere vor mir gelesen habe, sind in Mi-
nuskeln gegeben, neue oder bessere Lesung durch Majuskel hervorgehoben. Sonst habe ich
die früher veröffentlichten in Anmerkungen je zu den nächstverwandten aufgeführt, solche, auf
deren Text in diesem Werke zu verweisen war, wohl auch ausgeschrieben. Facsimiles, von mir
nach Papierabdrücken angefertigt und zinkographisch reproducirt, habe ich nur dann gegeben,
wenn der Schriftcharakter von Belang war. Von oft gebrauchten Abkürzungen bedeuten :
CIG das Corpus inscriptionum graecarum
CIL das Corpus inscriptionum latinarum
LW Le Bas-Waddington, Inscriptions (Bd. III, Asie mineure)
BCH das Bulletin de correspondance hell^nique.
A 1 1 a I e i a.
„Nahe dem Boden des Schanzgrabens links vom Hadriansthor verkehrt eingemauert;
1. circa 066 M., h. oSo M." St(udniczka) und Sch(neider).
////////// NAYTO glatt
////////////// A Z E B A :^
/////////////H-eiiMANr^
///////////// AHMOI
? KXoüStoJv ouTO-
xpätopja 2£ßa[(i-
T3V r] e [p] |xavi-
' i^ BCH VIT, S. 258, I, lateinisch: Kaiser Claudius mit vollerer Titulatur; Strassenbessening betreffend.
Claudius wohl auch in der folgenden Inschrift.
SO
— 154
2.
Zwischen dem runden Thurm A- und dem nächsten gegen Osten verkehrt eingemauertes
Epistyl, etwa r5o M. 1.:
o] E B A Z T il I [y] E [p] M [a] N I [x] Sl I
Etwas weiter östlich eingemauert ein Fragment von anderer Form:
■»
N K A II
D YAN ..
4-'
Das Hadriansthor sah schon Beaufort im Jahre 1812 „walled up" und über dem Gebälk,
welches auf den vier Säulen lag: „on their entablature are some large stones with inscriptions,
which are now misplaced and inverted, but they appear to have belonged originally to a com-
plete course along the whole front". Die Abschrift des von ihm mit dem Fernglase gelesenen
Fragments wird controlirt durch die unabhängigen Copien von Falkener (Annali d. Inst. i852,
S. 193, II) und die genauere von Borrel bei LW iSSg bis. Nach der übereinstimmenden
Zeilentheilung — nur hat Beaufort die letzte Zeile, vermuthlich der Länge wegen, gebrochen —
war die über mehrere Steine weglaufende Inschrift dreizeilig, etwa neunmal so lang als hoch,
ein Verhältniss, welches kaum verstattet, sie' über die ganze Breite des Dreibogenthores aus-
gedehnt zu denken. Selbst in Buchstaben von gleicher Grösse wie die folgende (5) würde
diese Inschrift nur eine Länge von etwa 5 M. haben.
' 4" CIG 4339^, S. 1157; LW 1359: Basis einer Statue des Hadrian, circa i'20 M. h., 0*70 M. br., in
einen Thurm der Ostmauer verbaut. Z. 5 ist uiwviv deutlich.
4"^ CIG 4340 und S. II 57; LW 1360: lulia Sankta weiht ein Bild der Paulina, Schwester des Kaisers
Hadrian, vergl. S. 13. Ein lulios Sanktos in Sagalassos BCH XI, S. 221, 16.
/\P CIG 4340Ä, S. 1159: Dieselbe lulia Sankta erbaut einen Thurm, vergl. S. 11.
4<* BCH X, S. i55, 2: Basis des Antoninos Pius.
4' Ebd. VII, S. 205, 6: Basis des Petronios Phirmos.
4*^ Ebd. S. 263, 5: Basis des Kalp. Diodoros. Die erste ganz, wie die zweite halb zerstörte Zeile sind
aber nach Abschriften von St. und Seh. vielmehr zu lesen :
['H ßsuAYj xat 6 S^jj.0? eT£i'ii.r,jev]
äpyJlEPia [t](J5[v SJsßaarüv KAt xtX.
48 Ebd. X, S. 148, i: Basis des M. Gavios Gallikos.
4'' Ebd. IX, S. 436, nahe dem S. 16 beschriebenen Sarkophag: Basis des P. Ail. Brutt[ios] Lukianos.
Z. 5 rEr[ovsTa]?
4' Ebd. III, S. 345, 27: Fragment.
4'' Ebd. S. 346, 29: Weihung an den Sozon, vergl. S. 16.
4' Ebd. S. 346, 28 : Weihung an Herakles.
4" Ebd. VII, S. 260: Bestimmung einer Panegyris.
4" (Barth) Hirschfeld I, zu S.716; Kaibel, Hermes X, S. 193 und Epigrammata graeca, S.454: Orakel-
inschrift, deren berichtigte Lesungen im II. Bande zu einem vollständigeren Exemplare aus Termessos
mitgetheilt werden sollen.
— '55 —
Die auch bei Dürr, Die Reisen des Kaisers Hadrian, S. 121, i3o abgedruckte Inschrift
wird hier nur wegen der Beziehung zu 5 wiederholt :
AuToxpaTopt Kaf9]ap(, Ssou TpatocvoO (lapO'.xoü ulü, [Öesü NEpo6a uuimi,
TpaVavü 'ASpiovw 2eßa]aT<i), 'OXu|xic{(i), äp)^t[ep]eT (xsy''"'^» 2ll*«PZ'*'i? [t^ouaia^ tö . .,
üxaTW 19 [y', ::aTpt zaTpfSo?], awrijpc t^? oivwuixävr;; 1^ ßsoXi) xal [i 2ii|M<.
5-
Jedesfalls von der vorigen verschieden ist die zur Zeit Beaufort's und Borrel's nicht
sichtbare, erst kurz vor dem Jahre 1882 (vergl. Ramsay, BCH VII, S. 258) beim Abbruch einer
türkischen Vormauer zum Vorschein gekommene Inschrift von vergoldeten Bronzebuchstaben,
welche in einer Zeile auf der oberen Fascia des Gebälks über allen drei Bögen des Hadrians-
thores hinlief Die Buchstaben zerstreuten sich bald. Im Jahre i885 wurden auf unsere Nach-
frage im Schutte des abgebrannten Konaks von den beistehend abgebildeten Buchstaben
10
1 1
12
r^
L^
i3
n r?
Kig. 106.
die Nummern 2, 3, 9, 10, 11, 12 wieder aufgegraben und uns gezeigt. Von ihnen sind jetzt
2 in Berlin, 9 in Wien. Von den übrigen, welche- Niemann aufgespürt hat, sind i (dreimal),
4, 6, 7, 1 3, auch 3, 8, 9 in Oxford, Ashmolean Museum, 3, 5, 8 in Berlin und Wien in Privatbesitz.
Ein Wort, -das erste der Inschrift, setzt sich daraus zum grösseren Theile zusammen. Wichtiger ist
- 156 -
die Copie, welche Col. Stuart von einem Theile der Inschrift — wie es scheint, vor Freilegung
der ganzen — angefertigt, und welche A. Evans die Güte hatte Neubauer, und dieser wieder
H. Schenkl mitzutheilen. Dieselbe gibt:
AYTOKPATOPlKAIIAPITPAIANCjaANAPIANCJÜ'
und ihre Treue wird durch die ungewöhnliche, namentlich auch von der anderen Inschrift des-
selben Thores (4) abweichende Form des CD verbürgt. Ueberdies gab mir der Gouverneur von
Adalia, Turchan Bey, im Jahre 1885 dieselben vier Worte als Anfang der Bronzeinschrift an.
Endlich liegt der Architrav, welcher die Inschrift trug, mit Ausnahme des mittelsten der neun
Steinbalken, labe, IIa (b) c, III a b c, noch an seinem Platze und bewahrt wenigstens die
Krampenlöcher, in welchen die Buchstaben mittelst der an ihrer Hinterseite angebrachten
Zapfen — und bei einigen der erhaltenen Buchstaben, Fig. 106, 2, 3, 5, 6, 8, 9, kann, man die
Krampen selbst vergleichen — in Bleiverguss befestigt waren. Eine Skizze dieser Löcher, die
ich von unten her gemacht, ist selbstverständlich in den Formen, Lagen und Abständen nicht
so genau, wie zu wünschen wäre, aber die vorhandenen Photographien haben für die unten-
stehende Wiedergabe doch nur geringe Berichtigungen geliefert. In das erste Drittel dieser
Zeichnung fügte sich, mit Ergänzung von zwei Buchstabenlöchern, die ich übersprungen hatte
(6 und 7 von links: PA), jenes von Stuart abgeschriebene Stück der Inschrift ohne allen Zwang,
so dass man erkennt, wie dieselben Buchstaben meistens, aber nicht immer (wie auch die Form
nicht immer gleich ist), die Krampen an gleicher Stelle hatten. Dass die Buchstaben, welche
l)l!UiiUli>^iiOiiuiOiOiiUiiL«;i(UiiUiiUiiUiiUii\JHiiiUiiUiiO'i'Jiil'iiU'
n
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b
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Fig. 107.
ich in die vorstehende Skizze mit Einschiebung der beiden übersprungenen eingezeichnet habe,
vorn gedrängter, hinten weitläufiger stehen, ist natürlich nur durch meine mangelhafte Schätzung
der Abstände verursacht. Leider sind die Krampenlöcher in IIa und III nicht so scharf er-
halten wie z. B. in IIb, wo gar kein Zweifel bleibt.
Die Uebereinstimmung mit der oberen, nur in der Titulatur vollständigeren, Inschrift im
Anfang treibt zu dem Versuch, auch den Rest derselben, wenn auch zusammengezogen, in II
und III anzubringen. Aber macht schon SEßacrw, was zu Anfang von II kaum gefehlt haben
kann, Schwierigkeit, so hat mir im Folgenden keine zu den Krampenlöchern passende Combi-
nation gelingen wollen. Auch YnATO) TO r, was mir anfangs auf II c möglich schien, ist es
nicht, und am Anfang von III will weder nATPlRATPlAOI noch ZCüTHPI u. s. w. passen.
' Das N an siebentletzter Stelle ist offenbar Schreibfehler. Derselbe Fehler findet sich in einer Abschrift,
welche ohne Angabe des Monuments ein Grieche von Adalia im Jahre 1882 zugleich mit Copien von 4, 4^, 4"^
an R. V. Schneider gab, und dieser mir überliess.
— 157 —
Hier sind namentlich die Einschnitte, welche für die zu langen Hasten der Buchstaben im
oberen Leisten gemacht und meist in der Photographie völlig deutlich sind, für Wahl oder
Ausschluss von Buchstaben bestimmend. Stand -aber auf II c, wie mir nach der gerade hier
weniger vieldeutigen Stellung der Krampenlöcher allein möglich scheint, T] HP AT PI AI, dann
wäre auch dies Prachtthor, wie der Thurm nebenan und wie die meisten Bauten dieses Landes
(siehe S. 12 f.), ein Werk privater Liberalität und privaten Ehrgeizes, aber dann hat auch die
Ergänzung im Folgenden, wo der Name des Stifters zu erwarten ist, noch weiteren Spielraum.
Eine Erklärung der Doppelinschrift ist S. 12 versucht.
In der Stadtmauer gegen SO. CIG 4340/^- S. ii58f. LW i362f
P0Y<|)ONNEANIANKOZMIilil..NIIPjaNKAIENA...NKOIMIONKAIZ A///
ONKAIIil<|)PONAEnAP
X O N T E X N E I T il N Y I O N
TAIOYAI Kl N N I 0 Y (j) A A M
MAEHAPXOYTEXNEI
TilNKAIIEPEillAIABIOY
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lANTAKAAillAPETHIENEKA
TOAAnANHMAEnOlHIATO
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10
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}> A A M M///TO Y n 0 A E/////
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XO Y ZHIANTAKAAill
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TOAAnANHMAEnOlHIATO
OnATHPMNHMHIXAPIN
'Poüfov vsavi'av y.safAi- [ll]ä)[As]v[V!']v . pwv •/[«]! £vB[c5o]v, xöciJiicv xal eü)[if-
ov %.w. awfpova, f::ai^-
yo'i Tc/^vetTÖJV, uibv
Yoao'j Atxtvvi'su •^Aa|Jl-
[jia ezip/o'j xe/vii-
Twv xal lipib); Sta ß(ou
Alb? Tpo-at5Ü)rou, ^i,-
Qocna xaXw?, apSTij; Ivsy.x.
vs Sa-ävr;pia eso'.riiaTS
6 zaTT.p |J.v(;|Ar,; -/aptv.
pov«, ezapjrov tsj^vst-
t]üv, uVsv Fafou Atx'.v[viou
<l>AafAfjia, TcO
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Ts/vsttüv xat kpstoj
ätä ßi'o'j Ats; Tps-OKOÜ-
/oy, ll^iCavra -/.aXö)?,
ipETf^; ivsxa.
t; 2axa'/Y;|Jia ess:i^,!;«TO
c ::ar»;p |xviriiXT,; -/äpiv.
In der Nähe des aus der Stadt in den Kasemenhof führenden Thores, auf der obersten
Fascia eines Marmorarchitravs. Sehr grosse Buchstaben:
O Y . T I T I
An Titus oder Antoninus Pius zu denken widerräth das I (?) am Ende, soviel ich sehe
auch das OY vor dem Punkt. Man könnte einen von Aspendos (Nr. 64*c) bekannten Namen er-
gänzen: .\üirretxaT]cu TiTt[vv(av5J].
158
Br. circa rgo M., h. o-6o M. Abschrift von Studniczka.
M NAli/ /vi II L
A I rbPA IJINKAinAIAilNKAI Afil
lOeETHIANTATOYIMErAAOYI
OYIArilNAITilNIEBAZ glatt
. . . *,'u]ixvaci[apyiii3avTa xal vewv
. . . x]ai -Yipatöiv xal zaiSwv xai «yw-
i£p]ou? drfwva? twv Seßau-
-^J_orKAlENAO:iiII / 5 «(uv xsafAio)]? xal IvBo^üx;
-FNEKA^^''^ eüepYeotix?] ?V£xa.
Die vioi, in der folgenden Inschrift (9) erhalten, sind in 4/ fälschlich eingesetzt.
Dicht am Boden in einer Ecke der Stadtmauer links vom Hadriansthor. CIG 4340^», S. 1 157;
LW 1364; Revisionen von Seh. und St. und eigene.
KAIIIEQH xa; RAIAuv, £zapxov m-[ipai
BpcTCOVvix^i;, xsi'^'o'PX'^ AEyIQ[vs? ts'
'AzoXXcvapia;, iTrap^ov bCkt^^ rgp[ÜTr;?
AapBavwv, sicap/ov e©vou; SpsM .
rENOYI (juvxXrjTixoY, siXov xat 1^1
nONr£v6|X£vov TQNZEBAITQN
TKPEnEPHIOZ(})PONTQNTONEA[uT3J
RATEPA
10.
Auf einem freien Platz. Unterer Theil einer Basis, oben mit fünf Vertiefungen zur Ein-
zapfung des oberen Blockes. H. 089 M. mit Fuss, br. ohne das Profil 069 M. Ramsay
nach Abschrift von Wilson im BCH VII, S. 265, 7. Abschriften von St. und Seh. und eigene.
vwv HZ. ßsu-
X£UTr,v T, lcPAKAiA/\M(-pi) KAIENAOZ[o;
S vewxöps? llepYafwv 'itöX[is
TÖv täiov xpoTciTr/V avT: xöiv
euepviciüv i^|i.£i(j/«T3 Z twv
IIaA • Xb.PniOYIV\KAI A[oaxopiä[ou
Dass ein oder gar zwei so grosse Steine von Perge nach Adalia gebracht wären, wie
Ramsay meint, ist nicht wahrscheinlich und wird sowohl durch die Art, wie Perge genannt
wird, als auch dadurch, dass der Geehrte ihr Patron heisst, widerrathen. Alles nach if;|j.e(6aT0
ist in kleinerer Schrift und Mehreres davon unsicher.
— 159 —
II.'
Quader h. oSy M., 1. r5i M., davon links o*6i M. beschrieben.
KOMHC
eoAoei
c
12.
Hoch in der Mauer, westlich vom Thor II aussen. Auf der Leiter copiert. Vers 2 — 4 imd
10 — 14 und sonst Einzelnes nach C. Wilson's Abschrift von Ramsay veröffentlicht im BCH
VII, S. 266, 9.
AemPoNoiAiiATiiKiiisexri mehoc
ujcoiATeKHOicnAciToicrnHKOOic
OnArrAAHHOCerceBHCAYTOKPATUJP
A60UHCYHYICJÜT(JürAYKeiKCJ0HCTAHTIHCJÜ
KAinAHTAnPATTCII|ICYMnAeüÜCIilOYMEHOC
|CTHCAnAHT(JÜH<|>POHTICAICU)TI I TIAC
KAlTHHAeCCÜZCJHTHH<t'IAOXPICTOHnOAIH
CO<}>a)CKATa)XYP(0CeT6IX6IAEYTEPÜJ
A€IKHYCeAYTHCAAAAAOHAC<j>AACCTePAH
eXePOOHTenACHCMHXAHHCAHOOTEPAH
KAIXeiPM€HHMOHAPXOCePrOYnPOCTATIC
a)CKAIXOPHrOCTCJÜHKAACJÜHKAlA€CnOTIC
€Y<|>HM10CAeT0YKPAT0YCMYCT0rPA<t>0C
eePMcucYnoYProüHeY't'YHcenicTATHC
Vergl. die folgende Inschrift und S. 8.
'Aet Kfovcia [':]aT[p]tx[^] «-/[pr.JiAevs?
ü)? eTa Tex,vo'.; zäff'. tot? üwiixö&i;,
c ::aYYaX*)vs; th<jt},r,(; oirtoxpäTup
As(i)v CUV \>\ü> TW ■f'f^xniv, Kuvuravthu),
%(xi r.drtx i:p«tTT[eiv] cuixzaOö»; [f,Y]oü(X£vs^
(!)]; TT,? ÄsctvTuv ^povt(c[a]'. c(OT[-r;p]{a;,
xat vf,^is ca>![aiv ttjv ifiXö/piircsv rsXiv
e7e(pü)i; jtortwjrüptoas Tei'/ii SevtEpu,
Ssavj; eauT^? (xäXXsv ä5faX[£]jT£pav
eyOpwv Te zdarfi lAiJXafij; övoiTepar/.
Kai yjilp (Asv 1^ |jiövap)ro; fpYOu «psarara;
Eüipr,jjit5(; Ss to5 xpätou; ixuotOYpa^;
6sp|j.ü; üzcupYüJv eüifuf,; eztsTarr,?.
13-
a (Zeile i — 4) beim Hadriansthor, Ramsay nach Abschrift von C. Wilson, BCH VII,
S. 262; b (Zeile 5 ff.) bei einem Thor, CIG 8743 nach Bailie und Falkener, Annali i852, S. 194,
auch bei LW 1370. Die Abschrift eines Griechen (G) gibt bei vielen Fehlern doch in Vers 8
und IG Annehmbares. Davis, Anatolica, S. 21 3 bietet den Theil rechts in umgekehrter Zeilen-
folge.
a 'Etou; -|- suxS
'A[e]l [sjpovoia tüv ooqpwv ßao-.Xswv
KwvcJtovTivou Zw»;? xe tüv xava^äöuv
? 4>(i>y.ä{ ä]Y«v öaunaorb; sv ir:paT/,Y»jciv
' II» CIG 8652; LW 1369; Davis, Anatolica, S. 214; BCH VII, S. 261, 3 betrifft Erneuerung des Thor-
pflasters (im Hadriansthor), wie öfters KXay.uTS; bei Byzantinern „gepflastert" bedeutet. Incrustation hat das Thor,
soweit zu, sehen, nie gehabt. Von Vermauerung des Tbores, wie Hirschfeld I, S. 71 5 dachte, kann der Ausdruck
nicht verstanden werden, auch nicht wegen ävsvcwOijv.
— i6o —
b 5 (rijfisxzo ao^Stq tt;v [ipiXi/ptaToiv TciXtv
■te'!x]£t SeuTSpü) xaÜTTjv [eu] öxuptioas,
naijüiv xöXswv 2et2a? äaipaXeTtspav.
PTaÜTirjv 8e •/.Jal dssiüxev x^'p"' K^pisu
ei; Sö^av Xptoroj xal >iaü/_r,ixa 'P(i);j.[a((i)v
10 w_w otTj[v] Tiüv Suiasßtöv 'A[p]a[ß](i)v.
'Aiuav Se icX-rjpsT sxouS^ to epvsv [tsSi
g^X'^'O""]"^ **• [TSTpajxaTSVxiSi
S'.-Xyj SexaBt ouv xai TstäpTw -/povw
;vS. [S]
Ueber den inneren Zusammenhang von a und b siehe S. 9 f. Aeusserlich wird die
Zusammengehörigkeit bewiesen durch den geraden Abschnitt von a unten und b oben, sowie
durch gleiches Mass des links am Zeilenanfang — von Zeile 8 an stehen je zwei Verse in einer
Zeile — Fehlenden. Auch b ist in zwei Stücke gebrochen, ein linkes und ein rechtes, die aber
zuletzt lückenlos zusammenschliessen.
Zeile 9 XPIITOY G, aufgelöst, sonst XY. Zeile 11 TOAE in G wohl Interpolation.
Zeile 12 ETIEKATO scheint verlesen für"ETPAKAT, allerdings eine Fehlbildung, wie vielleicht
Zeile 4 für urpaTKjYÖ'S'-v.
14.
Oestlich vom Kasernenthurm in der Südwestmauer aussen, in der Höhe, mühsam zu lesen.
Geschätzte Höhe 070 AI., Breite o'5o M.
ACTO lAECeAl lAM nPAl ATTAAAie.^ N 'Aorol .... Xo[ji7:pat (?) 'ATtaXateuv
YnGPCTe<|>ANOYAPOYnAPI OY6YKA66 C üxep Stefävou Spou[YY]ap''o'J evniXss«; •
AnPI3AOMOION6PrOMOXeOIC<|>PO NTICI äTCpi? S' 6;j.oTov ep^sixö/öot; (ppsvTiai
CeGNAPONTONONTOÜCAnTONKAITGPniGC o6evapbv töv ovtw? ....
TOlONTAXP.IAIZANTOCGYXGCeAlOnCDC 5 towv Toxwff« i;[ü)]-/To; eüxesOat otm<;
AMAPTHMATCJÜNAYTON EYP A C 0 A I AYC I N ä,u.apT7)[ji.aT(j)v aÜTSV supacöat Xüatv
KAIKATAAlKHCGK't'YrGINAKJüNIOY %a\ jcaraSixT)? exipuYsTv aiwvisu
/////ffiONCJÜAGGPONTOlOArHPTIC e
6TOYCY SYIH ±Z etsu; + suir, + [s]
Wegen Vers 3 und 5 scheint auch diese mir unverständliche Inschrift auf einen Bau zu
gehen. Einen SpoxcYapw; (vergl. z. B. CIG 8690: ßaatXt-cs; (TtpaxYjYi; *5<"t SpsjY"captsc) Stephanos des
Jahres 6718 = 908 kann ich nicht nachweisen.
15-
Grosser Kalksteinquader, umgekehrt in der Stadtmauer verbaut, 1. r83 M., h. o'65 M. Die
Inschrift steht links o-yS M., rechts o'26 M. von der Kante ab.
YrEIAMYKQNOZZQIAEAYTHIK AI 'X-^dix Mixtovo? IJöaa iauT^ xat
rATlilBAliXIKQiiOANAPlAYTHI ra[u]{[o)]i B«[x]xaü [tu] ävSpl aÜTTJ?
KAITOIITEKNOIIAYTHI %a\ zolc, Texvot? aitf,«;.
— i6i —
i6.
In der Stadtmauer umgekehrt vermauert, 1. circa 125 M., h. circa o'35 M.
nPOKAOITEIMArENOYIEAYTOJ UpixXs? Tei|xaY^vou? 4«utw
KAirYNAIKIKAITOlIEZAYTOY x«i fuvaixi xal toi? 4§ oütoü
AIAAOXOIZ 8ia8ixot«.
17.'
Links nahe dem Hadriansthor. Oben Profil. Br. 040 — 066 M., h. 0-82 M. Sehr grosse Buch-
staben. (Seh. und St.)
JYPNIOIAC KaXTO]6j5vio? A6[vyO(:
E A Y TP. I K A I I ioanü) xat . . .
HITYNAIKIAY T]r) -^«ixt a6[TO5.
18.
In der Stadtmauer. CIG 4340 rf, S. 11 58; LW 1367.
Aouxi? Ilaxüivt; ZTOK[evoTi-
ij'.v xax£Gxeüaa£[v Jourw wet] -rij 5uNß((j) |iou
xat toI? t^xvwv ^[xvo!? x]at toi? azeXeuOä-
psi; MOYEIAETIZ l[T£p]ov ^rtüjxa ezißiXr;,
5 AilZEIIITOYIArOMENOYinENTAETIPIKOYZ
(sie) ATilNEI X ,«9'
19.
In der Ostmauer. Rarasay nach Abschrift C. Wilson's BCH VII, S. 266, 8 ohne die
erste Zeile.
A[ü]P[r;]A[i]OIAPTEMQNOI . EINA . . . XOY<f)Y . YIOZ
eaircü x«t "rij •f^'^exl oeüroü AcüXa, rr, xal
Pouyiva • |j.£Ta Se xriv tsXsuitjv HMilN suru
(xsvou TO'j 'eXwSYjiyöpou, It£-
5 pw 8s (Ai)S£vi e^ö"' s^^*' xtQ|xa ^tnßoXe • im
ii Tt? emßaXi, 8(011 tö ^(cxcd H J^'.
Zeile 2 ist also AsüXa, wofür Ramsay Asjxva vorschlug beizubehalten. Zeile 5 ist KrtßiXXw
wie (TtsXXw flectirt, mit Beibehaltung des a.
' 17» BCH III, S. 346, 30: Zotikos, Tertylla, Elpis, Abranthis.
17'» CIG 4341 und S. iiSg; LW 1365: Seilianos, Nano.
17*^ BCH X, S. 156, 4: Severa, Karpos, Deiphilos, Attalis.
17«* Ebenda X, S. 157, wo zu Anfang von A zu lesen ist:
\ E N C A - E K ///// ? -Ev [0] a [8] s x[eiTa'.
T<})AAEOZMOAE T. <l>X[aß]to? MiS£[5T9<:.
81
l62 —
20.
In der Stadtmauer gegen Osten oben. CIG 43400, S. 11 58; LW i368.
Aüp.ANNA x«! A nay.xilv'.si; A N C [aoB6|xr,3av
eauToi? xepi'ßoXov xal XcVo[Tä^tov ev w
cops; xpoxovvYj 1 1 (a n ~ 1 1 1 L, [ßoiXotiai 5e
KAMETHNANNAN [iv oürij evxYiSeuÖTJvat,
5 KAIENOIKIZOMAIHVMO .. YrATEPAM[ou, äSeXsr.v
AEMOYAPTEMEIIIANKAITONANAPA [aü-rij?
AOYKINKAIKEl[Xt]ANONKAIANOH . . .
Die Ergänzungen der rechts abgeschnittenen Inschrift sind natürlich auch anders möglich.
Zeile 5 scheint an "Wohnen im Peribolos zur Beaufsichtigung des Grabes gedacht werden zu
müssen, wie bei einer Inschrift von Myra, Reisen in Lykien und Karlen II, S. 36, Nr. 56. Zeile 3
ist das Mass wohl 8 1/2 Fuss; Zeile 5 lVIr,v56=av?
21.
Ebenda. L. i-3o M., h. oSo M.
MOYMMIAIOYNIAZA
I . EAYTH KAIKAAY
AlillAAEZANAPIIKAI
MOYMMIillPO
TENOMENilAN . .
AYTHIKAIMOYMMIA
KAAAl I Ol H MON . 11
Mcu|j.|j.ta 'louvia J^iä-
G[a] kxjvfi x«! Kaou-
5{<j) 'AXs^övBpü) xal
Meun|i(w 'Po['jow Tö»
•Ycve|j.£vtü äv[Spl
oOt^i; xat Mounixia
KaX/v[[v]ö[vT;] (A5v[o]t;.
22.
In einem Thurme der Südseite auf einem langen Quader oben in der Mitte. (Auch Seh.
und St.)
rAlOIOITEIAlOZEP Tdioq 'OsziCtMi; 'Ep-
MHI . . NEAYTilKAl ixij; pwjv eaurü xai
TYNAIKIKAITEKNOIZ yjvatxt xai Tsxvot;.
23.
An einem Thürsturz, welcher gegen Osten in die Stadtmauer verbaut ist, 1. circa rSo M.,
h. o-3o M. CIG 4340=^, S. ii58; LW i366. Vergl. CIG 4341 und S. iiSg; LW i365.
?
M . KAAn . M .Ypb;] i. I I ? BEIII AI I|l [tsüto to rjpjil
cTov i^wv xaTsoxtüaaev eou-w xai toT? loioi?
aÜTOu dteeXeuöspoi?
Zeile I Saßsiviovs; oder SspßetXiavs?.
— i63 —
24.
In der Stadtmauer weit links vom Hadriansthore verkehrt eingemauert. Die Inschrift nimmt
das Viertel oben rechts einer 107 M. breiten, oSg M. hohen Quaderseite ein. (Seh. und St.)
AYP. NElRlIAHIEAYT-
KAITHrYNAIKlAYTOYAl
PHAIArAMIKHKAlTOlI
TEKNOIZ
Aüp . Ne . . aiSr;; Ei3tu['Ri>
xal Tfj fuvatxl oyToO AJf
pYjXia Famx^ %a.\ toi;
lixvot?.
25-
In einem Thurme an der Südseite verbaut, 1. circa 120 M.
y2rTOAEKENOTA(})IONTOIZIAIOIXMO
^HIAZeAlAQZ
26.
et TW ft9X(i> xtX.
Verscheuerter Stein in der Treppe eines Hauses verbaut. H. 078 M., br. 021 M.
EPOZ Ali
YnEYGY
EC HZON
5 OIZKATAA
AI EreoAZ
27.
Im Hofe der grossen Moschee als Pflasterstein benützt. H. o53 M., br. o"67 M. (Seh.
und St.)
' +eeBOHeHTON AOUCOU^
AI\€ONTZ.li
cxonawC»"
xc
28.
In einer Hausecke vermauertes Marmorfragroent. (Seh. und St.)
TüWlj
mm
«1»
— 164 —
P e r g e.
29.
Auf einem Friedhof im Südwesten der Stadt zu einem türkischen Grabe verwendet, zwei
Stücke einer Basis: A h. o-8o M., o-53 und 0-54 M. br. und d., B h. o'685 M., o"55 und o'56 M.
br. und d., oben gebrochen, unten hinter Zeile 4 unbeschrieben. Erwähnt von Hirschfeld,
I, S. 722, 2.
TAZHA P.TAITP. HOMOIP. Hn
N-aNTAI i ArAGHITYXHIAEAOX©^
ETH H H 1 0A1TE ETTITTAI IT01I"FPc[
rErPAMMEHOlIITAllAHBOMOY
KAITETllV\HieAIXPYIiIIITE<t>A
N-IIAPIITE 1-11 KAI EII«ONlXAAKH|
HHKAIANAITA0HMAlEHT,ailEP-",|
THI APTE M lAOIK ATATON ETI <}./^
NEZTATOHTOTrOHKAIE"mrPA4>HHA|
ETriTHIBAIEP.IOAHMOZOTTEP
TAUaNETIMHIE ZTAIIAN BOKIOY
XPYIiIIZTE<|>AHiIII<AIEII<OHlXAA
KHirENOMEHONitATATrOAlHiTPATH
rON ^^ C AHMOIETIMHIE
TOAEYTEPOHITAIIAHBOKIOY
TAIIYTTOrErPAMMENAIITIMAII
rYMNAIIAPXHIANTA
EAO^ZETTEPrAlilHTHIBOYAhKAITCi
AHMillETrEIITAIIAIBOKlOYANHPKl/
AOIKAIArAeOIZHAilTHIYTTAPXil/
T.n.Hl<AAAIITiINENTETAIIAOITrAI5
AlIlcAAillANEITPAMMEHOIKAI
TOlIAAAOlZTTASlHAPlITATrOAlTEY
NOIAIATEAEIKATAZTAGEIZAEKAir
EIAPXOIHrHZATOTOYrYMNAIlCj
IONT-aiKAITHITiINE<t>HBiIHKAI|
IP.<|>POIYNHITrpOEITHiIIBEAT/
AI<OAOY0OHEAYTOHE/
N-O-IAEIillEAYTO"!
B
BAETTOHiEIlOHAuüi
TTPETTOYIAZATroNEMONTATIM/]
|OIZAPIITOIZITrEYAilIlNE<}>AMIA\
HEI0AlTOIITOIOYTOIITilNAHAP\
vwvrat I AfaÖf, tu/if), tzlc-/ßix[i
ez7;vr,c6a{ t£ Iz'; zäst xot^ rps-
'(s.-{poL\/.<j.viii- Z^aciav Bsy.isj
vtp äptSTctci) y.at eixövi y.a/vxfj,
■}]•/ /,«; ävaaTaÖrjvat iv tw ispw
■rij; 'ApTSH'.Bs; xara tcv eztoa-
vsoTOTCv Tczov •/.«( ei;tYpa?r,va [t
10 £■::; -r^i; ßäcEw; »'0 S^|j.j? ö üsp-
■j'atuv £t(;ji.y;c£ Staciav Bs/.{s'j
Xpucö) (Tresav« y.al eiv-iv. /aX-
Y5V. « 'O S^ixs; iTiiJ.r,Cc
15 TS SsjTspcv Staiiav Bsy.bj
Tat? ÜTCY£Ypa|j.|j.ivat; -ti^-aT;
YJji.va(jtapxr,:avTa'
"E5s;i FlspYaiwv t») ßsu/.f, y.at ^[ä)
Sr,;j.u)' 'Ezcl S^aifa; Boy.icu, (rvY;p v.[ix-
20 Xc5 y.a; aYaÖbi;, l^v)"/.o)Tr,; Gzap/_(i)[v
Tüiv /.aXXisTWV, Iv Tc Tat; AstzaT; [ap^r-
aT; xaXiü; ävcGTpap.iJ.gvo; xa: [ev(?)
TsT; ÄXot; zästv äp;iTa zoXiTeu [sjas-
vcc StaTcXsü, y.aTacraÖcl; Se xai Y['>'|^va-
25 ciapyoq rjYvicaTo xou YU|*vasi5[u xpe-
zJivTto; y.a: ty;; -röiv syi^ßuv x«: [vewv
cwipocrjvr,; zpoEm; ü; ßeX':[Kr:cv
äy.iXc'JÖjv sa'JTbv £
V [0] ; <i;''(o: sxjtjj . . .
B
ßXs7:5v[':]c!; [t]!v [S^jacv Ta;
zpizojsa; äziv£|j.:v":a T!;j.ä[;
-joii äpicTctc c-cJswitv £sä[.;.'.X[X6i
Yi]v£56at TsT; xsici-si; TtÖv äväp[wv.
Auf der reichlich hohen und schlanken Basis (einer Büste? oben ein vertieftes Quadrat)
standen mit Ueberschriften versehen (Zeile 14 f.) die Ehrungen des Stasias, von denen das
Ende der ersten und Anfang der zweiten Zuerkennung, sowie ein A zu Anfang entsprechender
Schlusstheil (B) erhalten ist. S. 49 ist die Vermuthung geäussert, dass diese Inschrift von
einem Ehrendenkmal im Gymnasium herstammt.
- i65 -
30. ■
Am Canal der Hauptstrasse, unfern G im Plane, Epistyle oben mit Leisten A 1. o.S5 M.,
BCD zusammen 1. 190 M., h. o36 M. A und ein Theil von B im CIG 4342 f, S. 1160; LW
1371a; BCD ohne A im BCH X, S. i58, 6.
AB CD
'0 SiJiAS? [i] IlepYfltfwv Tiߣ[ptov] KXoWiiv Kalaapa Zsßasriv rartipa xanpiioi
S. 41 ist vermuthet, dass diese Epistyle zu dem Triumphbogen hinter F gehört haben.
31-
In der langen Halle etwas südöstlich von der Kreuzung. Epistyl, oben mit Kyma und
Leisten, 1. r39 M., h, 0-40 M.
T]OYAAMnPOTAT[ou
32.
Am Bau L im Plane, a auf dem Sturz der Mittelthüre, b c auf demjenigen der Fenster
links und rechts davon, d herabgefallen neben dem westlichen Seiteneingange. Schon abge-
druckt und ergänzt im CIL III, Supplementum Lyciae et Pamphvliae.
a rEBAZTQNr[spu)vi T . 'loüXio; Kopv]OYTOZK A I H TYN H A YTOY
KAI/[aÜTä)v ti T^xva xateaxeuauav] KAIANEeHKAN
b r] lOYAlOIKOPNO"» ptoi; «veönjxe xatatm] E Y A I A Z
C r] lOYAlOIKOPr [vouTO? ivlftrpiiv] KATAZKEYAIAI
d CLAVDIOCAESARIGERMANlico Augusto Neroni
CIVLIVSCORNVTVSCVMVXClre et liberis dedicavit
Die Zahl der fehlenden Buchstaben ist bei a und c nach dem Masse der erhaltenen
Buchstaben berechnet, d ist als Hälfte des Ganzen angenommen. Vergl. S. 43. Ein Nach-
komme dieses Cornutus erscheint in Nr. 35 als Agonothet der den Namen des Sophisten Varus
tragenden Agonen.
" Mit AB (ohne Tiße) als i sind vermischt neun andere Fragmente als 2 — 10 im CIG 4343 ( 3,
darnach mit versuchter Scheidung wiederholt LW 1371 b — Ar. Beide Bezeichnungen sind der folgenden Auf-
zählung 30'''= beigesetzt. Ausser 30* habe ich auch JO**"' nicht gesehen.
30' = 2 (CIG) b (LW) und 10, k habe ich nicht gefunden.
30'',= 4 — 7, d — g in den Ruinen des Grabbaues V vor dem Südthore, S. 49.
30 '^ = 3, 8, 9, c A I in der Ruine X im Südosten. S. 48.
30'^ CIG 4342*4, S. 1160; LW 1375. Fragment.
3o« CIG 4342*5, S. 1160; LW 1376. Fragment.
30' Annali dell' Inst. i852, S. 163; LW 1374. Fragment.
— r66 —
33-
Am Südrande der Akropolis, westlich vom Aufgang. Oben br. o-65 M. Theilweise im
CIG 4342.
^EATI-IIAPTEMIAOI
KAIAHMlOYPrONTOnE/
"TTONKAIAPXIEPEATINI
BAITP.NKAIIEPEAIEBA
TI-l5:OMONOIAI>TIBEPION
KAAYAlONAnOAAP.NlOYYl
ONKYPEINAAnOAAP.NION
EAAIBABIIN<J)IAOKAIIAPA
KAI(|>IAOnATPINYIONTI-lini
AEP.IEnAPXONrENOMENON
ENPP.MHTE . . E^ONAPN///
E PAI AM E NONTP//////////////////
NO0ET|IANTAT . . P-NAT///
P.N I E BAITP.NTPI///E//////////
ZANTAAP. EA|EIIPP.MHNKA//
KAT. . 0OIAMENON/////7////////
TAIAAITEMIAIT l-l//////////////
ANKAITP.AI-IMP.TA|MEriITA
|AIIYN(}>EPONTA|^|TETAIZ
KATAIXOYI^ lliEITCAE///
\linPOXPHi:EIIAONTy»AP
^PIP.NEIIArOPAIMONni///
PNnOAAAKlITEAONTA
^MlElinANAHMOYITC///
KATCIKOYIITHNnOAlNKAIT//
__IAH/M. \_INZENOIl///
riZKEYAIANTATETOBO////
AEYTWPION EKTP.N I A//////7////
'Isjpsa T»;? 'ApT£|xi5s;
•/.T. 2Yi(l.!SUpYSV TS Xs[n-
■jtJtsv, apy_i£p£2 tcov 2[e-
5 TT)«; "OiJisvoiai; Ttߣp'.o[v
KXofjStsv 'A'JToXXtüvtou u[l-
cv KupEsva 'A:;oAXa)V!OV
'EXa'.ßäß[r,]v fEAoxawapa
xat ^iXöiroTpiv, u'ibv tij; ^[s-
10 X£ti)i;, Ixapxsv vevsjxevov
SV Tw(i.r) T£ [y v] £ ['.Tw] V, dp[xt-
£paGäix£vsv Tp[!? xa! äYw-
vo6£-r [r,] aavta ^[p'.jüiv x^\ü-
v]wv 2£,SaJTÖiV, Tp[t? xp]£[aߣj-
'5 covia 5a)[p]£a[v] ei? P(i|jwjv x«p.
xaT[op]6[(o]!;a[AEV3v [Tii ÜEp-
Ya(a 'A [p] T£iJ,i2t ttj[v gto-
av xa; tw Zi,\i.ut Tä [ji.£Yt5Ta
x]a! cuv^EpovTa, [£vj t£ Tai;
20 xaTaoysiia!; c£ito[S£t-
a]t; KfoysY^sEti; Bivia äp-
vjupi'wv ei? ÖYopasijisv ä[u-
pö)]v, ■itoXXäxti; T£ SovTa
£i7:iaT]£'.; Tx;3r,ns'j; top;
25 xaT[o]!xs35i TY-jV KsXtv xat t[oT5
I'k] t?Y; [^«5'*'] '■' ^570!;, \i-
-t] sxs'jasavTa ti ts ß9[u-
XeUXI^P'SV £X TÖJV lS[ttüV.
Zu beachten ist der Wechsel in der Anreihung der Participia. Zeile 10 bis i5 ohne Con-
junction — nur äpx;£paaä[ji.£vov und äY<^'"Ö£'nj-avTa, als enger zusammengehörig, sind durch v.7.\ ver-
bunden — Zeile i5 — 18 mit xal, dann dreimal mit te. Zur SEßaarv) 'OiJiivota vergl. die Ssßarri) Nsixiq
4g-, Tj/ij lEßacjTÖv Athen. Mitth. X, S. 336, P^a Sißaatä CIG 25o8. Zu dem apycipaaajjiEvov tpl; xai
ävcovsOETi^ffavTa Tpiöv ävcövwv vergl. 4g', Zeile 3 äpxi£p£a twv Tpiüv KEVTaETY)pix(J)v iymta/, wo das Verhältniss
des Archiereus zu den grossen Agonen (vergl. BCH X, S. i5o) minder präcis ausgedrückt ist
als in unserer, wie es scheint älteren, Inschrift. Zeile 21 Tipsxpr,c£t; äpfjp'.wv auch in einer Inschrift
von Termessos (Bd. II). Praefecti fabrum, wie Zeile 11 in Attaleia 4 g' und 6; mit dem Zusatz
des Ortes, wie hier, in Inschriften von Benevent CIL IX, 1619 praef. fabr. Romae und von
Tibur CIL XIV, 3665 (vergl. Borghesi, Oeuvres V, S. 208) praefecto fabrum M. Silani M. f.
sexto Carthaginis. Zeile 26 ist auch xaTarxeuäaa'«a möglich.
— i67 —
34-
In einen späten Thurm der Ostmauer eingefügt, circa o65 M. h. und br., unten gebrochen.
IBOYAHKAIOAHMOI
THIIEPAIKAIAAMnPAI
KAIENAOZOYKAINE
P.KOPOYnEPfAI P. N
n O A E P- I
n> lOYAAlMIAlON
A K Y A A N
TONKPATIXTON
'H] ßsu/.f, xal c Iff^ioi
TT,? Upö? X«! /.a|x-pä;
yjx'. ev5i$ou xat ve-
(üx^ps'j nepYot'uv
[|. 'Ii6/.(tov) A'iaO.icv
•A)w).*v
T5V XpatTlSTOV
[f,Y5|ASva xtX]
35.
In geflicktem Thurme im Nordosten vermauert, h. circa 100 M., br. 070 M.
lOKAA
. . . \ I EilN ETE IM
AIEPEATP.NIE
mNAnoAEix©,;///
AEKAIATP. NO©E
T P. N M E r A A P. N . .
. PEIP.NnENTAETHP
ArP-NP-NTAlONIO .
KOPNOYTONBPYP.NE
Leer.
e-ä;|x[r,5£v
t;v] tepea tcöv 2£[ßa5-
Tüv, äzo?£c/.6[ivTa
Se xal aY<<)voOi['niv
Tö)v (xeYäXwv [0"j-
o]peia)v TrevrasTTip [tx,i5v
äYwvwv Fiiov 'Is[jXt5v
KofvoüTsv Bpu<ov[iavsv.
36.
Im Felde westlich von der Stadt. Höhe des oberen Profils 023 M., der Inschriftfläche
080 M.; der Fuss steckt in der Erde. Je weiter nach oben, desto schlechter erhalten, die zwei
obersten Zeilen zerstört.
AITPAIANP-IKAIZAPI
. . BAITP-TEPMANIKP.
. \KIKP.IKAIAPTEMIA1
. EPrAIAlKAITP.IAHMP-l
. nOAAP.NIOIB<}>YIEIAE
TPOKONAOYKAIXPYIP.
HTYNHAYTOYKAITATE
KNAAYTOYEKTP.NIA .
P.NANE0HKANKAI
K A0IEPP-IAN
10
[öesü Nsps'ia utü],
[aÜTox-pitopi Nepsä]-
ac Tpaiavö) Ka(cap[i
SsJßaiTü r£pnxyiy.ü)'
Aa]xiy.(I> %3,\ '.XpTS^sJ:
ri]£pYata X»! Ttö S^iiAW
'AJäsaXüxc; (Si?), fistt ik
TpoxsvSsu, xat X^'jsiit,
^ fi-tr, oÜToy, xj: ti ts-
Xva OWTSO £X TliV •!8[i-
«V ävi6r,xav xa'i
xaO:(:fa>:2'<.
— i68 —
37-
In einem Thurme der Ostmauer, circa o65 M. h. und br., unten und oben rechts gebrochen.
AYTOKPATOI^ A"jTS/paT5[p«
K A I Z A P A Kaijapa
MANTP-NION M. 'Avtuviov
rOPAIANON fspStovbv
lEMnPP-NIANON 5 SijAWpwvtavbv
PP.MANONA<|>Pl 'Pwixor/ov 'Aippt-
KANONr*^''"* xav6v, i:[ortepa
38.'
Im Kreuzungspunkte der Hallenstrassen. Basis h. no M., br. o-56 M., oben glatt.
AYTOKPATOPA AÜTOXpäiopa
K A I I A P A Kafcapa
M>ANTP. NION M. 'A>rrtiviov
rOPAIANON ropäia-Zsv
lEMHPP.NIANON 5 SsiAzpuv.avsv
. P-MANONA(})PI/// 'Pjwjjiavbv 'A?pt[x-
A N O N ¥ I O N avbv ulbv,
///¥ZEBHE¥T¥XH EJüaeßij Eütu/.t)
ZEBAZTONIP. TH/// Seßacrsv, Sut [ijpa
SHIOIKO¥MEN y 10 Tiis otxouiAev [r,;
HPEPOVIlAy ■^ Yspouaia.
Die Standbilder aller drei Gordiane Sy, 38, 38* werden während der Regierung des dritten
errichtet sein, und zwar, während dieser seit dem Jahre 242 n. Chr. in Asien war, um die
Perser zu bekriegen. Die Schrift ist allerdings nicht ganz gleich.
39-
In der Kirche R im Plane siehe S. 36. Runde Basis, mit Kopf und Fuss h. i M., 070 M.
im Durchmesser, oben mit Einsatzloch für Befestigung der Plinthe. CIG 4342 fr, S. 11 60; LW
iSyS; BCH X, S. iSg, 7 fast correct.
'lepetav -rij? icpoeStwoTj; -ri)?
uöXeti); i^,|ju3v Oe*; 'AptEixtSo; dsüXou
xat !sp£iav 'A9Y)vä[? St]a ßiou KX. Ilau-
X[e]Tv[av] 'Apt£(ji£ia(a [v, 9'j]YaTep[a KX.] AnE[X-
5 Xeiv[ou xat] OüXi:. ApTSixsi^ia? äp^tepswv
( \ KX. 'PsTstXios Oüäpo; l-apxo.s iTCKewv
eiXi)? a KoXwvüv xal A. KX. nPOniNKI-
ovb? 'A [z] eXXTvo? x-'^^l'^PX"?) '^^T- " (d- i- ß) Tpatoviji;
TTjv |xä|x|jiiriv Ol e•(•{0■^o^.
' 38* 01043426^, S. 1160; LW 1372: AÜTOxpiTopa I Kai'iapa I M. 'AvTiivtov I ropSta-/bv Eücsß^ EÜTuyi; | Ss-
ßafjrbv I luyzfjpa t^; o'.xoufJLSvr,; 1 1!; -(epouaia.
— 169 —
40.
Auf dem östlichen Friedhofe profilirtes Stück. Daran in der oberen Kehle, rechts o-o5 M.
frei lassend:
K A I <|) I A O n O [Xtv
41.
Gebälkstücke in dem nördlichen Anbau von L verbaut. Länge von a 1-45 M., b ro5 M.,
e i"64 M., Höhe 0-43 M. a und b bei Tr^maux.
a ITQNIYNKA0
INTQNA ]
'^^"1
3
e . .
EZ. .
Etwa: . . Töiv cuvx.a6 [tepwiia] vTWv [. . . -rii xJöXei . .
42.
Im zweiten Thurme der Ostmauer von Nordeij her. Br. circa 060 M., h. 0-40 M.
;}>YA H EPMOY
Phylen werden auch nach Menschen benannt, und Hermes ist nicht selten Personenname,
hier aber, da die Inschrift vollständig ist, natürlich der Gott.
43-
Im Stadion, in den Gewölben der Ostseite, von Norden her gezählt (vergl. S. 46):
a in 17 auf der Bosse und' dem unteren Rande eines Quaders der Hinterwand;
b ebenda an der rechten Seite;
c in 20 auf dem oberen Rande zweier Quadern;
d in 23 ähnlich;
e in 25 auf dem unteren Rande eines Quaders der drittobersten Lage. Auch ganz
rechts erscheinen noch undeutliche Reste;
/ in 26 auf dem von einem Rande umsäumten Quader in der drittobersten Lage der
Hinterwand. Eine dritte Zeile scheint ausgemeisselt;
g in 28 auf dem unteren Rande zweier Rusticaqu ädern der Hinterwand.
a i/i/i/mii/m\K\or
\ p r Y p o K 0/7////
c HPAKAIOYI ausgemeisselt.
d L imii LTPA ////;/ OYA P HNO \
e 1/111/ 'rrpl/ll/lrQ/ll/lHl/
g /,7T0YXPYC$/,;(zoTIKi
ArrYFQKo
TföY
/
0€0 <}) I AI
A N O Y ^
l/lli/ll:llllllli/l
— I70 —
44-
Oestlich vom Uebergang K über den Kanal der Hallenstrasse. Oben profilirtes Gebälk-
stück, 1. loo M., br. 044 M., auf dessen Unterseite:
. . VONHeZHCenOA€IKA€OCTICAd.
PM6.P6HNeNeHBeTOC4,
AAOCeKCMYPNHCn*.
— u ov i^d^vjas xsXst xXso? [s]!? Sa u — u
eixiva |xa] p[xap£r)v uu — uu — uu — u
— u^ (?) öQXXoi; i% SiJitjpvTj? xa v^ — uu — u
45-
An einer Basis h. i • 1 2 M. mit Kopf und Fuss. An der Westmauer, wo ungefähr die Strasse
abgeht, in einen Thurm verbaut. Schon abgedruckt im CIL Supplementum Lyciae et Pam-
phyliae 6739.
CIVLIVSPLO
CAMVS -VI
VOS- SIBI. ET
SVIS-
rAlOIlOYAlOI
nAOKAMOI
Z^NEAYTill
KAITOIII AlOlI
C . lulius Plo-
camus vi-
vos sibi et
suis.
rätos 'loüXts;
nXsxatto;
X2C Tol; Bisic.
46.
An einer nach Norden gehenden Mauer der Westseite, Architrav, 1. i-66 M., h. o"5o M.,
die Inschrift auf den beiden oberen Fascien eingegraben. Schon abgedruckt im CIL Supple-
mentum Lyciae et Pamphyliae 6740.
/SETSERGIATHEOPROPISVXORVIBll
peTIERINT • ETP ■ SERGIOCANDIDOETQVII I
47-
Ausser der Stadt eben vor dem Südende der langen Hallenstrasse bei einem Grabbaue.
Platte h. 0-65 M., br. 070 M., d. 0-20 M., nur unten und vielleicht rechts unten ohne Bruch-
y///lHNOI// OüoXou!ja]tYjv9(; . .
|\KYAAITC "ktiikox, TO . .
KAIATTlAnl xai 'AiTia II . .
D Y Z I I l-l N Ä I) OüoX]ouffsii()V(j)
YAIANKAIAY 5 xaTsaxeJüaiTär/ xat av)[TOt xoö'.epusav?
/.
48.
In demselben Thurm wo Nr. 42 eingemauert, nicht zu erreichen.
A E P- 1 K O A P- N E I A Z A///
ANAPEIAEYZEBHKAI
(j)IAOn ATPIZZP.N/"
E A Y T P. K A I
— 171 —
49-
Im verschütteten Pförtchen h' als Thürsturz über Kopf vermauert, 1. 2-!>4 M., h. o-56 M.,
mühsam zu lesen.
r- O . . . OZniAArAlOYAPlS^IA • EYTYXIAEAYTOII
KAITOIITEKNOIIKAITOIIEZAYTP.NTAAEKE
NOTA<j)IATOIIAnEAEY0EPOIIAYTßNKAITOIZEZAYTQN
r. O[üäp]0(; n(|7.]a [x]«[i] Oüap[e](a EÜTuyia iauzoi^
voräfta TsT? ä-eXeuOspoi? aürwv xat tot; e? «ütüv.
50.
An der südlichen Gräberstrasse, von einem Sarkophag die letzte ganze rechts der drei und
zwei halben Platten, welche eine Langseite bildeten, auf dem gemeinsamen Sockel aufgerichtet.
Die ganze Langseite war beschrieben, die erhaltene Platte ist h. o'go M., davon 007 M. oben,
0*28 M. unten unbeschrieben. Die Thür war, wie gewöhnlich (siehe S. 49) an einer Schmalseite.
KAI APTEMEIII A
. OYIEPM IIOYTO
. YnHKAlEYMHA-a
^ETASATOKAI 0 N
ICNgONnEPIBOAO^
-HANTEIONKATEI
IKPIMAIINEniTPO
PAITOY
xat 'ApTE|Aetff(a
1^ Yuvij, OuYCt'njp Je . . .]eu<; 'Ep[[xa](5u tb
|j.vr,H£iev xaiecxEÖasov eaurot; xat . . . .]i«rr, xat E'^pli'/aco
ETi^aio xa; wv-
S isv [t]cv TsptßoXov
ä]vifeTov xaTec-
xeuacev ]t xpt'ijiactv estTps-
panoü.
51-
Auf demselben Friedhofe wie 29, ebenso verwandt ; mit den Kopfleisten h 0-48 M.,
br. 067 M., d. 045 M., rechts gebrochen.
ANTirONHHANTirONOY
APTEMIAQPONAnOAAQ
TONEAYTHIANAPAKAI
ANTirONOIAPTEMIAQPOY
OYIOIAYTOYKATAAIA0HKIN
APTEM I AI
'A-/TIY5VT, r, 'A'/TCYSvw
'ApxsliiSwpev AxoXX(i)[v{ctJ
TSV ea'jtr,; ävSpa xat
'AvTiYsvi? 'ApTi|jiiJüpeu
6 ulb? aÜTSü xara ^ta6i',x[t;]v
ApT^IJitSt.
Das Denkmal, zu welchem dieser Stein gehörte, mag allerdings eher im Heiligthum der
Artemis als beim Grabe errichtet gewesen sein.
«•
172 —
52.
Im Dorfe Murtana auf dem türkischen Begräbnissplatze, ein Quader dem ein anderer
links entsprochen zu haben scheint. Rechts sind oSo M. nicht beschrieben; wie das unbe-
schriebene Mittelstück zu erklären, habe ich nicht notirt.
KENO|(})IONAIIO//7///
OYPEI AAAKAIKOYP
KAlKOYPKAAAlKAPnO
///KAITOIZTEKNOIIAYTOY
In Zeile i stand nicht TA nach KENO. Zu dem zweimaligen Koup, einmal gewiss Abkürzung,
vergl. die Namen von 64, oder war es Koipx'.o;?
53.
Aussen westlich am Nordwestbaue E im Plane. L. r25 M., h. 046 M. ohne den unteren
etwas vortretenden Rand.
DAANxto;
nöNEAYTQIKAITOlIIAlOlZ
AYPHAlOIArAnSMENOIITPATIQTHZ
YQMHZ . . ANOIMlAQNTOKENOTA(f)ION
5 KAITOIZEAYTOYEniZKEYAZAZZYNEIT
S i 1 1 y o n.
! 54.
An der rechten Thürleibung des Gebäudes c im Plane S. 64, vergl. S. 79 Fig. 60 E und F.
Dass dies Riegelloch erst nachträglich eingehauen sei mit Zerstörung eines Theiles der Inschrift,
scheint keineswegs gewiss. Hirschfeld, I, S. 726; Roehl, Inscriptiones Graecae antiquissimae
S. 141; Ramsay im Journal of hellenic studies, II, S. 223; Bezzenberger in Collitz, Samm-
lung griechischer Dialektinschriften, S. 367, wo man die vollständige Literatur findet. Vor dem
nebenstehenden Texte gebe ich die Lesungen, welche nach neuer Vergleichung des Papier-
abdruckes mit Bezzenberger's Text mir die richtigen scheinen.
Zeile I ZYA -F — KAI — MA/^E 2 AP oder AFIAtllOC — KAI, dann vor A nur Steinschaden,
AIKIA^ 3 nach der Lücke FIC — TYK — ?EAY wahrscheinlich — HA 4 liFAlA — TEFIIAI«
5 FETPlAnO — MH . . KA . . . . ? 6 O^AK — nOCABATIAPIIE/^AKAeiAA 7TIPE/^I loTYlKAI
II (EniHA scheint nicht möglich) i3 KAGE nicht H 14 FOlKYnOAlt möglich, am Ende AE?
i5 AlA/v 20 am Ende Al^( lll-/^ESA 22 für TETEA' ist nicht Platz 24 am Ende . OKAI
ziemlich sicher, darnach für AnEAAO nicht Raum 25 OAI || nicht A/ 26 || nur AlE ist
einigermassen sicher 27 || 0?E + ET?, fast alles ist unsicher 28 || EIPAVAI? 29 || A/^/A'4J,
davor kaum Platz 3o || 1 i^Xi. 32 <}) ? 34 l-E + E?l^ 35 OAPBAKAIT?
173 -
L ' ■ ' ' I,
-*•««
— 174 —
55-
Auf der Mauer am abgestürzten Zugang (S. 6g), Basis von Travertin, die Inschriftfläche
h. o-i8 M., br. o-58 M. Vorne, links und ein kleines Stück der anstossenden Hinterseite ist
oben und unten profilirt, rechts Stossfläche. Oben Standspuren, die des rechten Fusses vor, die
des linken etwas zurück und zur Seite.
Ueber das Zeichen des Anlautes siehe S. Sy, Anm. i, über die Namens- und Flexions-
formen unten hinter Nr. 97.
56.'
Basis nahe der vorigen, von gleichem Stein, mit gleichem Profil vorne und rechts.
Seitenlänge links 071 M., vorne o-63 M. Linke Seite glatt, also wohl Stossfläche, aber wegen
grösserer Höhe und älterer Schrift und Formen nicht zur vorigen gehörig. Oben nur die
Standspur des rechten Fusses nahe der vorderen linken Ecke erhalten.
C\
:n
SjÄpf'fviiÄOpr
4A AKEPvPOBr E-NOMA
MeY^AEt; 'ApTtp.i8spu
0£[JltCX.U
h x«t 0£|xiä; MevaXäc
Ueber Me^äAet; d. i. Mf^o:üir,c, die Flexionsformen und den Abfall der Schlussconsonanten
bei den letzten Worten siehe zu Nr. 97. 6s[j.icy.u<; d. i. öeiAtoxo? scheint gleich öemoro;, öeiitä; und
MsY*^«? aber, die Beinamen, aus dem eigenen und dem grossväterlichen entstandene Kose-
namen. Zu Zeile 4 vergl. S. 66.
57.'
Verbaut in der mittelalterlichen Absis, welche einem antiken Quaderbau am Ostend© der
Stadt eingebaut ist; br. 0-34 M.
E I M l-l I E N
EPEillAnOAAilNOl
TAAAEOYinAIAlI
DETHIENEKA
'0 S'>i|jiO(; £t] E£[jir,!iEv
. . . ulbv Ijepewi; 'AicäXXwvo?
.... MejYaXXsouc, Maat;
T£l(*al<; dp]£T^? £V£X«.
Ueber MsYa^^^Mu? siehe zu Nr. 97.
56" Felsinschrift CIG 4342 c; Bezzenberger Nr. 1268.
57" BCH X, S. 500, I : Ehrendecret des Stjsjlo? 0 StXXuctov, gefunden „ä i heure au sud-ouest du village,
(Kiesme) sur un escarpement couvert de ruines".
57'' Ebenda S. 501, 2: ein zweites, nur mit ö Srjuo? ohne den Namen, „une lieue" NW. vom Dorfe.
57^^ Ebenda S. 501, 3: Ehreninschrift für Septimius Severus vom MouXaoa£tov 6 Sf,no;, gefunden wo 57''.
— 175 —
58.
Marmorbasis am Eingange zum Vorhofe der kleinen Moschee {d im Plane). Die Inschrift-
seite war vermauert, ohne Kopf und Fuss h. 078 M., br. o-5o M. Die drei obersten Zeilen am
Kopfprofil.
YAl-IKAlOAl-MOIETEIt-HZE 'H ß9]uXT) xat 4 Jijixo; izily.r,at
MErAKAEAMETAKAEOVI Me-yacxÄsa Mifxuliotx;
(}>YIEIAnOAAQNIOYTPII yuasi 'AtoXXwviou Tpt?
MErAKAEOYIAH-1IOYProN<AI MsfaxXiou?, Sr.ixiwpvsv yuxl
rYr^AZIAPXoNEniAONTAAl 5 •fj)i'*ix<3loipy^ot extJivra 8i-
ATHIMHTPOir-VNOAQPAIEN ix^? ixrjTpö; MiivoJwpou; iv
TQETEITHZAI-rilOYPri AoIAY tö l«i -riji; SYipuoup^tJo« ou-
TOYAlANOMHIEKAITßlBoY Toü 8iavo|x^; Ixaarw ßsu-
AEYTI-IXK>rEPAlQiAEKAII^ Äeur^ (Srjvap-.a) x', vepaiw Je xjt e-
KAHIIAITHt AN AK lT-1- noAEITi 'o xXnjetaorij ivi (aijvoipta) itj', xoXsi'th
AEANAXBAr ^EY0EPOI I AEKAI 8e «vi (Jr/zäpia) ß', ä[re]X£u6dpoi; 8i xai
nAPOIKolIANA)<AETIEniAoNTAAI| xapoixots ivi (8r,väpta) a' • 2t'. ewSsvra 8t-
ATI-IIMHTPOIKAIEIZTPO<|)AinAIA2N i t^s |xi)Tps; xal ei« xpapäi; «xßwv
APrYPIOYnAI-ITlIKATEIKEYAIE • ip^upfco |iu(piä8a<;) X' • IJTi? xaisoxsü««
ToNTENAoNKAITAENTßlNAQIlEi 15 t:v te vabv xat Tä ev tu vaü U[pat,
TAT EAPTYPEATPIAAnOr^AKAIHl tixe öp^ipea tpi'a äw |xu(pt J8s?) [«'] xal (8T)vapiwv) ,a
KAITOTHITYXHIIEPONAKPEAE xai tö t^; Xüx»)« lepbv äxpsXe-
<j)ANTINONEniXPYIONIYNTOII ?awvov Ex(7.puaov ouv toü;
nAPEPnOIZTOlinEPITHVBAIINKA itapspYi'oi; toT; ■Kept xf,v ßactv xa[t
THMAPrvPEONTPArEZANKAITA 20 Tf,v äpYÜpesv Tpazeiiav xat xä
nAINGEIAKAITAIITOAI KAITON xX-vSsta xat xi? 5x0a? xat xbv
ANAPIANTA «vSptivxa,
nANTAElIM NHM-N K A I T E I M-N icävxa et? 1xvi^iat;v xat xetfxiiv
TOYYIOYAYTHI xo5 uioü aJxij?.
Diese Inschrift wie die folgenden bis 61, verfasst zu verschiedenen Zeiten, nach immer
neuen Spenden, ehren dieselbe Frau oder ihre Kinder. Die Spenden werden, wie die sie her-
vorrufenden Ehrenämter der Menodora oder ihrer Kinder in jeder neuen Inschrift um die neu
hinzugekommenen vermehrt aufgezählt. Anlass der ersten ist ihres Sohnes Megakles Demiurgis,
der zweiten die eigene Demiurgis und Gymnasiarchie, sowie der Tochter Gymnasiarchie,
Anlass der dritten das eigene Oberpriesterthum und andere Priesterthümer, der vierten die
aiwvioi; 8i()[j.toupYt?. Die Einzelspenden vertheilen und steigern sich folgendermassen :
I. (Nr. 58) II. (Nr. Sg) IM. (Nr. 60)
I. ßsuXsuTjj X x' X xif' K ZT,' und («(xoy («8. Xa'
2- TSP««!' n '1^' n ■^' r '^ä' „ „ „X'
3. exxXYisiaoTij „ tr/ „ oC „ sr/ „ „ „X'
4. jeder Frau von 2 und 3„y' „y' „ — „ „ „ —
5. ToXsixT) „ß' „e* „_^ ^ ^_
6. outv2txx«ptt,> „— „Y T,2'„ „ „ —
7- älTäVuöSfW „ «' „ y' n 5' 71 n , —
8. :rapoix<j> „a' „f ., — , „ „ —
— 176 —
Die erste Spende gewährte ausserdem Soo.ooo ei? xa-Swv Tpo^ä;, und die vierte nur die
Gesammtsumme von 5 20.000 Denaren. Offenbar bilden die ersten drei Classen eine Gruppe,
wie die letzten drei — drei allerdings nur in Nr. 5 9 — eine zweite, beide durch die Höhe der
Spenden wie auch grammatisch, durch individualisirenden Singular bei jenen, durch summa-
rischen Plural bei diesen, geschieden (ausser in Nr. 61). Die ersten drei Classen sind die Mit-
glieder von ßsuXv;, fepoitsiv und 8rj[io;, d. h. die stimmfähigen Bürger, während die Bürger der
vierten Classe, freibürtig aber nicht stimmberechtigt, durch den Singular sich zur ersten Gruppe
stellen, wie durch den niedrigen Satz zur zweiten. Sie machen also den Uebergang zur zweiten
Gruppe der Nichtbürger. Von ihnen kommen die äitsAeüOepot in allen vier Inschriften vor und
machen keine Schwierigkeit, während die irdpotxot nur in zweien, die oüivSixTapto'. nur in dreien
vorkommen. Dass sie nicht identisch sind, ist klar, da in Nr. 59 beide begegnen, und da die
r.ipzi7.oi den irShü^zpoi nachstehen, während di^ cüivStxtäptst ihnen vorgehen. Mit Recht, als Frei-
gelassene durch vindicta, oüivStxtov bei Suidas, in dessen Glosse: OütvStxTos • ö %am cu(vS'.xtov iXsu-
6ipoj(i.evo(; vielmehr Oü-.vJ'.xTäpts; im Lemma am Platze wäre. Iläpctxot werden oft genannt, meist
im Gegensatze zu TOAiTat. ApoUonios, der Vater des Megakles, Megakles, sein Adoptivvater,
und Menodora, die Tochter eines Megakles, gehörten gewiss alle demselben Geschlechte an,
dessen Stammvater vielleicht der Me(g)aleis war, von welchem die yjXr, MsaXetttSwv, die zehnte
von Sillyon (siehe Nr. 59), benannt war.
59-
Auf der Burg gegen Osten. Basis, von mir nicht gesehen, nur nach Papierabdruck copirt.
Die Inschriftfläche ist h. o*85 M., br. o"55 M.
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10 xal VI T^ tsj uloj Br,iJ.'.:jpY'.' [1 xa'c
T^ i5ia cr,[7.t5upYi5t xa- -ri; [t^;
OuY«xp'5S f^v-^acid^/ir [ßsu-
/.]£UT7; jAsv gxäffTG) (Sr,vap!a) ■:r','', y-C?*'«^
5£ IxiiTü) (sr,väpta) ■;:', i'/Xr,r;\\oiz^,
15 2k £xa<rtti) (cr,väpia) eC, y""**'^' " T[s'i-
Twv sxioTY; (Stjväpta) -{, ■TzoXv.vr, Zk [äxä-
c]t«i) (5r,vapta) 6', eü'.vS'.xtap'st; c£ x[a!
ä::£A£jOip5'.? xa: T:aps(xo[i; i-
va (s-/;vapia) y' • "f-"' os ävSpiävra [äv£-
20 ejTiQcev o'jXt, i M£aXetT;i(j)v.
Vergl. zu Xr. 58 und über den Namen der Phyle zu Nr. 97.
— 177 —
6o.
Marmorbasis in der Unterstadt oberhalb des Stadions. Die Inschriftfläche h. iio M.,
br. 0-40 M., die vier obersten Zeilen am Kopfe, die vier untersten am Fusse der Basis.
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Vergl. zu Nr. 58.
>S
25
'H ß]ouXr, [jMil 6 8i5|w;
ify^tiptiay tüv ^^a-
Tüv, Upetav Ai'^jxrjTpo;
xat Otüv ::ivT(i>v xat iip6-
9avT(v tüv «ocrpCidv ^i(i[y
wt! XT(ffTpiav %a\ 8r,(xioup[YÖv
x]o! YU|xvac{«py_ov e/.aisu 6£[?ei
M]TjV5Ja>por/ MsYsaXesu?, ■r[r,v
Ysvo] (Ae'/Yjv JexaspuTia öuY[a-
Tspa xai if{iTr,t xai dbcÖYovsv
xT'.!rrö>]v xat Sr,|jitoup-2'(i)y x[at
YU(xva(;dp)J(ov eX[a]i'ou ö^sei xat
5e] xorpÜTuv, eriieOaov Iv ts tf,
8]r,|x'.oupY'*' xat t^ fjnva5iap[)ji[«
x]at T^ apxiepwoyy») xat Tat; U-
p](i>(:üvat{ xal ev n) tcu uloü S[r,|u-
oopYiSi xat ev vf; Ti;i; OirfatTps?
Yunjvacrtapyta £xoiaT(>> ßou/.EUT[i)
ävi (Jrjväpta) w/ xat csitou («(Jiou;) /.[a',
YEpatü) !e exiTru (8r,väpta) "[8'] xa[t
athot) |xe(!(:u(;) X', exXr,fftacTij 8i
e]xasT(i) (Jüjvapia) oij' xat cettou |*s(Stsu() X',
Yuva'.^'t 8e toütuv exäcrri (8T;väpta) y',
oü] iv5ixTap'!oi; 85 xai drrsXeJÖ^ [i;
£x] äuTw (äTjväpta) 8' • Iv. est8e53«v irrep toü
ulo]3 oÜTi); MsYooi^wu; t^ «arrptSi [et??
za](!<«)v Tpcfä? opYuptou (8T;vap(wv) (xapiiJa? X'.
61.
Auf einem türkischen Friedhofe westlich von der Burghöhe unten. Grösste Breite 041 M.
M/
TOYI
XOH KAIX
EKAiTH xrnc-
AlKTAIIfiAEKAIAn.^
lANYPEPTOYYloYr-E
AIEIinAIAQrPO<t>AIAPi
///ATAAinOYIHIKAIEIIAIQI«\
///OYPriAAXHBTONAEANAPI
[sxauTu) ßsuXeuxTJ öva (Sijväpia) sr,' xat ctfcou]
|X5(!tou;) [Xa', -(tpitä Ik exirru (8r,vipta) x8' xat ati-
t:u [|xo(?(eu;) X', exXTjiiarr^ 8s ixizm
(8T;väpia) er/ xal [oetTsu |ji5(Bi5u;) X', Y'Jvai;: 8s Twituv
^xisTi) (8r,väpta) y'j [«Xe-tt, 8e IxiTtu (iT;väpta) 6', owv-
5txTa[p]((i) 8e xat ä[TsXsuO!p<i) övi (8i;väpia) 8' • ext ktiSsö-
oov üsip Toü uloü Me[YaxXseu; rf, «otpf-
8t t{; xa{8<iiv Tpof a; op [Yupiou |ju>(pti8a;) X' - ff.
x] aaaXiitoiicr,; xat et? aia)[viov so:«?); 8y;-
(xt]oupYi8« (S>jv«pta) ? piß' • t;v 8e äv!pi[ävta ovsTPr.ss xt>^
SS
— 178 —
Die Ergänzungen ergeben sich aus den vorhergehenden Inschriften 58 fF. Zu den früheren
Spenden kommt als neue das Legat für die ewige Demiurgis (vergl. die ewige Gymnasiarchie
des Q. Veranius Philager in Kibyra, Petersen und Luschan, Reisen in Lykien etc., S. 187).
Was den Uebergang vom Accusativ äutSousav zum Genetiv v.axaKnzoüoTiZ veranlasst hat, ist nicht
klar; vielleicht das ergänzte lauTTjc. In der so etwas langen Zeile 6 hat wohl sxäcru) gefehlt,
welches mit ävä zusammen nur in 60, Zeile 20 vorkommt, während sonst eines oder das andere
steht. Die :cäpsiy.ot haben hier augenscheinlich keinen Platz.
62.
In einem Steinhaufen in der westlichen Hälfte der Burghöhe, eine durchschnittene und
ausserdem durch Einmeisselungen verstümmelte Basis.
OA HMCrET-E '0 oy)|j.s[;] eis [((jirjasv
APTEMIAQPON/ ..AQIO. 'ApT£iJ,(oiüpiv [Ats]ia)[p]s[j
63. :
In dem Vorgemache des Brunnenhauses am Südabhange der Burg. Vergl. S. jS.
tvS? Tij s'
OYHtH^o
^i^ I ^^' W(^s?) -^1 = '«' ?
Gewöhnlich wird allerdings in ähnlichen Inschriften Gott oder Christus angerufen, den
oder die mit Namen Genannten zu unterstützen, zu retten, ihrer zu gedenken, ^o-ffie:, aöii^e, ixvt]-
cOsir;, z. B. aus Aphrodisias Cariae im BCH IX (1884), S. 14 et? ees; ö [xövs; cüJ^e KwvaTavTwsv.
War etwa, wer jene Inschrift in Sillyon machte, kein Christ und die Nennung des Herrschers
nicht räthlich? Der Herrscher ist gewiss gemeint, «lij^o; als Schiedsspruch wie (i^o; Tupäwwv in
Sophokles' Antigone V. 66 (vergl. V. 682) verstanden. An dem Sturze einer stattlichen Thür
in Termessos (siehe Band II) steht die Inschrift: e!; aiüva t's xpaTo? tou xuptou, welche auf den
irdischen Gebieter zu beziehen und der unserigen fast gleichbedeutend ist. Vergl. auch das
EÜTJxct wie in Nr. 107 und öfters in Band II. Aeusserlich übereinstimmender ist in Malalas'
(S. 29, 1 1 Nieb.) Erzählung, wie diejenigen, welche die verlorene lo suchen, an die Thüren
klopfen und rufen fS^r, 'lou; sw^ecOu).
179 —
Aspendos.
64/
Von mir nur der völlig scharfe Papierabdruck gesehen und zum Facsimile benützt.
Hirschfeld II, S. izS, i; darnach Bezzenberger Nr. 126t.
64" Aehnlich Hirschfeld a. a. O. 2; Bezzenberger Nr. 1260: Spende zum Bau eines Thores.
64^ LW 1378; CIL III, 23 I "^ auf dem Sockel der zweiten Säulenstellung der Skene über der Mittelthür:
A. Curtius Crispinus Arru[ntianus et A. Curtius Auspicatujs Titinnianus [fecerunt. (Siehe Fig. 89.)
64'^'' Falkener-Henzen, Annali 1852, S. 164; LW 1379 f.; gleichlautend, je auf einer grossen Tafel
über der Parodosthür von Osten her, welche sichtbar ist auf Tafel XXII. 64' allein auch Texicr,
Asie min. III, S. 243; CIG 4342^* add. S. 1 162; CIL III, 231 a. Dis patriis et domui .Augusturumj
ex testamento A. Curtii Crispini A. Curtius Crispinus Arrunjtianus et A. Curtius Auspicatus Ti>
tinnianus fecerunt | 0£oT; r.xz^lv.z xai tu o\tM -.Cm 'Lt'^a.i'.üfi | it. EuOt*,*'»;; A. Ksuprisj KpEtc^jv/sa
A. KoüpTw; Kpei5|z£ivo; 'AppouvTtavb; y.at 'A. KoipTtsi; AücrtxäTo; TiT'.vvtavi; | i'soiijsom.
64'= Texier, Asie min. II, S. 244; Falkener-Henzen, Annali 1852, S. 167; CIG 4342 «f und S. 1 161 ;
LW 138 1, dessen Lesung hier wie in den folgenden zwei wiedergegeben wird, nur dass ich das erste
y-al aus Waddington's Abschrift ergänzt habe .... [ctjv Tavrl tu Ezi]xc'.|Aiv(j) xsc|X(i> Z'/jVwv [0eo-
Swpou äpyiT] exTiüv tcü OistTpoJ ävs6r,xe [xjai ii[xe8fa)X£v ei; ävü>va] '^■i^^^'.•^Ji•^ ^S'^iöXtsv tsü OeÖTpsj (Jt;-
väpta) Tpio^^eiXt« [x«t ei]? evl(pr,ixov ex)iXr,o(av ej^api'uaTO xi^xou? ■Kps? tw [t7n:]o5[p5(Mi). Vergl. die folgende.
64' CIG 4342^^ add. S. 1 162; LW 1383, welcher Zeile i und 2 nach g hergestellt und zu Anfang von
Zeile 4 OsäTpo'J erkannt hat. Am Anfang von Zeile 6 lese ich £K'.x£!(xsv<i) xecjiw wie in e und ver-
muthe darnach zwei Ehrenbilder des Zenon, deren Inschriften je einen Theil seiner in e zusammen-
gestellten Verdienste aufzählten. Was von Falkener über den Platz von/ g angegeben wird, lässt
nicht zweifeln, dass es die Inschriften sind, welche ich auf zwei Kragsteinen rechts und links an den
Paraskenien (eine davon auf der Ansicht Tafel XXIV über Thür E sichtbar) mehrzellig gesehen, aber
nicht zu lesen vermocht habe. Auf den Kragsteinen konnten lebensgrosse Statuen sehr wohl stehen,
und dem anerkannten Baumeister des Theaters geziemte der Plau gewiss. Da der enxet|x£vs; xiz\LSi
wegen 64. bcd, nach denen wir, wie es scheint, die Erben des Crispinus als die Erbauer des ganzen
Bühnengebäudes anzusehen haben, nicht von dem Schmucke der Skene zu verstehen ist, könnte man
vielleicht an das so ähnliche Nympheum denken.
648 Texier, Asie min. II, S. 244; Falkener-Henzen, Annali i852, S. 166; CIG 4342^' add.
S. II 62; LW 1382: 'H ßouXr, xat & 8^(*.oc eT£tpir,oe ZVivwv[a] öeoäwpou äp^tTextava tcj Oeitpo« [xai]
Twv T^? ziXsti)? IpYwv, exiSsSuxÖTa [eti;] i'fütva fU|Avtxbv ^evsOXiov ts-j 6£«[Tpou] Siivetpia Tpio^eiXta
[xai ei]; eiiifTjjxov €xxX'»;a[iav /aptaä]nevov xi^ou; '''[p'? fi* i'fcoSpöiAU . . .
64'' BCH X, S. 160, 8: Inschriftbasis in der Nähe der Wasserleitung eingemauert, Hirschfeld II,
S. 123, 2 bekannt, von Rad et und Paris a. a. O. herausgegeben, mir im Papierabdruck vorliegend
und hier wegen ihrer Bedeutung für die Wasserleitung wiederholt: Tiß. KX. K'jpeiva 'Ep|i.v[£]ja,
8ex«i:p(OTOV, YU|j.va(;[t]|ap-/i^aavTa äXeinixasi [v] | JXxi>5toi;, ulsv Ttß. KX. | 'iTaXtxsy, Bsxaxpoirou, | ip/t-
ep^b>; 8T;(i.!supfoü | ^juvastap^ou xat ä|fti)vs6eTou twv [xsy«|Xw» KsvraeTrjsixiliv | Kon3apy,<i)v «vüvwvj | [e]w-
86vTo; st; t[t,v | t]o'j üSaTo; staaY[u]Y[r,v] | äpfupisu (Jr.vapiwv) [AuptäJa; [?] | xat i:peaß«ü««rw[;] |
Tpesßeta; Tpel; x[p9<;] to'u; Aü':oxpäT[apa;] | xpsTxa.
83»
— i8o —
lieber die Grabstelen, welche die folgenden Inschriften 65 bis 97 enthalten, siehe S. gS.
Ich habe sie nach den Sprach- und Schriftformen zu ordnen versucht und zur Veranschaulichung
der letzteren einige Proben im Facsimile gegeben. Ueber das Sprachliche vergl. die Bemer-
kungen hinter 97.
66.
65-'
A
\NAS';OK!
67.
A AM ATPI lY'^
*°TIM I AOP
A <j) O P A I Z I I Y 1
OPO(}) ATI PA NA
68.
A 1 Fl All. POYI
TT E A il P A Y
69.
Hirschfeld II, S. 124, 6; Bezzenberger
Nr. 1264. 1
^ <)) I A I A I
K]YAPAMOYAY
Bezzenberger vergleicht die Stadt T5pa-
[Aia in Kreta. Es ist aber vielmehr derselbe
Name wie in 98, Zeile 5 und BCH II, S. 607
(Kibyra.) Vergl. Petersen und Luschan,
Reisen in Lykien etc., S. 116, 2.
70.
A E il N I A A r
A e I M I F Yr
71-
A] O A N A A -". P Y I (sie)
M A N E I T Y I
72.
73-
Hirschfeld a.a.O. S. 3; Bezzenberger
Nr. 1262.
(|) o p A I r 1 r
A(j) O PA I 2: lY
k
A
I Fl
74-
Obere Inschrift ausgemeisselt.
A P T I M I A -", P I I
AFI FENITYZ
76.
I A X
M E N YS:
75-
M A P \ Sl
METAAEITYr
77-
KYA PO MO A I I
Z O F A M Y Z
K O n E P I N A
nEAAAYPYlZ
' 65^ Hirschfeld a. a. O. S. 124 .. . ©tX« | M«Xitou?, von mir nicht gesehen.
i8i
- 78.
kottepeiha
faHaiiüsoz
80.
rTArr A
K EAAIF I
82.
84.
OYATEM E I E
QAf^AASlPOr
MOYPMAKil
ZilFEITOYS:
85-
nEPI FE
M I M A P
86.
M AN E 1 I
AAMATPIOY
88.
A^' |v I X O ^
o FÄ |\^01
89.
^oPAlCIA
79.
?EZ]TFEFEMir
ElP A»/////o y
8t.
I< AEortATl?A
AI oN orx
83-
N EJS
I
I
ANl Toyr
87.
AAjMATPEIZ
? M]EAATOYZ
(|)]OPAiriOY
M]EAAIAAM
A]TPIiIYnE
///=TOYI
90.
F O Y f^ A
nK;AAHioT
Es steht vielmehr DiXuvtou da wie 91.
-- l82 —
91. 92.
APIITOTTOAII MEAAIMA
"FEAüHlOY MEAANATYI
Jeden der beiden Xamen fand ich in
minder leserlichen Resten im gleichen Casus 95-
auch auf anderen Stelen.
93-
MIAAINA|v\OPZ.OY
A PTEME III A
HEIKANOPOI
HKAIAAOAIKi[d. i. r,
IIIAZA(})POAII [to'J
94.
97-
Auf der Unterseite einer Stele von zweiter
TT O P I O TT A Benutzung.
lEIMOY 'AX]KllMHPAI|AEiINOI
gilNEAYTJlKAITHrY
vlAIKlAYTOYEYiPOIY
96. ^
NHKAIHPAKAEilNI
AGaHaA'^PA Til Ylil
In den vorstehenden Steleninschriften (vergl. auch Sillyon 55 f.) erscheinen:
I. Männernamen auf -o
Nom. -u;: 'AfopBict'.u; 66, 'A] OaväSwpu; 71, Bsuir/etpj; 82, vielleicht auch ZcFap-u; 77 =: Ats^aixo??
Nom. -ou?: Atrt'Swpsu; 685
Nom. -0;: F3!{vi[yJo; 88 j
Gen. -u: 'A^opSidu 73, 'ApTtni56p[u] 67, 0s.i/.{<ty.u Sillyon 56;
Gen. -ou: KiSa'.Fisu 80, AajjiaTpicu 86, 4>opätotou 90, u. s. w.;
Gen. -ioj: Aajj.axpiiou 87,
II. Männernamen auf -a
Nom. -a?: Ila^ra? 80, M]^Xa; 87, Msa? 65, letzterer zusammengehörig mit MeäAtva 92 f. (vergl.
Koxspeiva 78, Kowptva 77) erklärt durch die Namenreihe von Sillyon: Me-fay.Xioui 58, Ms-
y]*^'^^"'^? 57 (vergl. Aspendos 100), MsYäXe'.; 56 (dazu der Genetiv MsYä^veitu; 75, s. IV)
und die Phyle MsaXsiTtSwv 59;
Gen. -au: X)posaxlpau 66; -au: DeAtopay 68,
III. Männernamen auf -on
Nom. mit Abfall des ;i (wie in sYevijjia Sillyon 56, und von s in &.ap6 ebenda und 56 ä)
^^a'^a5iü) ;
Gen. Wava^twvu? Sillyon 55, Mava^iovu; Aspendos 65 (vergl. Aiovou? 81), FavaSiuvo? 75. Da-
gegen ist KoupaoHÜ 64 neben dem männlichen Koupaciuvs; offenbar weiblich, wie viel-
leicht auch Maptw 75, Fouxoj 90, Moupfiaxo) 84.
IV. Männernamen auf -£t? sind ohne Zweifel MeYäXsi; (siehe oben) und Mävei? 83, 86 {= Mävn;;?).
Gen. MsY^XetTu«; 75, MävetTu? 71, Mävitou; 83 (vergl. X)xXiji; "OxXTi-oc). Als solche Genetive, mit
demselben Laut- oder Zeichenwechsel von -u, -ou, -(0) sind anzusehen AFiFevttui; 74, Me-
XovaTu? 92, M]eXäTou? 87, MaXtTou? 65^, ZioFeitou«; 84, FexeiToui; 89, . . . pTou? 87. Darnach ist
- i83 -
vielleicht auch in dem mehrfach besprochenen EAYYAMENETYI oder umgekehrt
(Bezzenberger a. a. O. zu Nr. izSg) Mivew; (vergl. Sillyon 54, Zeile i und 10) als
Genetiv zu fassen. Von den genannten sind 'Eiti^evei; 83, Xi'^nfiytii; 84, Aajixirpei; 87 zu
trennen und mit Genetiven wie . . . pievui; 76, 'AötixfFui; 70 zu verbinden.
Auf -i; scheinen weiblich 'ApTiiii5a)p(? 74, 4>op8tirf<; y3, oder männlich wie . . . F«rt(xt; 79, KeSot-
Fc; 72 wegen KeSatFiou 80, indem vielleicht -ctu;, statt zu -to?, vielmehr zu -t? contrahirt
ward. Vereinzelt ist der Genetiv tleXXawput; 77, vielleicht mit DeX^pou 68 verwandt.
98.
Quader im Gebüsche westlich vom Nympheion, h. 078 M., br. oben 073 M.
AEMNI ....
NETHAirA ... lOAEIIlOYAnEAAOYTOY 'A5p]o8£to(su 'AreXXeä toj
AHMAPXOY nPYTANEITAI ATjiAapyw. ripuTaviTTar
AEYKIOZZEMNIOIPOY<j)OIAriINO©ETHI AeJy.'.oi Istxv.o; 'PoDoSi; t((ü/o^tcr,i
AAEZIilNB<})HPEOY . Kl APAMYAl AHE A AO Y 5 'AX£;t(ov (Ji?) 4>T]5eoj KiipxyMii AxtXXou
ITHZmOAlZBAAOY SttisisoXk; BäXcu
TITOirAYIOIPOY<}>OI Tito; röuio? 'PcO(fo<;
<HITOIIAIinATPOY KJyjjto; Swatiiirpou
,//'YAIOIA(})POAEIIIOY K]ua!s; 'A?ps2«5iou
MOIXIilNBAAOY 10 Mor/mv BaXou
EnOYAIA<})POAEIIIOY ? 'Ex] 06«; (oder [B] s [-.6] i«;) 'AfpoJeiatcu
EYMHAOZKYAPEOYI ESpiijXs? Ku8p£ou?
\APKOIIOYNIOinPINKEY M]äpxo; 'loüvio; Optwi«;;
///YAPHIAAETIilNOZ K]üBpT;<; 'AXe=i(Ovo;
AilNIOAilNOI (|>HPEAIAPTEMA/'/ «5 Ii]Xuv SiXwvs; *r,pi«5 'ApT«(iÄ
POIA<})PQAEIIIOY <f)HPHAIAHMIOYPr 05]po; "AfpoäsiciVj *r,ps«; 5Y)(xtsupY[6<;
OIMENNEOY BA AOIITHIinOAE// . . . 0; Msvv^ej BiXo; 2tT;5t-4Xe[t*(;
DAOIAPTEMA AnEAAHIAHMlOYPr ? B3]Xo; 'ApTsjiä "AxeXXiä; 8r,iMOup[T6«
NAZOYPOY BAAOIAHMIOYPI . . . . v[a]; Oüpsu BiXo; 8»;(tioup[Yo;
APTEMA A(j)POAEIIIOIAHN\n 2° 'ApTEixä 'AfpoJewco; 8T;(xt[sopY»«
OIKYAIOY KENAEAIinONAO<j)0/// 0? Kjai'su KevSsai; <rr.otl»f6[po<i
!il/ill/f:lll!/^l KE/// ? npivxsj'i K£[viea;?
Vorne stand wahrscheinlich die Datirung nach einem oder mehreren Oberbeamten, dar-
unter einer, dessen Grossvater Demarchos hiess (vergl. zu 102*), dann folgen im Nominativ die
Prytaneiten, wenigstens zwanzig, deren erster als Agonothet bezeichnet wird, ferner wenigstens
vier Demiurgen. Von den zweien, die zwischen diesen und jenen stehen, mag der eine jenen,
der andere diesen zugezählt werden. Den Beschluss bildet ein, vielleicht zwei sxovJo^öpot.
99.
Oben und links profilirter Rahmen, unten und rechts gebrochen, h. 0-19 M., br. o-i8 M.
lillinAtpo;
iIIEPM(7ä
THNOIKeiov
PCNCI
. ? \Ab<; tepe-
— i84 —
lOO.
lOI.
Kleines Bruchstück, h. und br. o'J4 M.
O aN O
\ A H Z F MeYaXXrj; 7'
\iirAZII
/oz<nAi«
Oben und unten links gebrochen.
PfHCANTA
Tt-NEHQNY
102.'
Im Theater in der obersten Sitzstufe beim 22. Bogen gross eingehauen. Links war nichts mehr.
A0I-/////////JÜPOYA///A///ONT////
103.
Bei dem S. 194 beschriebenen Grabe. Thürsturzbruchstücke. Die drei Zeilen auf den drei
Fascien. ,/, \ ,1
T.KA.OTAKIA' <///\EM\ N VNTA<|)0NKATE
ZKEYAIENEK ilN EAYTJ^KAITH PyNnAIKI AYTOY
AIA|A<piAO TOIITEK/NOII AYT/////////// ///////
1. 043 M. 0-36 M. 0-35 M. 0-42 M.
T. KX. X)'tax(X[ioi; töJv täipov /.«•cs-
oxeüaasv i% [tojv ISiJwv laurü xat -rij Yuvatxt aütou
AtXi[a 4>[]Xo . . . /.at] toT? texvsk; Tot; a'jT[oü.
104.
Kleine Platte, br. 0*20 M., h. o-i5 M., jetzt in v. Luschan's Besitz.
AYRrEr-EINOCICai A'Jp. r£iX£tvo; ?oüv
EAYT(röKA~EC KEYA lauTii xateaneua-
lENTOKEN OTA<|) I c]ev t9 xevoTäfi-
ONKAITHCYreiQAY
TOYAYPMHTPOACa 5
PAt-HAENAErEIC"
II II - -
ov xat x:^ cuv^iiw aj-
ToO Aüp. MrjtpoBw-
pa- nr,3eva ew£i(j[e-
[vevxEiv iTspov :rtü)f;.a.]
105.
Kleine Stele, uns ins Lager gebracht. Linien auch an den Seiten vorgerissen.
AüpYJXio? Kaj-
T(i)p äveaT»;7£
Ttiv t(m5Xiri-
oü KaiTO-
p]o; ixvi5-
AYPHAIOC.KAC
TOüPANECTHCe
THNICTHAH///
NTOYlAiOYYI
OYKAITO
/// O C M N H
5
ZXAPIN
MS X«P'V.
' 102* CIG 4342^' und S. 1163. LW 1384 drei andere Theatersitzinschriften. Der Demarchos wegen 90
und 98, 3 nun wohl als Eigenname anzusehen.
- r85 -
S i d e.
io6.
In der Kehlung eines Thür- oder Fenstergesirases, welches über dem mittelalterlichen Thore
in der Südwestecke von M im Plane eingemauert ist, 1. io3 M., h. oi65 M. (die Kehlung ohne
obere Leisten omo M.). Der sehr ausgewitterte Kalkstein liess einen auf hoher Leiter ge-
machten Abdruck nicht gelingen. Auch bei der Abschrift blieb fast Alles zweifelhaft.
rYAoKIMAtE'tXoPo<///<ANTIAMAPi'AMENoh EJüicx-^aas i^-ap aixevst
Y^XHiKA/A/V/AH^oXEltTEPEAEIIETolE 4'['j]7.ii; *«: • • • "/.sisr' exdJei;? tc[t]£.
107.'
Marmorbasis, welche vor dem spitzen Winkel der Hallenstrassen GM \m Plane auf dem
Platze, mit der Schriftseite nach unten, lag (siehe S. 143). Kopf und Fuss der Basis je
h. o'33 M., das Mittelstück 088 M. Das Facsimile gibt die Grundlinien der Buchstaben wieder,
nicht die durch Ungeschick des Steinmetzen völlig rauhen und unsauberen Contouren. Das T
am Ende der ersten Zeile ist ausgeblieben.
BPYÄNIANONAOAAIANON
Ä.OYKHNÄFIONIIPElMinElAA
EiriTPOTrfiNIYNrENHYlTATlI
iCri^THNKAl^IAOlTATPlN- 1
MErAAOtTYAÖYßN
Bpuuvtovöv AoXXiavsv ^[sv xf(äTi5Tsv)
5oux.ijvaptov 'sp£i;x'.it£iXa[ptov,
exitpixuv cu'ryevij, u5:sr:i[xsv,
XTioTr,v xai lyiXszaTptv . [1^ jyXr,
MsfotXjxjXe'.xÄv.
Mii()YNYM<|^NtEmM:XEAONEi;THI>
HrtMöNEIHYAEfiN-KTllTfETANI
TEfnOMENONPEIGPOlZlÄIEinETEOinc
ÖEZnEaHTHXH'YAATöi;/^E;NAOy
YtHAHKPAÄIHrAFEÄElMAOIOIIlTEAEi:) '<^ ^'i--.^-^ ^-'^^' t^p ^^^ «'« x^x^^D
Ni)oü Nujjiyawv ss xapär/jScv £!m;sa[vTO
T^Y^nivs; ttjXsuv, xxicne, Ttiv [[jLS-f'Xwv,
Tspss|X£vov ^£{8pot3t 8teiR£T^o? ^[otaixsto
OiTREOiTj t' i^x'5 &2arro; a£visu •
EYTYXI KTIITI -
Ueber die Inschrift vergl. S. 143, auch Nr. 107-^.
Kxtv'ffK
XTtTtt.
• Die bisher bekannten Inschriften aus Side sind alle nach Beaufort's .Abschriften veröffentlicht im CIG
4343 bis 4361, jetzt offenbar die meisten verschwunden:
107" 4343: Julia (üomna).
S4
— i86 —
io8.
In der Mauer, welche zwischen den Häfen C und D auf der Landzunge hinausläuft, so
verbaut, dass nur einige Buchstaben der vierten bis siebenten Zeile am Ende lesbar sind:
or
oEBAZTOY
AENAOZOI
Sea n OTH N
107'' 4344: Antoninus Pius.
i07<^ 4345: Aur. Kodratiane Kri[sp]a, Priesterin der Athena.
107'' 4346 berichtigt S. 1163 und bei LW 1385: Basis der Kyreina Patra, der Frau des Bryonianos
Lollianos von 107. Ueber ihren Zunam'en Pegasis siehe S. 143. Der Vergleich von 107 zeigt,
dass am eitttpczwv nicht mit Waddington „ex procuratoribus", sondern ^Nachkomme von Pro-
curatoren" zu verstehen ist.
107* 4347 Fragment: Ein Demiurg und Archipresbeut.
107^ 4348 Fragment: Ulpius . . .
1076 4349: Basis, von mir in der südlichen Parodos des Theaters wiedergefunden: 'EXevYjv | [xijxEpa
Ah-^OJ<r:Ui}N. Ob also ausser Constantin auch dessen Söhne gemeint sind?
107'' 4350: Valentinian, Theodosios, Arkadios.
107' 4351 : Kointos . . . Ruphos.
107M4352— 4358 : Basen von Siegerstatuen, meist am Meeresufer gefunden, wo heute nur eine einzige,
völlig unleserlich gewordene, liegt. Das „in templi Corona", welches zweifelnd zu einer, und zwar
gerade zu der von Beaufort selbst S. 162 ohne Ortsangabe abgedruckten, bemerkt wird, muss
Irrthum sein. Der Agonothet ist Aur. Paioneinos Tuesianos, der Agon wird als ösiAi? napifUAiay.r,
TouY)otäveto; EXtßaTrJpio; Sewv 'AOiQvä? y,at 'AicsXXwvs«; bezeichnet. Die Themis ist zweimal gezählt
(ß' und y')> die Sieger sind Sideten in 53, 56 f., ein Aspendier 52, ein Pergäer 54; die Kampfart
ist 'jtaiSuv roJY;-M^ 52, xäXr) 53, 7:<x'iyifdv.oi 55, ävBpüv twyhvj 56.
107'' 4360: Siehe S. 138, wo durch Versehen 107* steht.
107* 4361 : Steht in der berichtigten Gestalt auf dem Stein,
107' 4359: Widmung eines Athenaios.
Register.
Die Zahlen zeigen im ersten Theil des Verzeichnisses die Seiten, im epigraphischen die Inschrifteo tn,
Vorgesetztes • bedeutet Ergänzung, — das Stichwort.
Abflussrinne i 37.
Achaios 4.
Adalia s. Attaleia.
Alexander d. Gr. 3. 35. 66. 87. 1 26.
Andromachos 86.
Antiochia (Syr.) 35. 145.
Antiochos III. 35. 126.
Antoninus Pius 9 1 .
Apollon Klartos 13, Archegetes i 5,
Pythios 65.
Apollonios von Tyana 86.
Apsis 27. 97.
Ares 15.
Artemis i5, (Pergaia Vanassa) 34.
36 ff., (von.Myra 37 A3) 46. 65.
Asklepios i 5.
Aspendia, Quartier in Alexandreia
86.
Aspendos 3. 5. 13. 15. 33. 35. 47.
85 ff., Name 85, Söldner 86,
Handel 86, Hafen 86. 88, Akro-
polis88, Mauern 88, ThoreSgf.,
Markt 90, Unterstadt, Theater
91, Stadion, Hippodrom, Bäder
9 1 , Wasserleitung und Viaduct
93-
Athena, Nikephoros I 5, (Pallas) 19.
131.
Attaleia Lydiae, Attaleatai 14 f.
Attaleia 2. 4. 5. 6 ff., Mauern 8 f.,
Thurm 10, Attalisches Stück 1 2,
Thor des Hadrian 12 f. 39. 91,
Attaleis 15, Tempel i5, Theater
16, Gräber 16, Grabreliefs 16,
Geschichte 17. 19. 35. 48,
Attalos Philadelphos 14.
Autophradates 86.
Basilika 26. 27. 90. 96. 98. I 32.
I.
Baumaterial 21. 29. 30. 31. 53. 54.
57. 77. 78. 82. 96. 97. 100. 101.
103. 107. 108. 116. 124. 150.
l52.
Bohnenwand, s. Theater.
Canal, s. Wasserleitung.
Capitell 21. 26. 82.
Cicero 35.
Cisternen 36, 69 f. 78. 90. 128.
Claudius, Kaiser 13. 41. 43.
Colonie, Attaleia 1 8.
A. Curtius Auspicatus Titinnianus
13.91.
A. Curtius Crispinus 13. gl.
A. Curtius Crispinus Arruntianus
13. 91.
Damophyle 38.
Datames 86.
Demeter 65.
Dionysos i5.
Ephesos 135.
Eurymedon i. 2. 33. 67. 85. I25.
Ewde Han 19.
Exedra 13. 47. 135. 137.
Fenster 30. 42. 44. 59. 6a. 77. 78.
80. 81. 107. 1 17.
Fuge, Fugenschnitt 78. 80. lOO.
107. 1 12.
Garsyeris 35. 87.
Gebälk 21. 54. 82. 83. 100. HO.
III. 113. 115.
Grabmonumente 1 9. 49. 74. 94.
Grabreliefs 1 6.
Grabstelen, nur mit Inschriften gS.
Gymnasium 41 ff. 48 (Perge), 134
(Side).
Hadrian 1 1 ff. 18. 145.
Hafen 19. 128.
Hallenstrasse, s. Stoa.
Hannibal 1 26.
Hephaistos 1 5.
Herakles 16. 65.
Hermes i 5. 19. 65.
Herodcs Attikos 47. i 35.
Hippodrom 9 1 .
Horologion (?) i 35.
Idyris 18.
Julia Sancta 11. 13.
Kanavra 5. 19.
Kauraktes 1.5. 14. jS. 47.
Kestros (Aksu) 1. 19. 33. 35. 65.
67.
Kirche 36 (Perge), 46 ebd. Basi-
liken, 1 32 (Side desgl.).
Klimax 4. 18.
Korykos 14.
Kremna 1 3. 47. 1 32.
Kyros d.J. 86.
Laara 5. 19.
P. Lentulus 35.
Leucolla 5.
Logeion 106.
Lucius Verus i8.
Lymas (Lymateia, Lymessos) 5.
Macellum 13. 44.
Magydos 5. 19.
Markt 90. I37(?).
Markthalle 96.
Masura 5.
Medresse 38.
Melas, Manawgat-Su 125.
Men 65. 132.
Minaret 27.
Mosaikfussböden 90.
Moschee 26.
Muabis (Duden) 1. 48.
S4*
— i88
Mulassa 5.
Nemesis i 5.
Nike an Sarkophag 16. 19.
Nympheum i 3. 47. 90 (2). 98— 10 1.
139 ff. 144 ff. i5i — 152.
Odeion 70. 90. 135.
Oinoanda 14. 35.
Olbia 5. 14. 18 f.
Olympos, Stadt 15.
Orchestra, s. Theater.
Palästra, s. Gymnasium.
Pamphylien, Ebene i, Grenzen 4,
Bevölkerung 3, Dialekt 3. 172 ff.
179 ff., Geschichte 3.
Pauleina, Schwester Hadrians i 3.
Paulus (Apostel) 35.
Pergamon 4. 1 3 f . 15. 17. 87.
.35.
Perge 2. 3. 5. 13. i5. 33 ff., Lage
33, Plan 34, Name 34, Bewohner
35, Akropolis 36, Befestigung
der Unterstadt 38, Thore 39 f.,
Triumphbogen 40, Stoen 4 1 , Ca-
nal 41, Palästra 41, Macellum
44, Thermen 45.
Phaseiis 18. 35.
Phylen 143.
Pisidien 35.
Pompejus 1 8.
Poseidon 15.
Propylaeen 36.
Ptolemaios Euergetes II. 86.
Quader 24. 56. 58. 61. 77 — 80.
Quellhaus 74 f.
Reiterheros 16.
Rhuskopus 5.
Rundthürme 11. 25. 61.
Sagalassos 13.47.
Sarapis 15.
Sari-su (Fluss) 35.
Säulenbasis 21. I 12.
Schiessscharten 58. 63.
Sarkophage (Jagd, Niken) 1 6, (Eros)
1 6, (Priamos vor Achilleus) 1 7.
1 8, (Todtenmahl) 1 9, (Ochsen-
gespann) 19.
Sculptur: Statuen: Herakles 16,
Kaiserlich 95, Fig. 71. 72. 143,
Sarkophagdeckel -Figuren 4g f.
Reliefs: Architrav: Artemis,
Ganymedes 38 Fig. 27, Giebel
mit menschlichem Kopf (Men ?)
I 32; Rundbasen: Gladiatoren und
Thierkämpfe i 33, Zodiakalbilder
135 ff.; Schrankenreliefs am Nym-
pheum : Amymone, Ares und
Aphrodite, Athena und Side (?),
Demeter (Hades) verfolgend, En-
dymion (?)" 141 f., Grabreliefs 16.
Seleukeia 5. 16.
Seleukiden 14. 35. 126.
Selge35. 47. 86. 125.
Septizonium 47. 144 f.
Servilius RuUus 17.
Side und Sideten 3. 5. 13. 14. 15.
18. 35.40. 47. 86 f. 125 ff., Lage
12 5, Bewohner, Geschichte 126,
Befestigung 1 27, Hafen 1 28,
Landmauer 129, Thore 130,
Hallenstrassen 130, Tempel I3if.,
Basilika 132, Gymnasium 134,
Horologium 135, Markt (?) 137,
Stoen 138, Wasserleitung 138,
Nympheum i 39.
Sillyon 2. 5. 13. 15. 3 5 f. 40, Plan
64, Name und Geschichte 65,
Lage 67, Akropolis 67 ff., Burg-
aufgänge 67 f., Häuser und Gassen
69 f., Theater und Odeion 70 f.,
Unterstadt 72 ff.
Sitzstufen 52. 55. 56. 102. 103.
106. 148.
Solyma (Olympos) Berg i. 4. 1 5.
Sozon 16.
Stadion 46. 55. 56 (Perge), 73 (Sil-
lyon), 9 1 (Aspendos).
Stoa 13.19 (2). 41 . 69. 71. 82. 90.
130. 133. (137.) 138(2).
Syennesis 86.
Tauros, Fluss i. 14, A. 2.
Telmessos 14.
Tempel 13. 15. 36. 69. 71. 77. 81.
89. 127. 131 (2).
Tenedos 5.
Termessos 2. 5. 13. 14. 18 f. 135.
Theater 13. 16. 47. 5i — 55. 70.
83. 84. 91. 102 — 120. 134 f.
147 — i5o.
Thermen 45 (Perge), 9 1 (Aspendos).
Thor 12. 20. 38. 40. 59 — 61. 68.
73. 81. 82.
Thrasybulos 86.
Thüren 2 5. 57. 78 — 80. 107 —
108. 116.
Thürme 10. 24. 57 — 61. 68. 129.
Thurmthor 68. 69. 73.
Tiberius, Kaiser 87.
Tissaphernes 86.
Todtenmahl ig.
Trajan 145.
Treppen 25. 31. 52. 57. 102. 104.
121. 148.
Tyche 13. 19. 65. 69. 145.
Uliambos 5. ig.
Vanassa, s. Artemis.
Varus (Sophist) 37. 44.
Verres 87.
Wandverkleidung 60. 10 1. 108.
116.
Wasserleitung 13. 19 (2). 41. 47f.
70. 93. 102. 120 — 124. 138.
143.
Wohnungen 29 — 3 2 . 3 6. 46 (Perge),
6g f. 77. 78. (Sillyon), go
Zeus 65, — Soter i5, — Tropai-
uchos und Tropaios 15.
IL
Götter.
'AOva? 39, 3.
'AtoXawvo; 57. 'A:;eXova wjt... 54.
30.
'ApiefAiSs; (Upöv) 29, 8. — lepea 33.
'ApTi(i.iäi xr, [lipi'ai'a 33, 16. 36, 5.
_ äjÜAou 39, 2. 'ApTcjAiSi 51, 6.
s. Mävasca.
\-fl[i,r,xpo(; 60, 4.
*Epij.ou 42. 99.
Mivaaaa 54, 2 g.
0£äiv iravTwv 60, 5.
Zeü; TpozatO'jj^sc 6, 7 (2). «Ai .
54. >•
SsßaoT^; "OiJLSVota; ('■£?£«) 33, 4.
Xpiatsu 13, 9. 27, I. IC XC ebd.
Kaiser.
Ttßeptov KXaüBtov Kaiaapa SsßaaMv
izacxipi ■jratpiäo; 30.
♦ KAaiätov AÜTixpäiopa Seßaaibv
FepfAavtxsv i.
*2eßaffTö) Nepwvt Claudio Cae-
sari Germanico Augusto Ne-
roni 32 d.
— i89
öeoü Nspoüa ulü AuioxpciTop: ■Nepo6a
Tpaiavw KaCsapt SeßaoTw Tepix«-
vtxü Aaxtxü.
AÜTO/focTopt KaiVapt 6(ou Tpaiovoü
Ilapötxoü ulü 6s9Ü Nepsü« utuvü
Tpaiavü 'ASpeavw SsßaoTO) OXuia-
x(ii) 4.
AiiToxpaTopi Kaicapt Tpaiavw AJpiavw
X.T.X. 5.
AÜTs/,päTop« Kat'oapa M. Avt(i)viov
ropSuvcv 2£|jixp(i)vtavöv 'P(i)(i.avöv
Afptxavsv icaT«pa 37.
AuTOxpaTopa Kaioapa M. 'AvTwvtov
FopJiavbv Ssfxxp. 'Afp. u'iöv Eüceß-^
Eüw)^YJ ilsß. Stotripa t^; oixoyjjiivif;;
38.
Aso)v oÜTOxpätwp 11,4.
ZlüTj 13, 3.
Kwvorävtivoi; (Porphyrogen.) 11,4,
12, 3.
Männer- und Frauennamen.
'AYoiOst; 83.
'AYa:;ü)H£vo; 53.
'AöaväSwpu? MavsiTu; 71.
'AöavaSwpa 96.
»'A6r,voSü)pou 102, s. OavaSüpou.
'A6t(i,i'Fu; 70.
AiX(a «4>eXoe£a 103.
Atn(Xtov 'AxüXav 34.
'Ax6Xav 47, 34.
'AXs^oivSpu) 21.
'AXe^iiov 8;; <l»T;peou 98, 5—98, 14.
'AXxwv 'HpaxXewvsi; 97.
"Avva 20.
'AvTi^öv/j 'AvTiYcvou 5 1 .
'AvTfysvo; 'ApT£|jii8wpou 5 1 (2).
'Aze7,Xe(veu 39, 4 und 8.
'AxeXX'^; 98, 7. 18 und 20.
'AxoXXwvto; Si? süosi Se TpcxövBou
36, 7, 'AweXXwvtov 'EXaißäßrjv,
'Ai:5XX(i)v(5J u'iiv 33, 5. _5i.58.
ApioTSTcoXi? ileXuvfcu 91.
'Ap-:e|;.ä 98, i5. 18 und 20.
'ApT£[i.et; 20, 6.
'ApTS|xewia Nsixävsps; ri xal Aau8{xr(
95. _ 39, 5. 50.
'ApTEiAt'Swpcv 'AtcoXXwvi'su 5 1 . — ♦Ate-
2(ipsu 62. — 51. 56. 67.
'ApT^ntovs; IQ.
'ApTt[xi5ü)p(5 AFiFeviTu; 74.
'Artia 11 . . . 47.
Aüpi'iXtc; 'AYOiKwiAevo; 53.
Aüp. "Avva 20.
Altp. 'ApT^piuvo; 19.
Aüp. ra(j.txr; 24.
Aüjs. rejAelvc? 104.
Aüp. KasTup 105.
Aüp. MT;Tps3(i)pa 104.
Aüp. »Neueji?»;; 24.
'AfopJiat? 'Opoforfpau 66, s. <l>op-
8tot?.
A<popJ[(j(u 73, s. 4>op!ic(ou.
'A9po5eio(su 'AseXXoü tsO AT;|jiäp-/ou
98. -95. 98,9, II. 16 und. 20.
Bixyjxö) 1 5, 2.
BiXo; 2Tr,are3X£a)<; 98, 17. — 'Ap-
Tcnä 98, 18. — 19. 98, 6. 10.
Box(av 29.
B5U|xv£lF'ji; AiFovcoatou 82.
Bpuiovtavcv AoXXtowbv t. xp. Souxijvä-
piov -pei|x«c£tXäptov 107. — 35.
FaiJitx^ 24.
Faufb) Bax}^(xü i5, 2.
re|*eTvo; 104.
Aa(x«p)fu; <l>op5iijtou 90.
Aa(xdTp£i; «MeXätsui; ^späwtou 87.
AajjtaTpKu^ 'ApTi|xtJöpu 67. _ 55.
86. 87.
AF.Fevitu; (Gen.) 74.
AnjiAapxou 98, 3,
AtFt'Supou; rieXupau 68.
AtFovcuj{ou 82.
A'ovsu? (Gen.) 81.
Aioptopfjcu 10, 7.
AoüXa 1^ xal 'Pcuf tva 1 9.
'EXatßäßr.v 33, 5.
'EXxt5r,9spsj 1 9.
'ExtYsV£i; 83.
(?) 'Ezo'jag 'Af poSfiietou 98, 11. . . . ou;
'Epixaiou 5o.
'EpiAiji; 22.
(?) 'EoTr£F£|J.t? E'p ... 79.
E'jiiiqXs; KuSpEou; 98, 1 2. — 5o.
Eüwxia 49.
E^ji-/j\i'.oi 12, 13.
EÜfpOffÜVTJ 97.
Faivi/o; »ZcFävou 88.
■^iva^iü) Aa(j.«Tp(su 'WavaJCwvu; 55.
-65.
Fava^iiüvo; 78.
F£X£lTOU; 89.
Fsuxü) IlsXuvicu 90.
Zsränu; (Gen.) 77.
•ZiFavsu 88.
ZwFsixsu? 84.
ZcdTixoO 43 g.
HpaxXfuv 97 (2).
'HpaxXfsu 43 c.
6ava2o>pou 84.
Qnuäb; 56.
Qnnlaw (Gen.) 56
Theopropis 46.
Beof iXiovoü 43 f.
00 J6ei^ isjii;? 1 1 .
'loiöf 'AfpoBicbu 95.
n. 'louX. AiiAfAiov 'AxiiXav 34.
r. 'lo6Xts; KopvoOroi; 32 a, b, c, d.
r. 'loiXiov KopvoÜTOv Bpuuviavov 35.
r. 'Io6X(o; n\i%7\M^ 45.
Mipxo; 'loüvto; OpivM^ 98, 1 3.
'louvta 21.
A. KatxeiXtaviv 20, 7.
KaXXifdvt) 21.
KaXXtxopico . . . Sa.
KaXxoüpvto? \6'i^zi 17.
M. KaXic. M. uts; £epße(X(aiv6< oder
£aßetvi3vs( 23,
Candido 46.
KaoTiop 105 (2).
KeJaiFi; Aa.. . 72.
KXEoxaTpa Atovo-j; 8 1 .
Kev2l*: 98, 21 f.
KijoTs; Zu^iicäTpsu 98, 8.
KtSpafjLÜob; 'AxeXXoü 98, 5.
KuSpa|xsüau 69.
*KXä|xsu 83.
KXouJiu 'AXe5iv8p«i) 2 1 .
KX. AxeXXfivsu 39, 4.
• Ttß. KXaüJiov 'ArsXXu)v(ou utsv Ku-
petva 'AzoX)^viov 'EXatßaßv 33, 5.
T. KX. 'Oroxaio; 103.
KX. nauXEivory 'ApTejAetsiav 39.
A. KX. npoxtvxtavb; WxäXXTvo^ 39, 8.
A.(?) KX. 'PoTetXis; Oüäpo« 39,6.
KoK^ptva IlsXXxjput; 77.
Ko:;ip:iva Fava;{(i>ys{ 78.
KopvoOxo; 32. 35.
Ko'jp. KaXXtx2p:;o. . . 52.
Ko'jpaot'b) A(|xviou Koupaoiuvu^ 64.
T. Kpe.-xtp-f,ioi «^pivTwv 9, 8.
Kuala; 'Af poSs:ai9u 98, 9. —21.
Küäpj;; 'AXe^iuvs; 98, 14.
Ku8p5|xsXi; ZcFiiii'j; 77.
AasSixr; 95.
AeuvtSa; 'AOtuCFu^ 70.
r. Atxiwi'ou <I>Xi|i|*a 6, 3 und 4.
At|JLviou 64.
AoXXtav6v 107.
Aiv^o; 17.
*Kt<rf2ai- 100.
Mäve;; MjrvtTsu; 83. Movetrj; 71.
igo —
MavEi; AajjixTpiou 86. (Vgl. 54, i . i o.)
Mivei; »KXäiAou 83.
Map'.ii) M£Y*''^-'™? 7^-
Msa; '^^x7a5(ü)v•Jl; 65.
MeatXtva MeXivatu; 92.
MsaX'.va »MipSou 93.
Mv^!xy.\i3. Mk^rAXioDi; ipüjEi 'AitoX-
Xwvio'j Tp!<; M£Y*"/.X£Sj; 58. 59, 6.
60,27. 61,7.
MeYätXX"^; tp;; 100, 57.
MsYät^'S'? 'ApTin'.Söpj 0i|ji.iaxu 56.
MeY^t^äiTu; 75.
MeXa? Aa|jiaTp((i)'j ITe. . pTsu; 87.
MeXäiou; (Gen.) «PspSwiou 87.
MsXxviTu; (Gen.) 92.
Mevv=ou 98, 17.
Mrjviäwpav MeYaxXeou; 58, 6. 59.
60,9.
Mir;Tpo?(i)pa 104.
MöoejTS? 1 7 d.
MoXs ... S. I 33.
*M6p5ou 93.
Mojy.i'wv BäXou 98, 10.
Mou(i.|xta 'Isuvia 2 1 .
MouniJ.ia KaXXcYsvr, 21.
Moup-fAto) 'Poüsu) 2 1 .
MsupiJizxa) ZwFsiTSu; 84.
Müxwvs; (Gen.) i5, 1.
Nety-ävopo; 95.
»NE|;.$ci?Y;? 24.
Nix.'!cu 43 a.
'Opoipaxipau 66.
r. 'OiTetXic; 'Ep[A^; 22.
'Ora/.Oao; 103.
Oüapsia EÜTjyi'a 4g.
r. O'jäps; riiXa* 49. — 39, 6.
OüXz. 'ApteixstJia; 39, 5
*OüoXou3otY;vi; 47.
*0üp£tä2a 52.
Oups; 'AippsSctawu 98, 16. — 98, 19.
'0(J(avevEt; öavaBupou 84.
A. naxxwvis? 20.
A. Daxäivi; 1 8.
Ilctwa; KsSatFiou 80.
üouXeTvav 39.
Us. . . pTiu; (Gen.) 87.
risXXaüp'jts (Gen.) 77.
IIsXwviou 90. 91.
üsXwpaj (Gen.) 68.
»IliXa 49.
nxctvxto^ 53.
nXtxajAO? 45.
Ilspoixa 2£iiji.ou 94.
»Upivvistj; 98, 13. 22.
ripÖÄ^sO; TstfAaYSvsu; 16.
np5mvx,tavi; 39, 8.
'PoTSiXto; 39, 6.
'Poufi'va 19.
'Pousov 6. 21. 98, 4 und 7.
^ei'jxou 94.
SspßiiXiavÖ!; (Saß — ?) 23.
Aeuxio? SEixvioi; 'Pou^o; 1 8, 4.
Sergia Theopropis 46.
P. Sergio Candido 46.
SöXwv SöXwvoi; 98, i5.
Staoiav Bs/.iav 29 (5).
Sxeipavo'j Spou'fj'apiou 14, 2.
SToafcsXi? BäXou 98,.6. -98, 17.
»Sy^oxä^ 27.
Swsnraxpsu 98, 8. 99.
2ü)C!7c6Xeiü; 98, 17.
TeiiAa^evou? 16.
Tito? Fäuto? 'Pcü^o; 98, 7.
Tpox.3vSou 36, 7.
'X-^üa MÜAuvo; i 5.
*l>Ti?£a; 'ApTc[i,ä 98, 15. - 98, 5
und 16.
<I>tX(a; KuBpatiouau 69.
»<^tXo6ia 103.
T. OXaßto; MoSeaio; 1 7 d.
<l>Xä[ji|Aa 7 1 .
<I>opB'.cia Fr-^eiTO'J? 89.
<t>op5i3i(; 'AsopBicb 73.
<I>opBio(ou 87. 90.
4>p5VT())V 9, 8.
♦«l'wy.ä; 13, 4.
Xpustö 36, 8.
Orte und Bewohner.
'ATtaXacEwv 14.
'Apaßtov 13, 10.
"EOvsu; ApsjA ... 9.
Kupei'va (Trib.) 33.
Msr^ixkoTzu/^enw) (suXi^) 107.
MeaXeiTiBwv (suXr,) Sg, 20. (Vgl.
54,5. 9. 10. 21. 23.)
Ilepvaiuv, iq lepa xai Xa|/rpa xal ev-
So;c? 5' Vcwxopci; ü. xöXi? 10. t]
ßauXr; xat 6 B^jao; t^; t. xal X. xal
I. xal V. n. xsXeo); 34. 5 Bijf/s;
0 n. 29, 10. 30. n. TT) ß. xal TW
B-<5(A«i) 2g, 1 8.
Pw^aiiov 13,9.
•Pü)[xy; 33, II. TuixrjV 33, i5. «-
53,4-
SsXuuio? 54, 1.3.
SfAupviri; 44.
. ap . . . attoi; 54, 2.
Gemeinwesen.
cTciwv 8, 4. xEvTaer/jpixoi 1 8. —
ZsßaoTüv 33, 13. Tiiv lAS^aXwv
«Oüapetuv (KawopeJwv ?) oYwvtüv
35.6.
äysOXa 54, 24.
dYwvsOeTT^aavTa 33, 13. — Ost^jv 35,
5. 98, 4.
äBp'.sva s. Hesychius s. v. aBpt.
äv^elov 5o, 6.
ävBptävTa 58,2 2. 59, 19. 61, 10.
äTceXeuOsps!; 18, 3. 23, 3. 58, 11.
59, 18. 60,25. 61,6.
äp-ppoxöxou 43 a, b.
ip-fJpOTat 54, 16. 18.
äptirceiti) 29, 6.
äpX'.spea 4 f. 33, 3. — paoäjjigvov Tpt{
xal i'[ij>'ioOiz. 33, 12. apjffispewv
(Ehepaar) 39, 5.
äpx'.epetav 60, 2.
äpxiepwGivr; 60, 16.
ßaffiXewv I 3, 2.
ßsyXeuri; 58, 8. 59, 1 2. 60, 1 9. 6 1 , i .
ßouXeuTTQptov 33, 27.
ßouXvj 4, 3. 29, 18. 34. 58. 60.
Yspatoi 8, 2. -(ipMÜi 58, 9. 59, I 3.
60, 21. 61,2.
Y£psuoia 38.
•{[HJM(x<:iapyr,Gixr\:ot 8, i. 29, 17. -(\j-
(jivaaiapys; 29, 24. 58, 5. — eXaioa
ÖEoei 59, 1.4. 60,8. 12.
YJ(Avaatap-/ia 59,9. 12. 60, 15. 19.
Yutivacjtju 29, 2 5.
BexaicpwTS'j 59,4. 60, 14.
8£xasp(i)T(a 60, 10.
8iji;.toupYV(<javTa 10 1.
8r)[ji.to'jpY£5o<; 58,7. 59, lof. 60, i5.
17. aiwviov - 61,9.
BvjiJito'jpYbv (t3 7:i[J.vzvi) 33 — 58, 4.
59, I. 3. 60, 7. 12. 98, 16 ff. Sa-
[iMpr-i 64.
B^lJio;i,4. 4,3. 29, 10. 14. 21. Bi.
30. 8iriiJ.w 33,18. 34. 36,6. 57.
58. *6o. 62.
$ior/oi).f,q 58, 8.
Bixaoxips«; 54, 11. 16. 17. ig.
8pouYY«P'o; 14, 2.
Souxr,vap'.ov TcpetixtzetXäpiov 107.
lusTai 54, 7. g.
*jixova [AapiAapsTjv 44. - xaXv.ri 29,
7 und 12.
eua,c, 7;pa)Tr,; AapSivwv 9, 4. — 'Iic-
Tziwt a xoXwvüv 39, 7.
— igi —
iy.Xr,<3'.a(3Xfj 58, 9. 59, 14. 60, 22.
61, 3.
iXaiou Oecet 59, 2.4.
erap/sv g. 39, 7.
iTSp'/O; TS-/VStT(i)V 62 (2). 5. 6. - SV
'l'wnv; 33. n-
exixpcKiüv 50,7V 107.
STÜvuncv ä;x^"' 'oi.
laTioeaet; ■!:av5v5nsu; 33, 24.
E^TJßwv y.al v^<i)v 29, 26.
u5'.x.6zo)-tc 54, 3. 14. 17.
lÖYeiiiva 34, 9.
♦i^pwsliv 23.
hpä apYÜpea Tpta 58, 16. 54, i.
lepdv äy.peXefävT'.vov eriypussv 58, 1 7.
ispeiav 39, I. 3 (5ti ßiiu). 60,4.
Upsui; (Stäßiou) 6,6. 33, 1.4. 35,3.
57-
Upwoüvat? 60, 1 6.
xsvoxäftov 18. 20, 25. xsvcTst^t« 49.
52. 53. 104.
xsXojveiai; 48.
xsXuvüv 39.
xip.-r;; 1 1 .
xpi,u.aciv 50, 7.
y-TtOTTjV 60, 12. 107. XTl'cTtS (VoC.)
108, 7. 12.
XT(0Tpi«V 60, 7.
XeY'.o)vo(; ts' 'ATCoXXivapia; T. — ß'
Tpaimf,i 39, 8.
IJiväi; 64.
HumefpotfOi; toö xpirsu; (poet.) 12,
'3-
vasv 58, 18. vt;c'j 108,6.
v^S! 8. 9. «29, 26.
vswxfps; 5' (Perge) 10, 4. 34, 3.
(Perge).
cütv5txTap(ot; 59, 17. 60,25. 61,5.
i:«T!s5 8, 2. 9, 1.
TiXai; 56.
sapep^fo!? Toi; xep; tt,v ßäoiv 58, 19.
Kap5(x5!i; 58, 12. 59, 18.
xatpiJt 5? S. 157. 60, 27. 61, 8.
•KEp'ißoXo? 20, 2.
irXivOsi« 58,2 1.
xoXeiTYj 58, IG. 59, 16. «ör.s.
xsXi; IG, 4. 13, 5. 7. 29, 13. 33,
9. 25. 39, 2. 41. 54, 4. »II. 24.
xpisßeücavr« (Tpi;) Jupeöv et? P(i(xr,v
33. '4-
xpostä-njv 10, 5.
xpoxpi^os!!; 33,21.
xpuTaveTtai 98, 2.
xüpFo d. i. xüpYSv 64.
oeiToSefa'.; 33, 20.
ffsiTou [xsBfsji; X. t. X. 60, 20. 22. 23.
6i,iff.
cofbi; IIpsxovvr,oo(a 20.
oxaripiia; 54, 17. 24.
OTTci'pa? BpeTTavvixr,? g, 2.
(jxovScsöps; q8, 21.
tcTi(iXr,v io5.
«Tor/ «33, 18. 58,21.
ffTp3iT»;if;;, •/.«rci i;sXtv 29, 1 3.
arpaTHiT»;; 53.
5-jvxXr,T>.xsy Y*"""» 9i 6.
xifev 103.
T;|AaT; 29, 16. xiiai; - 57.
«i/e; BeJTSpsv (Attaleia) 12,8. 1 3, 6.
Tpacxel[ar< op-ppeev 58, 2g.
tpofi; xaiJwv 58, 13. 59,7. 60, 28.
61,8.
u'tjv xsXeto; 33, 9. 6, 4?
ftnud 19.
»uX^ 42. 59,20. 107.
■/eiX(apy_ov 9.
Xp^tif oTs^xvfa) 29, 5. 12.
Sprachliches.
iioptTi 33, 15.
e?a?s(0 56.
evstxii^ojxa'. 20, 5.
xuptou 13,8.
etxouii^vY;; 4, 3. 38.
xoYTäXTjvs; 12,3.
xavoväOwv 13,3.
outJEsOo) 63.
f(Acxa(aapa 33,8.
ftXdxaTpiv 33,9. 48. 107.
fiXcxsXiv 40.
ftXsxptiTtsi; 1 2, 7. S. 8. * 1 3, 5.
il^fifo; ^ xpäti? 63.
Verzeichniss der Abbildungen.
I. Kupfertafeln ausser dem Texte.
I. Adalia, Ansicht.
II. „ Einfahrt in den Hafen.
III. „ gegen Süden gesehen.
IV. „ die Werfte.
V. „ das Thor des Hadrian.
VI. n Aufriss, Querschnitt und Grundriss vom Thore des Hadrian.
VII. „ Gebälk vom Thore des Hadrian.
VIII. „ Pfeilergesimse und Cassetten vom Thore des Hadrian.
IX. „ Festungsthurm, Aufriss, Querschnitt und Grundriss.
X. „ Moschee Dschumanün Dschämisi (Christliche Basilika).
XI. „ Einzelheiten von der Moschee Dschumanün Dschämisi.
XII. „ Thor einer Medresse.
XIII. Perge, Ansicht des Theaters und der Akropolis.
XIV. „ Plan des Theaters.
XV. Sillyon, antikes Gebälk.
XVI. Aspendos, Ansicht der Akropolis.
XVII. „ Ruine der Basilika.
XVIII. „ Aufriss und Grundriss des Nympheums.
XIX. „ Aufriss und Grundriss des Nympheums (theilweise restaurirt).
XX. „ das Theater von der Akropolis aus gesehen.
XXI. „ Plan des Theaters.
XXII. „ Theater, Aufriss und Grundriss des Bühnenhauses.
XXIII. „ Bühnenhaus.
XXIV. „ Schnitte durch das Theater mit Ansicht der Bühnenvvand.
XXV. „ Aufriss der Bühnenwand im gegenwärtigen Zustande.
XXVI. „ Gebälk an der Bühnenwand.
XXVII. „ Ansicht der Bühnenwand, ergänzt.
XXVIII. „ Ansicht der Brücke über den Eurymedon.
XXIX. Side, Plan des Theaters.
XXX. „ Aufriss und Grundriss des Nympheums.
XXXI. „ Nische am Nympheum.
— «93
II. Abbildungen im Texte.
Adalia, Seeaussicht mit antikem Thurme. Seite I.
Portal des Indjir Chan. „ XVIII.
Fig. 'i. Ausblick von Perge gegen Siliyon.
„ 2. Sarkophag aus Olbia (?).
„ 3. Stadtmauer von Adalia.
„ 4. Plan der Befestigung von Adalia.
„ 5. Mauerthurm von Adalia.
„ 6. Runder Festungsthurm.
„ 7. Relief: Eros, Phamos und Achill.
„ 8. Thor des Hadrian, theilweise wieder hergestellt.
„ 9. Säulenbasis vom Thore des Hadrian.
„ 10. Antencapitell.
„ II. Bogen vom Thore des Hadrian.
„ 12. Stylobat vom Obergeschosse des Hadrianthores.
„ 13. Quadern vom Thurme der Julia Sancta.
„ 14. Querschnitt durch den runden Festungsthurm.
„ I 5. Gesimsprofile zu Tafel IX.
„ 16. Verdachung von der inneren Eingangsthür der Moschee DschumanOn DschAmisi.
„ 17. Säulencapitell.
„ 1 8. Marmorpfeiler.
y, 19. Minaret.
„ 20. Portal einer Medresse (zu Tafel XII).
„ 21. Querschnitt zu Fig. 20.
„ 22. Wohnhaus aus dem XVIII. Jahrhundert.
„ 23. Grundrisse zweier Wohnhäuser.
„ 24. Holzconstruction aus Adalia.
„ 2 5. Wohnhaus eines griechischen Kaufmannes in Adalia.
Kopfleiste, Ornament vom Hadriansthore, Seite 33.
„ 26. Plan von Perge.
„ 27. Architravrelief.
„ 28. Thor und Thermen (?) von Perge.
„ 29. Längen- und Querschnitt des Canals in Perge.
„ 30. Grundriss der Palästra(?) des Comutus in Perge.
„ 31. Palästra des Cornutus in Perge.
„ 32. Südostecke der Palästra des Cornutus.
„ 33. Grab bei Perge.
„ 34. Zuschauerraum des Theaters in Perge.
„ 35. Profil der Sitzstufen.
„ 36. Querschnitt durch den Zuschauerraum.
„ 37. Das Bühnengebäude von Aussen.
„ 38. Saal im Bühnenhause.
„ 39. Gebälk an der Bühnenwand.
„ 40. Gewölbe unter den Sitzstufen des Stadion.
„ 41. Pfeilerbruchstück vom Eingange zum Stadion.
„ 42. Quadermauer in den Gewölben des Stadion.
„ 43. Thurm der Befestigung von Perge.
» 44* n n n n n
n 4-'" n B » ., .,
„ 46. Das ältere Hauptthor in Perge.
„ 47. Rundthürme am Hauptthore.
35
— 194 —
Fijr. 48. Rundthürme vom Hauptthore, wieder hergestellt.
„ 49. Stadtmauer von Perge,
„ 5o. Diana von Perge.
„ 5l. Planskizze von Sillyon.
„ 52. Akropolis Sillyon.
„ 53. Sillyon, Thurm der untern Befestigung.
„ 54. „ unterirdisches Quellhaus.
„ 55. Gebäudegruppe am Südrande des Burgfelsens von Sillyon.
„ 56. Querschnitt durch die Mauer des Tempels.
„ 57. Stufen des Tempels.
„ 58. Querschnitt eines Thürpfostens.
„ 59. Thürumrahmung.
„ 60. Hellenistische Gebäude auf der Burg von Sillyon.
„ 61. Quaderfuge in Naturgrösse.
„ 62. Fensterverdachung.
„ 63. Fenstersohlbank.
„ 64. Säulencapitell und Gesims.
„ 65. Kämpfergesims.
„ 66. Dorische Säulenhalle.
„ 67. Gebäude oberhalb des Stadion.
„ 68. Nympheum und Basilika am Forum zu .^spendos.
„ 69. Aspendos, grosse Thermen (?).
„ 70. „ kleine Thermen.
„ 71. Weibliches Standbild.
„ 72. Männliches Standbild.
„ 73. Felsgrab.
„ 74. Theater zu Aspendos.
„ 75. Querschnitt der Basilika.
„ 76. Plan der Basilika.
„ 77. Aspendos, Wand des Nympheums.
„ 78. Gebälk von der Wand des Nympheums.
„ 79. Bruchstücke vom Gesims der oberen Ordnung am Nympheum.
„ 80. Sockelgesims.
„ 81. Sitzbank im Theater.
„ 82. Theil der oberen Rangordnung im Zuschauerräume des Theaters.
„ 83. Bogengang im Zuschauerräume.
„ 84. Sitzstufen und .Sockel nächst der Orchestra.
„ 85. Mittlerer Theil der Bühnenwand.
„ 86. Gebälk der unteren Ordnung an der Bühnenwand.
„ 87. Gebälk der oberen Ordnung an der Bühnenwand.
„ 88. Säulenbasis der oberen Ordnung.
„ 8g. Hauptgiebel und Bruchstück vom Gebälk der unteren Ordnung.
„ 90. Nischenverdachung von der Bühnenwand.
„ 91. Theil der Paraskenienwand und Gebälk der oberen Ordnung.
„ 92. Querschnitt durch den oberen Theil des Bühnengebäudes.
„ 93. Grundriss des Bühnenhauses in der Dachhöhe.
„ 94. Suterasi.
„ 95. Die Wasserleitung zu Aspendos von der Akropolis aus gesehen.
„ 96. Wasserleitung zu Aspendos.
„ 97. „ „ „ Aufriss und Grundriss des südlichen hydraulischen Thurmes.
„ 98. Wasserleitungsrohr.
„ 99. Strand bei Side.
„ 100. Zeichen des Thierkreises.
„ 101 — 104. Reliefs vom Nympheum zu Side.
— '95 —
Fig. io5. Von der Ruine des Nympheum.
„ 106. Zuschauerraum des Theaters zu Side.
„ 107. Schnitte durch den Zuschauerraum des Theaters.
„ 108. Profil der Sitzstufen.
„ 109. Aeusserer Bogengang im Theater zu Side.
„ I 10. Pfeiler im Bogengänge.
„ III. Exhedra am nördlichen Ende des Bühnenhauses.
„ 112. Gebälk vom Nympheum.
Schlussvignette, Seite i52.
Karte von Pamphylien.
Uebersichtskarte des südwestlichen Klcinusien.
Plan von Aspendos, vor Seite 85.
Plan von Side, vor Seite 125.
S6»
Druck von ADOLF HOLZHAUSEN in Wien.
K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS BUCHDRUCKER.
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ADALIA DAS THOR DES HADRIAN
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Druck der Ce.iellschaft für vervieiniltigende Kunst.
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NA Lanckoronski-Brzezie, Karl
250 Städte Pamphyliens und
L3 Pisidiens
1890a
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